Entpuppung - Jay Meraude
_Jay_M__❤️
Klappentext:
Ein Prozess zur Verwandlung: Wenn du herausfindest, was leben wirklich bedeutet, kann das verdammt anstrengend und voller Hürden sein - So wie bei ihr. Sie muss sich durch alle Stadien winden wie eine Raupe, die sich aus ihrem Kokon befreit und zu einem wunderschönen Schmetterling entpuppt. Wird ihr das ebenso gelingen? Was wird ihr alles widerfahren? Und was bedeutet existentes Leben?
Inspirationsschreiben:
Ein Prozess zur Verwandlung, der in jedem Leben vorhanden ist. Oft nicht nur einmal. Was passiert jedoch, wenn du durch Strukturen, Menschen, gewisse Umstände etc. behindert wirst, dein Leben zu begreifen, es in die Hand zu nehmen, daran teilzuhaben? Wie sieht diese Verwandlung dann aus? Und worin wird sie enden? Welche Aspekte und Ziele sind dann wichtig? Ein Mädchen, das nichts weiß, dennoch alles versucht.
Mein Feedback an dich:
Obwohl es erst später Nachmittag ist, hat der Abend mit seinen dunklen Schwarztönen Einzug gehalten und lässt den leuchtenden Weihnachtsmarkt in all seiner Pracht erstrahlen. Auch heute herrscht in der Stadt ein munteres Treiben. Schon bevor ich den Marktplatz betrete, strömt mir der Duft von gebrannten Mandeln und herrlich süßgebackenen Krapfen in die Nase. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, da dort, wo all die Süßspeisen zubereitet werden, meine Zuckerwatte nicht weit sein konnte. Ich lasse mich treiben im Meer der strahlenden Menschen, die alle munter durcheinanderreden. Die Welt ist in Ordnung. Für diesen kleinen Moment. Am Ende des Marktes steht wie jedes Jahr ein großes Riesenrad, das viele begeisterte Mitfahrer*innen anzieht. Die Schlange vor der Kasse ist lang, also entschließe ich mich, zunächst eine Zuckerwatte zu holen, um mich zu beschäftigen, während ich geduldig warte. Der Zuckerwatteverkäufer, ein junger Mann mit einem herzerwärmenden Lächeln reicht mir mit Freude mein ersehntes Prachtstück. Mit pochendem Herzen nehme ich sie entgegen und schlendere zurück zum Riesenrad. Während ich mich in die Schlange stelle, lasse ich meinen Blick über den Markt schweifen. Ich halte inne, als ich ein junges Mädchen dabei beobachte, wie sie sehnsuchtsvoll das Riesenrad anschaut. Ihre Kleider waren abgewetzt und viel zu groß. Die Haare hingen ihr lose über die Schultern. Bei ihrem Anblick regte sich etwas in mir, dass ich nicht beschreiben konnte. Es versetzte mir einen Stich. Also verließ ich meinen Platz in der Schlange und lief direkt auf sie zu. Sie konnte nicht älter als fünfzehn Jahre sein. Sie hatte ihre Hände in den Taschen gesteckt und schien zu frieren. Ihre Wangen waren von der Kälte stark gerötet.Ich stellte mich neben sie und schaute ebenfalls das in blau-rosa schimmernde Riesenrad an. ,,Möchtest du damit fahren?'', fragte ich sie unverwandt und sah dabei zu, wie ihre Augen groß wurden. Als hätte sie nicht damit gerechnet, dass sie jemand ansprach. ,,Ich habe leider kein Geld'', flüsterte sie und senkte beschämt den Kopf. ,,Kannst du die mal kurz für mich halten?'', reiße ich sie aus ihren Gedanken und reiche ihr meine Zuckerwatte. Mit großen, runden Augen beobachtet sie mich dabei, wie ich meinen dicken Wollschal von meinem Hals löst und die grün gestrickte Mütze absetze. Ich trete vor sie und wickle ihr den wärmenden Schal um ihren nackten Hals. ,,Ich möchte nicht, dass du bei diesen Temperaturen frieren musst.'' Ich reiche ihr meine Mütze, die sie nun verunsichert zwischen ihren Händen hält. Sie wirkt sprachlos, doch das ist in Ordnung. Schließlich setzt sie die Mütze auf und begann über das ganze Gesicht zu strahlen. ,,Na komm. Wollen wir zusammen eine Runde Riesenrad fahren?'' Ohne auf eine Antwort zu warten, steuere ich zurück zu der Schlange. Es war ihre Entscheidung. Ich wollte sie zu nichts drängen. Doch sie folgt mir. Wenig später saßen wir gemeinsam in der Gondel und schauen von ganz weit oben, auf die vielen Menschen hinab, die aus dieser Höhe so klein aussehen. Das Mädchen lächelt, als hätte sie noch nie so etwas Schönes gesehen. Ich deute mit meinem ausgestreckten Arm auf den Marktplatz, der in all seinen Lichtern unter uns erstrahlt. ,,Siehst du, die Welt von hier oben ist viel kleiner, als man denkt. Manchmal muss man nur seine Perspektive ändern. Es ist noch nicht das Ende. Vertrau mir. Auch, wenn es sich manchmal so anfühlt, als würde die Welt dich verschlucken, wirst du irgendwo ein Licht entdecken, das dir deinen Weg erleuchten wird. Und manchmal wirst du dieses Licht genau in dir finden.''
Meine nächste Zuckerwatte, die ich hier herzlich begrüßen darf, ist die wundervolle Novelle ,,Entpuppung'' von der herzallerliebsten Jay. Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du auch diese Geschichte bei meinem Feedbackbuch eingereicht hast. Sonst wäre ich wahrscheinlich erst später in diesen Genuss gekommen. Schon während meiner Schulzeit habe ich Novellen geliebt. Ich fand es beeindruckend, wie viel Inhalt und Aussagekraft man in einem kurzen Text stecken kann. Ich ziehe den Hut vor dir, dass du dich dieser Herausforderung gestellt hast. Erst, wenn man Entpuppung bis zum Ende gelesen hat, wird man diese Geschichte verstehen und mit jeder Faser seines Körpers fühlen. Zumindest erging es mir so. Dass du mich berührt hast, ist eine wahre Untertreibung und doch fällt mir im Moment keine Steigerungsform ein. Aber ich versuche es mal auf einen anderen Weg.
Es war leise.
So unfassbar leise.
Und doch so laut.
Ohrenbetäubend laut.
Aber gleichzeitig so ruhig.
Und doch herrschte die ganze Zeit ein tobender Sturm.
Immer auf der Schwelle zum Abgrund.
Mit einem Fuß schon im bodenlosen Nichts gefangen.
Und doch steht das andere Bein felsenfest auf dem Boden.
Nicht in der Lage, sich zu bewegen.
Es hält aus.
Den Druck.
Den brennenden Schmerz.
Die Hoffnungslosigkeit.
Die Angst.
Sie alle zwingen dich in die Knie.
Aber du stehst.
Eisern.
Wie ein Baum.
Lässt dich von den Winden hin und her wiegen.
Und doch bleibst du unerschütterlich.
Aber du zweifelst.
Verlierst die Blätter.
Und dann ist es wieder leise.
Obwohl in dir der Sturm tobt.
Aber du lässt es nicht an dich heran.
Nicht dieses Mal.
Du nimmst den schwankenden Fuß zurück.
Stellst ihn sicher auf dem Boden ab.
Obwohl dein Bein noch zittert.
Gehst du ein Schritt zurück.
Entfernst dich von dem Abgrund.
Und du drehst dich um.
Läufst davon.
Vor der Leere, die dich umhüllt.
Du kommst an.
Außer Atem.
Aber mit einem Ziel, das du verfolgst.
Mit Zuversicht, als deine Stärke.
Und Willenskraft, die dich leitet.
Weil du es bist.
Du hast diesen Schritt gemacht.
Weg von dem Abgrund.
Hin zum Licht.
Zurück zu dir.
Und deinem Ursprung.
Während du am Ende der Lichtung, dein Ziel erblickst.
Ich weiß nicht, ob du jetzt nachempfinden kannst, was deine wundervolle Geschichte mit mir angestellt hat. Aber irgendwie hat sie mich zu diesen Zeilen inspiriert. Denn genau so habe ich die Geschichte von Tilde erlebt. An manchen Stellen, die mir das Herz aus der Brust gerissen haben, bin ich innerlich erfroren. Und doch hat mich ihre unfassbare Stärke, ihr Mut und ihre Zuversicht gewärmt. Tilde ist ein außergewöhnlicher Charakter, der mich an manchen Stellen sprachlos zurückgelassen hat. Eben genau wegen ihres Durchhaltevermögens, diesem Willen voranzukommen, etwas aus ihrem Leben zu machen, obwohl die Welt ihr Berge in den Weg legt. Berge, die so hoch sind, dass es von außen so aussieht, als könnte das kleine Mädchen, das im Laufe der Geschichte erwachsen wurde, diese Berge niemals bezwingen. Doch das tat sie. Jeden Einzelnen. Stück für Stück. Und egal, wie hart und steinig der Weg auch war. Sie hat diese Hürden überwunden. Und auch, wenn der Weg seine Spuren bei ihr hinterlassen haben, ist sie immer weitergegangen. Unaufhörlich.
Ich frage dich, liebe Jay, weil ich es mir nicht anders erklären kann. Aber wie schaffst du es mit so wenigen Worten so viel zu sagen?
Jedes Kapitel ist mit so viel Liebe und Hingabe geschrieben. Es hat mich beim Lesen beeindruckt, wie geschickt du mit Worten umgehen kannst.
Entpuppung ist so anders als Impressionsweise und doch finde ich dich in jeder Zeile wieder. Deine Art, wie du über die Welt nachdenkst und wie du sie siehst und auch deine Charaktere sehen lässt, fasziniert mich. Du schaffst es, in schwierigen Themen eine Leichtigkeit zu erzeugen, die weder die Thematik verharmlost noch sie idealisiert. Und doch tut es nicht die ganze Zeit weh, wenn man deine Geschichten liest. Denn überall, auch wenn sie noch so klein sind, finden sich kleine Glühwürmchen in deinen Geschichten, die Licht in sich tragen und Hoffnung.
Du schenkst uns mit Entpuppung eine Menge. Auch, wenn die Situation aussichtslos erscheint, darf man nicht aufgeben. Es ist gut, wenn man sich anderen Menschen anvertraut und Hilfe annimmt – man muss nicht jede Hürde allein bewältigen. Du bist nicht allein. Auch, wenn du denkst, dass niemand dich zu sehen scheint, bist du da. Du bist sichtbar, obwohl du dich vielleicht unsichtbar fühlst. Und manchmal, wenn du glaubst, in dieser Leere zu versinken, wird dir jemand zeigen, dass es sich lohnt, gegen dieses Nichts anzukämpfen. Derjenige wird dir seine Hand reichen. Nimm sie an! Halte dich daran fest, wenn du drohst auseinanderzubrechen. Es ist okay. Derjenige wird dich auf deinem Weg begleiten. Für jeden von uns gibt es diesen Menschen, der alles um uns herum besser macht, nur weil er da ist. Trau dich. Sei mutig. Und auch, wenn du Angst hast – geh das Risiko ein.
Ich möchte dich, liebe Jay, am liebsten ganz fest an mich drücken und dir sagen, dass du eine wundervolle Arbeit hier geleistet hast. Deine Worte finden ihren Weg direkt ins Herz. Deine Geschichten berühren die Menschen. Sie können helfen und dazu beitragen, selbst mutig zu werden.
Besonders die letzten zehn Kapitel haben es mir angetan. Ich hatte durchgehend eine Gänsehaut und ein Strahlen auf dem Gesicht. Denn langsam, ganz vorsichtig hatte sich der Kokon geöffnet und aus der Larve entwickelte sich ein Schmetterling mit wunderschön gefärbten Flügeln. Sie hat sich aus ihrer schützenden Hülle befreit und ist nun bereit, zu fliegen. Ihre Entwicklung hast du wieder einmal nahtlos über die Bühne gebracht und genau das liebe ich an deinen Büchern so sehr. Du hast ein Talent dafür, Prozesse nahtlos zu gestalten, so dass man jedes Mal mit einem neuen Kapitel ganz kleine Veränderungen in deinen Protagonisten wahrnehmen kann. Das bewundere ich sehr an dir und hat mich schon bei Impressionsweise sehr fasziniert.
Man merkt in Entpuppung, dass du wahrscheinlich aufgrund deines Berufes Erfahrung mit der Thematik hast. Du gehst äußerst feinfühlig und sensibel mit deinen Protagonisten um. Manchmal, da habe ich dich in ihnen wiedergesehen. Zum Beispiel am Anfang in der Bibliothekarin, als sie Tilde einen Schutzraum bot, ohne Fragen zu stellen. Oder in einem meiner Lieblingscharaktere deines Buchs, dem gesichtslosen Jungen. Ich hoffe, es ist für dich in Ordnung, dass ich ihn so nenne. Ich habe dir schon heute Morgen in den Kommentaren geschrieben, wie sehr ich seine Selbstlosigkeit bewundere. Er war genau der Mensch, den Tilde gebraucht hat. Jemand, der sie nimmt, wie sie ist, ohne etwas von ihr zu erwarten oder zu verlangen. Er ist da für sie und fängt sie auf. Bewahrt sie vor dem Abgrund. Durch ihn konnte Tilde neue Stärke gewinnen und Zuversicht. Und gerade in ihm habe ich dich am meisten gesehen. Du warst bei ihr. Die ganze Zeit hast du sie begleitet und ihr indirekt geholfen, die Berge zu überwinden.
Du weißt es vielleicht noch nicht, liebe Jay. Aber Tilde konnte durch DICH wachsen. Du warst ihr Rückenwind auf diesem steinigen Weg. Und du bist der Schmetterling, vor dem sich Tilde am Anfang fürchtete. Du hast ihr geholfen, ihre Flügel auszubreiten.
Und ich bin mir ganz sicher, dass du in deinem Beruf genau dies mit den Menschen machst, die zu deiner Beratung kommen.
Mir gibst du mit deinen Büchern ganz viel Kraft. Man merkt in jeder Zeile, was für ein herzensguter Mensch du bist.
Ich wünsche dir, dass du noch ganz viele wundervolle Geschichten schreibst, die trotz ihrer schwierigen Thematiken, einen wohlig warmen Platz bei dir finden werden und sich frei entfalten werden.
Wie ein Schmetterling, der sich langsam aus seinem Kokon windet.
Ich danke dir für dieses süße Geschmackserlebnis und wünsche Tilde, dass sie ihren Weg auch weiterhin so erfolgreich meistern wird.
Und auch du kannst sehr stolz auf dich sein. Ich bin es auf jeden Fall.
Nun drücke ich dich zum Abschluss noch einmal fest an mich, weil ich mich in deinen Büchern sehr wohl gefühlt habe. Ich werde diese Riesenradfahrt niemals vergessen.
In Liebe,
deine Storm.
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