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Das Flüstern des Verrats.

CUPREOUS - Выдуманный мир

Die letzten zwei Wochen habe ich oft mit dem Gedanken gespielt, Viktor Morozov anzurufen. Tatsächlich würde mich interessieren, was seine Hintergedanken sind. Immerhin habe ich nichts mehr.

Ich habe jeden Cent, jedes Grundstück, jedes Fahrzeug, sogar jedes Stück Kleidung verloren und auch unsere Geschäftspartner haben uns mittlerweile schon längst vergessen oder unsere ehemaligen Ansprüche für sich beansprucht. Darunter auch Viktor Morozov selber.

Daher kann ich mir nicht vorstellen, dass ich noch von irgendeinem Wert für ihn sein könnte.

Außerdem würde ich gerne wissen, wie er mich erkannt hat. Ricardo Cruz jedenfalls hat mich absolut nicht wahrgenommen. Aber vielleicht hat Viktor ihm danach erzählt, um wen es sich bei der abgemagerten Bedienung, die viel zu rebellisch aussah, um ich zu sein, handelt.

Und dann habe ich ein echtes Problem, denn er ist einer der vielen Menschen, die mich bestimmt ganz gerne leiden sehen würden. Immerhin ist bei dem Attentat auf meine Familie auch seine einzige Tochter ums Leben gekommen.

War es vielleicht meine Art zu gehen? Ich habe mir eine Art Catwalk antrainiert, als ich angefangen habe, im Enigma zu arbeiten. Vorher bin ich durch die Gegend stolziert, wie die Bürgermeistertochter und die Erbin eines Milliardenimperiums, die ich einst war. Außerdem war ich damals auch noch nicht so mager, wie ich es heute bin. Aber in dem Club ist ein solider Hüftschwung ein Einstellungskriterium.

Oder war es doch die Art, wie ich gesprochen habe? Hätte ich mehr fluchen oder mir den Dialekt der Leute in Downtown aneignen sollen?

Dein Porzellangesicht hätte ich überall wiedererkannt, Kukla.

Diese Worte gehen mir seit diesem Abend nicht mehr aus dem Kopf. Meine Nackenhaare stellen sich auf.

Vielleicht sollte ich Nikita anrufen und ihn fragen, ob er etwas über mich aufgeschnappt hat, doch es kann immer noch sein, dass er mich selbst bei Viktor verraten hat und jetzt nur darauf wartet, dass ich aus meinem Loch krieche.

Dagegen spricht jedoch, dass er weiß, wo ich wohne, und bis heute hat niemand das kaputte Schloss meiner Eingangstür geknackt, um mich als letzte unserer Linie zu beseitigen.

Jedoch habe ich mir von meiner letzten Gehaltszahlung ein dickes Vorhängeschloss besorgt, dass das kaputte Türschloss sichert, weil ich zugeben muss, in letzter Zeit zunehmend paranoider geworden zu sein.

Ich zucke sogar zusammen, als mein Telefon klingelt.

Ana, was hast du dir nur angetan?

Du hättest ausnahmsweise auch mal auf Nikita hören können, als er sagte, ich sollte an dem Tag vorsichtiger sein, dann hättest du diese Probleme jetzt nicht. Aber natürlich musstest du deinen Dickschädel durchsetzen und jetzt erschreckst du dich vor deinem eigenen Handy. Allerdings steht immer noch die Möglichkeit im Raum, dass er es war, der mich erst in diese Situation brachte. Dann habe ich einen letzten Verbündeten gehabt. Es tut mir weh, so über ihn zu denken, denn Ilja vertraute ihm, aber das ist lange her.

Fest steht, dass ich nichts und niemandem mehr trauen kann. Erstrecht nicht, nachdem Morozov mich erkannt hat. Eigentlich sollte ich die Stadt verlassen, aber mein Todeswunsch liegt wohl noch viel tiefer, als mir bewusst ist.

Ich atme dreimal tief durch.

"Ja?", nehme ich den Anruf entgegen, bewusst, ohne meinen Namen zu nennen, kurz bevor der unbekannte Anrufer an die Mailbox weitergeleitet wird.

"Magdalena? Ehm... Hier ist Lorraine, du weißt schon, aus dem Enigma, von der Spätschicht?" Ich brauche ein paar Momente, bis mir die Frau mit den braunen Locken wieder ins Gedächnis kommt. Immerhin zählen mehr als zwei Duzend Frauen zum Personal des Clubs und ich bin die meiste Zeit viel zu in mich gekehrt, um mich viel mit ihnen zu unterhalten.

"Oh, ja, sicher. Hi." Ich versuche, so freundlich und normal wie möglich zu klingen, so, als hätte ich eben nicht kurz vor einem Nervenzusammenbruch gestanden.

"Das kommt jetzt etwas plötzlich und ich weiß, wir haben nie viel miteinander geredet, aber ich suche jemanden, der vielleicht heute meine Schicht mit mir tauschen würde, also", stammelt sie und ich höre, wie unangenehm es ihr ist, mich zu fragen. Keine Sorge, ich kenne das. Es war mir auch zu unangenehm, eine der anderen Familien zu fragen, ob sie mir helfen könnten. Deswegen muss ich heute in einem Minirock Getränke servieren.

"Alles gut", entgegne ich sofort. Es ist mir eigentlich total egal, welche Schicht ich übernehme. Ich habe mit meinem Leben nichts weiter vor. Außenstehende würden mein Dasein wohl eher als ein Warten auf ein Ende bezeichnen. Seit dem Zusammenstoß mit Viktor habe ich jedoch keine Nachtschichten mehr angenommen. Ich wollte ein weiteres Treffen nicht riskieren. Aber ich kann mich ohnehin nicht ewig davor drücken.

"Ich kann die Spätschicht machen, kein Problem."

Erleichtert atmet sie auf. "Danke, wirklich. Du hast was gut bei mir, wenn irgendetwas sein sollte. Du rettest mich." Oh, sie muss wohl wirklich etwas Wichtiges vorhaben.

"So weit würde ich nicht gehen", murmle ich. "Bis dann." Sie will noch etwas sagen, aber ich lege auf. Genug der Güte.

Kurz bevor die Uhr halb zehn schlägt, beschließe ich, unter die Dusche zu gehen. Ich habe meinen Abend damit verbracht, mich in andere Welten zu flüchten. Als ich noch an der Washington State studiert habe, liebäugelte ich immer mit Literatur. Doch das kam für meinen Vater nie in Frage. Sowas haben Frauen im 18. Jahrhundert gemacht, ich sollte modern und gebildet sein. Natürlich nur, um besser verschachert werden zu können. Dennoch hatte ich zu Hause eine große Privatbibliothek, denn belesen sollte ich trotzdem sein.

Tja, heute bin ich froh, wenn ich im Trödel günstige Bücher ergattere, denn die Erstausgaben der größten Werke der Welt, die in unserer Familienbibliothek in unserem Anwesen liegen, wurden vom Staat Washington zusammen mit den Immobilien bis zu ihrer Zwangsversteigerung nächstes Jahr beschlagnahmt.

Zähneknirschend richte ich mich von der alten Matratze auf und bereite mich auf meine Schicht vor.

Auf dem Weg zum Enigma passiere ich nur ein paar Querstraßen. Downtown, Seattle bei Nacht hat mir als junges Mädchen immer Angst gemacht. Ich bin hier nie ausgestiegen, heute ist es mein Weg zur Arbeit. An Zelten von Obdachlosen, Schmutz und Absteigen habe ich mich längst gewöhnt.

Kurz bevor ich mein Ziel erreiche, zögere ich jedoch. Das Enigma liegt in einer sehr abgelegenen Seitenstraße und ich weiß wieder, wieso ich lieber im Hellen diesen Gang passiert bin. Ein Hämmern reißt mich aus meinen Gedanken.

Reiß dich zusammen, Ana. Das hier ist eben kein Kindergarten.

Da war nichts. Vielleicht prügeln sich draußen irgendwelche Obdachlosen, das ist in diesem Viertel immerhin keine Seltenheit. Also gehe ich weiter. Dabei zähle ich meine Schritte. Ich brauche insgesamt 34 zum Eingang des Clubs, also zähle ich runter. 33, 32, 31. Erneut ein Hämmern.

Das ist kein Hämmern. Es sind Autotüren.

Silhouetten tauchen am anderen Ende der Gasse auf. Zaghaft bleibe ich stehen.

Ich halte die Luft an. Jetzt war es das. Wieso musste ich unbedingt meine Schicht mit dieser Frau tauschen, von der ich jetzt nicht einmal mehr weiß, wie sie heißt?

Egal, wer sich mir dort nähert, sie sind nicht ohne Grund am Hintereingang eines verfallenen, alten Gebäudes angehalten, nahm nur zufällig die von Efeu berankte, versteckte Treppe im Hinterhof und hält nicht am besagten Eingang, um dort etwas zu regeln. Das sind keine Arbeitskollegen.

Wer auch immer meine Familie umgebracht hat, hat mich gefunden, da bin ich mir für einen Moment todsicher. Stumm schicke ich ein Stoßgebet raus, als ich noch einen Fuß nach vorne setze, aber wieso?

Ich hätte die Möglichkeit, zu rennen.

Aber in diesen High Heels?

Ich könnte sie ausziehen und dabei zwar die Gefahr eingehen, in eine alte, benutzte Nadel oder in Scherben zu treten, doch immer noch besser, als hier und jetzt zu sterben. Ich trage wie gewohnt Fischnetzstrümpfe, ein viel zu kurzes, blaues Kleid und nur eine dünne, durchsichtige Jacke.

Das ist also das Outfit, in dem ich sterben würde.
Früher dachte ich immer, ich würde alt sein und Cartier Ohrringe tragen, wenn ich meinen letzten Atemzug mache.
So kann man sich täuschen.

"Anastasia?" Schreit jemand. Erleichtert atme aus. Nikita.

Es ist Nikita, ich würde seine Stimme unter einer Millionen Stimmen wiedererkennen.
Dieses Arschloch hat mich zu Tode erschreckt.

Genervt über sein unangekündigtes Auftauchen stapfe ich zu ihm. Begleitet wird er von zwei anderen Männern. Das sind wahrscheinlich Kollegen von ihm.

Noch bevor ich ihn erreiche, entgegne ich auf Russisch: "Tu doch sowas nicht, meine Fresse. Ich wäre fast gestorben vor Angst!"

Kaum habe ich ihn auf wenige Meter erreicht, tritt einer der Männer vor Nikita.

Und ich brauche keine zwei Sekunden, um zu wissen, wer die große, dunkle, breite Gestalt ist, die gerade eben so in die Gasse passt.

Er hat mich verraten. Ich wusste es. Nikita hat mein Todesurteil unterschrieben. Was haben sie ihm geboten? Geld, Anteile an ihren Geschäften? Was konnte man ihm anbieten, um mich auszuliefern? Oder wurde er selbst so sehr unter Druck gesetzt, dass er keine andere Wahl hatte? Ich hoffe, es ist so. Wie konnte er das nur tun?

Wieso hat er das getan?

Ich schlucke ein Schluchzen herunter, als sich Viktor Morozov mit schweren, lauten Schritten durch den engen Gang schiebt. Er trägt einen schwarzen Mantel, der beinahe bis zum Boden reicht und sein starrer, todbringender Blick fällt auf mich hinab, als er mich beinahe erreicht hat. Seine kalten, toten Augen durchstechen meine Seele, wie sie es bereits bei unseren letzten Aufeinandertreffen taten.

Ich rief ihn nicht an und ich habe Nikita nichts davon erzählt. War das ein Fehler? Ich weiche zurück und setze gerade zum Laufen an, doch ich stoße gegen etwas Hartes. Gegen eine Brust.

Einer von seinen Männern muss, ohne dass ich es merkte, von der anderen Seite der Gasse gekommen sein und schubst mich grob zurück in die Richtung dieses Monsters.

Viktor hüllt den kleinen Gang sofort in eine Atmosphäre, die mich frösteln lässt. Gevatter Tod, wie ich ihn ab jetzt nennen werde, scheint seiner Umgebung sämtlichen Sauerstoff zu entziehen, denn es fällt mir schwer zu atmen.

Ich lasse meine Schultern sinken und diese Situation auf mich zukommen. Das wars. Der Duft dieses Mannes wird das Letzte sein, was ich wahrnehme, bevor ich sterbe. Vielleicht habe ich das verdient.

Es dreht sich alles, seit Tagen habe ich mich nur von Kaffee und ein paar herumstehenden Oliven im Enigma ernährt, mein Körper gibt nach.

Viktors tätowierte, riesige Pranke greift in meine Richtung und ich kneife die Augen zusammen.

"Wir werden doch nicht gleich vor Angst tot umfallen, Anastasia?", raunt er. Ich kann nicht atmen, ich kann nicht sprechen.

Wieso? Weil mir jemand wie er auflauert, weil mich die einzige Person, der ich noch halbwegs vertraut habe, direkt in den Tod geschickt hat, deswegen.

Was für eine dumme Frage. Doch das kann ich nicht aussprechen. Ich kann nur nach Luft schnappen, doch der Sauerstoff will einfach meine Lungen nicht erreichen.

Langsam, zaghaft öffne ich die Augen, bereit, mich dem gegenüber zu stellen, was früher oder später ohnehin auf mich zugekommen wäre. Wer es schafft, meine gesamte Familie auszulöschen, wird nicht kurz vor seinem Ziel Halt machen.

Sein tiefschwarzer, alles durchdringender Blick trifft mich wie tausende Nadelstiche direkt in mein Herz.

Will er mich nun auch foltern?

"Du hast nicht angerufen", raunt er, als ich ihm nicht antworte. "Es war gar nicht so einfach, dich zu erwischen. Da muss man erst das Barpersonal des Enigmas bezahlen und deinen alten Bodyguard zu Rate ziehen, um dich anzutreffen, hm?", brummt er und ich zittere unter seinem festen Griff.

Er war es.
Er war es die ganze Zeit.
Nikita hat mich verraten und wirft mich jetzt dem Wolf zum Fraß vor.

Ich öffne den Mund, doch ich kann nichts entgegnen. Mir fehlt die Luft in den Lungen, die ich aufwenden müsste, um etwas zu sagen.

"Zu beschäftigt mit Dostoevsky und seinem romantischen Geplänkel?", seine pranke streift über das Tattoo an meinem Unterarm.

Ich kann meine Unterlippe nicht vom Zittern abhalten, aber meine Tränen vom Fließen.
Ein kleiner Triumph vor meinem Tod.

Seine riesige Gestalt ragt über mir auf und er hebt seine andere Hand. Ich zucke weg, doch sie legt sich unnachgiebig in meinen Nacken und ein Wimmern, das ich ihm nicht gönne, entrinnt meinen Lippen.

"Du. Hast. Nicht. Angerufen." Wiederholt er unter zusammengebissenen Zähnen. Erneut schnellt seine behandschuhte Pranke hervor. Diesmal packt er mich im Haar. Mein Haaransatz brennt, als er einen blonden Büschel um seine Faust wickelt und meinen Kopf nach hinten ruckt: "Hast du das Sprechen verlernt, Romanova?", will er wissen und ein weiteres Schluchzen entfährt meiner Kehle.

"Was willst du?", presse ich endlich unter brüchiger Stimme hervor.

"Ich frage zum letzten Mal: Wieso hast du nicht angerufen?" Ich schlucke, aber der Kloß, der sich in meiner Kehle festgesetzt und meinen Mund austrocknet, will sich nicht auflösen.

"Wieso sollte ich?", krächze ich also und bin überrascht, dass ich mich überhaupt noch traue, sowas zu fragen.

Langsam legt er seinen Kopf schief und ich meine, so etwas wie Überraschung in seinen verhärteten, kalten, glatten Gesichtszügen zu erkennen. Was denn, Morozov? Habe ich ein Puzzlestück übersehen? Habe ich mein Gedächtnis irgendwann verloren und vergessen, dass wir einst gute Freunde waren und ich dir vertrauen kann? Oder habe ich etwas anderes übersehen, weswegen ich mich dir ausliefern sollte?

Ich könnte schwören, er zieht gleich eine Waffe und schießt mir einfach in den Kopf. Kurz wünsche ich es mir.

Bitte, setz alledem endlich ein Ende, du hast jetzt die Chance.

In seinen Augen flammt purer Wahnsinn und zitternd atme ich ein, denn ich kann nicht weiter die Luft anhalten. Mir wird schwindelig, als sein Duft erneut in meine Lungen strömt.

Doch anstatt mich zu erschießen, lässt er mein Haar los, hält mich aber weiter am Arm fest.

"Wieso du solltest?", fragt er voller Verachtung in seiner Stimme.

"Sieh dich um! In was für einem Drecksloch du haust, in was für einem viel größeren Drecksloch du arbeitest und wie du aussiehst? Pah," er spuckt in eine Ecke, "widerwärtig, Romanova." Er weiß also, wo ich lebe. Nikita wird es ihm gesagt haben. Ein kalter Schauer fährt über meinen Rücken und erneut wünsche ich mir, er würde meinem Leid endlich ein Ende setzen. Seine Hand könnte mein Genick mit nur einer Bewegung brechen. Mir Erlösung schenken. Stattdessen schüttelt er langsam den Kopf und überblickt mich angewidert.

"Was ist eigentlich in euch gefahren?", murmelt er und ich könnte schwören, sein Daumen streicht über meinen Arm.

"Nikita!", schreit er und ich zucke zusammen, als er seinen Namen brüllt. Nikita taucht hinter ihm auf, doch ich erkenne nur seine Schulter hinter dem Tier, das mich fest im Griff hat.

Was meint er damit, ist in mich gefahren? Er wird ja wohl mitbekommen haben, was mir widerfahren ist. Oder ist es wirklich so schwer zu glauben, dass ich nicht auf ihn zugekommen bin?

Ich schaffe es nicht, meinen Blick von ihm abzuwenden, das hindert Morozov nicht, erneut eine Hand in meinen Nacken zu legen, mich zu schütteln und meinen Kopf an meinem Haar wieder so zu richten, dass ich ihn ansehen muss: "Hat die ach so wichtige Milliardenerbin etwa ein zu großes Ego, um sich um ihren Nachlass zu kümmern oder ist sie einfach nur zu dumm, hm?", natürlich, der Nachlass. Ich habe niemandem erzählt, weshalb ich mein Erbe nicht antreten konnte.

Niemand weiß, dass die Unterlagen einfach weg sind und sogar unser Notar nicht helfen konnte, weil mein Vater dafür gesorgt hat, dieses Schriftstück, das ich brauche, einfach nicht aufzufinden ist. Es gibt einige Orte, auf die ich schon vorher keinen Zugriff hatte, die jedoch noch in Frage kämen. Zum Beispiel ein Schließfach in einer Bank in der Schweiz, zu dem nur jemand Zugang hat, der die Kontozugangsberechtigung führt, die ich auf keinem unserer Anwesen finden konnte. Auch die Bank konnte mir keine Auskunft geben, wer diese Berechtigung hat, das würde der mit der jeweiligen Berechtigung eben selbst wissen.

"Verdammt, ich rede mit dir", erneut werde ich geschüttelt. Als könne er mich dadurch zum Reden bringen, als könne er dadurch etwas aus mir rausquetschen. Er weiß nicht, dass ich nichts habe, was ich ihm erzählen könnte und erst recht nichts habe, was ihm etwas bringen würde. Seine andere Hand schnellt von meinem Arm zu meinem Kiefer, schließt ihn ein wie ein Schraubstock und zwingt mich, ihn anzusehen. Seine Finger bohren sich in meine Knochen und ich könnte schwören, dass er ihn bricht, wenn er noch etwas mehr Kraft aufwendet, was er ohne Weiteres könnte.

"Es gibt keinen Nachlass", entgegne ich rau. Das Zittern in meiner Stimme verrät meine Todesangst.

Er lacht auf, "du hast keine Ahnung, Püppchen." Dann stößt er mich nach vorne. "Geh. Du bleibst nicht hier."

Ich sehe über meine Schulter zu ihm. Gehen? Wohin? Ich kann nicht gehen. Ich gehöre jetzt hierher. Ich habe nichts anderes verdient.

"Geh!", brüllt das bullige, in schwarz gehüllte Monster und meine Beine bewegen sich wie ferngesteuert.

Was tust du da, Ana?

Ich zwinge mich, stehen zu bleiben und nehme all meinen Mut zusammen, über meine Schulter zu sehen. Mein Kiefer pocht vor Schmerz von seinem Griff. Was soll ich jetzt sagen?

Egal, was ich sage, er wird mich nicht gehen lassen. Meine letzte Chance, ist zu sagen, dass ich gesucht werde. Wahrscheinlich werde ich es nicht. Immerhin weiß ich, dass er Lorraine, wenn sie überhaupt wirklich so heißt, bezahlt hat, um auszuloten, wann ich hier sein werde. Aber Zander, meinen Chef, hat er ganz sicher nicht bestochen.

Er wird sich fragen, wo ich bleibe.

"Ich muss zur Arbeit." Ich muss zur Arbeit? Meine Güte, fällt dir nichts Besseres ein?

Auch Morozov sieht mich entgeistert an, "nein, Püppchen. Du musst auf den Kopf gefallen sein." Dann hebt er eine Hand zu Nikita und ich schreie auf, als er mich am Arm packt und mit sich zieht. Doch bevor der Schrei durch die Gassen Downtowns hallen kann, wo er wahrscheinlich wenig Aufmerksamkeit erregt, legt Nikita eine Hand auf meinen Mund.

"Nicht schreien", flüstert er und ich kann meine Tränen nicht vom Überlaufen abhalten.

Das letzte Mal, als er mir so nahe war, ist mein Bruder gestorben.

Und diesmal werde ich sterben, ich weiß es.

Und es wird kein schneller, angenehmer Tod. Sie wollen mich leiden sehen, ansonsten hätten sie mir jetzt schon ein Ende gesetzt. Und ich bereite mich darauf vor, zu leiden.

Nach allem, was passiert ist, habe ich vielleicht nichts anderes verdient als Viktor Morozov, der Mann, der nicht nur als der mittlerweile mächtigste, sondern als der grausamste unter allen Männern unserer Kreise bekannt ist.

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