12.
Hallo ihr Lieben! Ich melde mich heute ausnahmsweise mal zu Wort, aber nur ganz kurz. Dieses Kapitel wird etwas emotionaler, also an all jene, die schnell mit den Tränen kämpfen, holt euch schonmal Taschentücher heraus.
„Familie ist wie ein Baum. Die Zweige mögen in unterschiedliche Richtungen wachsen, doch die Wurzeln halten alles zusammen."
Julie PoV:
Am Ende unsere Parte, was so gegen um 2 Uhr am Morgen war, ergriff meine Mam nochmal das Wort. Sie hatte dafür ein Mikrofon in der Hand und die Musik leiser gestellt, damit sie auch jeder hören konnte.
„Hey, bevor ihr gleich alle geht wollte ich noch was sagen. Das wird ja wohl für lange Zeit der letzte Abend mit unserem kleinen Teufel werden und da dachte ich mir, dass jeder der möchte nochmal was sagen könnte. Also mache ich jetzt mal den Anfang. ... Ich weiß gar nicht wie du so schnell erwachsen werden konntest, Julie. Ich hab das Gefühl als hätte ich dich gestern erst an deinen Vater überreicht, als du endlich auf die Welt kamst. Ich kann mich noch genau daran erinnern wie du deinen Vater mit strahlenden Augen das Gesicht getätschet hast und er dann vor Stolz in Tränen ausgebrochen ist. Genauso erinnere ich mich wie du immer deinen Bruder geärgert hast, wenn dir mal langweilig war. Oder als du dich das erste Mal verwandelt hast, und dann wegen der Schmerzen in meinen Armen lagst, bis du eingeschlafen bist. ... Ich wünschte ich könnte die Zeit nochmal zurück drehen und alles aufs neue erleben. Aber da das nunmal nicht möglich ist, kann ich jetzt, wo du gehst, nur noch eines machen. Ich kann dir sagen wie sehr ich dich liebe und dass du immer in meinem Herzen bleibst. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt und hoffe, dass du niemals dein wunderschönes Lächeln verlierst."
Die Worte meiner Mutter trieben mir die Tränen in die Augen. Und so war nicht nur meine Mam am heulen, sondern auch ich. Bevor sie allerdings zu mir kam und mich fest umarmte, überreichte sie das Mikrofon an meinen Dad.
„Julie, ich weiß dass ich nicht immer bei dir war. Ich habe mehr Zeit mit deinem Bruder verbracht und ihn zu einem Alpha ausgebildet. Aber dennoch hast du mich dafür nie verachtet, sondern mich immer mit einem glücklichen Lächeln begrüßt, wenn ich Abends nach Hause kam. Und wenn wir beide dann mal Zeit zu zweit verbrachten, hast du noch mehr gestrahlt. Du bist wirklich die beste Tochter die man sich wünschen kann." Mein Vater konnte noch nie wirklich mit Worten umgehen, weshalb er auch noch soo viel sagte, aber trotzdem war ich gerührt. Ich hatte immer gedacht er hätte es nicht wirklich bemerkt, dass er weniger Zeit mit mir verbrachte, als mit Mike.
Als nächstes bekam Mike das Mikro in die Hände. Er kratzte sich verlegen im Nacken und began dann ebenfalls mit seiner kleinen Rede, während sich Dad zu mir und Mam setzte. Mam hatte immernoch einen Arm um meine Schulter gelegt, während mein Kopf auf ihrer Schulter ruhte. Taschentücher hatten wir mittlerweile auch schon in der Hand.
„Wisst ihr, als ich vier war und plötzlich erfahren habe, dass ich eine Schwester bekommen würde, da hab ich mich geweigert dies zu akzeptieren. Ich wollte weiter ein Einzelkind bleiben, weil mir da schon bewusst war, dass meine kleine Schwester ein Teufel werden würde. Und ich hatte recht. Mit nichtmal zwei Jahren hat sie angefangen mir Streiche zu spielen und mir auf die Nerven zu gehe. Und sie wurde von Jahr zu Jahr besser darin, und vor allem kreativer. Ihre besten Ideen waren unter anderem Mausefallen in meinem Zimmer zu verteilen, während ich schlief. Glaubt mir, diese Dinger tun höllisch weh. Ein Klassiker von ihr ist das bemalen mit Edding. Ich glaube das habt ihr alle schon mitbekommen, so oft wie sie das unbemerkt bei mir gemacht hat. ... Aber trotz all dieser Dinge ist sie meine kleine Schwester, die ich über alles liebe. Sie ist tollpatschig und unvorsichtig, schon von klein auf, weshalb ich immer das Bedürfniss hatte sie zu beschützen. Dazu kommt noch, dass sie sich mehr als einmal für das Wohl des Rudels geopfert hat, und das ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. ... Schwesterherz, ich werde dich so vermissen." endete er nun. Am Anfang seiner Rede lachten alle, was die Stimmung etwas aufheiterte, aber zum Ende hin wurden wieder alle trauriger.
Nun kam Nina an die Reihe:„Immer wenn ich daran zurück denke, wie ich Julie kennen gelernt habe, dann muss ich anfangen zu lachen. Es war zu unserem Schulanfang. Wir beide landeten in einer Klasse und saßen gerade zum ersten mal in unserem Klassenzimmer. Da ich niemanden kannte und sie ebensowenig, setzten wir uns nebeneinander. Die erste Schulwoche redeten wir nicht groß miteinander, da wir beide einfach zu schüchtern waren. Aber als mich dann einer der Jungs in unserer Klasse immer wieder aufzog und mir irgendwann einfach eine Strähne meiner Haare abschnitt, hatte sie sich schützend vor mich gestellt und ihm die Meinung gegeigt. Den Jungen hatte es damals nicht wirklich interessiert, weshalb er sie einfach zur Seite stieß und auch ihr eine Strähne abschnitt. Ich weiß nicht mehr genau, welche von uns beiden sich als erstes auf den Idioten gestürtzt hatte, aber das ist auch egal. Wir beide haben dem Jungen gezeigt, dass er sich lieber nicht mit uns anlegen sollte. Und es hatte funktioniert, er hatte ab da an Angst vor uns beiden. Und Julie und ich waren ab da an unzertennlich. Wir sind durch dick und dünn gegangen. Und selbst als sich herausstellte, dass ich die Mate ihres Bruders war, haben wir das durchgestanden. ... Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll, Julie. Du bist meine beste Freundin und nun verschwindest du einfach." Nina konnte nicht weiter reden, da nun auch sie in Tränen ausbrach. Noch bevor mein Bruder überhaupt ans Aufstehen denken konnte, war ich schon auf Nina zugerannt und fiel ihr um den Hals.
Heulend lagen wir uns in den Armen. Als ich ihr ein Taschentuch abgab, musste sie allerdings schmuntzeln, was dann auch mich wieder zum lächeln brachte. Gemeinsam setzten wir uns wieder hin, wobei mein Vater ihr platz machen musste, da Mam auf meiner anderen Seite sitzen wollte.
Ich sah nun wieder nach vorn und erkannte Madlen, die gerade das Mikrofon vom Boden aufhieb, da es Nina vorhin fallen gelassen hatte, als ich sie angesprungen hatte.
„Wir alle haben doch unsere eigenen kleinen Geschichten mit Julie. Manche sind lustig, andere würden uns jetzt zu Tränen rühren, wenn wir daran denken, dass sie in ein anderes Rudel geht. Aber eines bleib immer gleich, Julie hat sich durch diese für immer einen Platz in unseren Herzen erkämpft. Sie ist für jeden hier wie eine Tochter oder Schwester, die wir nicht verlieren wollen. Aber sie ist auch ein kleiner Vogel, der immer nach der Freiheit strebt. Und deshalb müssen wir sie auch gehen lassen und ihr die Möglichkeit geben ihr Glück außerhalb unseres Rudels zu finden. Und auch wenn es mir das Herz bricht sie einfach ziehen zu lassen, weiß ich, dass sie wieder kommen wird. Sie wird immer nach Hause zurück kommen, so wie es die kleinen Vögel im Sommer auch immer tun."
Auch wenn Madlen als erste keine Geschichte über mich erzählte, bewegte es doch alle Herzen in unserer Runde. Vereinzelt bemerkte ich ein zustimmendes Nicken von anderen Rudel-Mitgliedern, andere murmelten ein leises 'genau'.
Es kamen noch viele andere zu Wort, sodass wir mindestens noch eine Stunde einfach nur da saßen und uns die Geschichten anhörten. Mein Herz schmerzte mit jeder ein Stück mehr. Und es kam mir immer schwerer vor von hier weg gehen zu müssen.
Zum Schluss schnappte ich mir auch noch mal das Mikrofon. Ich brauchte zwar einen Moment, um durchzuatmen und meine Tränen wegzuwischen, aber ich wollte mich unbeding noch für alles bedanken. Und eine andere Möglichkeit würde ich nicht bekommen.
„Ich hätte nie gedacht, dass dieser Moment mal kommen würde. Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses Rudel jemals verlassen würde. Der Gedank ist bis jetzt noch nicht so richtig in meinen Kopf vorgedrungen, da ich einfach nicht von hier weg möchte. Ich will am liebsten für immer hier bei euch, meine Familie, bleiben. Ich möchte immer neue Geschichten mit euch erleben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen ohne euch zu leben. Seit ich klein war liebte ich dieses Rudel und seine Mitglieder. Mit euch wurde es nie langweilig und ich konnte mich auch immer auf euch verlassen. Und jetzt ... jetzt soll ich in ein fremdes Rudel. Ich hab mich zwar mit aller Kraft dagegen gesträupt, aber es hat kein Sinn mein Schicksal zwanghaft ändern zu wollen. ... Aber auch wenn ich gehe, werde ich euch niemals vergessen. Ihr werdet für immer in meinem Herzen bleiben. Und ich kann es kaum erwarten wieder zurück zu kommen und euch allen um den Hals zu fallen. ... Ich liebe euch wirklich über alles.", schluchtze ich unter Tränen. Noch nie in meinem Leben fiel mir etwas so schwer. Ich wollte hier nicht weg, ich war einfach noch nicht soweit alle Verbindungen zu meinem alten Leben zu kappen und einfach mit Mason zu gehen. Aber ich hatte keine andere Wahl.
Ich hoffte nur, dass ich es später nicht bereuen würde Mason nun doch begleitet zu haben.
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