Prolog
Augusta Knox war noch nie gut gewesen.
Von ihrem impulsiven Handeln, ihren fragwürdigen Freundschaften, ihrem selbstgerechten Charakter und ihrem Interesse für die schwarze Magie waren die meisten Lehrer und Schüler ihr zurecht argwöhnisch entgegengetreten.
Sie starb ein Jahr nach ihrem Schulabschluss. Was sie schlussendlich getötet hatte, wurde nie bekannt, aber da gab es mehr als genug Möglichkeiten. Sie war talentiert gewesen, das war außer Frage, aber talentiert genug, um gegen den Tod anzukommen, das bezweifelte Minerva dann schon. Und doch konnte sie vom Fenster ihres Büros aus Augusta Knox das Schulgelände verlassen sehen. Auch wenn es 16 Jahre her war, seitdem sie ihren Abschluss gemacht hatte, die Professorin vergaß nie das Gesicht einer ihrer Schüler.
Minerva runzelte die Stirn, es konnte kein Zufall sein, dass jemand wie Miss Knox genau jetzt von den Toten zurückkehrte, denn sie war in diesen Tagen leider nicht die Einzige.
Ihr Blick schweifte vom Fenster auf den Tagespropheten vor ihr.
Ist Harry Potter wahnsinnig geworden? Lautete die fette Überschrift und darunter war ein Bild des verzweifelten Jungen mit der blitzförmigen Narbe zu sehen, wie er auf dem Rasen des Quidditchfeldes stand, während um ihn herum Lehrer, Ministeriumsangestellte und Eltern zugleich drängten. Der Text berichtete über den tragischen und ungeklärten Tod von Cedric Diggory während der letzten Aufgabe des trimagischen Turniers. Harry Potter soll davon so verstört sein, dass er die Schuld dem, dessen Namen nicht genannt wird, zuschob und sogar so weit ging und behauptete, er sei zurück, hieß es im Artikel.
Die Zeitung war auch nicht mehr, was sie mal war.
Normalerweise würde Minerva die frühen Sommertage damit verbringen, die ersten Prüfungen zu korrigieren, doch auf ihrem Schreibtisch waren keine vollgeschriebenen Pergamente, die Prüfungen hatten nicht stattgefunden, zu viel war passiert.
Mit nichts zu tun, beschloss sie, den Schulleiter zu besuchen. In wenigen Tagen würde dieses grausige Schuljahr enden und die Schüler nach Hause in eine ungewisse Zukunft geschickt werden. Es war das erste Mal seit langem, dass Minerva nicht wusste, was nun kam.
Als sie in Albus Büro trat, stand der alte Zauberer, mit dem Rücken zu ihr und seinem Phönix zugewandt, der auf seine Stange saß. Auf seinem Schreibtisch türmten sich seit dem Ende des trimagischen Turniers die Briefe, doch auf diesen lag nun noch etwas anderes.
"Ich dachte, ich kenne alle Geister in Hogwarts", sagte Minerva, als sie an das Pult trat und das Buch auf dem Tisch musterte. Es war das Tagebuch von Tom Riddle, das Harry Potter in seinem zweiten Jahr mit einem Basiliskenzahn zerstört hatte um, die kleine Ginny Weasley zu retten. "Was wollte sie?", fragte Minerva, sie musste ihren Namen nicht aussprechen, Albus wusste, von wem sie sprach.
"Antworten", sagte der alte Zauberer und strich liebevoll über die roten Federn des Vogels. Er hatte seinen besten Lebensabschnitt schon hinter sich und würde bald in einem Feuer zu Asche verbrennen um erneut geboren werden.
Gereizt griff Minerva nach dem Tagebuch. Sie hasste es, wenn Albus ihr nichts erzählte. "Und ich nehme an, du hast sie ihr gegeben?"
Endlich drehte sich der Schulleiter um. Seine blauen Augen hatten nicht ihren sonstigen Schimmer, sondern waren matt. Er wirkte müde und plötzlich um einiges älter als auch schon. Es wurde immer gesagt, Albus Dumbledore sei die einzige Person, vor der Voldemort Angst hatte, aber die Zeit war auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen und es besorgte Minerva.
"Sie wollte wissen, ob er wirklich zurück ist", sagte er sanft und setzte sich auf seinen Stuhl. "Und wenn man die Schlagzeilen der letzten Tage liest, können wir jede Person gebrauchen, die uns glaubt."
"Was denkst du, was sind ihre Motive, Albus?", fragte die Hexe besorgt und ließ sich ebenfalls auf einen Stuhl sinken. Das Ministerium schien darauf erpicht, alles hinunter zuspielen. "Sie war eine Slytherin, immer interessiert an den dunklen Künsten und befreundet mit Todessern. Tot geglaubt für 15 Jahre und nun taucht sie hier auf? Letztes Jahr war es der totgeglaubte Peter Pettigrew, dieses Jahr der totgeglaubte Bartemius Crouch Junior und jetzt sie? Wie viele Todesser kommen noch von den Toten zurück?"
Albus antwortete nicht sofort, sondern strich über seinen langen, weißen Bart. Er hatte plötzlich die Gebrechlichkeit eines alten Mannes. "Ich glaube nicht, dass sie eine Todesserin war, das passte nie zu ihr."
Minerva verzog keine Miene, aber sie erinnerte sich gut genug an den Unterricht. "Sie hatte immer etwas Probleme mit Autorität", gab sie zu. Etwas, das sich in den Reihen Voldemorts nicht guttat. "Glaubst du, er war hinter ihr her?", fügte sie leiser hinzu. Es würde passen, wieso sie ihren Tod vorgetäuscht hatte, noch bevor der Krieg entschieden war. Vielleicht erhoffte sie jetzt Schutz von Albus. "Sie war immer mit dem jüngeren Black zusammen und er verschwand spurlos über ein halbes Jahr zuvor. Denkst du, sie wussten etwas?"
"Ich denke, es ist gut, Miss Knox auf unserer Seite zu haben", sagte der Schulleiter und ließ seinen Blick über den Haufen an unbeantworteten Briefen schweifen. "Sie scheint einiges an Erfahrung mitzubringen, auch was die dunklen Künste anbelangt. Als ich ihr seine Rückkehr bestätigte, ist sie selbst auf die Horkruxe gekommen. Es gäbe nur eine begrenzte Anzahl an Wegen, unsterblich zu werden, hat sie gesagt." Sein Blick haftete sich auf Minerva und Tom Riddles Tagebuch, das immer noch vor ihr lag. "Aber die Anzahl hat sie dann doch geschockt." Er brachte sich zu einem kleinen Lächeln.
Die Professorin antwortete nicht. Erst vor ein paar Tagen hatte Albus ihr offenbart, was er schon seit Längerem vermutete. Der Grund, wieso Voldemort nie richtig gestorben war, als der Todesfluch zurückprallte.
Und jetzt, nach fast 14 Jahren des Friedens, war er zurück, ein Schüler tot und das Ministerium wehrte sich gegen die Wahrheit. Ein neuer Krieg stand vor der Tür und Minerva fürchtete um die Zukunft der magischen Gesellschaft.
Und damit startet die Geschichte, ich wünsche euch viel Spass beim Lesen.
Das erste Kapitel kommt morgen
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