10.Kapitel ~Fehler~ ✔️
Lied: F-r-i-e-n-d-s - Marshmello, Anne-Marie
,,Wie gern ich schon 21 wäre", stöhnt meine beste Freundin Zoey neben mir und nippt an ihrer Cola. Wie fast jeden Freitag hocken wir in unserer Stammkneipe, die einen zumindest ab 18 Jahren rein lässt. Sowas findet man in New York nicht unbedingt oft, weshalb sie meistens auch sehr voll ist.
,,Das denken sich ungefähr 70% der Gäste hier ebenfalls", entgegne ich ihr und spiele mit meinem Strohhalm herum. Meine Augen lasse ich derweil über die vielen Köpfe hinweg wandern. Heute bin ich absolut nicht in der Stimmung zu feiern, oder einfach nur Spaß zu haben. Stattdessen würde ich lieber in meinem Bett liegen und in Selbstmitleid versinken, denn Matt meldet sich kaum noch bei mir.
Wenn ich dann mal versuche ihn zu erreichen geht meistens nur die Mailbox dran. Zwar war ich mir am Anfang noch ziemlich sicher, dass wir beide das schaffen werden, doch so langsam wage ich das zu bezweifeln.
,,Jetzt zieh' bitte nicht so ein Gesicht. Ist es schon wieder wegen Matt? Er hat momentan vielleicht einfach nur viel zu tun. Du wirst sehen, spätestens Morgen hat er dir geschrieben", versucht mich Zoey ein wenig aufzumuntern. Ich schenke ihr ein schwaches Lächeln und seufze laut auf.
,,Leah, freu dich lieber darüber, dass du quasi das Plakat für diese Party deines Bosses ausgesucht hast! Der muss dich echt ganz schön mögen", neckt sie mich und stößt mir ihren Ellenbogen leicht in die Seite. ,,Das war die Idee meines Vaters und nicht seine", wehre ich ab.
Mir ist es immer noch peinlich, dass ich ihm die Meinung gegeigt habe. Nach einer geschlagenen halben Stunde, in der ich ihm bei der Auswahl des Werbeplakats geholfen habe, konnte ich dann endlich sein Büro verlassen. Zum Glück war mein Vater noch mit dabei, sonst hätte ich es gar nicht erst ausgehalten. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, mich bei ihm entschuldigen zu müssen. Aber jedes Mal wenn wir uns über den Weg laufen, bekomme ich Panik und verschwinde ganz schnell wieder um die nächste Ecke.
,,Na schön, dann war es eben die Idee deines Vaters", stöhnt sie und stützt ihren Kopf verträumt in ihre Hände. ,,Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mit dir tauschen will. Dein Boss ist verdammt heiß." Mir bleibt beinahe die Spucke im Halse stecken, als sie plötzlich ihr Handy zückt und mir ein Bild unter die Nase hält. Es ist nicht nur irgendein Bild, sondern das von Dean Hewitt.
,,Woher hast du das!?", frage ich nach Luft ringend. Ein verschmitzter Ausdruck legt sich auf ihr Gesicht. ,,Konnte man auf der Internetseite von Hewitts' International Media Productions finden. Du kennst mich, ich bin ein kleiner Stalker." Ehe ihr breites Grinsen noch unheimlicher werden kann, klingelt ihr Handy. Das Foto von Mr. Hewitt verschwindet vom Display und der Name ihres Vaters blinkt auf.
Sofort fallen ihre Mundwinkel nach unten. Ihre Augen huschen schuldbewusst zu mir. Diesen Blick kenne ich nur zu gut, Zoey hat wieder irgendetwas angestellt. ,,Mist, Mist, Mist", flucht sie vor sich hin und beißt sich auf die Unterlippe. ,,Da muss ich wohl dran". Sie steht von ihrem Barhocker auf und tritt raus vor die Tür.
Angestrengt ziehe ich beide Augenbrauen zusammen und versuche vergeblich etwas von ihren Lippen abzulesen. Geschlagene zehn Minuten vergehen, bis sie endlich wieder reinkommt und den Kopf bedrückt hängen lässt. ,,Tut mir leid Leah, aber ich muss nach Hause."
,,Ist etwas passiert?", frage ich besorgt und suche ihren Blick, allerdings weicht sie mir aus. Das ist sonst gar nicht ihre Art. Normalerweise sprechen wir über alles, naja, wobei ich ihr auch noch nichts von Mr. Hewitt gesagt habe.
,,Nein, wir reden ein anderes mal darüber ok?". Ein ungutes Gefühl keimt in mir auf, trotzdem gehe ich nicht weiter darauf ein und fahre sie nach Hause. Den Abend haben wir uns beide wohl etwas anders vorgestellt, aber auf die eine Art bin ich ganz froh, mal vor zehn Uhr da zu sein.
Nachdem ich Zoey abgesetzt habe, mache ich noch einen kleinen Abstecher in die Innenstadt zurück. Ich liebe das Autofahren und besonders dann, wenn ich allein bin. Viele meiner Freunde können das überhaupt nicht verstehen. Schon gar nicht, warum ich gerade nachts gerne fahre, aber für mich ist das entspannter. Meine Eltern denken ohnehin, dass ich bei Zoey bin, dann kann ich mir auch zwanzig Minuten mehr Zeit lassen.
Dabei merke ich gar nicht, wie ich in die Lundes Lain abbiege. Die Straße, die ich fast jeden Tag zu meinem Praktikum entlang gehe. Meine Augen huschen nach links, das riesige 56 Stockwerke hohe Gebäude hoch und dann nach rechts, zu dem großen Starbucks, in dem sich immer noch ein paar Leute tummeln.
Ohne großartig zu überlegen, parke ich das Auto am anliegenden Parkplatz und stapfe rein, um mir etwas zu trinken zu holen. Sofort empfängt mich der angenehme Duft nach Kaffee und Gebäck, als ich den Raum betrete. Eine junge Kassiererin lächelt mich freundlich an und wartet gespannt meine Bestellung ab.
Normalerweise würde ich mir sofort mein übliches Lieblingsgetränk kaufen, aber der Kaffee würde mich später nur vom Schlafen abhalten. ,,Eine Peach Green Tea Lemonade bitte", sage ich höflich und stelle mich an die Seite, um einem Pärchen Platz zu machen, das sich strahlend in den Armen liegt.
Meine Mundwinkel zucken nach oben. Ich denke unweigerlich an Matt und wie sehr er mir fehlt. Wie ich seine Berührungen, die Gespräche, seinen vertrauten Duft, einfach alles an ihm vermisse. ,,Du nimmst keinen Caramel Frappuccino?", ertönt es plötzlich hinter mir, was mich auffahren lässt. Perplex drehe ich mich nach der Stimme hin um. Das nenne ich Karma. Gott zwingt mich ja schon praktisch dazu, mich bei Mr. Hewitt zu entschuldigen.
Sonst würde ich ihm wohl kaum um kurz vor zehn in einem Starbucks begegnen. Was sucht er um diese Uhrzeit überhaupt hier? ,,So langsam wird's echt unheimlich", ignoriere ich seine Frage und versuche meinen schnellen Puls zu beruhigen. Derweil reicht mir die Kassiererin die Peach Green Tea Lemonade. Ich sehe Dean Hewitt schwach Lächeln, nachdem ich meine Gedanken laut ausgesprochen habe.
Schnell beiße ich mir auf die Unterlippe und kneife die Augen zusammen. ,,Man könnte fast glauben, du verfolgst mich", raunt er Scherzes halber, was mich dazu veranlasst, meine Augen wieder zu öffnen. ,,Wie bitte?", stoße ich schockiert hervor. ,,Nimm doch nicht alles gleich so ernst", erwidert er immer noch grinsend, jedoch scheint es seine sonst so leuchtenden Augen nicht zu erreichen. Er wirkt beinahe etwas betrübt.
Sein gesamtes äußeres Erscheinungsbild lässt darauf schließen, dass es ihm offensichtlich nicht sonderlich gut geht. Unter seinen Lidern zeichnen sich dunkle Schatten ab, die Haare sind leicht wüst und sein Blick leer. Er sitzt schlapp auf einem hohen Barhocker an einem der wenigen kleinen runden Tische im Café. In seiner rechten Hand hält er einen Löffel, mit dem er abwesend in seinem Latte Macchiato herumrührt.
Ich räuspere mich unbeholfen und nicke ihm kurz zu: ,,Ok, einen schönen Abend Ihnen", presse ich hervor und laufe schnellen Schrittes aus dem Starbucks. Weit komme ich allerdings nicht. Noch bevor ich in mein Auto steigen kann, höre ich ihn meinen Namen rufen. ,,Leah, warte!". Meine Schultern spannen sich an.
Verdammt sei nicht so ein Feigling und rede mit ihm!
Seufzend drehe ich mich zu ihm um und umfasse mein Getränk fester. Er fährt sich durch seine braunen Haare und bleibt wenig später etwas unsicher vor mir stehen. Abwartend schaue ich ihm in die Augen, auch wenn es alles andere als angenehm ist. ,,Ich weiß, dass du mir aus dem Weg gehst.", setzt er an.
Binnen weniger Sekunden versteift sich mein gesamter Körper. Ein kleiner Windstoß weht mir durch die Haare, begleitet von seinem Parfum, dass mich erneut komplett benebelt. ,,Du bist wirklich ein netter und sehr ehrlicher Mensch, das schätze ich an dir, denn normalerweise sagt mir niemand direkt ins Gesicht, was er über mich denkt. Die meisten trauen sich das erst gar nicht." Mr. Hewitt richtet seinen Blick gen Himmel und scheint für einen kurzen Moment abwesend zu sein.
Überrascht öffne ich meine Lippen ein wenig.
,,Niemand ist perfekt und ich bin es schon gar nicht. Wir machen Fehler und bereuen sie im Nachhinein. Man wünscht sich inständig, sie rückgängig machen zu können, doch das Vergangene kann man nicht mehr ändern."
,,Mr. Hewitt, wa-", will ich ihn unterbrechen, aber er redet unbeirrt weiter.
,,Nein Leah, warte. Bitte. Gut vier Stunden saß ich in diesem Starbucks und habe über mein Leben nachgedacht. Du musst wissen, dass ich mal verheiratet war. Ich hatte eine Frau und ein Kind. Beide verunglückten tödlich bei einem Autounfall. Genau heute vor zehn Jahren. Mein Vater hatte kurz danach seinen Durchbruch und dafür gesorgt, dass alle Zeitungsartikel, alles, was man mit mir, unserer Familie und diesem Vorfall in Verbindung bringen konnte, verschwindet. Wenn ich ehrlich bin, erinnerst du mich sogar ein wenig an meine Frau. Sie hat auch nie ein Blatt vor den Mund genommen."
Er stockt und spannt seinen Kiefer kaum merklich an. Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. Ich bin unglaublich nah am Wasser gebaut und so ein Schicksal hat keiner verdient. Mir war irgendwie bewusst, dass er bereits einiges durchgemacht haben muss, aber damit habe selbst ich nicht gerechnet. Auch wenn es mir schleierhaft ist, warum er das ausgerechnet mir anvertraut, stelle ich das Getränk von Starbucks auf meiner Motorhaube ab und atme ein paar Mal tief ein und aus, bevor ich vorsichtig meine Hand anhebe und sie tröstend auf seinen Arm lege.
Wenn man verzweifelt ist, tut man manchmal komische Dinge.
Wir schweigen beide für einige Minuten. Hängen unseren eigenen Gedanken nach, bis er sich unter meiner Berührung regt und meinen Blick sucht. ,,Es tut mir leid, ich wollte dich damit nicht so überrumpeln" er stockt, bevor er zögerlich weiter spricht:
,,Ich möchte nicht, dass du dich auf irgendeine Art und Weise unwohl fühlst. Das ist das Letzte, was ich will. Ich respektiere und schätze deinen Vater sehr, daher würde ich auch gern mit dir auskommen wollen, allerdings habe ich da wohl keinen so guten Start hingelegt", etwas verkrampft zieht er seinen Arm weg, auf dem ich immer noch meine Hand platziert hatte.
Mir wird ganz heiß.
,,Falls es für dich in Ordnung ist, würde ich gern von vorne Anfangen. Vorausgesetzt du bist derselben Meinung. Du bist eine kluge und sympathische Frau Leah und eine tolle Praktikantin. Als dein Boss sehe ich mich verpflichtet, dir die best Möglichste Arbeitsumgebung zu schaffen. Wenn das also bedeutet, dass du mich dabei größtenteils nicht sehen musst, ist das absolut in Ordnung. Nur gegen diese zufälligen Begegnungen kann ich leider nichts tun", sagt er und lacht halbherzig.
Mir entfährt automatisch ein Schmunzeln. In letzter Zeit wirkt es beinahe so, als ob das Schicksal vorgesehen hat uns immer wieder zusammenzuführen.
Ich atme einmal tief ein und aus. Meine Gedanken kann ich nicht ganz ordnen. Wollte ich nicht genau das? Dass er mir fern bleibt, damit ich erfolgreich meine aufkeimenden Gefühle ihm gegenüber verdrängen kann? Jetzt bietet er es mir sogar freiwillig an. Was würde ich also mehr wollen?
Warum sagt dann irgendetwas in mir, dass es falsch ist? Selbst wenn es doch das einzig Richtige wäre.
Ich kann und möchte das nicht. Nicht heute.
,,Danke, ich weiß Ihre Mühen wirklich zu schätzen. Solange Sie mir versprechen sich nicht weiterhin Vorwürfe zu machen und bitte mein bisheriges Verhalten Ihnen gegenüber entschuldigen. Sie sind ein guter Boss, das wissen Sie hoffentlich", beende ich meinen Satz. Ein wenig aufgeregt warte ich seine Antwort ab.
Er wirkt mit einem Mal sichtlich entspannter. ,,Das heißt also, ab sofort muss ich mich in meiner eigenen Firma nicht mehr vor dir verstecken?", fragt er tot ernst.
Ich lege den Kopf leicht schief: ,,Das heißt es wohl", erwidere ich und starre ihn kurz an, ohne dabei eine Miene zu verziehen.
,,Gut", stellt Mr. Hewitt vor mir mit einem erleichterten Nicken fest, jedoch können wir beide nicht länger an uns halten und lachen wenig später leise los. Es dauert einige Sekunden, bis wir uns wieder beruhigt haben. Trotz der allmählich entspannteren Atmosphäre zwischen uns, wollen mir seine Worte nicht aus dem Kopf gehen.
Er hatte Frau und Kind und heute ist ihr Todestag.
Warum ist er da alleine unterwegs? Das sollte er nicht sein. Herr Gott er hatte ein Kind. Er ist - beziehungsweise war Vater, ein Ehemann. Mir wird schlecht.
Mr. Hewitt scheint meine bedrückte Stimmung zu bemerken. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum: ,,Möchten Sie darüber reden?". Es kostet mich jegliche Überwindung diese Frage zu stellen.
Ich will gewiss keine Grenze überschreiten, allerdings habe ich das Gefühl ihm in dieser Sache zumindest heute ein offenes Ohr schenken zu müssen.
Der sonst so unnahbare Mann vor mir lässt kaum merklich den Kopf hängen, er weiß genau worauf ich anspiele. Wehmütig zucken seine Mundwinkel nach oben: ,,Das ist sehr nett von dir, danke, aber ich hätte dich mit dieser Info erst gar nicht belasten dürfen. Ich bitte dich, was ich gesagt habe für dich zu behalten. Meine Gefühle haben mich wohl etwas übermannt - Mal wieder."
Unweigerlich denke ich an unser Gespräch im Fahrstuhl zurück. Wie ich ihm praktisch indirekt gestanden habe, ihm durchaus nicht abgeneigt zu sein. Anschließend unsere Unterhaltung über Ängste. Die Rettung aus dem Fahrstuhl, seine starken Hände an meinen Oberschenkeln...
Ich puste etwas Luft durch meine Lippen und fasse mir beschämt über diesen absolut unpassenden Gedanken an die erhitzten Wangen.
,,Natürlich, wie Sie wünschen Mr. Hewitt."
,,Dean, bitte."
,,Dean", wiederhole ich seine Worte. Was tun wir hier überhaupt? Unsicher greife ich nach meiner Limonade und nehme einen kräftigen Schluck davon, während ich nervös mit meinen Fingernägeln auf der Motorhaube trommele. Wir beide wissen scheinbar nicht, was wir als nächstes machen sollen. Uns die Beine in den Bauch stehen wird uns jedoch auch nicht viel weiter bringen.
In eben diesem Moment vibrieret mein Handy in der hinteren Hosentasche. Schnell krame ich es heraus und lese eine Nachricht von Matt auf dem Display:
,,Hey Prinzessin, ich hoffe du hattest einen schönen Tag? Ich weiß, aktuell hörst du nicht besonders viel von mir und das tut mir leid. Es ist wahnsinnig viel zu tun hier, daher fehlt mir manchmal die Zeit zum schreiben. Du sollst nur nicht glauben, dass ich nicht an dich denke. Das tue ich - jede Minute - und ich zähle bereits die Tage, bis wir uns endlich wiedersehen werden. Und danach werde ich dich nie wieder so einfach verlassen, das verspreche ich dir. Träum was Schönes, ich melde mich morgen in Ruhe. Ich liebe dich ♥️"
Seine Worte holen mich sofort auf den Boden der Tatsachen zurück. Mein Bauch kribbelt aufgeregt über den Gedanken an Matt, gleichzeitig verspüre ich ähnliche Gefühle nach einem flüchtigen Blick in die Augen von Dean Hewitt auch. Und das stärker, als mir bis dato bewusst gewesen ist.
,,Ist alles in Ordnung?", fragt er und tritt besorgt einen Schritt näher an mich heran. Seit geraumer Zeit frage ich mich schon, ob ich wirklich eine rein unschuldige Schwärmerei für ihn empfinde oder mich lediglich meine Vorstellungen - das Verbotene - an ihm reizt. Nur zu gern möchte ich meiner Vernunft nachgeben und ihn küssen - wenigstens dieses eine Mal - um damit jegliche Ungewissheit aus meinen Gedanken zu verbannen. Um festzustellen, dass dieser Funke zwischen uns ausschließlich in meiner Phantasie existiert.
,,Leah?", höre ich ihn erneut nachdrücklich sagen.
Er mustert mein Gesicht aufmerksam.
,,Das war Matt, mein -", äußere ich abwesend, schaffe es allerdings nicht den Satz zu beenden.
,,Dein Freund, ich erinnere mich. Wie geht es ihm?", fragt Mr. Hewitt vor mir scheinbar ernsthaft interessiert. Oder bilde ich es mir nur ein? Er ist nicht gerade die Person, mit der ich über meine allmählich zu kriseln anfangende Beziehung reden möchte.
Zumindest scheint er sich Matts' Namen gut in Erinnerung behalten zu haben. ,,Es geht ihm gut. Er ist seit ein paar Wochen auf einer Universität in Auckland, wo er noch circa 5 Monate bleiben wird", entgegne ich ihm und verschränke die Arme vor der Brust um mich an mein Auto zu lehnen.
Dean Hewitt schweigt einen kurzen Augenblick. Würden wir beide lieber nach Hause wollen, hätten wir dieses Gespräch längst beendet. Aus welchen Gründen auch immer, stehen wir dennoch hier. Um uns herum der kalte Herbstwind einer Sternklaren Oktobernacht.
,,Fernbeziehungen sind eine harte Probe. Wenn euch die Distanz am Ende nicht trennen kann, schafft ihr so gut wie alles. Glaub mir." Er schenkt mir ein Lächeln und richtet seinen Blick gen Himmel um danach wieder mich anzusehen.
,,Wenn sie uns nicht trennt", wiederhole ich aufgeregt seine Worte. Ich denke unweigerlich an dieses Mädchen, welches Matt dort kennengelernt hat.
,,Das wird schon, Matt schien mir ein vernünftiger junger Mann zu sein", sagt er und legt dabei aufmunternd seine linke Hand auf meine Schulter. Mir läuft sofort eine Gänsehaut den gesamten Rücken hinab. Das dunkle grün seiner Iris mustert mich aufmerksam. Starrt direkt in Meine und es wirkt beinahe so, als könne er bis in meine innerste Gefühlswelt schauen.
Ich merke, wie meine Wangen allmählich anfangen zu glühen. Irgendetwas in mir scheint genau in dieser Sekunde auszusetzen. Ohne auch nur den kleinsten Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden, lehne ich mich zu meinem sichtlich überrumpelten Boss vor, um ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen zu drücken.
Dabei kann ich regelrecht spüren, wie sich meine Oma bei meiner absolut hirnrissigen Aktion mehrmals im Grab umdreht.
Mir wird derweil schlagartig bewusst, dass dieser Mann nicht nur eine harmlose Schwärmerei für mich ist.
Nein, er ist bei Weitem mehr.
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