Mondlicht
Die Nacht war ein weiteres Mal hereingebrochen und hatte den Tag verjagt. Unzählige Wolken bedeckten den dunkelblauen Himmel und schoben sich über den Mond, der aus neuer Kraft auf die Erde strahlte. Es schien, als hätte er die Hoffnung für das Dorf noch nicht aufgegeben. Ein lauer Wind fegte durch die Gassen und Pfade und ließ die Lichter der Straßenlaternen gefährlich flackern. Aus einem gut im Stande gehaltenem Haus drang gelbliches Licht und fröhliche Stimmen drangen an die frische Luft. Doch auch am anderen Ende, schon fast außerhalb der Hütten, regte sich etwas.
Drei geduckt gehende Gestalten hatten sich hinter einem Stein verkrochen und es schien, als würden sie auf der Lauer liegen. Hellbraune Härchen mischten sich in die mächtigen grauen, als wären die ursprüngliche Farbe eine ganz andere gewesen. Eine lange Narbe, die man für einen Bruchteil einer Sekunde durch das heller werdende Mondlicht erkennen konnte, zog sich einem der Wölfe durch seine Wange. Die Drei warteten auf etwas, doch noch konnte man nicht genau sagen, auf was. Die Mordlust glänzte verführerisch in den Augen und jeder der hineinsehen konnte, wurde selbst von Habgier und Macht gepackt.
Dann spitzten die Wölfe zur selben Zeit die Ohren. Ein sanftes Pfeifen erklang und legte sich wie eine düstere Sehnsucht auf die Tiere. Es war noch leise und nur schwer zu erkennen, viel zu leicht für die Melodie der letzten Nacht. Immer näher und näher kam die Musik, bis man eilende Schritte unter den nächtlichen Geräuschen ausmachen konnte. Einer der Wölfe stutzte, doch er fing sich sofort wieder, als ein süßer Geruch nach Blut in seine Schnauze eindrang. Hingeberisch leckte er sich über das Maul und stieß ein freudiges Knurren aus. Man hätte die freudige Erwartung der Werwölfe förmlich riechen können, wenn sich ein Mensch in der Nähe befunden hätte.
Dann kam ein Mann in Sicht, nicht besonders groß oder klein. Sein Aussehen aber ließ die Wölfe kurz verschnaufen, bevor sie sich wieder dem Mann zuwenden konnten. Eine Wolke gab für einen kurzen Moment den Mond frei und so beschien helles Licht den Vorbeigehenden. Er hatte seine Haare zu einem dunkelbraunen Zopf gebunden. Sein Gesicht hielt er merkwürdig zum Mond gewandt schief, als könne er nicht richtig sehen, doch die Werwölfe ließen sich davon nicht beirren.
Gerade als sie sich auf ihr Opfer stürzten wollten, erklang hinter ihnen ein Geräusch, als würden tausende von Flöten einen falschen Ton treffen. Sie wandten sich um und erblickten gelbliches Licht, das von einem der Häuser auszugehen schien. Lärmende Stimmen erklangen und hin und wieder klirrte es fürchterlich. Die Tiere erkannten einen Schatten eines ebenso jungen Mannes, der leicht wankend auf ihr Opfer zuzugehen schien, das ebenso ratlos über das Geschehen zu sein schien. Als der Fremde vorbeikam, hinterließ er eine leichte Fahne, die den Wölfen Tränen ins Gesicht trieb. Kurz klopfte er dem überraschten Mann auf die Schulter, bevor er sich wieder umdrehte und zurück ins Gasthaus stapfte. Bevor er sich jedoch ganz zurückziehen konnte, erwischte ein Streifen des Mondlichtes seine Haut und alle Drei zuckten zurück. Dieser Anblick war auch für die Härtesten ein Schrecken. Unzählige Hügel bildeten sich auf seiner Haut und haarige Warzen verunstalteten sein Gesicht. Was man zuvor noch für seine Nase gehalten hatte, hatte nun die Form einer übergroßen Kartoffel. Die Tür des Gasthauses schloss sich langsam, der Mann schien über sein Aussehen unwissend.
Unheimliche Stille breitete sich aus und auch der Mann mit dem Zopf schien verunsichert zu sein. Die Werwölfe schoben dies aber auf die Tatsache, dass sein Angriff letzte Nacht an genau dieser Stelle stattgefunden hatte. Doch dieses kleine Zögern auf Seiten des Opfers war verhängnisvoll. Die Ungeheuer nutzten ihre Chance und sprangen mit lautem Geheul aus ihrer Deckung.
Erschrocken wich der Mann zurück, doch in seinen grünen Augen glänzte Entschlossenheit. Diesmal würde er sich nicht noch einmal von einem Wildfremden retten lassen, auch wenn er ihm sehr dankbar war. Seine Faust schnellte nach vorn und traf einen der Tiere an der Nase, der dann nur noch wilder auf ihn losging. Klauen und Zähnen, die so spitz wie Dolche waren, schlugen auf ihn ein, aber der Junge wich gekonnt aus, als hätte er sein Leben lang für diesen einen Tag trainiert. Plötzlich ließ er seine Hand hinter seinem Rücken verschwinden und als sie kurz darauf mit einem Schwert in der Hand wieder auftauchte, sogen die Angreifer scharf die Luft ein. Trotzdem ließen sie sich nicht abwimmeln und versuchten den jungen Mann zu töten. Schließlich gelang es ihnen sein Schwert zur Seite zu schlagen.
Nun stand der Mann unbewaffnet vor ihnen. Der Schrecken stand ihm ins Gesicht geschrieben und die pure Angst ließ ihn zittern. Ein hämisches Lächeln verunstaltete die behaarten Gesichter der Wölfe und sie genossen für einen kurzen Moment den köstlichen Anblick. Dann, als hätte jemand bis drei gezählt, warfen sich die Drei auf den Mann. Es klirrte, wie wenn jemand Eisen auf Eisen geschlagen hätte und ein dumpfes Geräusch verriet ihren Sieg. Noch einmal aber wollten sie seine Angst sehen und spüren und blickten tief in seine Augen. Grünes Licht schien ihm entgegen und tiefe Ruhe ging von ihm aus. Kurze braune Haare fielen dem Opfer ins Gesicht und vereinigten die Sommersprossen mit Blut.
„Es ist ein ehrenhafter Tod", flüsterte eine helle weibliche Stimme, die eindeutig dem Angegriffenen gehörte, „Genau wie ich es wollte." Die Wölfe stutzten und blickten sich verunsichert an. Eine Frau? Wie konnte das möglich sein? Dann, nach anfänglichem Zögern, versetzte der Kleinste ihr den endgültigen Biss und alles Leben wich aus den Augen, die vor kurzer Zeit noch die schönste aller Melodien produziert hatten. Doch zufrieden waren die Wölfe nicht, obwohl sie fürs Erste ihre Mordlust besiegt hatten.
-Der folgende Tag-
Nur wenige Menschen kamen an den Ort des Geschehens, vor allem jetzt nicht mehr, wo noch am letzten Tag die tödliche Flüssigkeit ausgelaufen war. Und so war es kein Wunder, dass man die Leiche erst am späten Vormittag auffand.
Ein gellender Schrei erfüllte die Straßen des kleinen Dorfes und erweckte die noch Schlafenden zum Leben. Ein Mädchen mit langen, schwarzen Haaren kniete vor der Leiche. Blut sickerte aus dem Hals der Toten und die Haare der einst schönen Frau waren verklebt von der stinkenden Flüssigkeit. Ihre große Nase stand in einem unnatürlichen Winkel vom Körper ab und verursachte beim Betrachter ein Gefühl der Hilflosigkeit. Das lebende Mädchen trat wortlos einen Schritt näher und beugte sich über die Frau. Sie rüttelte an ihr, als schliefe sie, doch sie wusste, es war zu spät. Niemand konnte der Frau jetzt noch helfen. Eine Träne bannte sich langsam einen Weg durch das Gesicht des Mädchens und hinterließ ein feuchtes Rinnsal.
„Cathlair", murmelte sie trüb und rüttelte ein weiteres Mal am Körper der Sängerin, „Bitte wach auf." Doch ihre Bitte wurde nicht erhört. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte den Anblick mit Hilfe der immer mehr werdenden Tränen zu vergessen.
Dann waren Stimmen zuhören, immer lauter wurden sie, bis man zwei weitere Menschen hinter einer Mauer auftauchen sah. Das Mädchen verspürte Eiseskälte und Hass gegenüber den Anderen und wischte sich kurzerhand das Salzige vom Gesicht. Sie richtete sich auf und trat einige Schritte zurück.
„Ich werde immer bei dir sein, Cathlair", murmelte sie mit einem letzten Blick auf die Tote, bevor sie sich abwandte und mit immer schneller werdenden Schritten den Tatort verließ, bis sie schließlich zu rennen begann. Sie stolperte über einen metallenen Gegenstand, der sie zwang, kurz anzuhalten. Kurz musterte sie ihn und sie erkannte die Form eines Helmes, der mit einigen Beulen nicht mehr ganz so neu zu sein schien, wie seine Farbe vielleicht vermuten ließ. Die Stimmen wurden lauter und das Mädchen setzte sich wieder in Bewegung. Zwischendurch vernahm sie ihren Namen „Luna", doch diese Rufe hielten sie nicht auf. Nur weg von hier, war ihr einziger Gedanke.
„Leibwächter"
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Aaaaahhhh, wie ich dieses Kapitel hassen... Es ist einfach so Schei*e geworden! Habt ihr Tipps?
Außerdem ist mir aufgefallen, dass einige Charaktere schon in mehreren Kapiteln mitgespielt haben und einige noch nie vorgekommen sind! Das wird sich jetzt auf jeden Fall ändern!
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