Gespräche mit Oma
Lena und ich lagen nun zusammen in meinem Bett und seid langem war ich wirklich glücklich. Gleichzeitig gingen mir viel zu viele Gedanken durch den Kopf. Da ich vergessen hatte, meine Armbänder abzustreichen, holte ich es nun nach und legte sie auf meinen Nachttisch. Nun lag mein Tattoo frei und ich starrte auf das N in der Blume. Auf der einen Seite stand das N für Navarette, die Familia, aber auch für Naiara, meine Mutter. Für mich war es schwer, ohne Mutter aufzuwachsen, auch wenn die Familie alles für mich tat, um den Verlust auszugleichen. Auch Oma Alondra war eine große Hilfe in all den Jahren gewesen, die mein Vater nun alleine war. Dennoch fehlte mir etwas, ich fühlte mich häufig alleine. In meiner Umgebung gehen die Menschen, vor allem die Männer offen mit ihren Beziehungen um. Einige kamen viel herum und hatten viele Frauen verführt. Für sie alle war das normal. Für mich jedoch ist es befremdlich. Ich habe nie gelernt offen mit meinem Körper umzugehen und nie Lust empfunden. Dafür bin ich einfach zu prüde und kam nie in Versuchung, weil sich die Männer mir nie genähert hatten. Bei Lena war es genau so und ich frage mich, ob wir jemals so unbeschwert sein können wie Maria. Für Lena und mich würden offene Beziehungen nicht in Frage kommen, aber ich wünsche mir so etwas wie meine Eltern es hatten und Maria und Basilio es haben. Vielleicht habe ich mich auch immer nach diesem Gefühl gesehnt, das ich in den Augen der Verliebten erkennen kann. Habe mich alleine gefühlt obwohl ich nicht alleine bin. Das traurige ist, dass ich mich nicht mehr alleine fühle, seid ich Tyler Cuartero kennen gelernt habe. Das erste Mal verspüre ich so etwas wie Lust auf einen Mann und dann ist es ausgerechnet der einzige Mann, bei dem eine Beziehung aussichtslos ist. Er wird mit Sicherheit viel Erfahrung mit Frauen haben, da bilde ich mir nichts ein. Was sollte er also überhaupt mit einer wie mir anfangen können. Ich erhoffe mir die Liebe und ich könnte niemals mit einem Mann etwas anfangen, für den ich nichts empfinde. Daher machen mir meine Gefühle für Tyler angst und verwirren mich. Ich gestehe mir ein, das ich Gefühle für Tyler habe und alleine das macht ihn so viel gefährlicher und alles so viel schwieriger. Sollte ich mir jedoch den Kontakt zu Tyler verwehren, wird es mich zerreißen. Meine Gespräche mit ihm haben mich schon viel zu weit in diesen Strudel gezogen, aus dem ich nur noch mit gebrochenem Herzen flüchten kann oder in den ich mich tiefer ins Ungewisse ziehen lassen könnte.
Damian hatte die super Idee, Lena und mich in aller Frühe zu wecken, um den Tag mit Lena zu verbringen. Warum man mich nicht einfach hatte schlafen lassen können, habe ich noch nicht begriffen. Dennoch sitze ich nun in der Küche mit meiner ganzen Familie und trinke meinen Kaffee. Nach und nach ziehen alle ihrer Wege und Oma und ich bleiben alleine zurück. Natürlich merkt sie sofort, dass etwas mit mir nicht stimmt. In letzter Zeit war ich ihr häufig aus dem Weg gegangen, doch jetzt ging es nicht mehr. Ein Blinder würde mir ansehen, dass mich etwas bedrückt, vor allem weil ich die halbe Nacht nicht schlafen konnte. Meine restliche Familie hatte es nur nicht gemerkt, weil sie noch viel zu euphorisch über die Rückkehr meines Cousins sind. Oma Alondra kann ich jedoch nichts vormachen. Resigniert seufze ich, bevor ich es ihr erzähle. Diesen starren Blick von ihr könnte ich nicht länger aushalten und ich weiß, wie Verständnisvoll sie ist. Ich fange damit an, dass ich ihr beschreibe wie alleine ich mich manchmal fühle. Wonach ich mich sehne. Ich erzähle ihr von meinen Zweifeln und Ängsten und als ich zu dem Thema Liebe komme, berichte ich ihr von Tyler. Von unserem ersten Treffen und den weiteren. Von dem Tag mit ihm am Strand, wie wohl ich mich bei ihm gefühlt habe und wie offen ich mit ihm reden konnte. Dann meine Zweifel, ob ich ihn wiedersehen könnte und die Begegnung im Einkaufcenter. Ich erzähle ihr alles und fange an zu weinen, weil ich unglücklich verliebt bin. Es ärgert mich, dass ich nicht mehr wie meine Brüder sein kann. Ich möchte das Leben genießen und meine eigene Stimmung in diesem Moment macht mich sauer. All das erzähle ich meiner Oma, die mich kein einziges Mal unterbricht.
Das erste was meine Oma sagt, bringt mich fast schon zum Lachen. >> Der Junge muss etwas besonderes sein, wenn es dich so erwischt.<< Sie nimmt meine Hände in ihre und lächelt mich an. >>Wenn ich eines gelernt habe Ava, dann das man Liebe nicht unterschätzen sollte. Klar, ich würde mir auch jemand anderen für dich wünschen, aber wenn er es ist, der dich glücklich macht, dann ist das wohl so.<< Ihre Hände drücken meine und unsere Armbänder klirren aneinander. >> Ach Oma, er wird mich umbringen wenn er weiß, wer ich bin.<< Das muss sie doch wissen. Doch meine Oma schüttelt nur den Kopf. >>Er währe ziemlich blöd, wenn er sich von Hass leiten lassen würde. Und wenn er dich auch liebt, dann wird er dich nicht gehen lassen. Du hast mir dein Bild von ihm vermittelt und daher denke ich nicht, das er ein Mann ist, der sich das entgehen lässt, was er haben möchte. Außerdem schätzt du dich völlig falsch ein, meine liebe Ava. Du bist so wunderschön, sowohl innerlich als äußerlich und du verzauberst die Menschen mehr, als dir bewusst ist. Wenn du mich fragst, dann hört es sich so an, als wäre dieser Tyler dir schon lange verfallen. Ich würde ihn ja gerne mal kennen lernen.<<Grinste meine Oma. Diese Ansage brachte mich erst ein Mal zu verstummen. meine Gedanken drehten sich und im Kreis. >>Was soll ich denn jetzt machen, Oma.<< Das war weniger eine Frage, als eine Aussage, die meine Verzweiflung kund gab. >>Verbringe etwas Zeit mit ihm. Du hast jetzt Ferien und er möchte auch Zeit mit dir verbringen. Was spricht dagegen? Und wenn du bei hm bist, werde ich mir etwas für deine Brüder und deinen Vater einfallen lassen. Du wirst es bereuen, wenn du die Chance nicht nutzt und habe Vertrauen, dann wird sich alles von alleine regeln. Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Die einzige Voraussetzung die ich habe ist, dass ich den jungen Mann vorher kennen lernen möchte. Dann werde ich mir mein eigenes Bild von ihm machen. Unterschätzen möchte ich die Gefahr schließlich auch nicht.<<
Ich musste erst über alles nachdenken und zog mich in mein Zimmer zurück. In einem hatte meine Oma recht, wenn ich es nicht wenigstens mit Tyler versuche, dann würde es mich zerreißen. Und selbst wenn er mir das Herz brechen würde, wäre dies besser als ein verschlossenes Herz. Also saß ich auf meinem Bett, das Handy vor mir und überlegte, was ich Tyler sagen könnte. Am besten ich rufe ihn einfach an und mache mir nicht länger Gedanken. Das war jedoch leichter gesagt als getan. Ich wählte seine Nummer, legte das Handy dann aber doch wieder weg. So ging das eine Weile, als es plötzlich klingelte und ich aus dem Bett fiel. Ich schnappte mir das Handy und erkannte, das es Tyler war, der mich da anrief. Ich hatte seine Nummer nur unter T. eingespeichert, aus Angst meine Brüder könnten die Nummer sehen. Dann könnte ich immer noch behaupten, dass die Nummer einer Freundin gehört. Schnell, bevor er wieder auflegen konnte, nahm ich das Gespräch atemlos (schließlich war ich gerade aus dem Bett gefallen) entgegen. >>Hi<< Das andere Ende der Leitung blieb still. >>Tyler?<< Fragte ich noch mal nach. Er hatte mich angerufen und sagte nun nichts? >>Ähm.. ja, entschuldige. Kann ich dich irgendwo treffen?<< Er hörte sich seltsam an. >>Alles in Ordnung bei dir?<< Ich hatte da so ein seltsammes Gefühl. >>Ja. Rico kam eben von einer Schlägerrei nach Hause und möchte mir nichts sagen... Wir haben und gestritten und... ich würde dich gerne sehen.<< Ich fragte nicht weiter nach, da es sich nicht so anhörte als wolle Tyler darüber sprechen. >>Ich gehe gleich mit meiner Oma in eine Café, wenn du möchtest, kannst du dazu kommen.<< Es verwunderte mich, aber er stimmte zu. >>Treffen wir uns dort? << Außerdem könnte meine Oma ihn dann direkt kennen lernen. >>Ja, ich schick dir gleich wann und wo wir uns treffen.<< Damit war das Gespräch beendet. Jetzt stand ich nur vor der Frage, was würde ich anziehen?
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