Who are you?
"Sie hassen mich, sie alle und zwar nur für das was ich bin." Sagte sie leise, ihre Stimme klang rau, zu lange hatte sie nicht mehr gesprochen, ihn einfach nur im Halbdunkel angestarrt, zugesehen wie grau weißer Rauch aus seinem Mund kroch.
"Wer bist du denn?" Fragte er und stieß eine weitere Rauchwolke in den Raum, die halb geöffneten Jalousien warfen lange Schatten an die Wände.
Sie legte den Kopf schief, auf diese Frage war sie nicht vorbereitet gewesen.
"Keine Ahnung."
Es zischte leicht als er den restlichen Joint in sein Glas warf und das Feuer auf Wasser traf.
"Wie können sie dich für etwas hassen, von dem du selbst noch nicht mal weißt was es ist?"
Er sah sie aus geröteten Augen an, das Gras bekam ihm nicht.
"Keine Ahnung, sie können es halt."
Er ließ sich zurück fallen, lag nun auf seinem Bett und starrte an die Decke.
"Sie hassen dich nicht, sie verstehen dich nur nicht, du bist anders als sie."
Sie zog die Knie an, ihr war plötzlich so unendlich kalt.
"Ich will nicht anders sein."
Er lachte, doch klang es freudlos.
"Warum nicht? Willst du etwa wie die sein? Dumm und grausam?"
Sie zitterte, eine Gänsehaut machte sich auf ihrer Haut breit.
"Sie sehen mich und sehen etwas Schlechtes, wenn es das ist, was anders sein bedeutet, dann will ich es nicht."
Sie starrte nun nicht mehr ihn, sondern den Mond an, der sein kaltes Licht zu ihr herunter warf.
"Menschen finden immer das schlecht was sie nicht kennen und das wird auch immer so bleiben, denn keiner macht sich die Mühe um das Unbekannte kennenzulernen."
Seine Stimme war tiefer geworden, kratzig.
"Was ist denn so anders an mir?" Wollte sie wissen und er verschränkte im Liegen die Arme.
"Du denkst und du fühlst anders als sie."
Das war keine Antwort mit der sie sich zufrieden geben konnte, was sollte das bitte heißen? Sie dachte anders, wie meinte er das? Und wie sollte sie anders fühlen als der Rest der Menschen, jeder fühlte doch gleich, oder etwa nicht?
"Ich verstehe das nicht." Flüsterte sie, er wandte ihr sein hübsches Gesicht zu, seine hellen Augen leuchteten wie Sterne in der Dunkelheit.
"Deine Welt hat Farben, ihre ist schwarz weiß, dass ist der Unterschied. Du hast Ideen und Fantasie, du lachst und weinst und liebst. Sie sagen nur Dinge die andere vor ihnen gesagt haben und alles was sie können ist hassen."
Sie hätte nicht erwartet das es sie wütend machen würde diese Worte zu hören, doch war es so. Er bildete sich ein sie zu kennen, doch kannte sie sich nicht selbst am besten?
Hastig stand sie auf, trat ans Fenster, wandte ihm den Rücken zu und sagte kühl: "Du denkst du kennst mich, aber ich bin ganz anders."
Sie hörte wie er sich etwas bewegte, Haut wurde über Stoff gezogen.
"Dann sag mir, wer bist du wenn du allein bist?"
Und wieder kannte sie keine Antwort darauf.
Das machte sie umso wütender, konnte er denn nicht aufhören sie immer wieder zu fragen?
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen. Vielleicht machten sie seine Worte so sauer weil er recht hatte, mit dem was er sagte und sie das innerlich wusste, aber nicht zugeben wollte.
"Ich weiß es nicht, aber du auch nicht!" Die Worte kamen hart, sie standen im Raum wie eine unüberwindbare Mauer.
Eine Weile lang herrschte Stille, die nun unterbrochen wurde von dem Rascheln von Papier und anschließend dem Klicken eines Feuerzeuges.
Ein paar Sekunden später atmete er laut aus und sie wusste das sich hinter ihr eine Rauchwolke auf tat.
"Nein, ich weiß es nicht, aber ich weiß was ich grade sehe und das ist ein Mädchen mit einem Regenbogenleben. Du bist missverstanden und du bist von vielen gehasst, aber du solltest dich an die halten die dich für die Dinge lieben die du selbst an dir hasst."
Irgendwas in ihr schaltete sich plötzlich um und sie spürte wie ihr salzige Tränen in die Augen krochen.
Sie drehte sich zitternd um und setzte sich wieder neben ihn aufs Bett, sah ihn aus feuchten Augen an, den Mund verzogen, bemüht nicht zu Weinen.
"Warum ist es so schwer?" Ihre Stimme klang erstickt, verzweifelt und gebrochen.
Er reichte ihr seinen qualmenden Joint.
"Ich weiß es nicht." Er deutete mit einem milden Lächeln auf ihren Rücken.
"Aber diese Flügel sind zum Fliegen da."
Eine einzelne Träne fand ihren Weg über ihre Wange und sie drehte den Kopf, so dass sie aus dem Augenwinkel ihren Rücken im dämmrigen Zimmer erahnen konnte.
"Was soll das heißen?" Fragte sich schluchzend.
"Das du, wenn du es nur genug versuchst, aufhören kannst über all die schlechten Dinge nachzudenken und einfach mit den positiven Sachen lebst, dass du nicht mehr geschwächt wirst von den anderen die dich nie verstehen werden."
Er streckte seinen Arm aus, einer seiner Finger berührte ihre Wange, wischte ihre Tränen weg und hinterließ ein warmes Gefühl auf ihrer Haut.
"Du bist perfekt, so wie du bist, hör auf anderen gefallen zu wollen und lerne dir selbst zu gefallen."
Sie lächelte unter Tränen, Wärme breitete sich in ihrem Herzen aus, sie ließ sich in seine Arme sinken und schloss die Augen.
Und sie flog, wie er es gesagt hatte, sie flog in seinen Armen und fühlte sich frei von all dem Hass den sie zuvor erfahren hatte. Und diesem Moment wusste sie wer sie war und was es hieß anders zu sein.
Es hieß sie selbst zu sein und es fühlte sich gut an.
922 Wörter
Das hier ist eine Kurzgeschichte für den Wettbewerb von Love-the-summer, ich hoffe sie hat dir gefallen :)
Natürlich auch den anderen, ich danke euch fürs Lesen und würde mich unglaublich über Kommentare freuen, diese Kurzgeschichte bedeutet mir sehr viel :)
Schönen Tag noch!
LG greeeentea
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