Great
"Gut, also das Letzte, was wir Ihrer Mutter gesagt haben, ist, dass deine Schwester Ginevra wahrscheinlich ein Opfer des alljährlichen Day of Missing ist."
Ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln und schließlich siedend heiß meine Wangen herunterrollen, während meine Hände unkontrolliert anfangen zu zittern, sodass ich das Telefon loslasse und es auf den Boden fällt. Die Stille im Raum wird nur durch das Schluchzen meiner Mutter und meinen eigenen schnellen, ruckartigen Atem durchschnitten.
Aus dem Augenwinkel sehe ich verschwommen durch die Tränenflüssigkeit, wie meine Mutter langsam ihren Arm hebt.
Sie legt ihre Hand vorsichtig auf meine, ihre Berührung warm, aber zerbrechlich.
„Es ist nicht deine Schuld, mein Schatz.“
"Gib dir nicht die Schuld, dass du sie nicht retten konntest", sagt sie leise, fast flüsternd, ihre Stimme bricht fast unter der Last des Schmerzes.
Es ist nicht meine Schuld... aber warum fühlt es sich so an?
Warum brennt dieser Gedanke in mir, als hätte ich ihr nicht geholfen?
Als hätte ich sie nicht genug beschützt?
„Keiner von uns konnte das ahnen“, fährt sie fort, doch ich höre ihre Worte kaum. Ihre Stimme klingt fern, als ob sie durch dicken Nebel dringen.
Wie konnte ich es nicht bemerken?
Warum war ich nicht bei ihr?
Was hätte ich anders tun können? Ich hätte sie nie allein lassen dürfen... Was, wenn sie mich gebraucht hat und ich war nicht da?
Ich blicke auf meine zitternden Hände, unfähig, den Druck loszulassen, der auf meiner Brust lastet.
Ich hätte sie retten sollen.
Ich hätte sie schützen sollen... Doch ich war nicht da.
Meine Mutter zieht mich sanft in ihre Arme. „Es ist der Day of Missing. Er nimmt, wen er will, und wir können nichts dagegen tun.“ Ihre Worte dringen tiefer, doch ich kann das Gefühl nicht abschütteln.
Es ist nicht meine Schuld... aber warum fühlt es sich an, als wäre es das?
Warum bleibt dieser Gedanke in meinem Kopf wie eine endlose Flut von Vorwürfen?
Warum kann ich nicht loslassen?
Schließlich kann ich nicht mehr und fange laut an zu schluchzen.
Eigentlich wollte ich für meine Mutter stark bleiben, sie trösten, und stattdessen liege ich weinend in ihren Armen, während sie mir beruhigend über den Rücken streicht.
Wir bleiben lange einfach so stehen, zu tief ist der Schock, dass wir Ginevra wahrscheinlich nie wiedersehen.
Erst als es an der Haustür klingelt, lösen wir uns voneinander.
Meine Mutter geht zur Tür und kommt kurz darauf mit einem Mann, der in die schwarz-roten Polizeiuniform von Flawless City gehüllt ist, wieder.
"Guten Tag, mein Name ist Officer McLean, und ich bin hier, um das Verschwinden von Ginevra Smith zu protokollieren."
Wie in Trance nicke ich, noch nicht in der Lage zu begreifen, dass ich Gin für immer verloren habe.
"Wenn du sitzt, könnten wir mit dem Protokoll anfangen, Evelyn", spricht mich Officer McLean an.
Ich lasse mich neben meiner Mutter auf das Sofa fallen.
"Gut, also wann ist euch aufgefallen, dass Ginevra weg ist?", fängt er mit einem Notizbuch in der Hand und gezücktem Kugelschreiber mit den Fragen an.
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