Zurück nach Hause
Pov. Natasha
Blinzelnd versuchte ich den Tränenschleier aus meinen Augen zu entfernen. Als es mir gelang, stockte mir der Atem, denn vor mir erstreckte sich nicht länger ein endloses orange, sondern das düstere Vormir.
„Willkommen zurück, Tochter von Ivan"
Blitzschnell drehte ich mich um und sah in eine unvergessliche rote Visage. Ich schenkte ihm jedoch kaum Beachtung, denn meine Gedanken rasten und mein Blick huschte wieder zu der Klippe, die schon einmal mein Dasein beendet hatte. „Er hat sie wirklich geliebt, denn noch nie hat jemand das getan, was er heute vollbracht hat. Du solltest stolz auf ihn sein und das Geschenk weise nutzen, dass er dir gegeben hat. Sein Schiff steht an derselben Stelle, wie das letzte Mal. Du solltest nun gehen."
Misstrauisch beäugte ich den Wächter, ehe ich ihm knapp zunickte und mich auf den Weg machte. Als ich schon fast zwischen den beiden hohen Felsen, die den Eingang markierten, hindurch war, rief er mir etwas hinterher. Der Wind verwehte seine Worte, doch ein wenig konnte ich trotzdem verstehen: „gefährliche Kraft ... verborgen... in dir... Nutze... Vorsicht...Zukunft... ungewiss" Verwirrt drehte ich mich um, wollte nachhaken, doch dort stand niemand mehr. Mit meinen Augen suchte ich die Gegend ab. Viele Verstecke gab es hier nicht, doch so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte ihn nicht finden.
„Bogenschütze? Bitte kommen!", ertönte eine mechanische Stimme aus der Kapsel hinter mir. Ich lief auf sie zu und meldete mich zu Wort: „Nicht ganz. Wer ist da?" Kurz erwartete mich Stille. „Hier ist Thor Odinson! Der Waschbär erklärte mir, dass ihr nicht unser teurer Freund Clint seid. Wer seid ihr dann?" „Thor?", stieß ich ungläubig aus. Dann war es vorhin wohl Rocket gewesen. „Nein, das bin ich!", hörte ich den Asen schmunzeln. „Wir kommen sofort zu dir Natasha.", fügte er noch hinzu, dann war es still. Ein breites Lächeln legte sich über mein Gesicht. Ich würde bald nach Hause kommen!
Doch ganz plötzlich erlosch das Grinsen. Er hatte gewusst, dass ich es war und nicht Clint und er war nicht überrascht gewesen.
Wenig später umhüllte die Kapsel ein leuchtendes Funkeln und ich wurde auf die Milano transportiert. Sobald ich im Schiffsinneren war und die Türen aufglitten, ignorierte ich die Crew und stürzte mich sofort auf Thor. „Du hast gewusst, was er vorhatte und du hast nichts dagegen unternommen!", schrie ich wütend, während ich auf ihn einprügelte. Ich spürte eine geballte Wut in mir, einen Schmerz, denn ich nicht unterdrücken könnte, und der unaufhaltsam aus mir heraus brach.
Schneller als mir lieb war, wurde ich von ihm herunter gezogen. „Lasst mich los!", rief ich und gab mein bestes, um mich zu wehren. Ich versuchte mich zu befreien und trat und schlug nach Leibeskräften, doch es brachte nichts Plötzlich legten sich zwei Hände auf meine Stirn. „Schlaf!", befahl mir eine weibliche Stimme. Fest entschlossen mich zu weigern, folgte ich ihrem Befehl. Ich war machtlos und konnte nichts dagegen tun.
Ein paar Stunden später wachte ich in einer Art Bett wieder auf. Verwirrt sah ich mich um. Mein erster Gedanke: Nicht orange. Was war passiert? Zum Glück füllten sich meine Gedächtnislücken nach und nach wieder, sodass ich weinend auf dem Bett saß, als Thor hineinkam. Ohne etwas zu sagen, nahm er mich in den Arm. Widerstandslos ließ ich es geschehen. Der Schmerz in mir lähmte mich. Es war nicht einmal einen Tag her und doch vermisste ich ihn. Gleichzeitig hatte ich jedoch das Gefühl, dass er ganz in der Nähe war, als wäre er nicht nur sprichwörtlich ein Teil meines Herzens.
„Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe", entschuldigte ich mich, nachdem ich mich aus der Umarmung befreit hatte. „Schon gut. Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man einen Menschen verloren hat, der einem so nahestand, wie Clint dir. Genau das war auch der Grund, warum ich ihm bei seinem Vorhaben, dich zu retten half. Ich würde alles darum geben auch nur einen einzigen Tag mit Loki oder meinen Eltern verbringen zu dürfen. Es ist zwar schon ein paar Jahre her, doch ich vermisse sie immer noch schmerzlich. Ich kann dir nicht versprechen, dass es besser wird, ich kann dir nur sagen, dass du irgendwann deinen Frieden damit schließt. Du wirst erkennen, dass sie nicht vollständig weg sind, denn sie leben in deinen Erinnerungen und Taten weiter."
Aufmerksam hörte ich ihm zu. Mit einem schwachen Lächeln bedankte ich mich für seine netten Worte, denn tatsächlich vermochten sie es, mich ein wenig aufzumuntern. „Ich danke dir!"
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