Sieh genau hin!
Zuvor an Bord der Milano...
Pov. Natasha
"Hey", sprach Thor mich an, als er den Raum betrat. "Hey!" Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln. "Hast du was gegen einen kleinen Zwischenstop?", erkundigte sich der Donnergott. Ja! Ich will nach Hause. Ich will zu Cait. Sie in meine Arme schließen und nie wieder loslassen! Ich war nicht mehr überrascht über derartige Gedanken, denn im Seelenstein hatte ich genug Zeit gehabt, um mir über alles klar zu werden. Ich liebte sie. Und das nicht als kleine Schwester, wie ich es immer dachte. Ich liebte sie und ich wollte mein Leben mit ihr verbringen.
Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. "Wir müssen die Milano auftanken. Wir könnten auch gleich etwas anfertigen lassen, damit du deine Hand nicht ständig darum klammern musst", erklärte er und wies mit einem Nicken auf meine rechte Hand. Fragend sah ich hinab und stellte fest, dass er Recht hatte. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie ich etwas so stark festhielt, dass es sich in meine Haut bohren müsste. Doch stattdessen war es angenehm abgerundet. Aber ich hatte keine Ahnung, was es war.
Langsam öffnete ich meine Hand, die ich zuvor krampfhaft geschlossen gehalten hatte. Überrascht starrte ich auf das Ding in meiner Handfläche. Mein erster Instinkt war es, ihn so weit wie möglich von mir wegzuschleudern. Ich wollte damit nichts länger zu tun haben, doch eine Stimme in mir hielt mich davon ab. Neugierig betrachtete ich es genauer. Ich spürte, dass ich es behalten musste. Ich durfte den schimmernden Stein nicht einfach wegschmeißen, wie ich es vorgehabt hatte. Ich durfte es einfach nicht.
Ich merkte, wie auch Thor fasziniert näher kam. Er streckte seine Hand danach aus, doch ich schloss die meine instinktiv. Sofort trat er wieder zurück. "Seine Seele ist gebrochen", schoss es mir durch den Kopf. Deswegen wird er magisch von dem Stein angezogen.
Thor schüttelte den Kopf und richtete seine Augen dann wieder auf mich. Plötzlich fiel mir die Frage ein, die er mir gestellt hatte und ich nickte. "Das wäre vermutlich besser." Er stimmte mir zu und ging. Er würde Rocket oder Peter Bescheid sagen. Je nach dem, wer das Schiff gerade steuerte.
Wenig später kam Gamora die Treppe hinunter. "Wir sind da", ließ sie mich wissen. Ich nickte ihr zu und folgte ihr wieder nach oben. Im Hauptraum traf ich auf den Rest der Crew. "Okay, also Rocket und Groot tanken das Schiff. Mantis und Drax, ihr stockt unsere Vorräte wieder auf." Skeptisch sah ich die beiden an. Ich bezweifelte, dass sie einen besseren Urteilssinn hatten, als Tony. Wenn man ihn einmal in einen Laden schickte, kam er als neuer Inhaber wieder heraus. Bei dem Gedanken schlich sich ein wehmütiges Lächeln auf mein Gesicht. Wie sehr ich ihn und die anderen Avengers doch vermisste.
"Natasha?" Ich hob den Kopf und bemerkte, dass bereits alle das Schiff verlassen hatten. Nur Thor stand noch an der Treppe und wartete auf mich. "Alles in Ordnung?" "Ja klar! Ich freu mich nur, bald endlich nach Hause zu kommen!", versicherte ich ihm. Dass mir der Gedanke gleichzeitig aber auch Angst machte, verschwieg ich.
Wie würden sie wohl reagieren?
Wie würde sie reagieren?
Ich zwang mich zu einem Lächeln und betrat zusammen mit dem Donnergott den Fremden Planeten.
Draußen blendete mich gleißend helles Licht. Schützend legte ich eine Hand so an die Stirn, dass sie einen Schirm bildete. Nun, da meine Augen im Schatten lagen, konnte ich meine Umgebung erkennen. Anders als erwartete, hatte sie erstaunliche Ähnlichkeit mit der Erde. Ich erkannte einen breiten Weg, auf dem Shuttles umherdüsten. Dahinter befanden sich Häuserschluchten. Sie waren vollkommen aus Glas und je nachdem, wie man im Verhältnis zur Sonne stand, schimmerten sie in einer anderen undefinierbaren Farbe. An sich gab es also viele Parallelen zur Erde: Viel Wohnraum, schnelle Transportmittel und umherwandelnde Lebewesen. Doch anders, als auf meinem Heimatplaneten, war die Stadt nicht mit gestressten Menschen überfüllt. Die Wesen hier waren allesamt schmal und zierlich. Ihr Gesicht wirkte beinahe Elfenhaft, doch es war dunkel wie Vulkanasche. Im starken Kontrast dazu, trugen sie Gewänder in den strahlendsten Farben. Das auffälligste waren jedoch ihre Finger. Ich konnte sie nicht genau erkennen, doch sie waren lang und eingerollt, wie der Ringelschwanz eines Schweines. Ich wunderte mich darüber, wie sie damit irgendetwas bewerkstelligen konnten, doch lange konnte ich mich mit dieser Frage nicht aufhalten, da wir eine eigene Mission hatten, dass unsere volle Aufmerksamkeit bedurfte.
„Ich weiß gut, wie es ist, auf einen neuen Planeten zu kommen und alles zu bestaunen, aber wir müssen leider weiter. Wir dürfen keine Zeit verlieren!", dränge Thor mich sanft. Ich nickte und folgte ihm. Dabei bemerkte ich, dass sich auch dieser Peter in Bewegung setzte und musterte ihn argwöhnisch. Ich vertraute ihm nicht. Schnell schloss ich zu meinem Freund auf. „Kommt Quill etwa auch mit?", fragte ich entgeistert. Der Gott nickte. „Ich fürchte schon. Er sucht nach einem Geschenk für Gamora. Er war leider zu nervig, als das ich ihn hätte abschütteln können, aber keine Sorge, er stellt keine große Gefahr dar." Ich zog eine Augenbraue hoch. Das gefiel mir gar nicht. Ich wollte diesen Typen nicht in der Nähe eines so mächtigen Artefaktes, wie den Seelenstein wissen, doch so, wie es aussah hatte ich wohl keine andere Wahl.
Hoffentlich verloren wir ihn schnell in der Menge und er konnte sich seine Liebeserklärung alleine suchen. Ich hatte nur ein wenig Mitleid mit der grünhäutigen Kriegerin, doch sie würde damit fertig werden. Ich bezweifelte zwar, dass er der Mann für sie sein konnte, der ihr Leben verändern würde, doch ich wünschte es ihr. Sie erinnerte mich an mein früheres Ich. An mein Ich, bevor ich die Avengers kennenlernte, bevor sie zu meiner Familie wurden und bevor ich mein Herz verschenkte. Ein wehmütiges Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Ich vermisste sie.
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