Einsamkeit
Moin!
Mit einem frischen Kapitel melde ich mich mal wieder hier. Eigentlich sollte der OS schon gestern kommen, aber ich bin nicht fertig geworden.
Nun wünsche ich euch viel Spaß!
Was wäre, wenn: Tim die Freundschaft beendet
Kapitelname: Einsamkeit
Wörterzahl: 1107
Vorkommende Personen: Jan Zimmermann, Tim Lehmann, Rewinside, AviveHD
Sicht: Jan
/=/
POV JAN
Ich fühle mich Tag für Tag mehr alleine. Ich hätte niemals gedacht, wie ich einen Menschen so sehr vermissen kann. Aber das Schlimmste daran ist das Wissen, dass es auch noch meine Schuld ist, dass er nicht mehr bei mir ist, Nicht mehr neben mir auf der Couch sitzt, nicht mehr Videos mit mir dreht, nicht mehr mit lacht und nicht mehr mit mir tiefe Gespräche geführt. Alles aus und vorbei. Diese Leere kann niemand mehr füllen. Warum war ich auch nur so blöd? Es war doch vollkommen klar, dass er so reagieren wird, wenn ich ihm die Wahrheit sage. Die Wahrheit hinter meinen Gefühlen. Ich habe ihm meine Liebe gestanden, offen und ehrlich. Ich habe ihm alles gesagt, mein ganzes Herz ausgeschüttet. Nicht einmal Gisela hatte mich unterbrochen.
Vor Wut werfe ich ein Sofakissen an die Wand. Das war nicht einmal ein Tic, ich bin nur sauer auf mich selbst. Wegen meiner beschissenen Gefühle habe ich die lange Freundschaft zu meinem besten Freund zerstört. Zu dem wichtigsten Menschen in meinem Leben, der mich seit über zehn Jahren begleitet. Der mein Tourette und meine Epilepsie voll miterlebt und akzeptiert hat, der mir schon so oft das Leben gerettet hat während eines Anfalls. Was soll ich denn nur machen ohne ihn? Diese Frage stelle ich mir seit zwei Wochen, seitdem er stumm und ohne Abschied diese Wohnung verlassen hat. Er hat mich blockiert, hat auf YouTube eine Nachricht geschrieben, dass wir vorerst eine Pause machen werden. Vorerst. Wie soll ich denn den Kanal ohne ihn weiterführen. Ich kann ja nicht mal ein Video schneiden. Ich mag gar nicht über die Zukunft YouTubes nachdenken, aber es ist nun mal mein Hauptberuf. Ich kann nicht so einfach in einen anderen Beruf gehen, nicht so wie Tim. Ob er das wohl tun wird? Oder ob er eine eigene YouTube Karriere startet? Schließlich hat er sehr viel Spaß beim Drehen gehabt. Den hatte ich auch, allerdings waren jene Drehs mit ihm. Auch wenn einige Zuschauern uns vorwerfen, Tim würde mich nur ausnutzen, weiß ich genau, dass er das niemals tun wird.
Aber er hat auch mal gesagt, dass er mich niemals verlassen wird, egal was passiert. Und jetzt? Jetzt sitze ich hier in meinem Wohnzimmer. Allein. Das Kissen hat nur knapp den Fernseher verfehlt. Auf dem Boden liegt eine kaputte Vase. Gisela hat sie gestern in einem Wutanfall zerstört und ich hatte bisher noch nicht die Motivation, sie aufzufegen. Eigentlich habe ich keine Motivation zu überhaupt etwas. Vor mir steht eine halbleer getrunkene Kaffeetasse, selbst danach hatte ich irgendwann keine Lust mehr. Wann ich mir das letzte Mal was zu essen gemacht habe, weiß ich schon gar nicht mehr. Ich habe keinen Hunger und wenn doch, dann habe ich keine Lust mir was zu machen oder zu bestellen. Manchmal keimt die Sorge in mir auf, dass ich in ein tiefes Loch fallen könnte. Aber bin ich da nicht schon längst drinnen? Keine Ahnung, ist mir auch egal.
Die Stunden verstreichen, aber ich rühre mich nicht vom Fleck. Dass das wegen meiner Epilepsie gefährlich werden könnte, selbst darauf gebe ich nichts. Dann kriege ich halt einen Anfall. Keiner wird mich finden und ich werde elendig verenden. Ohne Tim scheint mir das Leben sowieso nicht lebenswert. Warum musste ich mich auch ausgerechnet in ihn verlieben? Warum nicht in irgendeinen anderen Typen? Oder am besten in niemanden. Liebe ist scheiße!
Ich sehe nach längerer Zeit mal wieder auf mein Handy, einige meiner Freunde haben mich zugespamt, wollen wissen, was los sei und warum ich nicht antworte. Ich antworte ihnen, dass alles in Ordnung sei und ich grade nur ein bisschen Abstand brauche. Hoffentlich lassen sie mich endlich mal in Ruhe, denn ich erhalte seit Tims Post ständig Nachrichten, ob es mir gut gehe. Ich weiß, sie machen sich Sorgen, aber irgendwann geht es nur noch auf die Nerven. Sowieso bin ich niemandem eine Erklärung schuldig, die wollen sie nämlich auch noch alle haben.
Gisela schmeißt das Handy auf den Fußboden, dort lasse ich es einfach liegen. Da es auf den Teppich gefallen ist, wird wohl eh nichts passiert sein. Stattdessen stehe ich nun doch mal auf, da dieser Kaffeebecher mich stört. Ich bringe ihn rüber in die Küche und kippe ihn aus, stelle den Becher in den Geschirrspüler. Das wird wohl das Aktivste an diesem Tag gewesen sein. Dabei ist es grade mal kurz nach vierzehn Uhr.
Wieder setzte ich mich auf die Couch und schalte den Fernseher ein, vielleicht lenkt mich eine Serie oder ein Film etwas ab. Zumindest hat das in den letzten Tagen gut funktioniert. Ich suche mir einen Film raus, in der Hoffnung, dass nicht allzu viele Liebespaare darin vorkommen, und starte eben diesen. Ich mache es mir etwas bequemer und verfolge den Film. Das entspannt mich tatsächlich und meine Gedanken werden für diese neunzig Minuten abgestellt.
Nur wenn in den Filmen glückliche Paare vorkommen, dann versetzt mir jede Szene einen Stich im gebrochenen Herzen. Bei diesem Film habe ich Glück, es gibt nicht so viele Liebesszenen. Vielleicht empfiehlt Netflix mir aufgrund meiner letzten Filmauswahl auch eher solche Filme. Wenn ich so drüber nachdenke, ist das doch eine ganz angenehme Alltagsplanung. Spät aufstehen, Kaffee trinken, nichts tun, Aufräumen, Netflix und dann Schlafen gehen. Dafür ist es einsam und schmerzhaft. Aber ich habe es verdient, es ist meine persönliche Strafe. Beziehungsweise ist es die Folge der Strafe, da die Strafe er Verlust Tims war. Kaum denke ich daran, kommt wieder dieser Selbsthass und eine unfassbare Wut und Aggression steigt in mir auf. Ich balle meine Hände zu Fäusten und wieder will ich am liebsten etwas zerstören. Doch dann klingelt es plötzlich an der Tür. Verwirrt setze ich mich auf. Soll ich aufmachen? Wahrscheinlich ist es nur Sebastian oder Lucas, die nachschauen wollen, ob ich noch lebe. Habe ich Lust, mir das zu geben? Eigentlich nicht. Als ich mich jedoch grade wieder hinlegen will, klingelt es erneut, diesmal zweimal hintereinander. Doch etwas dringenderes? Nun stehe ich doch auf, gehe langsam zur Tür. Wieder klingelt es. Da hat es jemand wirklich eilig, mit mir zu sprechen. Die Wohnungstür ist sogar noch abgeschlossen und das Kettchen ist auch noch dran. Also sperre ich zunächst auf und drücke dann die Türklinke herunter. Mit einem Schwung öffne ich sie und erstarre im nächsten Moment, kann nicht glauben, wer da vor mir steht. Tim.
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