26. Kapitel
Felix POV:
Der Weg zurück ins Lager war begleitet von einem leichten, aber angenehm kühlen Wind, der über meine erhitzte Haut strich. Trotz des frischen Morgens war mir noch immer heiß. Die Heat ließ mich nicht los, schwelte wie ein beständiges Feuer unter meiner Haut und hielt meine Sinne in einem permanenten Ausnahmezustand.
Hyunjin lief neben mir, seine Präsenz wie ein beständiger Schutzschild gegen die Welt um uns herum. Ich hasste es, dass mein Körper sich so instinktiv zu ihm hingezogen fühlte. Noch mehr hasste ich es, dass es mir nicht einmal gelang, seine Nähe als bloßen Zufall oder Selbstverständlichkeit abzutun. Denn Hyunjin wusste genau, was er tat.
Das war auch das eigentliche Problem.
Ich war mir sicher, dass er ganz bewusst „Baby" gesagt hatte, nur um meine Reaktion zu testen. Und meine dumme Reaktion hatte ihm vermutlich das größte Ego-Upgrade seines Lebens verpasst.
„Alles okay?" fragte Hyunjin plötzlich und warf mir einen Seitenblick zu.
„Mir ist heiß", knurrte ich, ohne ihn direkt anzusehen.
Er zog eine Augenbraue hoch. „Echt jetzt? Das wäre mir gar nicht aufgefallen."
Ich schnappte nach Luft. „Musst du immer so sarkastisch sein?"
„Wenn du so schön darauf anspringst? Klar." Er grinste so breit, dass ich ihm am liebsten einen Stein an den Kopf geworfen hätte.
Bevor ich darauf antworten konnte, hörte ich das raschelnde Geräusch von Schritten vor uns. Und natürlich war Jisung derjenige, der plötzlich mit einem frechen Grinsen auf uns zusteuerte. Neben ihm schlenderte Minho mit verschränkten Armen und einem gewohnt undurchdringlichen Gesichtsausdruck.
„Na, habt ihr euren kleinen Ausflug genossen?", fragte Jisung schelmisch und ließ seinen Blick zwischen Hyunjin und mir hin und her wandern. „Die frische Luft tut einem ja wirklich gut, besonders wenn..." Er schnupperte demonstrativ in der Luft, und seine Augen weiteten sich gespielt überrascht. „Wow. Felix, du stinkst ja fast schon komplett nach Hyunjin!"
Meine Schritte stockten, und mein Gesicht wurde augenblicklich rot. „Ich... was?"
„Oh ja", fügte er grinsend hinzu und wandte sich an Minho. „Findest du nicht auch, dass er fast wie ein frisch markiertes Kuschelspielzeug riecht?"
Minho schnaubte leise und verdrehte die Augen. „Übertreib's nicht, Jisung."
„Ich übertreibe doch nie." Jisung legte eine Hand aufs Herz, während sein Grinsen nur breiter wurde. „Aber mal ehrlich, ich hab selten zwei Wölfe gesehen, die ihre Gerüche so intensiv ausgetauscht haben, ohne gleich übereinander herzufallen."
„Oh mein Gott", murmelte ich und vergrub das Gesicht zwischen meinen Pfoten.
Hyunjin hingegen schien sich köstlich zu amüsieren. „Tja, ich hab halt eine unwiderstehliche Ausstrahlung", sagte er trocken.
Ich schnaubte. „Bitte, dein Ego braucht keine weitere Bestätigung."
„Ziemlich sicher, dass du das vorhin anders gesehen hast, Baby."
Mein Kopf fuhr ruckartig zu ihm herum. „Hör auf, mich so zu nennen!"
Hyunjin grinste nur breiter. „Keine Chance."
Jisung hob beide Hände. „Okay, okay, ich lass euch Turteltauben mal in Ruhe. Aber Minho und ich erwarten beim Abendessen die ganze Geschichte."
„Es gibt keine Geschichte!", rief ich ihm hinterher, während er lachend davonlief.
Minho schüttelte nur den Kopf und folgte ihm mit einem leicht genervten Blick.
Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. „Das war demütigend."
Hyunjin zuckte die Schultern. „Ach, so schlimm war's nicht. Und hey, immerhin wissen jetzt alle, dass du nach mir riechst. Ist doch was, oder?"
Ich schnaubte. „Das ist nicht witzig."
„Oh, ich finde es ziemlich witzig."
Ich wollte ihm gerade eine bissige Antwort geben, als wir das Lager erreichten. Einige Wölfe drehten sich neugierig zu uns um, und ich konnte ihre Blicke förmlich auf meiner Haut spüren. Ihre Nasen zuckten leicht, und ich wusste genau, dass sie Jisung's Worte bestätigen konnten.
Mein Gesicht wurde noch heißer.
„Großartig", murmelte ich. „Jetzt denken alle, dass ich..."
„Dass du mir gehörst?" Hyunjin's Stimme war leise, aber ich konnte das Amüsement darin deutlich heraushören.
Ich blieb stehen und funkelte ihn an. „Das tust du nicht ernsthaft sagen, oder?"
Er lehnte sich grinsend zu mir. „Vielleicht."
„Du bist unmöglich."
„Und du bist süß, wenn du dich aufregst."
Ich stöhnte genervt und marschierte an ihm vorbei. „Ich geh mich irgendwo verbuddeln."
„Viel Glück dabei, Baby."
_______________
Der Sonnenuntergang tauchte das Lager in ein warmes Orange. Das Abendessen fand auf einer offenen Lichtung statt, wo bereits mehrere Wölfe in kleinen Gruppen saßen und aßen. Der Duft von gegrilltem Fleisch, frischem Brot und würzigen Kräutern hing schwer in der Luft und ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Hyunjin und ich schlängelten uns durch die Menge, bis wir schließlich Jisung und Minho an einem größeren Tisch entdeckten. Die beiden saßen nebeneinander, wobei Jisung die Arme vor der Brust verschränkt hatte und Minho mit einem genervten Gesichtsausdruck auf ihn herabsah.
„Sag mir bitte, dass ihr jetzt nicht schon wieder streitet", begrüßte ich sie und ließ mich auf einen der freien Plätze fallen.
„Streiten? Niemals!" Jisung grinste über beide Ohren. „Minho ist bloß ein Kontrollfreak und will mir verbieten, das Fleisch zu stark zu würzen."
Minho rollte mit den Augen. „Wenn du noch mehr Chili draufpackst, verbrennen wir uns die Kehlen."
„Das nennt man Würze, Schatz."
Hyunjin schnaubte neben mir. „Ihr seid echt wie ein altes Ehepaar."
Jisung zwinkerte ihm zu. „Das kommt davon, wenn man seinen Mate schon ewig kennt. Irgendwann hat man einfach nichts mehr zu verlieren."
„Ich hoffe für Felix, dass du dir daran kein Beispiel nimmst, Hyunjin", neckte Minho trocken.
Hyunjin grinste breit. „Keine Sorge. Felix und ich sind weit davon entfernt, wie ein altes Ehepaar zu wirken."
Jisung beugte sich mit einem verschmitzten Grinsen zu mir. „Ach ja? Dann erklär mir mal, wieso du so eindeutig nach seinem Alpha riechst, Felix."
Ich verschluckte mich fast an meinem Atem. „Wieso bist du immer so direkt?"
Jisung zuckte unschuldig mit den Schultern. „Das nennt man ehrliche Kommunikation."
„Das nenne ich nervig", murmelte ich.
Hyunjin schien das allerdings köstlich zu amüsieren. „Keine Sorge, Felix. Sie haben sich doch alle schon daran gewöhnt, dass du meins bist."
„Ich bin nicht deins!" fuhr ich ihn an und fühlte, wie mein Gesicht heiß wurde.
„Noch nicht", raunte Hyunjin mit einem frechen Grinsen, das mich völlig aus dem Konzept brachte.
Jisung klatschte begeistert in die Hände. „Oh, ich liebe diese Dynamik zwischen euch beiden. Das ist wie die beste Soap-Opera, die ich je gesehen habe!"
Minho seufzte und griff nach einem Brotlaib. „Vielleicht sollten wir uns alle weniger in die Liebesleben anderer einmischen und mehr auf das Essen konzentrieren."
„Langweilig", erwiderte Jisung und machte sich daran, eine ordentliche Portion Fleisch auf seinen Teller zu schaufeln.
Ich versuchte, das Thema zu wechseln. „Also... äh, was steht morgen eigentlich an? Müssen wir irgendwas tun, oder haben wir noch Schonfrist?"
Minho sah auf. „Jisung hat ein paar leichtere Aufgaben für euch eingeplant. Es wird nicht viel sein, aber wir könnten eure Hilfe gebrauchen."
„Leichtere Aufgaben?" wiederholte ich skeptisch. „Sowas wie... Blumen pflücken?"
„Wenn du möchtest, gerne", meinte Minho trocken. „Aber ich dachte eher an Botengänge im Lager und kleine Besorgungen."
Hyunjin verschränkte die Arme. „Solange ich bei Felix bleiben kann, ist mir alles recht."
Jisung hob eine Augenbraue. „Oho, du klingst ja schon fast wie ein überfürsorglicher Mate."
Hyunjin grinste unverschämt. „Nur fast?"
Ich kniff die Augen zusammen. „Du treibst das echt auf die Spitze."
„Das ist mein Spezialgebiet."
Minho beobachtete uns mit einem amüsiertem Funkeln in den Augen. „Ich muss sagen, ihr seid wirklich ein unterhaltsames Gespann."
„Unterhaltsam ist eine nette Umschreibung für chaotisch", fügte Jisung hinzu.
Ich stöhnte. „Ich hab das Gefühl, ich werde hier nie wieder ernst genommen."
„Ach, mach dir nichts draus", sagte Jisung und klopfte mir auf die Schulter. „Man gewöhnt sich dran."
Das Essen verlief in einer Mischung aus Geplänkel und Gelächter weiter. Trotz der ständigen Sticheleien fühlte ich mich seltsam wohl. Die Atmosphäre war warm und familiär, und selbst Minho ließ gelegentlich ein Schmunzeln erkennen, wenn Jisung ihn zu sehr auf die Palme brachte.
Hyunjin lehnte sich irgendwann entspannt zurück und sah mich mit einem undefinierbaren Ausdruck an. Seine Augen schienen für einen Moment all den Lärm um uns herum auszublenden, und ich konnte spürte, wie mein Herz einen unregelmäßigen Schlag aussetzte.
Ich sah schnell weg und konzentrierte mich auf mein Essen.
Nach dem Essen blieben wir noch eine Weile sitzen, während das Lager langsam zur Ruhe kam. Die Sterne leuchteten am Himmel, und das Knistern des Lagerfeuers war das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach.
„Ich glaub, ich mag es hier", sagte ich leise, mehr zu mir selbst als zu den anderen.
Hyunjin war der Einzige, der es hörte. „Ich auch", murmelte er.
Und irgendwie fühlte sich das wie ein kleiner Sieg an.
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