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Rebellicgurl #2

Rebellicgurl
Thema: Schwelle
1500-3500 Wörter
Erster Platz

Beinahe ist es zum Lachen. Nur eine Schwelle, eine kleine Erhebung im Boden, mehr nicht, in diesem Türrahmen. Die Tür selbst: Weit geöffnet, geradezu einladend, als würde sie sagen wollen: Komm. Tritt heraus aus dem Zimmer und geh raus. Genieß die Sonne. Los, mach dir einen schönen Tag. Mein Blick fokusiert sich von dem strahlend blauen Himmel erneut auf die Schwelle. Ein Witz. Ein lächerlicher Witz auf meine Kosten.

Ich hole einmal tief Luft, dann trete ich erneut auf die Tür zu. Beinahe meine ich schon das Gras unter meinen baren Füßen spüren zu können, ehe mich wie jedes Mal ein Schock in die harsche Realität zurückholt. Reflexhaft zuckt meine linke Hand zu dem Halsband, dem verfluchten Halsband, das mich am Überschreiten der Schwelle hindert, seit ich zum Vegetieren in diesem mittlerweile viel zu vertrauten Raum gezwungen werde.

Wie würden diese Forscher wohl reagieren, wenn man sie wie ein Testobjekt in ein Labor steckt und wie eine Ratte mit Stromstößen zu erziehen versucht? Ich hätte gut Lust es herauszufinden. Aber nein, ich bin in diesen Wänden gefangen und nach ihrem Willen werde ich, wie sie es nennen, mein neues Zuhause auch nicht so schnell wieder verlassen.

Ich verstehe noch immer nicht, aus welchem Grund sie einen Menschen als Experiment missbrauchen. Wie es scheint, sind meine Gene so interessant, dass diese Irren mich unbedingt weiter untersuchen wollen. Nicht, dass oft etwas passieren würde und wenn jemals ein weiteres Spiel, ihre Worte, ansteht, handle ich oft anders, als ich es im Ernstfall tuen würde, nur um ihre Reaktionen zu beobachten. Es ist geradezu amüsant, wenn ihre Gesichtszüge entgleisen, bloß weil ich nicht den Prognosen ihrer Algorithmen folge. Ein kleiner Spaß, den ich mir immerhin ab und zu gönnen kann, eine kleine Unterbrechung dieses grauen Alltags. Denn Alltag ist es mittlerweile schon, leider.

Ich fixiere die Türöffnung, versuche mit meinem puren Willen diese unsichtbare Barriere zu durchbrechen. Dennoch zwinge ich mich dazu, keinen weiteren Versuch zu starten, diese Schwelle, verflucht soll sie sein, zu überschreiten. Ich gebe nicht auf, dass will und werde ich niemals tun. Aber ich kann sie ja ruhig eine Weile im Unklaren über meine Ziele lassen, obgleich sie nicht besonders ausgefeilt oder grandios sind. Ich will das hier überleben, nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Ich will hier raus, auf meine Art und Weise, über genau diese Schwelle. Ich will die Forscher finden, die Drahtzieher, die Auftraggeber. Ich will jeden einzelnen davon bezahlen lassen. Keine heroischen Träume, aber dafür ist auch kein Platz im Labor.

Ich hasse diese Schwelle. Sie ist mein Sinnbild für all die unüberwindlichen Steine, die diese Monster da draußen, die sich Wissenschaftler nennen, mir in den Weg werfen. Ich will ausbrechen. Ich werde ausbrechen. Ich werde es über diese dreimal verdammte Schwelle tun, nur um ihnen eine lange Nase zu drehen. Sie sagen, hier könne ich nicht lang. Sie halten mir die Freiheit, süße Freiheit vor Augen und dann folgt doch nur die bittere Pille der Gefangenschaft. Sie sagen, es diene der Wissenschaft, aber ich bezweifle, dass es vertretbar ist, für die Wissenschaft Menschen zu foltern.

Draußen höre ich, aus weiter Ferne, fröhliche Kinderstimmen. Die Kinder hasse ich, im Gegensatz zu so vielem in dieser Welt, nicht. Eher machen sie mich traurig, nicht nur, weil sie mich an all das, was ich verloren habe, was diese ominösen Forscher mir weggenommen habe, erinnern, sondern auch, weil sie noch so unschuldig sind und die Grausamkeit der Welt ihnen noch nicht bewusst ist. Irgendwann werden auch sie unweigerlich lernen müssen, dass diese Erde kein netter Ort ist, doch noch leben sie vergnügt ihre behüteten Leben.

Leider weiß ich, dass sie mich weder hören noch sehen können, ja nicht einmal die Tür zu bemerken scheinen. Es ist, als würde das Leben draußen auf einem Bildschirm und nach einem Skript verlaufen, einem Skript, in dem für mich keine Rolle vorgesehen ist.

Da draußen. Hier drinnen. Zwei Bereiche und ich hänge in dem falschen fest. Zwei Welten mit einer für mich unüberwindlichen Grenze, einer unüberwindlichen Schwelle. Die Schwelle ist die Grenze. Die Grenze ist die Schwelle. Ich stehe an der Schwelle und kann sie nicht überschreiten, wörtlich wie sinnbildlich. Ich kann keine Schwelle überschreiten, nicht einmal sterben funktioniert. Traurig, dass ich das weiß, aber ich war verzweifelt. Selbst die Schwelle zum Tod darf ich nicht, kann ich nicht aus eigener Kraft überwinden.

Es ist ein verdammter ewiger Kreislauf. Das Halsband und die Schwelle und das Labor und die Spiele, all das sind nur Variationen eines Themas, Abwandlungen eines Dinges, zeigen alle nur meine komplette Unterlegenheit gegenüber der Drahtzieher dieses ganzen Mists. Und jeder Durchgang dieses Kreislaufes endet damit, dass ich vor einer Schwelle stehe, die unmöglich zu überqueren ist. Dass ich vor dieser Schwelle stehe. Wie jetzt.

Die Blätter des Baumes bewegen sich, als ob ein guter Geist hingehen würde und der mächtigen Eiche mit einer Handbewegung Mut geben würde. Die glanzlose Erklärung dieses Phänomens wird wohl nur der Wind sein. Nicht, dass ich welchen spüren könnte. Auch der Wind ist Teil des Lebens da draußen und gehört nicht hier her. Ich gehöre nicht hierher. Ich sollte draußen sein, bei den anderen Menschen, sollte mit den Kindern spielen, sollte ihre Illusion einer gnädigen Welt, einer heilen Welt beschützen, sollte mit dem Wind laufen und mit den Wölfen heulen.

Ich sollte mit meinem Rudel jagen. Ich sollte den Herbstwald auf der Suche nach Beute durchstreifen. Ich sollte den Wind spüren, der mir all die Geheimnisse jener Erde dort draußen verrät.

Ein Mal wenigstens möchte ich noch den Rausch des Wandels erleben. Möchte spüren, wie sich meine Sinne schärfen, während meine Form wechselt. Möchte den Triumph des Rudels hören, wenn die Jagd erfolgreich war, dem Leben zusehen, wie es in Sekundenschnelle aus dem Leib unter mir weicht.

Was denke ich da? All das will ich nicht nur mehr ein Mal erinnern. Hunderte, Tausende dieser für mich einstmals alltäglichen Ereignisse will ich noch durchleben, dem Kreislauf des Lebens folgen und nicht dem, den sie mir hier aufzwingen.

Ich bin ein Mensch. Sie können das nicht dürfen. Aber sie sagen, die Abweichungen in meinen Genen sind zu groß, sodass dem Gesetz die Hände gebunden sind. Technisch gesehen werde ich ja nicht verletzt, nicht mehr, als es bei Tierexperimenten erlaubt ist. Aber ich bin kein Tier.

Ich bin ein Mensch. Ich bin ein Wandler. Aber ein Mensch.

Böse funkele ich die Kamera in der Ecke an und hoffe, dass jemand zusieht. Das rote Licht an ihrer Seite verrät mir, dass sie angeschaltet ist. Sie sollen schön sehen, was sie sehen wollen und nicht das, was wirklich ist. Ich weiß schließlich, was sie sehen wollen. Diese Idioten. Behandeln mich wie ein Tier, eine durchgedrehte Mutation und versuchen dann, mich mit normalen Mitteln zu betäuben. Diese ganzen Versuche zielen nur darauf ab zu beweisen, wie gefährlich wir Wandler doch sind, weil wir in unseren Adern Wolfsblut fließt und wir ja nur von Trieben gesteuerte Tiere sind, die jeden Moment Amok laufen könnten.

Und um unsere Veranlagung zu Gewalt zu beweisen, machen sie uns vorsätzlich agressiv. Klingt fair.

Das Einzige, was ich tun kann, ist mitspielen, aber ich muss vorsichtig bleiben. Denn sollte ihr Vorhaben gelingen, sollten sie einen von uns so zum Ausrasten bringen, dass er tötet, Menschen tötet, dann will ich nicht wissen, was sie für Rechte über den Rest von uns erhalten würden.

Ich verdrehe vorsätzlich dramatisch die Augen, entspanne schlagartig meine Muskeln und breche zusammen. Mal sehen, ob sie darauf reinfallen. Es gibt nur eine Tür. Ihre dubiosen Mittelchen haben mir tatsächlich damals die Möglichkeit zur Bewegung geraubt, aber meine Sinne waren hellwach und sie haben ja keine Ahnung, wie viel ich mittlerweile schon weiß, zum Glück.

Ich muss nicht lange warten, wenige Minuten später kommen einige Männer mit ihren dummen weißen Laborkitteln, als wäre ich etwas, vor dem man sich mit Schutzbrille und Anzug wehren kann. Ich versuche, meinen Atem ruhig zu halten und schließe meine Augen bis auf nur mehr einen winzigen Spalt. Und tatsächlich, sie verfrachten mich nicht gerade sanft auf eine Bahre und tragen mich raus. Noch immer bemerken uns die Menschen dort draußen nicht, obwohl wir mittlerweile über die Schwelle hinweg sind. Zeit, mich darüber zu freuen, nehme ich mir nicht.

Wenige Sekunden später stehe ich keuchend auf dem hellen Gras, um mich herum die bewusstlosen Körper der Männer. Sie haben keine Chance gehabt. Aus der Tasche von einem von ihnen zerre ich hastig einen kleinen silbernen Schlüssel und befreie mich von meinem lästigen Halsband. Momentan ist es zwar deaktiviert, damit sie mich überhaupt haben hierhin bringen können, doch ich will nicht austesten, wie weit es die Signale empfängt.

Immer hat derselbe den Schlüssel dabei, den Schlüssel, mit dem man diese lästige Fessel wahlweise deaktivieren oder ganz entfernen kann. Es hat Vorteile, wenn sie denken, dass man nichts mitbekommt.

Mit einem letzten Blick auf meine Zelle hole ich aus und werfe den Schlüssel weit weg. Die Tür steht noch immer offen. Die Schwelle ist noch immer am selben Platz. Aber ich bin auf der anderen Seite.

Das war nicht unbedingt der Weg, wie ich hierher kommen wollte. Aber es hat funktioniert und das ist, was zählt.

Lautlos zerfließen meine Umrisse und auf weichen Pfoten laufe ich davon.

Hinter mir bleibt ein Haufen scheinbar lebloser Körper zurück. Niemand blickt sie auch nur an. Es ist, als wäre da eine unsichtbare Barriere zwischen den Forschern und der Außenwelt. Eine Schwelle.

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