Kapitel 18
Lächelnd strich ich über meine Kugel, welche immer mehr an Größe zunahm. Zwar war ich darüber froh, da ich wusste, dass es dem Baby so gut gehen musste, aber andererseits war ich einfach nur genervt. Keiner meiner Kleidungsstücke passte mehr und die ersten größeren Beschwerden trafen ein. Und vor allem zwei, welche ich am schlimmsten fand. Die Morgenübelkeit und die Rückenschmerzen, sie waren unerträglich. Weswegen ich auch dementsprechend ziemlich oft schlecht gelaunt war, was Nevio zu spüren bekam. Ob er mir deswegen leid tat? Definitiv nicht!
Er musste schließlich nicht mit dieser noch kleineren Kugel herumlaufen. Aber immer, wenn ich darüber nicht sehr froh war, rief ich mir den Moment in Gedanken, wie es wohl wäre, wenn ich ihn oder sie in meinen Händen hielt. Nicht mehr lange würde es dauern und ich könnte das Geschlecht erfahren, noch einen Monat oder sogar weniger, wenn alles gut ging. Ich war so aufgeregt.
Das gute aber war, dass es mir ziemlich egal war, ob Junge oder Mädchen. Ich freute mich über beides, Hauptsache mein Kind war gesund. Doch das eine Geschlecht überwog ein wenig, was wahrscheinlich daran lag, dass ich eher wüsste, wie ich damit umgehe. Mit minimalem Abstand nach vorne wünschte ich mir mehr ein Mädchen, aber beides bereichert mein Herz.
Wie es mit Nevio lief und Eljero? Nun ja, zweiteren sah ich sehr selten, ab und an trafen wir uns mal, wobei die Situation aber meist ziemlich angespannt waren, weswegen wir diese auch unregelmäßig und meist nur kurz hielten. Nevio allerdings sah ich ständig, er arbeitete weniger, erklärte er mir oder zumindest mehr von daheim. Ich war natürlich froh darüber, schließlich fand ich seine Männer immer noch ziemlich beängstigend. Aber in den Momenten, wo er mal nicht da war, genoss ich auch die Ruhe.
Denn öfters war er ziemlich aufgewühlt und wachsam. Fast schon paranoid. Woran das lag? Keine Ahnung, aber er sagte es mir auch nicht.
Jedes Mal, wenn ich ihn auf sein Verhalten ansprechen wollte, wich er aus. Ich versuchte mir nichts darauf einzubilden, was echt schwer war. Vor allem deswegen, da er sich täglich mehr in mein Herz schlich. Jedes Mal in seiner Nähe schlug es höher, mir schon quasi beinahe aus der Brust. Ich genoss seine Nähe, sehr sogar. Vor allem dann, wenn er Zuneigung zeigte, egal ob körperlich oder psychisch. Ich hoffte nur, er ließ sich genauso auf mich ein, wie ich es mir erhoffte.
Aber sein komisches Verhalten ab und an, versuchte ich zumindest für mich damit zu begründen, um mich selbst nicht zu beunruhigen, dass er einfach aufgewühlt ist, da er den Täter immer noch nicht gefunden hatte. Er suchte ständig, aber fand nie heraus, wer hinter dem Drogenüberfall steckte, es wäre als würde die Person alle Richtungen, in denen er mal Anhaltspunkte haben, auslöschen. Als wären sie zuvor nie da gewesen. So erklärte er es mir zumindest, ich blickte meist nicht durch. Es war einfach nicht mein Ding.
Dafür unternahm ich öfters was mit Ilaria und ging weiter meiner Arbeit nach, bisher durfte ich es noch. Ich hatte Nevio einfach so lange überredet, bis er nachgegeben hatte. Oder beziehungsweise hatte ich ihn eventuell auch erpresst zu Eljero zu gehen, wenn er es mir nicht erlaubte. Und siehe da, es hatte seine Wirkung gezeigt. Ob meine Mittel fair waren? Nein, aber es war mir auch ziemlich gleichgültig!
Sowie jeden Morgen lief ich herunter in die Küche, in der mir schon ein Geruch nach Rühreier und Bacon in die Nase stieg. Es war nach Pancakes mein liebstes Frühstück. Jeden Tag stand Nevio in der Küche und kochte, überwiegend morgens und nochmal Abends. Er konnte das so gut, dass er vielleicht Koch hätte werden sollen und kein Mafiaboss. Und sein Aussehen dabei noch. Mehr musste ich echt nicht sagen. Diese angespannten Rückenmuskeln und Oberarme, der oberkörperfreie Körper und die markanten Gesichtszüge, es war ein göttlicher Anblick.
,,Buon giorno", begrüßte ich ihn, als ich mich lächlend auf einen der Stühle sinken ließ. ,,Buon giorno, ich hoffe, du hast gut geschlafen, amore Mio." ,,Ich habe fantastisch geschlafen, aber wo warst du?", hakte ich bei ihm nach. In der letzten Zeit kam es öfters vor, dass wir zusammen schliefen, entweder in seinem oder in meinem Zimmer, aber heute war er nicht da, in keinem Zimmer.
,,Ich musste arbeiten", gab er kurz angebunden von sich, als er die zwei Teller auf dem Tisch abstellte und nochmal kurz zu mir kam. Einen Kuss hauchte er auf meine Stirn, welcher mir tausend Schmetterlinge in den Bauch schossen, die wild umherflatterten. ,,Gingst du etwa einer neuen Spur nach, wegen des Überfalles?", fragte ich ihn. Ich liebte diese normalen Gespräche zwischen uns. Beziehungsweise soweit man es normal nennen konnte. Keine anderen Paare unterhielten sich wahrscheinlich über Dinge wie überfalle.
Warte was, hatte ich gerade Paare gesagt, wir waren kein Paar?! Also eher gesagt ich wusste es nicht, wir sprachen nie darüber. Ich wünschte es mir, zumindest glaubte ich das, da mir mein Herz dies sagte, es schlug so hoch, wie ich nie dachte, wenn ich nur darüber nachdachte, ob wir ein Paar sein könnten. Ich hoffte nur, er wollte auch eines sein. Also offiziell.
,,Sì." Sehr gesprächig, der Herr. ,,Und wie lief es?", wollte ich weiter von ihm wissen. ,,Muss man die eigentlich alles aus der Nase ziehen", setzte ich noch nach, da er so kurz angebunden gesprochen hatte. ,,Nein natürlich nicht, entschuldige ich bin ziemlich müde, ich hatte dadurch das ich unterwegs war die ganze Nacht nicht geschlafen. Es lief nicht gut, die Spur ist wieder im Sand verlaufen. Ich glaube, wir finden den Täter nie, irgendwie komme ich immer wieder bei null raus, vielleicht sollte ich einfach aufgeben und die Suche sein lassen", kam es niedergeschlagen von ihm.
Von meinem Platz erhob ich mich und lief zu ihm herüber. Meine Hand legte ich auf seine Wange und zwang ihn, mich anzusehen. ,,Hey, sage nicht sowas. Die Hoffnung ist erst dann verloren, wenn du sie aufgibst. Aber das wirst du nicht, hast du mich verstanden. Du hast nicht die letzten Wochen so viel Zeit in die Suche reingesteckt, um jetzt aufzugeben. Du findest den Täter, wenn es auch Zeit brauchst, aber du findest ihn. Ich glaube an dich, dass du es schaffst", versuchte ich ihm Mut zuzusprechen.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich zu mir nach vorne lehnte und mir einen Kuss auf die Lippen setzte. Er war zart, nicht wild wie sie oft endeten, doch genauso wunderschön. Seine Lippen fühlten sich so samt an, dass ich nie genug davon bekam. Sie waren wie eine Sucht, eine Droge für mich. ,,Danke. Du weißt immer, was du sagen musst, um mir Mut zuzusprechen."
,,Immer wieder gerne." Bitte sehe mich nicht so an? Dieser Blick von ihm, bei welchem es wirkte, als würde er auf meine Seele herunterblicken, wurde ich schwach. Er machte mich schwach. Gott Nevio, was stellst du nur mit mir an?
,,Es gibt noch was, das ich dich fragen möchte", kam es vorsichtig von mir. Ich versuchte gerade meinen kompletten Mut zusammenzukratzen, um endlich das auszusprechen, was schon seit Wochen in meinem Kopf umherschwirrte. Ich hatte auf den perfekten Zeitpunkt gewartet, welcher nie kam, da ich nicht realisierte, dass es diesen nicht gab. Ich musste mit diesem Augenblick leben, welches sich mit anboten und dieser gerade eignete sich ziemlich gut dafür. Zumindest erhoffte ich mir dies. ,,Was denn?"
Jetzt oder nie, Chiara. ,,Was ist das eigentlich zwischen uns Nevio? Wie stehen wir zueinander?" Jede Sekunde, die verging, war schrecklich. Sie fühlten sich an wie Minuten. Nein, sogar wie Stunden. Nervös kaute ich auf meinen Nägeln, während die andere Hand sich in meinen Oberschenkel krallte, während ich einfach nur so in sein Gesicht sah, in welchem keine Regung vorfand, von der ich irgendwas ablesen konnte.
,,Chiara ich -", setzte er an, wobei ich ihn gleich unterbrach. Oh Mann, ich hätte ihn nie fragen sollen. Es war doch klar, dass es für ihn nicht so ernst war, wie für mich. Wie dumm konnte ich eigentlich sein?! ,,Schon okay, es war dumm von mir dich sowas zu fragen. Vergiss es einfach und wir tun so, als hätte ich dich das nie gefragt. In Ordnung?", sprach ich viel zu schnell, als ich mich auch schon abwenden wollte und auf meinen Platz zurückkehren. Doch eine Hand hielt mich davon ab, welche fest mein Handgelenk umgriff. ,,Nein, tue nicht so, als wäre es in Ordnung für dich. Ich weiß, dass dem nicht so ist und ich will auch nicht, dass es für dich alles bedeutungslos ist. Denn für mich ist es das nicht. Du hast mich gerade einfach überrumpelt und ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte, da ich Angst habe, das Falsche zu tun." Sagte er gerade, dass er Angst hatte? Er, Nevio Belli?
Meinen Gesichtsausdruck hatte er anscheinend richtig gelesen, da er gleich mit seinen Worten fortsetzte. ,,Ja, du hast richtig gehört, ich habe Angst. Angst davor irgendwas zu tun, dass dich von mir entfernen lässt, denn das will ich nicht. Ich will dich nicht verlieren, da ich dich liebe, Chiara. Ich liebe dich, amore mio."
Er liebt mich? Hatte er gerade gesagt, dass er mich liebt? Ja hat er, ich hatte mich nicht verhört. Ich sollte etwas sagen, nur was? Ich sollte die Worte wiederholen, die er zu mir sagte. Schließlich ließen sie das warme Gefühl rasant durch meinen Körper hindurchfahren.
Meine Hände, welche unerbittlich zitterten, legte ich an seine Wangen um halt zu finden. Halt an ihm, an seinen Händen, an seiner Präsenz, einfach an allem. ,,Und ich liebe dich", wiederholte ich dir Worte, welche mir so leicht über die Lippen kamen, da sie der völligen Wahrheit entsprachen.
Ohne weitere Umschweife, zog er mich so nahe an sich heran und umschlang meine Lippen so fest, so begierig wie es nur ging. Ich liebte diesen Mann, er machte etwas mit mir, was zuvor noch keiner schaffte. Er löse Dinge im mir aus, die ich nie fühlte, doch auch nie wieder missen wollte. Sie fühlten sich zu gut an, so unglaublich berauschend.
Meine Zunge schob sich wie automatisch in seinen Mund. Der Geschmack seiner Lippen auf meinen und seiner Zunge an meiner war besser als alles andere. Es war einzigartig, perfekt. Immer fester krallte ich mich an ihn und setzte mich auf seinen Schoß, während seine Hände fest meinen Hintern umgriffen. Es bildete sich wie eine Blase um uns, in der nur wir beide existierten.
Schwer atmend musste ich mich aber wohl oder übel von ihm lösen. Ich spürte, wie meine Lippen leicht angeschwollen waren, doch es störte mich nicht im Geringsten. Nicht, wenn er und dieser unfassbar gut Kuss dafür der Auslöser waren. ,,Ich will dich", raunte ich an seine Lippen. ,,Und ich dich. Gehe schonmal hoch. Ich komme gleich nach", sagte er zu mir, was ich sofort befolgte. Hauptsache ich würde ihn gleich bekommen, wieder so verbunden mit ihm sein.
Nevio PoV
Diese Frau war unglaublich. Sie hatte es geschafft mich so sehr, um den Finger zu wickeln, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte, als meinen Schwanz in ihr zu versenken. Hart und tief, so wie wir beide es am liebsten hatten. Doch zuvor muss ich noch kurz meinem Unterboss eine Nachricht schreiben, dass die Nacht erfolglos war. Ich wollte es vorhin schon machen, doch zuerst wollte ich das Essen für Chiara fertig haben, weswegen ich es jetzt noch schnell machen wollte, damit alle Bescheid wussten und ich mich voll und ganz auf Chiara konzentrieren konnte. Mich um sie kümmern.
Wo hatte ich mein Handy aber hingelegt? Es müsste in der Küche sein, oder nicht? Schließlich hatte ich gekocht.
Aber natürlich, neben der Herdplatte. Gerade als ich danach greifen wollte, geriet etwas anderes in mein Blickfeld. Genauer gesagt ein kleiner Zettel, welcher von außen an der Glasscheibe klebte. Dieser war vorhin aber noch nicht da und ich hatte ihn ganz bestimmt nicht dort angebracht. Zügig lief ich dorthin, da mich ein ganz mieses Gefühl übertraf, was das war.
Die Drohung hatte ich nämlich bis heute nicht aus dem Kopf bekommen und war der Hauptgrund, weswegen ich so viel Nachforschungen betrieb. Ich hatte das Gefühl, dass der Überfall und die Drohungen irgendwie zusammenstanden, ich wusste nur nicht in welcher Konstellation. Aber ich würde es noch herausfinden, dies hoffte ich doch sehr, sie zu verlieren kam gar nicht erst infrage.
Die wenigen Worte überflog ich. Doch auch wenn kaum etwas draufstand, ließen sie meine Wut überkochen. Das konnte doch verdammt nochmal nicht wahr sein!
Nur noch sechs Monate. Tick Tack, deine Zeit läuft ab.
Fuck! Wie konnte schon wieder jemand zutritt sich hier rein verschaffen? Es war doch überhaupt nicht möglich! Schnell riss ich das Fenster auf und riss den Zettel ab, damit ja niemand anderen den Zettel zu Gesicht bekam. Es sollte keiner erfahren, schon gar nicht erst Chiara. Sie sollte sich keine Sorgen machen. Sie hatte schon genug Stress mit der Schwangerschaft, mehr wollte und konnte ich ihr echt nicht aufladen. Dennoch machte ich mir Gedanken, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie es unbewusst herausfand? Wäre sie sauer oder würde sie verstehen, wieso ich ihr dies verheimlicht hatte?
Diese Fragen stellte ich mir seit der ersten Drohung andauernd. Es ließ mich einfach nicht los, so sehr ich es auch versuchte zu verdrängen. Es half einfach nichts. Ich hoffte, dass die Drohungen von alleine aufhörten und vor allem nicht der Wahrheit entsprachen. Denn ein Leben ohne sie an meiner Seite wollte ich das überhaupt noch? Es wirkte unvorstellbar für mich und ich würde alles in Macht setzen, damit die Drohungen nicht gewannen. Sie konnten nicht stärker als unsere gegenseitige Liebe sein, oder doch?
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