Kapitel 11
Ich wusste gerade nicht so recht, was ich eigentlich sagen sollte. Meine Lippen waren wie eingefroren, sodass kein einziges Wort darüber kam. Dass er plötzlich hier stand und ich es ihm nicht in Ruhe sagen konnte, wie es geplant war, überrumpelte mich. Was tat er überhaupt hier?
,,Keine Antwort also, schön. Dann sagte ich euch mal, was sie mir so mitgeteilt hat. Chiara, hatte anscheinend Blutungen, bei denen kurz der Verdacht bestand, dass wir eventuell unser Kind verloren haben und ihr habt mir nicht Bescheid gegeben. Findet ihr das nicht auch unfair, mir gegenüber?
,,Nevio, wieso kamst du an all die Informationen. Steht sie nicht eigentlich unter einer Schweigepflicht?", hakte ich das einzige nach, das mir am meisten durch den Kopf ging. Es war dumm, dass das meine ersten Worte waren. ,,Das ist eigentlich ziemlich irrelevant in dieser Situation. Aber na schön, wenn ihr mir dann antwortetet. Ich habe sie bestochen mit Geld, dafür sagt sie mir alles Wichtige", kam es trocken von ihm. Bitte was?!
,,Spinnst du!", schrie nun ich ihn an. ,,Nein, aber ihr anscheinend, wenn ihr es nicht als nötig erachtetet, mich darüber in Kenntnis zu setzten, was Sache ist", erwiderte er kalt. Wen er so sprach, verletzte es mich unbewusst. Wieso wusste ich auch nicht so recht, wahrscheinlich, da ich mir seine warme Seite erhoffte. Diese, welche auch in unserer gemeinsamen Nacht unter anderem da war.
,,Es tut mir leid, okay. Ich hatte Eljero Bescheid gesagt, dass er dir Bescheid geben soll, aber er hat es eben nicht getan. Das ist nicht meine Schuld", redete ich mich heraus. ,,Dann hättest du es ebne machen sollen." ,,Ich bin davon ausgegangen, dass er es gemacht hat. Entschuldige bitte meine Gutgläubigkeit in euch beide."
,,Ja genau, du bist zu gutgläubig in diesen Arsch. Er denkt doch nur an sein allgemeines Wohl. Wahrscheinlich will er nur dieses Kind, damit er einen Nachfolger hat, für sein beschissenes Imperium", zischt er. Konnten die beiden nicht auch mal nett über den anderen denken?
,,Wie bitte?! Ich denke, das sind deine Gründe, aber mir liegt an wahrscheinlich meinem Kind ziemlich viel. Im Gegensatz zu dir anscheinend", mischte sich Eljero wütend ein. Oh Gott, bitte nicht schon wieder. Diese andauernden Streitereien waren unerträglich. Konnten sie nicht einfach miteinander reden, wie zivilisierte Menschen?
Aber sahen die beiden wirklich nur mein Kind oder unser Kind, wie auch immer als nur einen Nachfolger an. Nicht als das, was er oder sie ist, was es verdient, wie die Liebe einer Mutter und die eines Vaters. Ohne die Bürde als Nachfolger einer Mafia zu haben.
,,Ich sehe das Kind als Chance, vielleicht um nicht noch weiter die Geschäfte auszuweiten, damit es nicht noch mehr Gefahr ausgesetzt ist, als sowieso schon", erwiderte Nevio.
,,Und wer sagt, dass ich es nicht genauso will?", hakte der andere wütend nach. Sie mussten definitiv beide ihr Temperament herunterfahren. Ich in vielen Situationen vielleicht auch, aber die beiden müssten definitiv zuerst an sich arbeiten, bevor ich es überhaupt versuchte. ,,Das ist klar, du bist du. Ich habe schon zu viele Probleme durch dich gehabt, das zeigt deine Art nur allzu gut", knurrte Nevio ihn an. Konnten die beiden nicht Privates und Geschäftliches voneinander trennen?
,,Das sagt der richtige. Wer war denn schuld, dass mein großer Deal geplatzt war", gab der Mann neben mir wütend von sich, als er mit seiner Hand schon zu einem Schlag ausholte. Oh Mann, ich musste doch irgendwas tun, um die beiden zu trennen, damit sie sich nicht noch die Köpfe einschlugen wie Kinder auf dem Schulhof.
Bevor Eljero mit seinem Arm auf ihn gehen konnte, schubste ich Nevio durch den Überraschungseffekt ein Stück seitlich weg, sodass es ihn nicht treffen konnte. ,,Hört auf! Nevio, du kommst mit mir mit. Anscheinend müssen wir dringend ein Gespräch führen, bevor ihr beide euch hier noch gegenseitig umbringt und du Eljero, denkst vielleicht mal über dein Verhalten nach", versuchte ich die beiden zu trennen.
Ich kam mir vor wie im Kindergarten. Anscheinend war hier ein zu großer Testosteron Ausstoß zwischen den beiden. Sie mussten mir nicht zeigen, wer die größeren Eier hatte, schließlich hatte ich beide schon in mir gespürt. Und musste zugeben, dass sie sich in nichts nachstanden.
,,Worüber?", erkundigte sich der zweitere genannte. ,,Über den Arzttermin, auch wenn es dich rein gar nichts angeht. Kümmere dich um deine Sachen", fauchte ich noch, da nun auch ich in mir meine Wut leicht ausbrach. Er sollte ruhig sich mal im Klaren werden, was er falsch gemacht hatte.
Nevio seinen Arm schnappte ich mir und zog ihn hinter mir her. Wenn er nicht freiwillig mitgehen würde, hätte ich wahrscheinlich gar keine Chance ihn mit mir mitzuziehen. Aber zum Glück stellte er sich nicht quer. ,,Also, worüber willst du reden?", fragte er mich, als er sich ziemlich weit weg von Eljero, gegen die Hauswand lehnte und mich fraglich ansah.
,,Ich weiß nicht, ob du schon alles weißt, aber falls nicht, will ich das du weißt, dass es nicht meine Absicht war dich nicht selber zu verständigen, was Sache ist. Eljero war einfach die oberste Nummer und da ich keinen Nerv hatte euch beide anzurufen, hatte ich es eben ihm aufgetragen. Und ja, ich dachte als ich das Blut gesehen habe, dass ich mein Baby verloren hatte, was zum Glück nicht so ist. Sie denkt, es kommt vom Stress, weswegen ich mich ausruhen soll, damit der Ernstfall eben nicht eintrifft." Ich hoffe, mit dieser Erklärung gab er sich zufrieden und warf mir nicht weiterhin vor, dass ich in nicht in Kenntnis setzte.
,,Und dass du ihn angerufen hast, anstatt mich, lag wirklich nur an der obersten Nummer. Oder wolltest du mich gar nicht in meiner Nähe? Den so wirkt es die letzte Zeit, denn meist bist du mehr bei ihm oder unterhältst dich mehr mit ihm, als mit mir" Die Frage verwirrte mich, was für andere Gründe sollte es den sonst geben? Wäre seine Nummer die oberste, hätte ich ihn angerufen. War er etwa eifersüchtig auf ihn? Lag es daran?
Und ja, vielleicht war ich mehr bei ihm, als bei Nevio. Aber das hatte seine Gründe. Mit ihm war es so viel intensiver und ich wollte nichts mit einem von den beiden anfangen, während ich nicht wusste, wer der Vater war.
Es war einfach eine schreckliche Situation, diese Unwissenheit, welche noch ziemlich lange andauerte. Mal sehen, ob ich mich überhaupt daran halten könnte und falls nein, wie lange es noch dauerte.
,,Natürlich. Bist du etwa eifersüchtig?", erkundigte ich mich bei ihm. Verwirrt blickte er mich an, bevor dieser Gesichtsausdruck wieder so schnell verschwand, wie er auf sein Gesicht kam. Von der Wand, an welcher er angelehnt war, stieß er sich ab und strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Bevor er auf mich zu trat und so nah vor mir stehen blieb, sodass ich seinen heißen Atem an meinen Lippen fühlen konnte, als ich meinen Kopf anhob.
,,Willst du etwa, dass ich eifersüchtig bin?", hauchte er verführerisch an meine Lippen, welche nur noch wenige Millimeter von meinen entfernt war. Wie konnte er so schnell, so nah bei mir sein?
Diese Nähe und diese Intensität dieses Momentes versetzte mich in Gedanken an unsere gemeinsame Nacht und ich musste mich mit aller Kraft davon abhalten, nicht komplett daran abzudriften, woran ich kläglich scheiterte. Der Moment damals war einfach zu intensiv, sodass er zu präsent in meinem Kopf war, dass sogar mein Körper erneut auf diese Nähe von ihm so reagierte.
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