Kapitel 8
Pov Daichi Sawamura
Ich wachte auf, als die Schmerzen mich erneut übermannten.
Gequält stöhnte ich auf und öffnete die Augen. Es war hell und mein Kopf dröhnte.
Was war passiert?
Mühsam drehte ich den Kopf zur Seite und blickte einer Krankenschwester entgegen. Sie lächelte mich freundlich an.
"Herr Sawamura. Freut mich, dass Sie wieder wach sind. Sie hatten einen schweren Autounfall, können Sie sich erinnern?", begrüßte Sie mich leise und ich kniff die Augen zusammen.
Plötzlich war alles wieder da. Das Krachen, die Splitter, die Schmerzen.
"Das Gaspedal", krächzte ich, "Es hat geklemmt."
Nun fiel mein Blick auf eine Gestalt neben mir.
Suga saß auf einem Stuhl neben meinem Bett, den Kopf auf den Armen abgestützt. Obwohl er friedlich schlief, wirkte er erschöpft und verheult.
"Sie haben uns gebeten, ihn anzurufen", klärte mich die Krankenschwester auf, als sie meinem Blick folgte.
"Tatsächlich?"
Daran konnte ich mich nicht erinnern.
Es überraschte mich, dass Koushi überhaupt gekommen war. Schließlich hatte er offensichtlich den Kontakt zu mir abbrechen wollen.
Ich wollte mich aufsetzen, doch sofort durchzuckten mich unglaubliche Schmerzen, die mir Sterne vor die Augen trieben.
Die Krankenschwester sah mich mahnend an.
"Das lassen Sie mal schön bleiben. Es wird noch dauern, bis Sie das Bett auch nur mit Hilfe verlassen können. Selbst, wenn wir Sie entlassen, werden Sie die ersten Wochen nicht allein wohnen können."
Ich murrte protestierend.
"Ich wohne aber allein, daran wird sich nichts ändern. Ich schaffe das schon. Ich wüsste sowieso nicht, wer bei mir einziehen sollte", erwiderte ich, als sich plötzlich Sugawaras Kopf neben mir erhob.
Er blinzelte schläfrig, doch die letzten Fetzen des Gespräches schien er gehört zu haben.
"Ich. Ich werde mich um dich kümmern", beschloss er und biss sich danach auf die Lippe, als hätte er sich mit seinen Worten selbst erschreckt. Dann trat allerdings ein entschlossener Ausdruck in seine Augen.
Die Krankenschwester nickte zufrieden und verließ den Raum, während ich mich langsam zu Koushi drehte.
"Suga, wieso bist du eigentlich gekommen? Du hasst Krankenhäuser", ignorierte ich seine Idee, doch er ließ sich nicht abwimmeln.
"Ich lasse dich nicht noch einmal allein. Das erste Mal, als ich das tat, verloren wir uns für acht Jahre. Das letzte Mal, als ich das tat, hast du dich in einem Auto überschlagen. Ich kann nicht zulassen, dass dir noch etwas geschieht. Ich bleibe und ich kümmer mich um dich, bis du wieder gesund bist", sprach er mit fester Stimme, die keine Widerrede zuließ.
"Ich-", begann ich, doch er unterbrach mich, in dem er vorsichtig seinen Zeigefinger auf meine Lippen legte.
Es brannte, doch er schien sein Ziel damit erreicht zu haben - ich war verstummt.
"Bitte lass mich dir helfen, Daichi. Gib mir eine Chance, meine Fehler der Vergangenheit wieder gutzumachen", flehte er und ich seufzte, was mich zum Husten brachte.
"Wieso hast du nicht auf meine Nachricht geantwortet?", wollte ich müde wissen.
Diese Unterhaltung war anstrengend, raubte mir jegliche Kraft. Das schien auch Suga zu bemerken.
"Ich... ich musste nachdenken. Prioritäten setzen. Es tut mir wirklich leid, bitte vergib mir, okay?", flüsterte er und nach einigem Zögern nickte ich schwerfällig.
Es wäre zu anstrengend gewesen, ihm böse zu sein.
"Schlaf jetzt", befahl er mir sanft, "Ich passe schon auf dich auf."
Kurz rang ich mit mir, dann schloss ich die Augen und dämmerte schon wieder weg.
Pov Koushi Sugawara
Die nächsten Wochen verbrachte ich durchgehend bei Daichi.
Sobald ich mit meinem Unterricht fertig war, machte ich mich auf den Weg ins Krankenhaus, wo ich bis zum Abend blieb.
Ich war dankbar, dass die anderen der Gruppe es mir nicht übel nahmen, stattdessen hielt Aki alles am Laufen und berichtete mir täglich.
Ich wusste, dass ich zügigst wieder zurückkommen musste, doch ich hatte Daichi ein Versprechen gegeben und wollte es nicht brechen.
Ihm ging es von Woche zu Woche besser und je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto unvorsichtiger wurde ich.
Ich musste wirklich aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr gehen ließ, sonst würde es tödlich enden.
Ob für Daichi oder für mich vermochte ich nicht zu spekulieren. So oder so musste ich mich zusammenreißen.
"So, Herr Sawamura!"
Der hereinkommende Arzt riss mich aus meinen Gedanken.
Daichi hatte sich aufgesetzt und begrüßte ihn freudig.
"Herr Yamamoto, freut mich, Sie zu sehen! Sie haben doch hoffentlich gute Nachrichten für mich?"
Der Arzt lächelte und nickte auch mir freundlich zu, was ich erwiderte.
"Das habe ich tatsächlich. Ihre Werte sind gut und stabil und wenn Sie mir versprechen, es nicht zu übertreiben, können Sie heute gehen", erklärte er feierlich und ich begann zu strahlen.
"Das ist wunderbar! Oder, Daichi?"
Ich sah zu ihm, doch er hatte die Stirn gerunzelt.
"Ich nehme an, sie bestehen immer noch darauf, dass mich jemand die nächsten Wochen rund um die Uhr bemuttert?", grummelte er und der Arzt grinste.
"Natürlich, Herr Sawamura. Ich hol dann mal Ihre Entlassungspapiere."
Er verschwand und ich musterte Daichi.
Wieso wehrte er sich so gegen Hilfe? Es war auch nicht mein größter Traum gewesen, dass ich bei ihm - einem Polizist und damit einer Gefahr am laufenden Bande - einzog, aber er brauchte mich. Er wollte es nicht zugeben, aber er konnte es nicht vor mir verbergen.
"Suga, wieso guckst du mich so an?", seufzte er leicht genervt und ich zuckte zusammen.
"Ich dachte, du bist der Letzte, der mich nicht versteht. Ich bin nicht gerne auf andere angewiesen und ebenso ungern falle ich dir zur Last", murmelte er.
Ich schwieg.
Es gefiel mir nicht, dass er meine Gedanken erraten hatte. Ich war zu durchschaubar geworden.
Ich hätte wieder auf Abstand gehen sollen.
Da ich diesen Zeitpunkt aber schon längst verpasst hatte, strich ich ihm sanft über die Wange.
"Du fällst mir nicht zur Last, Daichi. Mach dir keine Sorgen, sondern werde lieber schnell wieder gesund."
Er blickte mir in die Augen, als Suche er dort nach einer Lüge, doch schließlich gab er es auf und nickte. Glück gehabt - es gab zu viele Lügen und Zweifel, die er hätte entdecken können.
Geistesgegenwärtig packte ich all seine Sachen zusammen, dann half ich ihm beim Aufstehen.
Ihn stützend brachte ich Daichi für die letzten Formalitäten an die Rezeption, bevor wir das Krankenhaus endlich verlassen konnten.
Draußen angekommen schloss ich die Augen und atmete tief ein.
"Du magst Krankenhäuser wirklich nicht, oder?", grinste Daichi und ich öffnete die Augen wieder.
"Tatsächlich? Das hatte ich ja noch nie erwähnt", erwiderte ich sarkastisch, bevor wir uns in Richtung meines Autos bewegten.
Eigentlich war es Tomis Auto, doch er hatte es mir für heute geliehen.
Dies schien auch Daichi aufzufallen. "Ich dachte, du hast kein Auto?"
"Hab ich auch nicht. Ist von einem Freund", antwortete ich knapp und half ihm beim Einsteigen, in der Hoffnung, er hatte sich das Autokennzeichen nicht gemerkt.
Er stellte zu viele Fragen, sammelte zu viele Informationen. Es machte mir Angst.
Wie sollte ich die nächsten Wochen nur überleben? Wie sollte ich Daichi von meinem Privatleben fernhalten, wenn ich von nun an meine Privatsphäre mit ihm teilen müsste?
Ein Polizist und ein Krimineller, die zusammenwohnten.
Da hatte das Schicksal wieder einmal eine lustige Idee gehabt.
Bisher konnte ich nur noch nicht drüber lachen.
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