Frettchen am Start
Erschrocken fuhr sie herum. Sie blickte auf einen großen, schwarz gekleideten Mann, dessen Gesicht im Schatten lag. Seine langen dunklen Haare hatte er in einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ihm bis zur Hüfte ging. Außerdem strahlte er Macht aus und Hermine spürte, wie sie unwillkürlich einen Schritt vor dem muskulösen Mann zurückwich. Dennoch meinte sie tapfer: „Sind Sie hier der Verkäufer? Ich hätte gerne einen zweiten Zauberstab." Der Mann nickte und ein Lichtstrahl fiel auf sein Gesicht. Seine markanten, harten Gesichtszüge wurden von einer auffälligen Narbe von der Wange bis zum Kinn dominiert. Seine kalten Augen, die in einem ungewöhnlichen grüngelb glänzten, musterten sie abschätzend. Schließlich nickte er und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Sie durchquerten den muffigen Vorraum und traten durch eine Tür in einen langen, helleren Gang. Die Regale an den Wänden reichten bis zur Decke und in ihnen stapelten sich die Schachteln mit Zauberstäben. Während sie die Wände betrachtete, begann ein magisches Maßband sie auszumessen, unter anderem den Abstand ihrer kleinen Zehen. Der Verkäufer zog derweil eine Schachtel nach der anderen aus dem Regal, öffnete sie, schüttelte den Kopf, und steckte sie wieder ins Regal. Nach etwa 20 Minuten und etwa 3 unnötigen Messungen, wie der Abstand ihrer Eckzähne hatte er ungefähr 10 Schachteln bereitgelegt, die sie probieren sollte. Sie nahm den ersten Zauberstab in die Hand. Oder versuchte es zumindest, denn kaum hatte sie ihn berührt, wurde er ihr wieder aus der Hand gerissen. Der zweite Zauberstab war ein langer dunkelbrauner, sehr ähnlich ihrem eigenen. Doch er fühlte sich viel zu eigenwillig an und passte nicht zu ihr, wie ihr vom Verkäufer erklärt wurde. Der nächste, den sie in die Hand nahm, war ganz anders. Der Zauberstab war aus hellem, fast weißen Holz, er schien fast zu leuchten. Seine Form war lang und schmal, er passte sich ihrer Hand perfekt an. Hermine spürte, wie ein unglaubliches Glücksgefühl sie durchströmte und ließ Funken aus dem Zauberstab sprühen. Sie folgte dem Verkäufer wieder zurück an den Tresen und bezahlte den hohen Preis des Zauberstabs. Glücklich verließ sie den Laden und ging die Nokturngasse entlang. Plötzlich spürte sie, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten und sie am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam. Aus Reflex griff sie zu ihrem Zauberstab und presste sich in eine dunkle Nische. Sie hörte Schritte. Es waren mehrere, und sie kamen beängstigend schnell näher. Jemand kicherte höhnisch. Als sie die Stimme erkannte, wollte sie aus der Nische stürmen, doch ihr Instinkt sagte ihr, dass es nicht klug wäre, da sie noch andere ihr unbekannte Stimmen hörte. Also blieb sie zum Glück in der Nische, denn ein paar Sekunden später stellten sich die Begleiter Draco Malfoys als sein Vater und der gefürchtete Werwolf Fenrir Greyback heraus. „Dir ist hoffentlich klar, was für eine große Ehre es ist, für ihn zu arbeiten, mein Sohn", sagte Frettchen Senior. Frettchen nickte eifrig mit dem Kopf. Streber! Plötzlich packte Greyback Frettchen am Kragen und presste ihn die Mauer, knapp 2 Meter von Hermine entfernt. Wolf zischte Draco etwas ins Ohr, was Hermine nicht verstand und Frettchen zuckte erschrocken zurück. Dann ließ er ihn los, und Draco stolpere aus der Nähe des Werwolfs. Leise redend setzten Lucius und Greyback den Weg fort, ganz dicht an ihr vorbei, sodass sie deren Rasierwasser (Lucius) und Schweiß (Greyback) riechen konnte. Draco verharrte an Ort und Stelle, Hermine konnte ihn schwer atmen hören. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten und gleichzeitig durchfuhr sie ein Adrenalinschub. Sollte er sie angreifen, war sie bereit zu kämpfen; sie spürte, dass er sie bemerkt hatte. „Hat dir keiner gesagt, dass man sich in dieser Gasse nicht alleine aufhalten sollte, Schlammblut?", zischte Frettchen und zog seinen Zauberstab. Hermine sah den auf sich gerichteten Zauberstab. Sie fixierte Malfoy mit steinharten Augen und ließ keine Emotionen in ihr Gesicht. Während sie noch über eine passende Antwort nachdachte, bahnte sich ihre Hand von selber den Weg zu ihrem neuen Zauberstab. Bevor Draco einen Zauber aussprechen konnte, sprach sie einen ungesagten Tarantellegra auf ihn und überließ ihren Reflexen den Kampf. Das Üben hatte sich gelohnt, ihre Bewegungen waren fließend und ihre Zauber stark. Es war so einfach, als würde sie nichts tun. Ihr Körper bewegte sich in perfekter Absprache mit den Flüchen, die sie schoss, dabei wehrte sie Dracos Flüche locker ab. Innerhalb weniger Momente hatte sie Draco entwaffnet und zu Fall gebracht. Spöttisch blickte sie auf ihn herab: „ Ich denke, ich kann ganz auf mich aufpassen". Insgeheim dachte sie sich, dass sie den Illusionszauber noch einmal üben muss, da dessen Wirkung nachgelassen hat. Mit einem letzten triumphierenden Blick auf Frettchen drehte sie sich um und kehrte zurück in die Winkelgasse, wo sie bereits dringend von Molly und den anderen erwartet wurde. Nach einer mehr oder weniger angenehmen Reise zurück zum Grimmauldplatz zog sie sich in ihr Zimmer zurück. Dieser Tag war sehr anstrengend gewesen, doch sie war noch nicht fertig. Seufzend ließ sie sich vor ihrem Kessel nieder und braute mehrere Stärkungstränke.
Am Abend wurde sie zum Essen nach unten geholt, die misstrauischen Blicke von Snape und Sirius entgingen ihr nicht. Sie setzte sich auf ihren Platz und aß die leckere, kleine (Ironie) Portion Lasagne. Sirius starrte sie während des gesamten Essens merkwürdig an. Snape schaute sie griesgrämig..., naja wie immer an. Hermine wunderte sich, sagte aber nichts. Harry, Ginny, Fred, George, und Arthur blickten sie immer wieder an. Und Ron... fraß. „Hab ich irgendwas im Gesicht oder warum schaut ihr so?" Plötzlich wandten alle peinlich berührt ihren Blick ab. Hermine runzelte die Stirn, ließ aber das Thema beruhen und widmete sich ihrer Lasagne. Sie war als erstes fertig und räumte ihr Geschirr in die Küche. Als sie am großen Wandspiegel vorbeilief, blieb sie erschrocken stehen. Was war das?
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