13.
„Jedes Lächeln hat eine Bedeutung, jede Träne einen Grund."
Julie PoV:
In dieser Nacht machte ich kaum ein Auge zu. Erst gegen 4 Uhr konnte ich mich endlich ins Bett legen, aber an schlaf war überhaupt nicht zu denken. Mir liefen immernoch die Tränen wegen vorhin. Es waren einfach so viele schöne Geschichten, die mir zu Herzen gingen. Und als ich dann auch noch alle einzelln verabschiedet hatte, war ich endgültig am Ende.
Meine Mam hätte sich am liebsten zu mir ins Bett gelegt, aber dann hätten wir beide wohl nie wieder aufhören können zu weinen. Also hatte Dad sie mit sich in ihr Schlafzimmer gezogen. Auch Nina ging nur äußerst wiederwillig mit meinem Bruder.
Und jetzt lag ich hier, mit geröteten Augen und haufenweise Taschentücher um mich herum. Ich fragte mich langsam, wie lange es überhaupt möglich war zu weinen, bis einem endlich mal die Tränen ausgingen. Aber bis jetzt hatte ich diese Grenze noch nicht erreicht.
Irgendwann musste ich wohl doch noch eingeschlafen sein. Nun rüttelte irgendjemand etwas unsanft an meiner Schulter und versuchte mich zu wecken. Da ich aber total erschöpft war, drehte ich mich einfach auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen.
Aber diese Person ließ einfach nicht locker. Er oder Sie setze sich auf meinen Bettrand und rüttelte weiterhin stur an meiner Schulter. Ich grummelte unzufrieden, aber selbst das ignorierte diese Person geflissentlich.
Also erbahmte ich mich schließlich doch dazu mich aufzusetzen. Meine Augen taten sich etwas schwer mit dem grellen Licht, aber nach einer Weile gewöhnten sie sich daran. Also konnte ich nun mein Gegenüber auch endlich mal identifizieren.
„Was zur Hölle willst du denn jetzt schon wieder? Falls du es nicht bemerkt haben solltest, ich schlafe noch!", knurrte ich sofort los, mit einem mal hellwach. Meine Laune war auch gleich auf den absoluten Nullpunkt abgestürtzt.
„Dir auch einen guten Morgen, meine kleine Mate.", begann er lächelnd und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich wohl aus meinem Zopf gelöst haben muss. Als ich realisierte, was er da tat, stieß ich seine Hand weg von meinem Gesicht.
„Ich wollte eigentlich nur schonmal deine Sachen holen und sie ins Auto schaffen. Aber ich konnte ja nicht wissen, dass du noch schläfst.", fuhr er mit seiner Erklärung fort.
„Es ist noch früh am Morgen, natürlich schlafe ich da noch!", grummelte ich wütend und legte mich wieder hin. Die Decke zog ich mir wieder bis zum Kinn, ließ aber meinen einen Arm über der Decke, um mich im Notfall gegen Mason verteigen zu können.
„Früh am Morgen? Es ist fast 15 Uhr.", grinste Mason. Als ich das hörte setzte ich mich sofort auf und sah zur Uhr. Es war tatsächlich schon Nachmittag. Ich hatte die hälfte meines letzten Tagen Zuhause einfach verschalfen. Das konnte doch nicht wahr sein!
Schnell krabbelte ich aus dem Bett und schnappte mir meine Sachen, um mich umzuziehen, aber dazu musste ich erstmal noch Mason loswerden.
„Würdest du dann mal wieder gehen?", fragte ich genervt von seiner Anwesenheit und zu meinem erstaunen stand Mason wirklich auf. Er ließ zwar nochmal kurz seinen Blick über meinen Körper wandern, aber dann nahm er sich einfach kommentarlos die erste Ladung meiner Sachen.
„Warte mal, von welchem Auto hast du überhaupt gesprochen? Ihr seid doch soweit ich weiß zu Fuß hergekommen.", kam es nun iritert von mir. Mason drehte sich nochmal zu mir um und grinste schon wieder breit.
„Als du, Dornröschen, geschlafen hast, habe ich mit meinen Jungs die Autos hergehollt. Sonst würden wir ja deine Sachen nicht wegbekommen. Und laufen lassen möchte ich dich außerdem auch nicht.", erklärte er und verließ schließlich mein Zimmer. Hatte er gerade ernsthaft gesagt, dass er mich nicht so weit laufen lassen wollte? Das musste ich mir doch eingebildet haben! Der Idiot hatte sicherlich nicht wegen mir diese Autos geholt. So zuvorkommend war er nicht!
Ich verwarf diese Gedanken schnell und zog mich einfach um, bevor ich nach unten in die Küche ging. Meine Mam stand wie gewohnt am Herd und kochte wahrscheinlich schon das Abendessen. Dabei hatte sie ausnahmsweise mal nicht meine Hilfe, sondern die von Nina.
„Ah, sieh mal einer an wer da auch endlich mal erwacht ist.", kam es staunend von Mam, als sie mich bemerkte. Ich lächelte bloß entschuldigend und setzte mich auf einen der Barhocker. Nina war so nett und stellte mir einen Teller mit Waffeln und Sirup vor die Nase.
„Danke", murmelte ich immernoch etwas müde und fing an zu essen. Derweil beobachtete ich die beiden Frauen beim Kochen und lauschte den gewohnten Gesprächen. Sonst fand ich es immer etwas nervend, wenn die beiden über Koch- und Haushaltstipps, oder anderen Frauenkram quatschten. Aber heute war es anders. Ich würde in wenigen Stunden gehen, da gefiel es mir noch etwas von meinem normalen Leben vor Augen zu haben.
Meine letzten Stunden vergingen wie im flug. Die letzte von diesen verbrachte ich mit meinen Eltern, Mike, Nina und Madlen in unserem Wohnzimmer. Wir redete viel, schertzten und vor allem wurde viel gekuschelt und geknuddelt.
Als meine Gnadenfrist dann schließlich verstrichen war, erschien Mason mit seinem Beta Taylor in der Tür. Mit auffordernden Blicken in meine Richtung gaben sie mir zu verstehen, dass ich mich nun verabschieden musste. Und auch wenn sich alles in mir dagegen wehrte, na gut bis auf Snow, hielt ich mich an mein Wort mit Mason zu gehen.
Ich nahm jeden nochmal fest in den Arm, wobei ich gar nicht erst versuchte meine Tränen zu verbergen. Mein Herz zog sich immer mehr zusammen, und meiner Familie schien es da nicht anders zu ergehen.
Als letztes kam meine Mam an die Reihe. Sie flüsterte mir noch ein kleines:„Vergiss bitte nicht, dass wir die immer lieben werden und sehr stolz auf dich sind.", ins Ohr, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und gab mich dann frei.
Dad fuhr mir nochmal mit der Hand über die Wange, da griff jemand nach meinem Arm. Iritiert drehte ich mich herum und sah in Masons Augen, welche meine emotionslos fixierten. Ich nickte nur schwach und ließ mich dann von ihm nach draußen ziehen. Und irgendwie war ich froh, dass er mich zog, aleine hätte ich nie die Kraft aufbringen können diesen Raum zu verlassen.
„Ich liebe euch!", sagte ich noch ein letztes Mal, bevor ich aus der Tür verschwand.
Mit hängendem Kopf lief hinter Mason her, der immernoch mein Handgelenk umklammerte. Er führte mich direkt zu einem der drei Wagen, die anscheinend seit heute morgen in unserem Vorgarten parkten.
Kurz bevor wir vor den Autos zum stehen kamen, betrachtete ich die Wagen nochmal genauer. Ich bin zwar kein Profi in Sachen Autos, aber ich wusste, dass das vor meiner Nase Range Rover waren. Alle drei in matt Schwarz.
Überraschenderweise ganz der Gentelman hielt mir Mason die Tür auf. Ich murmelte ein leises 'Danke' und setzte mich dann auf den Beifahrersitz. Mason schloss daraufhin die Autotür, joggte um den Wagen und stieg auf der anderen Seite ein.
Er startete den Wagen, fuhr allerdings noch nicht los. Stattdessen sah er nochmal mit einem prüfenden Blick zu mir.
„Bereit, Julie?", fragte er und verwendete ausnahmsweise mal meinen richtigen Namen, statt irgendeinem Kosenamen. Seine Hand wanderte plötzlich zu meinem Gesicht und wischte eine letzte Träne von meiner Wange.
„Fahr lieber los, bevor ich es mir anders überlege.", murmelte ich nur mit trauriger Stimme. Er nickte kurz und drehte sich wieder nach vorn. Als der Wagen sich schließlich in Bewegung setzte, warf ich noch einen letzten Blick zurück auf mein altes Leben. Und schon kurz darauf war meine gesamte Vergangenheit verschwunden.
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