
Flucht
~She's my sister,
she needs me~
Verenas Pov
,,Wie seh ich aus, hm? Komm sag es mir! Seh ich vielleicht aus wie ein Weiser? Wie ein Mönch? Sag es mir, ich will es wirklich wissen und wenn du schon dabei bist, kannst du mir ja sagen, für wie groß du diese Wohnung hältst!"
,,Ist ja schon gut, Verena. Ich hab's ja kapiert." Meine kleine Schwester zuckte einfach mit den Schultern und ging einige Schritte normal weiter, bis sie sich auf ihre Knie schmiss, um unter der Couch nach zu sehen.
Meine Hand traf mein Gesicht und ein erschöpftes Seufzen schlich sich über meine Lippen.
,,Da hast du doch erst vor zwei Minuten nachgeschaut."
,,Ja, aber vielleicht hab ich es übersehen!" Energisch stand sie auf und überquerte die paar Meter, welche uns voneinander trennten. Als Antwort holte ich nur meinen Fächer hervor und wedelte mir zu.
,,Anstatt deine Zeit damit zu verschwenden, etwas zu suchen, was dir sicherlich geklaut wurde, würde ich mir in deiner Haut die Zähne erstmal gründlich putzen." Mit diesen Worten drehte ich mich um. Dabei verließ ich das Wohnzimmer und betrat mein Zimmer. Es konnte doch nicht sein, dass sie im Kopf immer wo anders war und ihre wertvolle Zeit einfach so wegwarf. Mutter und Vater waren gerade noch auf dem Markt, um etwas für die Weiterreise zu besorgen, doch ich wusste, sie würden nicht mehr zurück kommen. Ich habe es schon gehört. Als ich nicht schlafen konnte.
Es war jetzt schon eine Woche her, als ich Nachts aufwachte, um mir etwas zu trinken zu besorgen. Dabei stellte ich mich so leise wie möglich an, um gar niemanden zu wecken, doch das, was ich nicht wusste, war, dass beide meiner Eltern wach waren und über etwas sprachen. Durch die dünne Schiebetür konnte ich ihre Silhouetten erkennen, wie sie sich gegenüber saßen, so fromm und starr wie eh und je und wie sie sich ins Gesicht sahen.
Mir war schon bewusst, dass meine Familie und ich Gejagte der Feuernation waren. Im Gegensatz zu meiner Schwester war ich kein junges Mädchen. Sie war 12 und ich war 16. Uns trennten 4 ganze Jahre voneinander, das war der Altersunterschied meiner Eltern. Sie hatten diese Entscheidung diese Nacht getroffen, weil sie dachten, dass die Feuernation von mir und meiner Schwester ablassen würden.
Ich hielt in meiner Bewegung inne, sah mich noch einmal im Spiegeln an. Frustriert fuhr ich mir durch meine dicken Haare, zog leicht an ihnen, bevor ich meine Augen schmerzvoll schloss. Warum haben sie Sitara nicht einfach auch mitgenommen. Es war schon schlimm genug mit ihr zu Reisen, während meine Eltern dabei waren, aber nun soll ich alleine mit ihr unterwegs sein.
Langsam lachte ich. Es war schon witzig, wie ich alles ins Lächerliche zog. Egal was es war oder worum es ging, ich hasste es traurig oder wütend zu sein. Eigentlich müsste ich sogar glücklich sein. Ich war nicht alleine und eine mir wichtige Person war bei mir.
Leicht schüttelte ich meinen Kopf. Mit einem Lächeln schnappte ich mir meinen Haarschmuck und steckte ihn mir an. Sitara war schon vorhin verwundert, weshalb ich denn meine Kleidung schon trug und nicht wie sie in legerer Kleidung auf unsere Eltern wartete, doch ich fand keine wirkliche Antwort. Ich konnte ihr einfach nicht antworten. Unsere Eltern haben nichts hinterlassen. Kein Brief, kein gar Nichts.
Als ich meine Schwerter packte, sah ich in der Ecke etwas aufblitzen. Neugierig beugte ich mich hinunter und siehe da! Ich habe Sitaras zweiten Ohrring gefunden, welchen sie so lange schon gesucht hatte. Ich steckte mir meine restlichen Waffen an, nahm alles, was mir wichtig war, auch wenn es nicht viel war. Durch meine ständigen Reisen habe ich mich auf das Mindeste beschränkt. Ich hatte weder Bücher, noch Bilder. Sie waren Platzverschwendung und unnötiges Gewicht. Ich schob die Schiebetür hinter mir zu. Sitara war nicht mehr im Wohnzimmer. Besorgt rief ich nach ihr. Vielleicht ist sie wütend weggerannt oder unsere Eltern haben sie doch mit genommen und mich allein gelassen.
,,Wasch ischt?" Hoffnungsvoll drehte ich mich zu ihrer Stimme um. Da stand sie, in ihren legeren Klamotten, mit ihrem dummen Blick im Gesicht und ihrer Zahnbürste im Mund. ,,Warum siehst du so aus? Sind unsere Eltern da?" Ich schüttelte nur meinen Kopf.
,,Mach dich fertig. Ich erkläre es dir später." Verwirrt drehte sie sich langsam um und verschwand im Badezimmer.
Ich hingegen ließ mich auf die Couch plumspen und schärfte meine Waffen. Nach viel zu langer Zeit stand meine Schwester fertig vor mir. ,,Können wir los?"
,,Wollen wir nicht zuerst auf Mutter und Vater warten? Oder warten sie draußen?"
,,Vielleicht warten sie ja irgendwo auf uns. Ich weiß es nicht."
,,Wie meinst du das?"
,,Hör mal, Mutter und Vater kommen nicht mehr. Sie haben das getan, um uns zu beschützen. Jetzt sind wir auf uns allein gestellt, hörst du? Du und ich, Sitara und Verana, das beste Team, was man haben kann." Ich lachte, hoffentlich hebt das irgendwie ihre Stimmung. Ich war direkt, das stimmt, aber was hätte es gebracht, ihr die Wahrheit zu verschweigen oder ihr es schonend beizubringen? Das Leben war hart und das genaue Gegenteil von fair. Wäre es fair wäre die Feuernation nicht so hinterhältig und widerlich, wie sie es nun mal war. Hoffentlich verstand sie das. Hoffentlich war sie mir nicht böse. Ich hatte Angst vor ihrer Reaktion, doch das einzige was sie tat, war ihre Schultern fallen zu lassen und sich hinzusetzen.
,,Warum hab ich das geahnt. Ich habe sie gehört weißt du? Heute morgen, bevor sie losgingen." Noch nie hatte ich meine Schwester so erwachsen gesehen, wie jetzt. Der Krieg bringt kleine Kinder dazu, sich so zu benehmen, wie Erwachsene. Sie müssen lernen rational zu denken, sich damit zurecht finden, dass sie nicht in den Straßen friedlich spielen können. Es macht sie ängstlich, wenn sie nicht die Kleidung der Feuernation tragen. Es macht sie zur Schielzeibe.
Meine Familie und ich, wir haben uns aus dem Krieg herausgehalten. Wir haben uns weder auf die Seite der Erdbändiger gestellt, noch auf die der Wasserbändiger. Die Luftnomaden haben sie hinterhältig getötet. Sie waren kein Kriegsvolk, sie waren friedliche Menschen, doch so wie ich die Feuernation kannte, erzählten sie von einer glorreichen Schlacht. Ganz weit oben, dort, wo die Haut die Wolken streift.
Es tat mir weh meine Schwester so zu sehen, doch ich konnte nichts tun. Ich schnappte mir ihr Handgelenk und lief hinaus. Der Krieg macht alles so unscheinbar, dass ich nicht einmal Ba Sing Se vertraue, wie viele andere Flüchtlinge. Es klang irgendwie zu schön um wahr sein.
,,Was machen wir jetzt?" Ihre Augen waren groß, glasig. Man konnte es nicht in Worte fassen, wie sehr es mir weh tat, sie so zu sehen.
,,Ich weiß nicht. Was hältst du davon, wenn wir ein bisschen Spaß haben?"
,,Oh, ja!" Freudig klatschte sie in ihre Hände und rannte davon, als wäre nichts passiert. Ich hingegen blieb stehen. Atmete noch ein letztes Mal die frische Luft hier ein. Mein Augen glitten wieder zurück zum Hause, in welchem unsere Wohnung lag.
Während ich mich wieder umdrehte, erkannte ich aus dem Augenwinkel eine rote Rüstung. Die Rüstung der Feuernation. Meine Augen rissen sich auf. In seinen Händen hielt er mehrere Bilder. Auf jeweils zwei waren meine Eltern abgebildet und auf einem mein Gesicht. Schnell brachte ich meinen Mundschutz an die richtige Stelle an und rannte davon. Hinter meiner kleinen Schwester, welche vor dem schwarzen Brett zum Stehen kam, hielt ich in meiner Bewegung inne. Auf dem schwarzen Brett hing ein Fahndungsblatt von mir, als auch welche meiner Eltern. Ich packte Sitara an der Hand, drückte ihr ihre Gesichtsmaske in's Gesicht und rannte weiter so schnell es ging.
,,Da ist sie!" Kaum waren wir in der Nähe der Küste angekommen, schon fand uns eine Truppe von Soldaten. Sie hatten ein Schiff dabei, sicherlich war dort niemand drin. Ich mein, im Dorf musste ich mich vor dutzend in acht nehmen und hier draußen standen sicherlich doppelt so viele.
Sofort versteckte ich Sitara hinter mir, noch bevor mich die Feuerkrieger angreifen konnten. Ich wich aus, dabei bedacht meine Schwester in meinen Bewegungen mit ein zu beziehen. Ich erschuf eine Peitsche aus Wasser und schleuderte meine Schwester auf das Schiff. Zum Glück wusste sie, was sie zutun hatte.
Jeder, welcher zu meiner Schwester wollte, wurde bewegungsunfähig gemacht. Niemand bedroht meine Schwester, erst recht nicht, wenn ich dabei war. Ich duckte einem Tritt, bevor ich dem Mann stark in den Magen schlug und ihn dann als Deckung vor einem anderen Angriff benutzte.
Am Ende waren sie soweit fertig, dass ich hinauf auf's Schiff konnte. In dem Moment, in dem ich das Schiff betreten hatte, startete meine Schwester das Schiff und wir ließen die kleine Insel hinter uns.
,,Schau mal, der Krieg hat doch eine gute Sache, du kannst ein Schiff lenken." Meine Schwester verdrehte nur ihre Augen.
,,Wie konnten uns Mutter und Vater einfach so alleine lassen!? Ich meine, sie sind nicht die einzigen, die verfolgt werden. Du ebenso. Ich hab die Poster gesehen. Es gibt doch keinen wirklich logischen Grund. Ich-"
,,Du musst nicht alles verstehen, Sitara. Jetzt noch nicht. Ich weiß, dieser Satz gefällt dir nicht, aber wenn du älter bist, wird alles mehr Sinn machen. Unsere Eltern haben mir das früher auch immer gesagt und jetzt wo ich älter bin, versteh ich alles besser. Wir haben noch uns beide, also wird alles gut. Glaub mir bitte." Sie sah nicht ganz überzeugt aus, doch ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich war es nämlich auch nicht. ,,Ich werde mal nachschauen, was es hier zu Essen gibt." Meine Schwester nickte, während sie das Schiff zur hoher See lenkte.
Ich hingegen verließ den Raum und machte mich auf sie Suche nach etwas zum Essen. Auf dem Weg dorthin entschied ich mich, die Flagge der Feuernation zu entfernen, was auch schnell erledigt war. Die Insel, auf welcher ich vorhin gelebt habe, ist nun gar nicht mehr zu sehen. Dieses Schiff schwamm wirklich schnell. Stolz klopfte ich gegen das Metall, ehe ich wieder ins Innere ging, um mir und meiner Schwester etwas zum Essen zu machen.
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Hello,
Das ist das aller erste Kapitel dieser Geschichte. Hier habt ihr nun unseren Protagonisten kennengelernt, die liebe Verena. Außerdem kennen wir nun auch ihre Schwester, Sitara.
Mal schauen, wo sie nun Unterschlupf finden werden, was ihre Eltern genau machen und warum sie überhaupt ihre Kinder allein gelassen haben.
Dieses Kapitel beträgt 1.665 Wörter.
Danke für's Lesen♡
Und falls ihr Fehler findet, bitte sagt mir bescheid. Danke♡
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