Kapitel 1
Koushi Sugawara Pov (Point of view)
Nachdenklich lief ich durch die Straßen auf dem Weg zu meiner Wohnung.
Das Geschrei der Kinder hallte noch immer in meinem Kopf wieder.
Grundschüler konnten wirklich anstrengend sein, doch trotzdem hatte ich meine Schüler ins Herz geschlossen.
Kousei, der dachte, ich würde es nie bemerken, dass er eigentlich immer malt, anstatt in meinem Unterricht zuzuhören.
Hana, die immer viel zu schnell aufgab, wenn sie die Aufgaben nicht verstand.
Miki, der der Klügste in seiner Klasse war.
Riko, die auf den ersten Blick wie das liebste Mädchen wirkte, es aber faustdick hinter den Ohren hatte.
Das helle Klingeln meines Handys ließ mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Verärgert über die Störung nahm ich den Anruf an.
"Hallo?", fragte ich.
"Sugawara, hier ist Yasuo Nakamura", antwortete mir Yasuo mit seiner kindlichen Stimme.
Ich seufzte und fragte mich wie schon oft, ob es wirklich klug gewesen war, den Jungen einzustellen.
Er war gerade erst 19 Jahre alt geworden, doch wenn ich ihn nicht als meine rechte Hand engagiert hätte, würde er vermutlich auf der Straße rumhängen und Dummheiten machen.
So machte er wenigstens Dummheiten, die durchgeplant und sicherer waren.
"Yasuo, was ist denn? Du sollst mich doch so wenig wie möglich anrufen", tadelte ich und er murmelte eine Entschuldigung.
"Was gibt es denn nun?"
Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. "Die neue Lieferung wurde abgefangen."
Entsetzt blieb ich stehen.
"Was?! Wie? Von wem?", verlangte ich zu wissen. Konnte denn nicht einmal alles gutgehen?
"Wir wissen nicht von wem, nur dass es nicht die Polizei war. Die Typen meinen, wenn wir das Zeug zurückhaben wollen, dann müssen wir es uns schon selbst holen", erklärte Yasuo und ich massierte mir angestrengt die Schläfen.
"Wenn die die Drogen gar nicht haben wollen, wieso dann diese Aktion?", schimpfte ich leise, doch auch Yasuo schien keine Antwort darauf zu haben.
Stattdessen schickte er mir nun eine Adresse.
"Heute Abend um 17 Uhr sollen wir es abholen. Ich habe schon Jiro und Aki Bescheid gesagt, dass sie-"
Ich unterbrach ihn. "Sag Jiro, er soll nicht kommen. Seine Frau ist schwanger, da sollte er nichts unnötig riskieren. Du, Aki und ich schaffen das allein."
Ohne auf eine Reaktion zu warten, legte ich auf und sah mich unauffällig um, doch zu keiner Zeit war jemand in der Straße gewesen, der mein Telefonat hätte mithören können.
Ich betrachtete die Adresse, die Yasuo mir geschickt hatte und schüttelte den Kopf. Das unwohle Gefühl blieb.
Wie würden meine Schüler wohl von mir denken, wenn sie alles über mich wüssten? Hätten sie Angst? Würden sie mich verabscheuen? Hassen?
Ich hoffte inständig, dass ich die Antwort auf diese Frage niemals herausfinden würde.
***
Es dämmerte bereits, als Yasuo, Aki und ich bei dem Treffpunkt ankamen.
Das Gebäude, an dem wir vorbeimussten, sah aus wie eine leerstehende Fabrikhalle.
Hinter der Halle ging ein Spazierweg lang und in zahlreichen Metern Entfernung wuchs ein kleines Wäldchen.
Skeptisch betrachtete ich den Spazierweg, bevor ich mich zu meinen Gefährten umdrehte.
"Na hoffentlich kommt hier keiner entlang", murmelte ich und sah zu ihnen auf.
Yasuos schwarze Haare hingen ihm tief über die Stirn und waren zerzaust, während seine Wangen aufgeregt glühten.
Man sah ihm sofort an, wie jung er war und fast schon aus Gewohnheit bekam ich ein schlechtes Gewissen.
Wenn der Junge bei unseren Aktionen festgenommen oder, noch schlimmer, getötet werden sollte, hätte ich ein junges Leben zerstört.
Aki schnalzte mit der Zunge und warf mir einen warnenden Blick zu.
Sie wusste genau, worüber ich nachdachte und sie hatte Recht.
Ich musste mich konzentrieren.
Die Frau mit den langen, dunkelroten Haaren und der schmalen Statur war schon lange vor mir da gewesen.
Ich verstand nicht, wieso ich inzwischen die Organisation leitete und nicht sie.
Doch sie schien es mir nie übel zu nehmen oder Groll zu hegen.
Im Gegenteil, ich konnte mich immer auf Aki verlassen.
"Da!", wisperte Yasuo und deutete auf eine schemenhafte Gestalt, die sich im Schatten des Gebäudes herumdrückte.
"Ich gehe hin und hole die Ware ab. Vielleicht kriege ich auch raus, wer die Witzbolde sind und was ihr Ziel gewesen ist. Ihr bleibt hier und gebt mir Deckung, alles klar?", ging ich unseren Plan noch einmal durch und Aki und Yasuo nickten.
Ich atmete einmal tief ein und aus, bevor ich sicheren Schrittes auf die Gestalt zusteuerte.
"Keine Waffen!", hielt mich eine kratzige Stimme auf und ich stockte.
Einen Moment der Unschlüssigkeit später erhob ich meine Hand, zog mit der anderen meine Pistole hervor und legte sie gut sichtbar vor mich.
Alles in mir widerstrebte dem, doch dennoch beförderte ich die Waffe mit einem gezielten Kick aus meiner Reichweite. Nun war ich schutzlos.
Mein Magen rebellierte, während nun ein Mann auf mich zukam.
Er war dunkel gekleidet und so vermummt, dass ich nur seine dunkelblauen Augen sehen konnte, die mir angriffslustig entgegenblitzten. Kein gutes Zeichen.
"Ich hätte wirklich gedacht, ihr würdet eure Angelegenheiten besser regeln. Es war nicht die geringste Herausforderung, euch das Zeug abzuluchsen", höhnte er und ich verschränkte abwehrend die Arme.
"Wenn ihr die Drogen gar nicht haben wollt und sie uns jetzt ohne Gegenleistung zurückgebt, wieso habt ihr sie dann überhaupt gestohlen?", verlangte ich zu wissen.
Ein leises Lachen ertönte von ihm.
"Damit wir euch genau da haben, wo wir euch wollen."
Bevor seine Worte zu mir
durchdringen konnten, ertönte ein Schuss.
Mein Gegenüber ging zu Boden, während ich herumfuhr.
Das Todeskommando war von Aki gekommen.
"Die Bullen sind hier!", schrie sie, bevor Yasuo und sie in Richtung Wald stürmten.
Mit Entsetzen beobachtete ich, wie drei Polizisten ihnen nachsetzten.
Verdammter Mist, wie hatten wir nur auf eine so dämliche Falle hereinfallen können?
Nun setzte auch mein Verstand wieder ein und ich sprang in die Schatten.
Im geringen Schutz der leichten Dämmerung und der Hauswand kroch ich aus dem Sichtfeld der Polizisten, die nun in Scharen das Fabriksgelände überfluteten.
Die Ware konnten wir wohl nun komplett vergessen.
Ich hatte inzwischen mit einigem Abstand zu der Fabrik den Spazierweg erreicht, als ich abrupt stehenblieb und mich wieder umdrehte.
Die Pistole! Meine Fingerabdrücke waren vermutlich so zahlreich auf ihr verteilt, dass man sie nicht mehr zählen könnte.
Es war dumm, hier stehenzubleiben, doch meine Beine versagten.
Wie angewurzelt starrte ich zurück, starrte auf das Blaulicht, starrte auf die Polizisten, die auf mich zurannten.
Warte... was?! Scheiße.
In meinen Körper kam wieder Bewegung und ich rannte los, weg von der Gefahr, die auf mich zuhechtete.
Zu spät.
Ein Schuss. Ein Ziehen. Ein Aufschlag auf dem harten Boden.
Als ich die Augen wieder öffnete, schwirrte die Luft nahezu und der dämmerige Himmel schien direkt auf mich zuzukommen.
Jemand beugte sich über mich.
Ein Gesicht. Dunkle Haare. Braune Augen. Ein erschrockenes Glänzen in ihnen.
"Sugawara?!" Entsetzen in der Stimme.
Ich blinzelte, das Ziehen wurde stärker.
Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
"Daichi Sawamura! Dass wir uns mal wiedersehen, hätte ich auch nicht gedacht!"
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Heyo,
ich habe das Gefühl, dass die Ff cool wird, wenn ich es nicht komplett verkacke xD
Mit dem Prolog und dem ersten Kapitel bin ich noch nicht so ganz zufrieden, aber ich geb mir Mühe ^^
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