𝕊𝕖𝕔𝕙𝕤𝕦𝕟𝕕𝕫𝕨𝕒𝕟𝕫𝕚𝕘
Dylan packte die Blondine an ihren Hüften und schob sie in einer gezielten Bewegung von sich runter, bevor er sich mühsam aufrichtete. »Was soll der Scheiß«, fluchte seine Freundin, während ihr biestiger Blick fassungslos zwischen ihm und mir wechselte. Erst in diesem Moment realisierte ich, dass es sich bei ihr um Bethany aus dem Cheerleader-Team meiner Highschool handelte.
Das war zu viel für mich. Ohne ein weiteres Wort stürmte ich aus der Tür. Ich hatte den Treppenabsatz bereits erreicht, als sich von hinten eine Hand auf meine Schulter legte. »Warte doch mal«, erklang Dylans Stimme nun direkt neben meinem Ohr. Der süßliche Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase, woraufhin ich einen Moment den Atem anhielt.
»Lass mich einfach in Ruhe«, antwortete ich trotzig, während ich vergeblich versuchte seine Hand abzuschütteln. Schön für ihn, wenn er sich volllaufen und abschleppen ließ, aber ich wollte damit absolut nichts zu tun haben. In diesem Moment stürmte eine noch immer aufgebrachte – aber zumindest wieder vollständig bekleidete – Bethany an uns vorbei. Sie warf uns noch einen giftigen Blick zu, bevor sie sich wütend ins Erdgeschoss zurückzog.
Dylan dachte allerdings gar nicht daran, von mir abzulassen. Stattdessen umschloss er mein Handgelenk mit seinen Fingern und zog mich entschlossen zurück in jenen Raum, aus dem ich nur wenige Augenblicke zuvor geflüchtet war. Ich leistete keinen Widerstand, allerdings hatte sich der Schreck nun endgültig in Wut verwandelt. Er schloss die Tür hinter uns und lehnte sich abwartend gegen das dunkle Holz.
»Warum bist du so angepisst?«, ergriff er schließlich als erster das Wort, während er mich fragend musterte. »Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass ich verkorkst bin.« Der Konsum von Alkohol war ihm deutlich anzusehen, was mich jedoch nicht davon abhielt, ihn fassungslos anzustarren.
»Hm ... lass mich mal überlegen ...«, ich tippte mir theatralisch an mein Kinn, »vielleicht, weil du mir vor ein paar Stunden gesagt hast, dass du alleine sein willst, ich mir schon den ganzen Abend Sorgen gemacht habe und dich nun vollkommen besoffen auf einer Party - was ganz nebenbei bemerkt das Gegenteil von alleine sein ist – in Flagranti mit Bethany erwische?!«
»Bethany?«
»Ja, genau. Ich kann dir ihren Namen auch gerne buchstabieren, wenn du willst.«
»Scheiße«, erwiderte Dylan und begann plötzlich in sich hinein zu lachen.
»Was genau ist jetzt so witzig?«
»Erstens hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie sie heißt, da es mich schlichtweg nicht interessiert und zweitens, weil ich erst jetzt checke, dass du auf mich stehst.«
Wie bitte? Das konnte unmöglich sein Ernst sein.
»Ganz bestimmt nicht. Es gibt einfach Menschen, die sich um andere sorgen und ...« Ich kam jedoch nicht dazu, meinen Satz zu beenden, denn Dylan verringerte unvermittelt die Distanz zu mir. Er war mir nun so nah, dass ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte.
»Bist du dir sicher?« Seine Worte waren nicht mehr als ein Flüstern, aber trotzdem reichten sie, um meinen Herzschlag bis ins Unermessliche zu beschleunigen. Seine blauen Augen wechselten zwischen meinen Augen und meinen Lippen, während ich tatsächlich befürchtete, jeden Moment umzufallen.
Er war ganz offensichtlich nicht mehr zurechnungsfähig, allerdings schaffte ich es trotzdem nicht, mich von der Stelle zu bewegen. Ganz langsam legte er eine Hand in meinen Nacken und zog mich noch ein Stück näher an sich heran. Gefühlte zwei Zentimeter trennten unsere Münder voneinander und ich war bereits im Begriff, alles um mich herum zu vergessen, als er unerwartet unsere Verbindung löste und zwei Schritte nach hinten machte.
»Keine gute Idee«, murmelte er, ohne mich dabei anzusehen. Ich fühlte mich gedemütigt – schon wieder.
»Du bist echt ein Arschloch, weißt du das?« Obwohl ich gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte, hatte ich keine Chance. Eine einzelne Träne löste sich, woraufhin ich sie verstohlen mit dem Handrücken wegwischte.
»Hab nie etwas anderes behauptet«, erwiderte Dylan kalt. »Niemand zwingt dich mit mir abzuhängen, oder?«
»Was soll das alles?«, rief ich nun aufgebracht. »Nur, weil du deine Mitleidskarte spielst, heißt das nicht, dass du dir alles erlauben kannst, kapiert?« Oh Gott, hatte ich das gerade wirklich laut ausgesprochen? Erschrocken hielt ich mir eine Hand vor den Mund.
Dylan antwortete nicht, aber seine Mimik sprach Bände. Ein weiteres Mal stürmte ich aus dem Zimmer, aber diesmal versuchte er nicht, mich zurückzuhalten. Auf dem Weg nach unten nahm ich zwei Stufen auf einmal, denn ich wollte einfach nur weg. Wie in Trance bahnte ich mir den Weg zur Küche frei, nur um Megan und Kyle dort beim Knutschen zu unterbrechen.
»Ich will gehen«, brachte ich ohne Umschweife hervor, ihr Techtelmechtel ignorierte ich dabei gekonnt. Die beiden lösten sich voneinander und warfen mir irritierte Blicke zu. »Jetzt sofort!«, schob ich also energisch hinterher.
»Okay, wir gehen«, antwortete Megan beschwichtigend und kam sofort auf mich zu, um meine Hand zu nehmen. »Ist alles in Ordnung?«
»Oh ja, alles bestens«, antwortete ich sarkastisch, bevor ich mich auch schon umdrehte, um endlich dieser wahrgewordenen Hölle entfliehen zu können. Ich konnte hören, wie Megan sich bei Kyle entschuldigte und ihm versprach, sich später nochmal zu melden, bevor sie mir endlich nach draußen folgte.
»Stopp!«, rief meine beste Freundin, als wir die Einfahrt hinter uns gelassen hatten. »Du sagst mir jetzt sofort, was da drin passiert ist! Wenn dich einer angefasst hat, schwör ich dir ...«
»Mich hat niemand angefasst«, fiel ich ihr ins Wort. »Aber ich will jetzt trotzdem nicht darüber reden.«
»Es ist aber nicht wegen Kyle, oder?« Megan blickte unsicher zu mir rüber. Dachte sie etwa, ich wäre eifersüchtig?
»Nein, natürlich nicht.«
»Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt erstmal zu mir gehen und dann erzählst du mir in Ruhe, was dich bedrückt, ja?« Megan hatte behutsam ihren Arm um meine Schultern gelegt, während wir uns wieder in Bewegung setzten.
In Gedanken versunken lief ich neben meiner besten Freundin her und dachte währenddessen darüber nach, ob ich ihr wirklich die ganze Wahrheit erzählen sollte.
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