
Zwischen Bekanntem und Unbekanntem
Pov. Natasha
Seufzend folgte ich Thor. Er wird schon wissen, was er tut. Immerhin kannte er diese Leute besser, als ich. Bald fing Peter an zu sprechen, denn lange konnte er wohl nie still sein. „Also... Wo genau wollt ihr eigentlich hin? Also ich müsste unbedingt Mal in diesen neuen Laden, der soll sup-" Harsch drehte ich mich um und starrte ihn an. „Hast du vor, die ganze Zeit so viel zu reden?", fuhr ich ihn genervt an, als ich den Anfang eines Redeschwalls erkannte. Unter anderen Umständen wäre ich wohl diplomatischer gewesen, aber im Moment war ich dafür viel zu gereizt. Der Seelenstein befand sich vollkommen ungeschützt in unserer Obhut, was mir alleine schon mehr Nerven abverlangte, als ich besaß. Der Typ vor mir barg ein ungewisses Risiko und soweit ich wusste, schien er Schwierigkeiten nur so anzuziehen. Und ich wollte einfach nur nach Hause.
„Wir gehen zu einem alten Freund, der uns mit Sicherheit helfen wird", schaltete sich Thor dazwischen, bevor die Situation eskalieren konnte. Anscheinend spürte auch er die gereizte Spannung und wollte sie entschärfen, bevor sie uns allen um die Ohren flog. Argwöhnisch beäugte Quill den Donnergott. „Geht's auch ein wenig genauer?" „Es wäre besser, wenn du draußen wartest. Sie mag keine Fremden. Besonders keine Menschen." Verärgert kniff Peter die Augen zusammen. „Und was ist mit ihr?" Er deutete auf mich. Auch Thor warf mir nun einen Blick zu und grinste. „Oh die beiden werden sich verstehen!" Neugierig sah ich ihn an, doch er verlor kein weiteres Wort über diese mysteriöse Person. Was mir so gar nicht gefiel, aber wenn mir die Avengers eine Sache beigebracht hatten, dann Vertrauen. Also setzte auch ich mich wieder in Bewegung. „Und warum sollte ich dann mitkommen?", murmelte Quill. „Solltest du nicht. Das wolltest du!", erinnerte ich ihn.
Stumm liefen wir durch die Stadt. Während ich unsere Umgebung im Auge behielt, kam ich nicht umhin, sie auch gleichzeitig zu bewundern. Noch immer faszinierten mich die fremden Lebewesen und ihre Lebensweise. Auch wenn sie nicht so anders schienen, als die Menschen, so hatten sie doch etwas ganz Eigenes an sich, dass ich einfach nicht bestimmen konnte. Vielleicht war es auch die alles umgebene Ruhe und Fröhlichkeit, vielleicht auch einfach nur die Pracht, in der die ganze Stadt erstrahlte, oder aber die Liebe zum Detail, die allem und jedem innewohnte.
Bald kamen wir vor einem Laden zum Stehen. Ich konnte die Schrift nicht lesen, aber ich verstand, dass es wohl ein Schmuckgeschäft war. Ich bezweifelte zwar, dass ein ganz gewöhnlicher Gegenstand die Macht des Steines bändigen konnte, doch vielleicht verbarg sich dahinter ja mehr, als man ahnte. Peter war natürlich sofort begeistert und stürmte hinein, um etwas hübsches für Gamora zu finden. Ich schüttelte den Kopf. Anscheinend kannte er sie doch nicht so gut, wie ich sie in den letzten Tagen kennenlernen durfte. Mit einer einfachen Kette würde er ihr Herz nicht erwärmen können. Sie war kein typisches Mädchen, dass man für eine Nacht flachlegen konnte und bis jetzt hatte es den Anschein gehabt, dass er das auch verstanden hatte, doch nun war ich mir da doch nicht mehr so sicher.
Auch Thor betrat nun das Geschäft und ich war ihm dicht auf den Fersen. Während Quill sich über die nächstbeste Vitrine beugte, sah der Donnergott sich aufmerksam um. Er suchte irgendetwas – oder irgendjemanden. Ich wusste nicht genau, wonach er Ausschau hielt, doch auch ich ließ meinen Blick umherschweifen. Der Raum war hell eingerichtet. Längliche Lampen an der Decke verströmten ein nahezu weißes Licht und ließen die Schmuckstücke ebenso zauberhaft glitzern, wie die hiesige Sonne, die Gebäude. In den ausgestellten Vitrinen befanden sich allerlei Schmuck. Von Ringen über Colliers bis hin zu Armbändern und -reifen. Ich konnte auch einige goldene Ranken erkennen, die sich um nachgebaute Körperteile schlängelten.
Gerade als ich es mir näher ansehen wollte, betrat eine Frau den Raum. Sie war groß gebaut und schlank. Ihre Augen erstrahlten in einem eisigen Blau, während ihre haselnussbraunen Haare zu einem strengen Dutt nach hinten gebunden waren. Sie trug kein farbenfrohes Kleid, wie die meisten weiblichen Wesen auf diesem Planeten, sondern einen bequemen Overall in verschiedenen Blautönen. Es sah bequem aus und doch totschick und ich wettete, dass sie sich darin schnell bewegen konnte, wenn es darauf ankam. Sie achtete auf Bewegungsfreiheit und an ihren Armen konnte ich starke Muskeln erkennen. Wer auch immer sie war, sie war Ärger gewöhnt. Entweder von anderen, oder sie verursachte ihn selbstständig.
Ebenso wie ich sie mit einem schnellen Blick gemustert hatte, so betrachtete sie auch mich. Sie war definitiv Ärger gewohnt. Misstrauisch beäugte sie mich und wand sich dann Thor zu. Sie sprachen etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand, doch ich schloss auf eine Begrüßung und darauf, dass sie – ihrem verächtlichen Blick nach zu urteilen – Menschen tatsächlich nicht sehr mochte. Schließlich schien Thor sie jedoch überzeugt zu haben, denn sie nickte – wenn auch nicht sonderlich erfreut – und stoppte ihre Einwände.
„Natasha, das ist Amarra. Sie ist eine Maer, wie man die Bewohner dieses Planeten nennt. Wir haben schön öfters Schlachten zusammen gewonnen und nach den Zwergen, die nun leider beinahe ausgelöscht sind, ist sie die talentierteste Meisterin der Schmiedekunst. Sie wird uns helfen, den Stein zu beschützen und eine tragbare Hülle für ihn zu finden. Genauer gesagt wird sie eine schaffen", stellte er sie vor. Über mich hatten sie offenkundig zuvor schon gesprochen, sodass dies nun nicht mehr nötig war. Unsicher, ob ich ihr die Hand reichen sollte, nickte ich ihr einfach nur zu. „Es ist schön, Sie kennenzulernen!" Ein belustigtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Wir halten uns hier nicht so auf Abstand, wie es die Menschen tun. Wir duzen uns hier alle", erklärte sie. Ohne mich aus der Fassung bringen zu lassen, nickte ich. „Aber es ist auch reizend, deine Bekanntschaft zu machen!", schob sie diplomatisch hinterher.
Ein leises Zischen ertönte hinter uns, sodass wir uns umdrehten. Der Anblick, der sich uns bot, war wenig überraschend. Quill stand zwei Fuß entfernt von einer Vitrine und schüttelte seine Hand. „Ich würde das Berühren des Quokons vermeiden. Der Kasten ist geschützt, damit es nicht so leicht ist, den Inhalt zu stehlen", warnte Amarra ihn und warf ihm einen scharfen Blick zu.
Überrascht drehte er sich um. Sofort wurden seine Augen groß und er setzte sein vermeintlich charmantes Lächeln auf. „Guten Tag, hübsche Dame. Mein Name ist Peter Quill, aber du kennt mich bestimmt unter dem Namen Star Lord", stellte er sich vor. Die Maer neben mir zog lediglich eine Augenbraue hoch. „Gehört der etwa auch zu euch?" Ich verzog gequält das Gesicht. „Ich fürchte schon." Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. „Mein herzliches Beileid! Und nun folgt mir, wir haben noch einiges zu tun. Und du – Peter - lässt die Finger von meiner Ware. Sie ist kostbarer, als du es dir auch nur im Entferntesten vorstellen könntest!"
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