Kapitel 18
Pov Daichi Sawamura
Ich sah Suga schon vom Weitem auf der Bank in unserer Wohnstraße sitzen, als ich müde vor meinem Haus parkte und den Motor abstellte.
Es war vier Uhr morgens und allmählich dämmerte schon der neue Morgen.
Gähnend stieg ich aus und steuerte auf ihn zu.
Die Bank stand auf einem schmalen Streifen Gras, mit dem Rücken zur Straße, den Blick auf ein paar verkümmerte Sträucher und zwei verloren aussehende Bäume.
"Darf ich mich setzen?", fragte ich leise und Suga fiel vor Schreck fast von der Bank.
"Daichiiiii", nuschelte er begeistert und kicherte. "Hast du mich aber erschregt."
Es dauerte drei Sekunden, bis ich merkte, dass er betrunken war.
Zögernd ließ ich mich neben ihm fallen und schloss kurz die Augen.
Ich war müde, sehr müde, doch das hier war wichtiger.
Der Geruch von Sugawaras Shampoo stieg mir in die Nase und unwillkürlich musste ich lächeln. Er musste erst vor wenigen Stunden geduscht haben.
"Warsd du weg?", fragte Suga neugierig und gab sich Mühe, mich mit seinem Blick zu fixieren.
Ich wollte gar nicht wissen, wie viel er getrunken hatte.
Definitiv zu viel.
Ich nickte. "Ja, arbeiten. Sag mal, was machst du hier draußen auf der Bank? Es ist vier Uhr früh."
Er seufzte theatralisch und wandte sich um, um auf das Reihenhaus zu zeigen, in dem wir wohnten.
"Die sehn alle gleich auss", beschwerte er sich und drehte sich wieder zu mir.
Ich zog eine Augenbraue hoch. "Und?"
"Wie sollllll man denn da wissn, wo man wohnt?"
Er machte eine wirre Handbewegung, die meinen Gedankengang wohl beschleunigen sollte.
Ich begann, zu lachen. "Sag bloß, du findest die Wohnung nicht mehr?"
Sugas Blick war mir Antwort genug und mein Lachen wurde lauter.
Minutenlang konnte ich mich nicht einkriegen, während mein Freund mich nur fassungslos anstarrte und sich vermutlich fragte, wie ich über sein ernsthaftes Problem lachen konnte.
Nach und nach bekam ich wieder Luft und beruhigte mich langsam. Die Müdigkeit ließ mich wirklich albern werden.
Suga sah mich mit bösem Blick an. "Du bist voll doof."
"Und du bist voll und doof", gab ich zurück und kicherte wieder.
Bald kehrte jedoch wieder Stille zwischen uns ein und schweigend sahen wir der Sonne beim Aufgehen zu.
"Bist du eigentlich sauer auf mich?", fragte ich schließlich leise und Suga musterte mich nachdenklich, als müsse er überlegen.
"Frag mich lieber nochmaal, wenn ich nüchtern bin", antwortete er schließlich und bekam einen Schluckauf. "Und bis dahin-"
Ich unterbrach ihn. "Bis dahin reden wir kein einziges Wort über diesen Fall und irgendetwas, was damit zusammenhängt."
Suga hickste. "Versprochen?"
"Versprochen."
Mein Handy klingelte und unterbrach unseren friedlichen Moment.
Ich rührte mich nicht. Ich wollte nicht drangehen, ich wollte diesen Moment mit Suga genießen und an keine Pflichten und Aufgaben denken.
Koushi hickste erneut. "Nun geh schon ran, sonßt machichsch."
Widerwillig und grummelnd nahm ich den Anruf an.
"Sawamura, wo stecken Sie und Ihr verdammter Hintern? Es wurde eingebrochen."
Ich gähnte, stoppte aber abrupt, als mir einfiel, dass man das in der Leitung hören konnte.
"Ich habe Sie auch furchtbar vermisst, Miyazaki, aber ich hatte wenigstens gehofft, ich würde sie erst morgen wiedersehen. Wo wurde eingebrochen?"
Suga sah mich erstaunt an. Ich würde ihm später erklären müssen, dass dieser Idiot keine Freundlichkeit verdient hatte.
"Sehr witzig, Sie Trantüte", knurrte Miyazaki mit unterdrücktem Zorn. "In einem scheiß Museum. Ich schick Ihnen die Adresse per Mail, wir sehen uns in 10 Minuten dort."
Es piepte, als die Adresse ankam. Fahrweg mindestens 20 Minuten.
Ich sah zu dem Grauhaarigen, der gerade aufstand und glucksend einen Baum umarmte, und mir wurde warm
"Nein, Miyazaki. Wir sind doch jetzt Partner, da reicht es vollkommen, wenn Sie vor Ort sind. Ich habe jetzt Feierabend. Bis morgen", wies ich ihn entschieden ab.
Um den Wutanfall meines Kollegen nicht mehr mitbekommen zu müssen, legte ich ohne weitere Umschweife auf.
Morgen würde ich das garantiert bereuen, doch jetzt würde ich mich erstmal um Suga kümmern.
Lächelnd stand ich auf und legte sanft meine Arme um ihn.
"Komm Suga, wir gehen in unsere Wohnung."
Er sah mich mit großen Augen an. "Wir wohnen zusammen?"
Ich schmunzelte, nahm ihn bei der Hand und führte ihn ins Haus.
Mühevoll taumelte er die Treppen des Treppenhauses hoch, bis ich ihn kurzerhand hochtrug.
"Du machst das soooo gud, Daicjiiiiiii", säuselte er und drückte sich an mich.
Kurz vor unserer Haustür hielt ich inne.
"Sag mal, Koushi.... müsstest du nicht in drei Stunden in der Schule sein?"
Suga kicherte mit hoher Stimme. "Daijiiiii, ich bin doch kein Schüeler."
Ich blinzelte. "Ja... aber... Lehrer?"
Als ich wieder auf ihn herunterblickte, stellte ich fest, dass mein Freund in meinem Armen eingeschlafen war und seufzte.
"Was mach ich nur mit dir, Koushi?", murmelte ich und lud ihn, in der Wohnung angekommen, behutsam im Bett ab. Ich zog ihm noch die Schuhe aus und deckte ihn zu, anschließend stellte ich vorsichtshalber einen Eimer neben das Bett für den nächsten Morgen.
Mich selbst vor Müdigkeit kaum noch halten könnend, sprach ich dem Direktor von Sugas Grundschule aufs Band, dass Koushi Sugawara krankheitsbedingt heute ausfallen würde und ließ mich dann - endlich - ebenfalls ins Bett fallen.
Wieso war das Leben nur so anstrengend?
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