36. Kapitel
Felix POV:
Der Tag verging in einer merkwürdigen Mischung aus Warten und Routine. Die Rudel bereiteten sich weiter auf den bevorstehenden Blutmond vor, und das Lager war geschäftiger denn je. Wölfe liefen hin und her, trugen Ausrüstung oder besprachen strategische Pläne. Ich half Hyunjin dabei, einige Vorräte zu sortieren, während Jisung und Minho unermüdlich den Überblick behielten.
Die Anspannung lag schwer in der Luft. Jeder spürte sie - dieses lähmende Gefühl kurz vor einem unausweichlichen Sturm. Dennoch funktionierten wir alle wie ein gut geöltes Getriebe. Niemand ließ sich anmerken, wie sehr die bevorstehende Schlacht an unseren Nerven zerrte.
„Das reicht für heute", meinte Hyunjin schließlich und legte eine Hand auf meinen Arm. Seine Berührung war warm und vertraut, und ich fühlte mich sofort ruhiger.
„Danke", sagte ich und lächelte schwach. „Ich dachte schon, du würdest mich bis zum Umfallen schuften lassen."
Hyunjin lachte leise. „Ich bin zwar dein Alpha, aber ich bin kein Tyrann."
„Gut zu wissen", neckte ich und stieß ihn leicht mit der Schulter an.
Der Rest des Nachmittags verging ohne besondere Vorkommnisse. Ich sah Jeongin und Seungmin am Rand des Lagers miteinander reden, ihre Köpfe dicht beieinander. Es war schön zu sehen, dass Hyunjin's Bruder seinen Platz gefunden hatte.
Als die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand und das Lager in ein goldenes Licht tauchte, machte sich eine ungewohnte Ruhe breit. Die meisten Wölfe zogen sich in ihre Zelte zurück oder saßen in kleinen Gruppen beisammen. Hyunjin und ich beschlossen, einen Spaziergang durch das Lager zu machen, einfach um den Kopf freizubekommen.
Wir schlenderten schweigend nebeneinander her, bis wir schließlich das Lager hinter uns ließen und einen schmalen Pfad durch den Wald einschlugen. Die Bäume warfen lange Schatten, und das Zwitschern der Vögel war längst verstummt.
„Es fühlt sich fast normal an", sagte ich leise.
„Fast", stimmte Hyunjin zu. „Aber ich glaube, wir wissen beide, dass es das nicht ist."
Ich warf ihm einen Seitenblick zu. „Glaubst du, wir schaffen das?"
Er hielt inne und sah mich ernst an. „Wir müssen positiv denken. Vertraust du mir, wenn ich dir sage, dass es gut für uns ausgeht?"
Seine Worte trafen mich mitten ins Herz. „Ich weiß. Und ich vertraue dir."
Wir gingen weiter, bis wir eine kleine Lichtung erreichten. Das Mondlicht tauchte die Umgebung in ein silbriges Licht, und der Duft von frischem Moos hing in der Luft. Es war ein wunderschöner Ort - friedlich und abgeschieden.
„Hier ist es schön", sagte ich und ließ mich ins Gras sinken.
Hyunjin setzte sich neben mich, seine Schulter berührte meine. „Ja, das ist es."
Für einen Moment herrschte Stille, nur das leise Rascheln der Blätter war zu hören. Doch diese Stille war alles andere als unangenehm. Sie war voller unausgesprochener Worte und einer Spannung, die sich langsam, aber unaufhaltsam aufbaute.
Nähe, die den Atem raubte
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als Hyunjin sich ein Stück näher zu mir beugte. Sein Duft umhüllte mich, und ich musste unwillkürlich schlucken.
„Felix", sprach er leise, seine Stimme rau.
„Ja?"
Hyunjin zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. „Ich kann das nicht länger ignorieren. Dieses... Ding zwischen uns."
Mein Atem stockte. „Ich auch nicht."
Hyunjin legte eine Hand auf meine Wange und sah mir tief in die Augen. „Bist du sicher?"
Ich nickte. „Ja. Sehr sicher."
Sein Blick wurde weicher, aber auch intensiver. Dann schloss er die kurze Distanz zwischen uns, und unsere Lippen trafen sich in einem Kuss, der alles andere ausblendete.
Der Kuss war zunächst sanft, fast vorsichtig, doch die Spannung zwischen uns ließ ihn schnell intensiver werden. Ich spürte, wie Hyunjin's Hand in meinen Nacken wanderte und mich näher zu sich zog. Meine Finger vergruben sich in seinem Haar, und ich verlor mich völlig in dem Moment.
Als wir uns schließlich voneinander lösten, waren wir beide atemlos.
„Wow", murmelte ich und musste grinsen.
Hyunjin lachte leise. „Ja, wow trifft es ganz gut."
Ich lehnte mich gegen ihn, mein Kopf auf seiner Schulter. „Das fühlt sich richtig an."
„Das tut es", stimmte er zu.
Wir blieben noch eine Weile so sitzen, während das Mondlicht uns umhüllte. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen die Welt stillstand und nur wir beide zählten. Und ich wusste, dass ich diesen Moment für immer in meinem Herzen tragen würde.
Der Mond schien hell durch die Baumwipfel, und die kühle Nachtluft legte sich wie ein sanfter Schleier über uns. Hyunjin und ich standen auf der Lichtung, die Stille nur durch das leise Rascheln der Blätter unterbrochen. Meine Hand lag warm in seiner, während mein Herz wild gegen meine Rippen schlug.
„Felix", sagte Hyunjin plötzlich, seine Stimme rau vor Emotion. „Ich weiß, dass wir das beide nicht geplant haben. Aber..." Er zögerte, sein Blick suchte meinen. „Ich will, dass du weißt, dass ich dich nicht mehr loslassen will. Egal, was kommt."
Mein Atem stockte, als ich die Ehrlichkeit in seinen Augen sah. „Ich auch nicht", flüsterte ich.
Sein Griff um meine Hand verstärkte sich. „Dann lass uns das jetzt besiegeln. Nicht aus Angst vor dem, was kommt, sondern weil wir wissen, dass es richtig ist."
Ich verstand sofort, was er meinte. Mein Körper prickelte bei der Bedeutung seiner Worte. Das Ritual der Mate-Bindung war heilig, ein Versprechen für die Ewigkeit. Doch in diesem Moment fühlte es sich so natürlich an, als hätten wir immer auf diesen Augenblick hingearbeitet.
Hyunjin trat näher, und meine Welt verengte sich auf ihn - auf seinen Duft, seinen warmen Atem, die Tiefe seiner Augen. Seine Fingerspitzen strichen sanft über meinen Hals, genau dort, wo meine Duftdrüse pulsierte.
„Darf ich?", fragte er leise, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Mein Herz klopfte heftig, aber ich nickte ohne zu zögern. „Bitte."
Seine Lippen berührten meine Haut sanft, fast ehrfürchtig. Ein leises Zittern durchlief mich, als ich seine Wärme spürte. Dann öffnete er leicht den Mund und ließ seine Zähne sanft in meine Haut sinken.
Es war kein Schmerz, sondern ein elektrisierendes Gefühl, das durch meinen Körper rauschte. Ein leises Keuchen entwich meinen Lippen, und ich klammerte mich an seine Schultern, während eine überwältigende Wärme sich in meiner Brust ausbreitete.
Hyunjin zog sich langsam zurück und ließ seine Lippen noch einen Moment länger auf meiner Haut ruhen. Seine Augen waren dunkel und funkelten vor etwas, das ich nur als pure Verbundenheit beschreiben konnte.
„Jetzt bist du für immer ein Teil von mir", sagte er leise.
Tränen brannten in meinen Augen, doch ich hielt seinem Blick stand. „Und du ein Teil von mir."
Ich legte meine Hand an seinen Nacken und zog ihn näher. Mein Atem ging flach, als ich meinen Mund an seinen Hals legte. Sein vertrauter Duft umhüllte mich, beruhigte die wilde Nervosität in mir.
„Ich liebe dich", flüsterte ich gegen seine Haut, bevor ich sanft zubiss.
Hyunjin versteifte sich kurz, doch dann drang ein leises, zufriedenes Brummen aus seiner Kehle. Ich spürte, wie sich etwas zwischen uns veränderte - ein unsichtbares Band, das sich fest und unzerbrechlich um uns legte.
Als ich mich zurückzog, war seine Haut leicht gerötet, und mein Herz pochte heftig.
Hyunjin sah mich mit einer Intensität an, die mir den Atem raubte. „Du hast keine Ahnung, wie glücklich du mich machst", sagte er heiser.
Ich lächelte durch die Tränen. „Doch. Weil ich mich genauso fühle."
Er zog mich in seine Arme, und ich schmiegte mich gegen ihn, während die Stille des Waldes uns umgab. Der Moment fühlte sich so vollkommen an, als würde die Welt für uns beide stillstehen.
„Ich werde dich niemals loslassen", flüsterte er in mein Haar.
„Und ich dich nicht."
Wir standen noch lange so da, unsere Herzen im Einklang. Die Zukunft mochte ungewiss sein, doch in diesem Moment war alles perfekt. Hyunjin war mein - und ich war sein. Für immer.
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