5. Enthüllung
Es ist danach totenstill. Nur mein schweres Atmen hallt im Raum.
Wieder spüre ich eine warme, große Hand in meinen Haaren die mir sanft über den Kopf fährt. Ich lasse ihn seelenruhig machen, es wäre sowieso zwecklos sich wieder gegen ihn zu sträuben. In meiner Situation ist es sowieso unmöglich sich jetzt zu bewegen.
,,Das hast du sehr gut gemacht, ich bin stolz auf dich!", flüster er leise.
Er schneidet den Kabelbinder vorsichtig von meinen blutüberströmten Handgelenken und legt sofort ein eiskaltes und nasses Tuch um diese. In sekundenschnelle färbt sich das Tuch dunkelrot.
Ein klägliches wimmern entweicht meinen Lippen und um mir das nicht mit ansehen zu müssen, schließe ich meine Augen.
,,Sshh, du hast es ja hinter dir. Ich verarzte dir jetzt zuerst deinen Rücken", erklärt er mir.
Da ich ohnehin schon auf dem Boden liege, will er mich wohl direkt hier verarzten.
Er holt mich vorsichtig aus meiner Embryostellung und legt mich etwas gerader hin um besser an die Stellen an meinem Rücken zu kommen. Jede Bewegung tut höllisch weh.
Er steht auf und geht zu der Komode auf der meine Tasche eben noch stand.
Ich will nicht das er mich wieder anfasst!
Er wird mir wieder weh tun!
Er holt etwas aus dem obersten Fach heraus und kommt wieder zu mir. Mein Körper beginnt wieder zu zittern als er ein paar Sachen neben mir ausbreitet.
,,Das wird jetzt ein bisschen brennen", warnt er mich vor.
Ich glaub der will mich verarschen, aber volle Möhre. Erst prügelt er mit einem Gürtel auf mich ein und jetzt macht er auf heile Welt?
Über mehr kann ich mich nicht aufregen, denn schon folgt der nächste unerträgliche Schmerz. Das tut schon fast mehr weh als die Schläge mit dem Gürtel!
Panisch versuche ich mich ein wenig aufzurichten und vor dem Brennen weg zu kriechen.
Doch da habe ich die Rechnung ohne den geistig Gestörten gemacht. Er hält mich am Fuß fest und verfestigt seinen Griff damit ich keinen Zentimeter mehr weiter komme.
,,Nicht weglaufen, ich desinfiziere nur deine Wunden. Gleich hast du es geschafft", versucht er mich zu beruhigen.
Nachdem er endlich von mir ablässt, denke ich das es vorbei ist. Leider habe ich mich zu früh gefreut. Etwas kaltes, flüssiges wird nun auf meinem Rücken verteilt. Anfangs brennt es ein wenig aber kurz darauf kühlt es meinen gesamten Rücken.
Angenehm seufze ich und genieße dieses Gefühl von Glück. Kurz darf ich den Schmerz vergessen.
,,Die Salbe hat einen kühlenden und schmerzlindernden Effeckt", erklärt er mir als er mir die Salbe weiterhin auf den Rücken schmiert.
,,So, jetzt musst du dich aber aufsetzen damit ich den Verband um dich bekomme."
Kraftlos stemme ich meine beiden Arme neben mich und versuche mich vom Boden hochzudrücken.
Das meine Handgelenke aufgeschnitten sind macht die Sache auch nicht besser.
Kurz darauf höre ich ein seufzen hinter mir und schon spüre ich wie er mich ganz sanft, wie als könnte ich zerbrechen hochhebt und sich mit mir im Schlepptau auf das Sofa im Raum setzt. Gleichzeitig setzt er mich auf seinen Schoß.
Erst jetzt bemerke ich das ich immernoch keinen BH anhabe. Sofort laufe ich rot im Gesicht an und versuche meinen Oberkörper mit meinen Händen zu verdecken.
Doch er kümmert sich da garnicht drum sondern widmet sich ganz allein meinem Rücken.
Langsam und bedacht wickelt er den Verband um mich herum und ich muss einige Male vor Schmerz zurück zucken.
,,In zwei Wochen wirst du auf dem Markt ausgestellt. Ich werde zwar eine Menge Ärger bekommen, weil ich deine Haut bereits verunstaltet habe, aber trotzdem weiß ich das die Leute sich nach dir Streiten werden", verkündet er mir.
Nachdem er mir das sagt, schüttele ich nur ergebend mit dem Kopf und beginne zu schluchzen.
,,Warum? Warum...?", wiederhole ich lautlos und er scheint meine Lippen zu lesen. Erneut seufzt er, ,,Jeder muss mal klein Anfangen. Mein Traumjob ist es auch nicht", er zieht sein Shirt leicht nach oben und gibt einen kleinen Teil seiner Haut am Bauch frei. Geschockt ziehe ich die Luft ein. Er ist komplett mit Narben übersäht. Heißt das etwa?
Fragend schaue ich ihn an, ,,Ja, Kleine. Du hast es erfasst, ich war auch mal ein Gefangener. Im Grunde genommen bin ich es auch immernoch. Zehn Jahre ist es her, dass ich vor meinem jetzigen Cheff gekniet und um Gnade gefleht habe. Zehn Jahre ist es her, andem ich den Deal eingegangen bin, diesen Job zu übernehmen um selbst verschont zu bleiben. Irgendwann vergisst man was man täglich macht nur um selbst nicht mehr zu leiden.
Glaub mir, Kleine. Abhauen ist zwecklos. Wenn sie dich danach wieder einfangen wirst du es bitter bereuen", vertraut er mir an.
Ist er doch kein herzloses Monster das sich zum Spaß an anderen Leutens Leid erfreut?
Schnell schüttelt er den Kopf, als wolle er die Erinnerungen von sich fernhalten und macht wortlos seine Arbeit weiter.
Als er mit meinem kompletten Oberkörper fertig ist, sieht er sich meine Handgelenke an.
,,Ich fürchte das muss genäht werden", grübelt er laut und ich entziehe ihm schnell meine Hand.
Mahnend sieht er mich an.
,,Hattest du für heute nicht schon genug? Mach es doch nicht noch schlimmer als es eh schon ist."
Zögernd lege ich meine Hand wieder in seine.
,,Sehr gut", lobt er mich und streichelt mir wieder über den Kopf.
Er greift hinter sich wo sich auch die Komode von eben befindet und holt eine Nadel, Faden und ein Feuerzeug heraus. Ich mache große Augen und überlege sogar mich einfach tot zu stellen.
Vielleicht werfen sie mich dann weg und ich kann abhauen...
Kläglich langsam fädelt er den Faden in die Nadel und meine eh schon blank liegenden Nerven, sterben gerade beim Zusehen ab.
Er hält die Nadel über das Feuerzeug bis sie orange glüht und kommt meiner Hand damit viel zu nahe.
Ich kann nicht anders als zu versuchen meine Hand weg zu ziehen.
,,Bitte!", forme ich mit meinem Mund und schaue ihn unter Tränen an.
Leise grummelnd schiebt er mich vorsichtig von seinem Schoß und kramt in der mittleren Schublade einen kleinen, handlichen Koffer heraus und setzt sich wieder auf das Sofa. Gleich danach deutet er mir an mich wieder auf seinen Schoß wie eben zu setzen.
Das war ein stummer Befehl den ich auch direkt unter Schmerzen ausführe. Mehr Schmerzen halte ich nicht mehr aus.
Mit Schwung klappt er den kleinen Koffer auf und mir wird schlecht. In dem Koffer befinden sich unzählige Spritzen und ein kleines Fläschchen mit irgendeinem Zeug darin.
Gespannt wie ein Bogen schaue ich ihm zu, wie er die Spritze mit der mir fremden Substanz aufzieht und mich danach anschaut.
,,Ausnahmsweise! Aber auch nur weil es dein erster Tag ist und du bereits eine harte Strafe hinter dir hast!", meckert er.
Ihn ihm steckt doch noch was gutes! Auch wenn es nicht viel ist. Oder auch fast nichts.
Aber durch die Aktion mit den Gürtel schreckt er mich trotzdem noch ab.
Schneller als ich gucken kann hat er auch schon die Nadel in meiner Haut versenkt und die betäubende Wirkung setzt sofort ein. Nach ein paar Sekunden piekst er mich leicht mit der Nadel, ,,Spürst du das?"
Verneinend schüttele ich meinen Kopf und er beginnt mein Handgelenk zu nähen.
Während ich ihm zusehe muss ich kämpfen wach zu bleiben. Wer weiß was er sonst noch mit mir anstellt. Doch bei seinem letzten Stich fallen mir automatisch die Augen zu und ich kippe gegen ihn.
,,Schlaf ruhig. Der morgige Tag kostet dich wieder viel Kraft", höre ich ihn noch leise flüstern bevor ich in meinen lang ersehnten Schlaf falle.
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Beim schreiben gehört: SIAMES - The Wolf
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