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Das Flüstern der Kirchenglocken.

Огонь - Иван Рейс


"Verbringen wir doch diesen dunklen Tag friedlich, hm, Brutus?", raunt Viktor spöttisch in Nikitas Gesicht. Ich lege eine Hand an seinen Arm und ziehe ihn etwas zurück, doch Nikita bewegt sich keinen Zentimeter. Er soll sich bloß nicht auf Viktors Provokation einlassen.

"Ist okay", flüstere ich noch einmal und das Monster vor uns lacht leise in sich hinein. "Natürlich spreche ich auch unseren Beileid aus", fährt er fort und obwohl er nicht mehr in sich hineingrinst und unter seinem dunklen Bartschatten absolute Ernsthaftigkeit herrscht, meine ich weiterhin einen gewissen Spott in seiner Stimme zu hören.
Erst, als Nikita seine Schultern kreisen lässt und seine Beileidsbekundung abnickt, nimmt Viktor wieder die Hand von seiner Waffe.
Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, denn Viktors Blick ruht weiterhin nur auf mir.

"In meiner Welt bedankt man sich dafür, Anastasia." Seine Worte dringen in Mark und Bein.
Ich schlucke, der Kloß in meinem Hals wird immer größer, während ich immer noch nicht sprechen kann. Ich fühle mich wie versteinert und als hätte er es gespürt, zieht mich Nikita wieder einen Schritt zurück, sodass sich die Erscheinung, hier würde sich gleich eine Schlägerei anbahnen, etwas auflöst.
"Die Familie Romanov bedankt sich", spricht er erneut für mich.
Viktor lacht wieder leise in sich hinein, schüttelt den Kopf und während auch er zurücktritt, um sich wieder neben Lucia einzureihen, schnalzt er mir der Zunge.

"Oh", säuselt Lucia gespielt empört über mein Verhalten, was sich in ihrer Welt natürlich nicht schickt und klimpert den besten Freund meines Bruders entschuldigend an. In ihrer Welt hätte ich zu Boden zu schauen und mich zu bedanken. Doch ich lebe nicht mehr in ihrer Welt.
Ich bin jetzt frei.
Nikita reagiert nicht darauf.
Er ist eine Maschine, physisch wie mental, und gehört zu unserem Clan. Er würde niemals mit der Wimper zucken, sich zwischen uns und einer potenziellen Gefahr zu stellen und andersrum ebenso nicht.
Gut, Lucia Cruz ist jetzt eher keine potenzielle Gefahr, wenn ich mir das kleine kolumbianische Püppchen so ansehe, aber Nikita weiß, wie ungerne ich berührt werde und auch hier greift er ein.

Ich atme einmal tief durch und reiße meinem Blick von dem breiten, großen, graumelierten Mann weg, der mich weiterhin taxiert.

"Danke, Lucia. Ich werde es ausrichten", entgegne ich nun etwas gefasster, weil ich mich zwinge, und falte meine Hände vor meinem Schoß.

Wieder wirft mir die Kolumbianerin ein falsches Lächeln zu.
Was willst du jetzt noch, hm? Dreh dich um und geh dahin, wo du hergekommen bist. Am besten ganz weit weg, zurück nach Kolumbien, wo ich dich nie wieder sehen muss, du verräterisches Miststück.

"Wo ist denn Ilja?" Oh, das war ja klar. Natürlich wollte sie nicht mit mir sprechen, sie wollte sich ihren Weg zu meinem Bruder graben, noch bevor die anderen Trauergäste das schaffen.

Wahrscheinlich haben sie und ihre Familie sich schon die feuchtfröhlichsten Szenarien überlegt, wie sie von dem Tod meiner Eltern und der Neuformatierung der Spitze unserer Geschäfte profitieren könnten. Denkt sie wirklich, mit ein paar schönen Brüsten in einem viel zu tiefen Ausschnitt, einem unschuldigen Lächeln und ein paar netten Worten wäre mein Bruder rumzukriegen?
Denkt sie wirklich, er wäre so schwach?
Er ist nicht schwach.
Er ist ein Bär, ein Krieger, unumstößlich, unformbar, ein aus Granit geschaffener, geborener Anführer.
Sie müsste schon andere Mittel auffahren, damit wir den Kolumbianern mehr eingestehen würden, als wir es bereits tun.
Nein, sie könnten gar nichts auffahren, um das zu bewirken.
Das wird nicht passieren.
Außerdem hat sie doch bereits einen Auserwählten, oder?

Viktor scheint ihre Frage kaum zu stören, der hat sich wieder neben ihr eingereiht und starrt wieder teilnahmslos in die Leere. Ich kann nicht anders, als seinem Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu folgen, jedoch sehe ich nichts, worauf er sich so fokussieren könnte. Doch ich ärgere mich sofort, dass er mich so in seinen Bann gezogen hat, dass ich seinen Blicken folge und sehe wieder zu Lucia.

Gerade will ich antworten, aber glücklicherweise hat meine Familie einen Hang zu spektakulären Auf- und Abtritten.



Bühne frei für meinen Onkel, der mit quietschenden Reifen über den nassen Vorplatz der Kirche schlittert.
Ein paar Männer, die abseits von den anderen miteinander gesprochen haben, springen hektisch zur Seite, um dem schwarzen Mercedes gerade eben so ausweichen zu können.
Oh, nimm sie einfach alle mit Vasily. Sie sind genauso viel Wert wie der Dreck unter unseren Schuhen.
Sie kannten meine Eltern nicht, sie kennen uns nicht, sie sind nur hier, um sich an unserem Leid zu ergötzen, doch das werden wir ihnen nicht geben.
Sie werden nichts von uns bekommen, als höflich abmahnende Kälte und wenn diese ganze Show hier vorbei ist, werden sie sich in ihren Löchern verkriechen und hoffen und beten, dass sie ihre Posten behalten und ihre Häuser weiter finanzieren können. Denn Ilja und ich werden die Geschäfte der Stadt ein wenig... Reformieren.

Ich danke ihm jedenfalls innerlich für sein Erscheinen, denn ich nicke Lucia noch einmal mit einem erzwungenen Lächeln zu. Diese heuchlerische kleine Hure wird sich meinem Bruder heute keine zehn Meter nähern, ansonsten haben wir eine Tote mehr zu beklagen, das weiß ich.
Ein leises Raunen ertönt wieder von ihrer Begleitung.
Was hat dieser Mann?

"Wir müssen die Zeremonie eröffnen, wie es aussieht", entgegne ich nach einem Räuspern, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden, während mein Onkel quer auf dem Parkplatz hält und damit einige andere Autos gewissenlos zuparkt.
Ich muss nicht hinsehen, um zu erkennen, dass er ein absolutes Wrack ist.

"Natürlich", verabschiedet sich Lucia und ich könnte schwören, einen Funken Missgunst in ihren Augen aufflackern zu sehen.
Haben wir etwa nicht bekommen, was wir wollen, Prinzessin?

Sie kann froh sein, dass sie mir begegnet ist. Ich wimmle sie nur ab, mein Bruder hätte andere Seiten aufgefahren, wäre er von der Seite angequatscht worden, nur um zu sehen, wie die Kolumbianer schon jetzt ihre Chancen bei uns ausloten.
Sie sind hier, um uns das Gefühl zu geben, sie wären wichtig für uns, doch das sind sie alle nicht. Nichts und niemand ist wichtig für uns, außer wir selber.
So ist das nun einmal, wenn man in dieser Welt überleben möchte.

Man sollte sich auf nichts und niemanden verlassen, niemandem trauen und sich seinen innersten Kreis ganz genau aussuchen.
Und unser innerster Kreis besteht ausschließlich aus unserer Familie, lass sie sein, wie sie ist.

Wenigstens wenden sich die beiden nun ab. Im Vorbeigehen begrüßt Viktor Vasily mit einem trockenen Nicken. Die beiden sind nicht die besten Freunde.
Keiner von uns ist ein Freund der Morozovs.
Doch unter Familien wie unseren gibt es Anlässe, an denen wir einander ertragen müssen.
Ilja wird sich früher oder später um ihn und seine Geschäfte kümmern, sie sind ihm ein Dorn im Auge.

Wo ist Ilja eigentlich?

"Кукла", murmelt mein Onkel, als er mich fest in die Arme schließt. Kukla, wiederhole ich die Worte stumm für mich in Gedanken wie ein Schimpfwort.
Ich hasse es, wenn er mich Puppe nennt.
Ich würde ihn gerne hier und jetzt von mir wegschubsen und ich bin schon gar nicht sein Püppchen.
Er weiß, wie sehr ich es hasse, berührt zu werden.
Er soll seine Hände von mir nehmen. Aber ich lasse es über mich ergehen. Ich darf nicht negativ auffallen, darf nicht für noch mehr Getratsche sorgen, als wir ohnehin schon über uns ergehen lassen müssen.
"Sieh mich an, du bist eiskalt, wieso stehen wir alle hier draußen?", fragt er auf russisch.
"Macht die gottverdammten Türen auf!", brüllt er jetzt und lässt mich endlich los, um sich seinen Kragen zu richten.

"Du riechst nach Gras und Vodka, Vasily", tadle ich ihn leise, ebenfalls auf russisch.
Sein dunkler, glasiger Blick überfliegt mich einmal prüfend und er beißt lauernd seine Zähne aufeinander. Doch ich halte seinem Blick stand. Ich wurde nicht dazu erzogen, wie ein braves Püppchen wegzuschauen oder gar auf den Boden zu blicken.

"Es ist eine harte Zeit, Nasta", murmelt er und überfliegt die Menge. "Was wollte dieser Hund von dir?", er nickt in die Richtung, in der Lucia und Viktor verschwunden sind.
"Mir ihr Beileid aussprechen, was sonst?", antworte ich.
Er schnaubt nur einmal spöttisch und streicht sich durch sein längeres, zurückgegeltes Haar. "Wo ist Ilja?"
"Er kommt dazu, sobald die Zeremonie beginnt, er telefoniert irgendwo", informiere ich ihn.

"Und wo ist Rosalia?", ich traue mich eigentlich gar nicht nach seiner Frau zu fragen, aber sie fehlt mir. Bei ihnen läuft es im Moment nicht so gut. Bei ihnen lief es noch nie so gut.
"Migräne."
Mhm, sicher.
Migräne oder vielleicht doch eher einen Nervenzusammenbruch wegen deiner Eskapaden im Abyss und Gott weiß wo noch, Onkel?

Aber anstatt das zu fragen, nicke ich nur. Ich werde mich nicht einmischen, wir haben selber genügend Probleme, Ilja und ich. Nervös wippt mein Onkel von einem Bein auf das andere und ich seufze. Die Krawatte seines schwarzen Anzugs sitzt schief und seine drahtige, sportliche Figur, die ihn sonst elegant wirken lässt, fällt kaum noch auf. Seine von Schlägereien krumme Nase, die tiefen Augenringe und die vernarbten Knöchel seiner Hände sind viel eher das, worauf die Leute achten.

Er sollte sich wirklich ein wenig zurücknehmen.

"Egal, gehen wir rein", murmelt er und ich runzle die Stirn.
"Ja, wenn die Kirchenglocken zu läuten beginnen gehen wir rein, Vasily."
"Nein, wir sollten wirklich reingehen", knurrt er nachdrücklicher und gewinnt damit Nikitas Aufmerksamkeit.

Er folgt seinem Blick und ich seufze noch einmal.
Sie sind so paranoid von all den Drogen, die ihr Hirn benebeln, diese Männer.
Ilja hat davon immer die Finger gelassen, wofür ich ihm unendlich dankbar bin.
Ich könnte weder mit Nikita noch mit Vasily viel Zeit verbringen. Auch, wenn Nikita ein treuer Freund ist, insgeheim weiß ich, dass er Vasily ähnlicher ist, als ich zugeben möchte. Immer nervös, auf der Hut und jederzeit kurz vor dem nächsten impulsiven Wutausbruch.
Sie sind eben keine geborenen Anführer.
Sie folgen und im besten Fall führen sie die Anweisungen, die sie erhalten, zu unserer Zufriedenheit aus.

"Bitte, lass uns das hier einfach kurz, schmerzlos und vor allem ruhig über die Bühne bringen." Versuche ich meinen Onkel zu beschwichtigen.

Kaum habe ich diese Worte ausgesprochen, hebt Nikita einen Arm, bereit, mich abzuschirmen. Ich sehe abwechselnd zu ihm und meinem Onkel.
Beide sehen alarmiert und prüfend in Richtung der paar Männer, die mein Onkel eben beinahe in seinem Einparkmanöver geopfert hat.
Es beginnt wieder zu regnen, doch diesmal klappt Nikita nicht den Regenschirm auf.
Ich sehe im Augenwinkel, wie Nikitas andere Hand langsam zu seinem Gürtel wandert und ich halte die Luft an. Ich weiß, was das bedeutet.

Dann geht alles ganz schnell.

"Runter!" Schreit Vasily und ich weiß nicht, woher der erste Schuss kommt, aus seiner Waffe, die er aus seiner Gesäßtasche gezogen hat, oder von der anderen Seite des Parkplatzes. Es dauert keinen Augenblick länger, als Nikita mich zu Boden reißt.
Ich komme hart mit dem Rücken auf dem kalten, nassen Asphalt auf, doch ohne realisieren zu können was passiert, schiebt mich Nikitas massiger Körper weiter zurück hinter die Kirchenmauern.

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