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Kapitel 9


Hihi... das habe ich gemalt 🙂 ... ich hasse es 🙂🙌👉🏻👈🏻

Er hatte sich in ein Gespräch verwickeln lassen und dadurch vorübergehend sogar sein Kopfleiden etwas in den Hintergrund schieben können.

Doch je später es wurde, umso heftiger kehrte der Schädelinnendruck wieder und das Fräulein, welches sich ihm als Suki Yamamoto vorgestellt hatte (wodurch sein Verdacht auf asiatische Wurzeln bestätigt worden war) brach mitten im Satz ab, sowie er sich leise stöhnend zum wiederholten Male an die Stirn fasste.

„Geht es?", wollte sie wissen, worauf Nietzsche nur ein unbestimmtes Murren vernehmen ließ.

„Momentan sehr ärgerlich", seufzte er, worauf das Fräulein Yamamoto nickte.

„Ich hab schon gedacht, nach allem was ich heute so über sie gelesen habe, dass Berlins Wetter bestimmt nicht so gut für Ihre Migräne ist."

„Daher das Nomaden-Leben", erklärte er schließlich, begann erneut seine Schläfen zu massieren, doch es verschaffte kaum Linderungen.

„Ein schwerer Anfall?"

„Ich fürchte, es möchte einer werden."

Das Fräulein Yamamoto seufzte leise, schaute sich dann kurz um, ehe es seinen Schirm wieder aufspannte.

„Und haben Sie einen Ort, wo Sie die Nacht verbringen können?"

Nietzsche schwieg, presste dann die Augenlider nur gequält zusammen und keuchte ein heiseres: „Nein."

„Kommen Sie", forderte das Mädchen ihn schließlich auf, machte dann unter dem Schirm gerade genug Platz, so, dass er sich zu ihr gesellen konnte.

Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu, zwang sich schließlich zu einem schwachen Lächeln.

„Die Frauen dieser Zeit schrecken vor nichts zurück", bemerkte er, worauf Fräulein Yamamoto leise lachte: „Wenn Sie wüssten, Herr Professor. Berlin macht seinem Ruf alle Ehre."

Nietzsche schmunzelte, erhob sich schließlich und hätte schwören können in seinem unteren Lendenbereich etwas Knacken gehört zu haben.

Du bist wirklich ein altes Geschöpf, Friedrich, jetzt erst Recht, schoss es ihm durch den Kopf, als er schließlich zu dem Fräulein Yamamoto trat, ihr etwas zögerlich den Schirm abnahm, ihr dann aber sogleich seinen Arm anbot.

„Ihre Manieren würden manchen meiner Kommilitonen nicht schaden", bemerkte sie, während sie sich bei Nietzsche unterhakte.

„Ich wurde unter weiblicher Diktatur großgezogen."

Fräulein Yamamoto nickte lachend.

„Ich weiß", verriet sie dann Augenzwinkernd.

„Nun sagen Sie mir nicht, ich gehöre zu den bemitleidenswerten Wesen deren privater Leben man nach ihrem Tod breitgetreten hat", wollte Nietzsche wissen, worauf das Fräulein kurz errötete, ehe es lautlos seufzte.

Langsam gingen sie die verregnete Parkanlage entlang, Richtung Stadtkern.

Der Regen hielt noch immer an, was jedoch für einen angenehmen Duft nach nassen Brennesseln und feuchtem Unterholz sorgte.

Nietzsches Kopfschmerz nahm beinah minütlich zu und er hoffte bloß, dass Fräulein Yamamoto würde nicht all zu weit entfernt logieren, denn inzwischen sorgte er sich doch etwas um seinen Kreislauf.

„So genau weiß ich das nicht, eigentlich... also ich hab keine Biografie gelesen. Ich hab nur noch das Gröbste aus der Vorlesung im Kopf", gestand seine Begleitung schließlich, worauf Nietzsche mit einem leisen Lachen antwortete.

„Der menschliche Geist verdrängt unschöne Dinge", erklärte er dann, worauf das Mädchen irritiert den Kopf hob und ihm einen unsicheren Blick zuwarf.

Er hatte die letzten Jahre nicht sonderlich viel Kontakt zu jungen Damen gepflegt, wenn, dann waren es meist die Töchter von Bekannten gewesen und denen gegenüber hatte er sich - so im Nachhinein betrachtet - oft recht verhalten gegeben.

Der letzte Brief an eine weibliche Vertreterin der Gattung Mensch war an Meta von Salis gegangen.
Oder war es doch seine Schwester gewesen?

Was hatte er noch gleich mitteilen wollen?

Er wusste genau, dass er die letzten Wochen in Turin damit zugebracht hatte eifrig Briefe zu schreiben, generell hatte er viel geschrieben, eigentlich von morgens bis abends, nur ab und an einen Spaziergang unternommen.

Das Wetter war scheußlich gewesen.

Doch woran hatte er geschrieben? Und an wen?

Und vor allem was?

Erst jetzt bei genauerem Nachdenken musste er sich eingestehen, dass er sich kaum erinnern konnte.

Was hatte es damit nur wieder auf sich?

„Professor?"

Inständig zuckte er zusammen, als das Fräulein Yamamoto ihn schließlich aus seinen Gedanken riss.

Inzwischen hatten sie die Straße erreicht und es zeigten sich erneut die fürchterlichen Hippomobile.

Schweigend beobachtete Nietzsche die vorüber rasenden Monster, aus dessen toten Augen grelle Lichtkegel die nasse Fahrbahn anstrahlten und diese zum brennen brachten.

Es stank widerwärtig und je länger er in Richtung Straße blickte, desto stärker begannen seine Augen zu tränen.

„Wir müssen einmal über die Straße, zur U-Bahn, aber nur eine Station fahren", erklärte das Fräulein Yamamoto, schaute kurz zu ihm auf, ehe sie ihn sanft etwas mit sich zog.

„Über die Straße...", murmelte er unglücklich, den Blick dabei keine Sekunde von dem stark befahrenden Donnerweg nehmend.

„Dahinten bei der Ampel, Sie sehen die Station schon, direkt an der österreichischen Botschaft. Eine Straße weiter runter befindet sich die Gemäldegalerie, das staatliche Museum und auch das Kulturforum... oh sorry, ... Sie haben schon Kopfschmerzen..."

Nietzsche, den Blick endlich von den Hippomobilen nehmen könnend, schüttelte langsam den Kopf, ehe er sich dem Mädchen zu seiner Linken zuwendete: „Nicht doch. Ich weiß eine bewanderte Fremdenführerin zu schätzen."

Kurz überlegte er.

„Kulturforum sagen Sie, ... wie steht es um den Deutschen? Hat er den Weg zurück in die mythische Heimat finden können, oder gilt das Gehabe der Bildungsphilister noch immer als status quo?"

Darauf schwieg das Fräulein Yamamoto und es wirkte fast so, als versuchte es angestrengt Bedeutung aus seinen Worten zu extrahieren.

„Nun, dass meine Bücher im akademischen Rahmen gelesen werden, stimmte mich zunächst hoffnungsvoll...", half er ihr auf die Sprünge, doch noch immer schien der Funke nicht überzuspringen.

Er seufzte, zuckte dann zusammen, als sein Kopfinneres erneut zu krampfen schien und ihm für den Bruchteil von Sekunden schwarz vor Augen wurde.

„Alles okay?", konnte er die besorgte Stimme des Fräulein Yamamoto vernehmen, doch sie klang eigenartig verzerrt und weit entfernt.

Nach ungefähr zehn Sekunden beruhigte es sich und er nickte kaum merklich.

„Für heute möchte die Verirrung der Bildungsstätten nicht mehr mein Problem sein", beschloss er schließlich.

Zumindest für jetzt hatte er die weiße Fahne zu schwingen - Sein Kopfleiden hatte, wie so oft, gesiegt.

Vorerst zumindest.

„Sind Sie sicher, dass wir nicht lieber ins Krankenhaus gehen sollten?"

„Bitte..."

Nietzsche keuchte schwer, ehe er sich zitternd auf das schmale, blaue Sofa niederließ, welches an der hinteren Wand Fräulein Yamamotos Wohnstube geschoben stand.

„Warte Sie kurz,...

Und mit diesen Worten war sie bereits in den angrenzenden Raum verschwunden.

Wo er zu Beginn noch gehofft hatte es würde bloß ein Anfall milderer Sorte werden, so musste er sich doch inzwischen eingestehen, dass er es hier obendrein mit einem besonders Tükischen zu tun hatte.

Anfälle dieser Heftigkeit hatte er in den letzten 12 Monaten höchstens 90 gezählt.

„Aspirin ist nicht gerade das geeignete Mittel zur Prophylaxe"

Ihn besorgt mustern ließ sich das Fräulein Yakamoto neben ihn sinken, reichte ihm dann eine schmale weiße Pille, gemeinsam mit einem Glas Wasser.

„Für präventative Maßnahmen ist es nun zu spät", brummte Nietzsche, zuckte dann zusammen und atmete heftig ein.

Der dumpf-pochende Schmerz kroch von seinem Occupitalis über seinen Galea aponeurotica bis hin nach vorne in die Schläfen, schien sekündlich und mit jedem Herzschlag tiefer ins Schädelinnere zu sickern und ließ ihn halb betäubt zurück.

„Was ist das?" Ihm war so schwindelig, dass er die Tablette, welche Fräulein Yamamoto ihm ausgehändigt hatte, konzentriert fokussieren musste, um sie nicht doppelt zu sehen.

„Aspirin. Es hilft", versicherte das Fräulein ihm, „Ich hab fast nie Kopfschmerzen, Triptane besitze ich nicht."

Nietzsche brummte etwas unverständliches, schluckte die Pille schließlich und spülte mit etwas Wasser nach.

Sein Magen rebellierte.

Ihm war schlecht.

Unglaublich schlecht.

„Fräulein Yamamoto", keuchte er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor

Beinah sofort schaute das Mädchen auf.

„Wo kann ich hier abtreten?", wollte er wissen, worauf das Fräulein nur peinlich berührt schwieg.

„Ich,... ich verstehe nicht ganz...", gestand es schließlich und Nietzsche musste sich unterstehen nicht aufzuschreien, so heftig nahm der Schmerz plötzlich zu.

Mit jedem Pumpstoß seines Herzens schienen feurige-pochende Blitze durch seine Hirnfurchen zu zucken.

„Toilette...", murmelte er, stand dann schwankend auf und folgte dem Fräulein Yamamoto halb blind, in das benachbarte Zimmer, welches sich als das Bad entpuppte.

„Kann ich Ihnen..."

„Ich müsste Sie bitten weg zu schauen"

Kaum mehr fähig zu stehen ließ er sich schließlich vor die Toilettenschüssel sinken, klappte den Deckel hoch und wagte es nicht sich zu heftig zu bewegen, so überwältigend heftig paralysierte es ihn mit einem Mal.

„Brauchen Sie nich..."

„Frau Yamamoto, ich bitte Sie dringlichst..." - doch weiter kam er nicht, denn im nächsten Moment bereits verknotete sein Magen sich und zog sich anschließend zusammen.

Für ein paar schreckliche Sekunden war alles worauf er sich konzentrieren konnte, zwischen den einzelnen Würg-Schüben genug Luft in seine Lunge zu bekommen.

Heftig atmend und mit gefährlich dunklen Funken, die vor seinen Augen tanzten, hob er schließlich nach einer Weile den Kopf, strich sich die vom kalten Schweiß feuchten Haare aus der Stirn und schielte dann nach links.

Nietzsche seufzte erleichtert auf, sowie er erkannte, dass das Fräulein Yamamoto seiner Bitte Folge geleistet und ihn tatsächlich mit sich alleine gelassen hatte.

„Ein Hundeleben...", sagte er zu sich selbst, ehe er, am ganzen Leibe zitternd, sich mit dem Handrücken das Kinn entlang fuhr, sich anschließend mit dem Rücken an die beflieste Wand sinken ließ. 

Der kleine schmale Raum war grell ausgeleuchtet und selbst wenn er die Lider fest zusammen presste, so fügte ihm das Licht noch immer Schmerzen zu.

Was für ein grässliches hellweißes Licht diese Menschen besaßen, da lobte er sich doch sanft schmeichelnden Kerzenschein, selbst wenn er der Gesundheit des Auges schadete.

Doch aktuell hatte er wenig dafür übrig sich über die Ästhetik der Lichtverhältnisse zu beklagen, stattdessen versuchte er sich auf seine Atmung zu konzentrieren, so, wie seine Schwester es ihm angeraten hatte.

Sicherlich war das nicht der heftigste Anfall, den er je erlebt und überlebt hatte, wenn auch einer der intensiveren Rasse.

Er zuckte inständig zusammen und jaulte gequält auf, als es plötzlich von außen gegen die Tür hämmerte und im nächsten Moment die Klinke bereits nach unten gedrückt wurde.

„Professor Nietzsche?"

„Mh?"

Er traute sich nicht die Augen zu öffnen, blieb nur gegen die Wand gelehnt, auf dem Boden kauernd sitzen, die Lider zusammen gepresst und bemühte sich, dass seine Kehle langsam empor kletternde Winseln zu unterdrücken.

Keine Schwäche zeigen.

Niemals.

Aber vor allem nicht hier und nicht jetzt.

Atmen... Atmen... Ein... Innehalten... Aus.... Ein... Innehalten... Aus...

Er zuckte kaum merklich, gestand sich dann ein lautloses Wimmern zu, als das fürchterlich unnatürlich laute Geräusch der Wasserspülung erklang, konnte dann eine leichte Berührung an seinem Arm vernehmen.

Angestrengt atmend hob er den Kopf, schaute dann direkt in die dunklen, runden Augen des Fräulein Yamamotos, welches ihn unglücklich musterte.

Er hasste diese Blicke.

Die Blicke die man Kindern schenkte, die sich das Knie aufgeschlagen hatten.

Er brauchte kein Mitleid.

Von niemandem.

Menschen des Ressentiment, die sich der Moral der Herde unterworfen hatten.

Böse Zungen, namentlich Rousseau zum Beispiel, erklärten den mitleidigen Menschen zum Natürlichen, ja - zum Naturzustand schlecht hin.

Was ein ausgemachter Unsinn.

Und auch Rée, ... selten hatte er eine Schrift gelesen in welcher er beinah jedem Wort, jedem Komma, jedem Punkt mehr meinte widersprechen zu müssen, doch Rées Schrift... Rées Untersuchung der Moral war solch ein Traktat gewesen.

Auch er glaubte an so etwas wie „gutes Mitleid" - wenn auch im darwinistischen Sinne, was nicht meinen sollte, dass es daher sinnreicher war.

„Können Sie aufstehen?", mochte das Fräulein Yamamoto wissen, wollte ihm im nächsten Moment bereits aufhelfen, doch Nietzsche schüttelt bloß schwach den Kopf.

„Das kann ich selbst beschaffen", entschied er, zog sich dann am Rand der Badewanne hinauf und zurück auf die Füße, wobei es ihm direkt wieder schwummrig wurde.

„Geht es?", flüsterte das Mädchen, „Sie sind sehr blass."

Nietzsche schwieg, versuchte sich weiter auf seine Atmung zu konzentrieren.

Ihm war so schwindelig, dass er fürchtete jeden Augenblick ohnmächtig zur Seite kippen zu können.

Trotzdem kämpfte er sich schließlich auf die Beine, bevor das Mädchen mit der altruistischen Ader noch auf den Gedanken kommen könnte ihm aufhelfen zu wollen.

Diese Blöße mochte er sich nicht zusätzlich auch noch geben müssen.

Nur mit Mühen schaffte er es schließlich zurück ins Wohnzimmer, ließ sich auf das Sofa sinken, welches weniger Ohnmachtscouch, als mehr Bett zu sein schien mit einem Mal, doch über all die verwirrenden Alltagsgegenstände, die diese Welt zu bieten hatte mochte er sich im Moment keine Gedanken machen.

„Moment...", konnte er die Stimme des Fräulein Yamamotos vernehmen, gefolgt von leichtem Fußtippeln und mit den Händen über den Augen ließ er sich rücklings auf die Liegefläche des Sofa... Bettes (?) ... sinken, ehe ihm ein leises Wimmern entwich.

„Hier, falls Sie sich was anderes anziehen wollen... ich leg es hier hin. Die Straße runter ist eine Apotheke. Wenn ich mich beeile schaffe ich es noch,... kommen Sie, ... also kann ich Sie alleine lassen?"

Nietzsche spreizte die Finger einen Daumenbreit, doch selbst das wenige Licht, welches durch das Guckloch auf seine Retina trat löste im inneren seinen Kopfes weitere Feuerstürme aus.

„Sorgen Sie sich nicht zu sehr um meine Wenigkeit", bat er dann, worauf das Fräulein nur unschlüssig nickte, sich dann erhob und eilig zur Zimmertür hastete.

„Meine tiefste Verbundenheit, wenn Sie vielleicht das Licht löschen könnten?"

„Sicher. Ich bin in zehn Minuten wieder da. Vielleicht 15. Bleiben Sie... bleiben Sie einfach liegen..."

Nietzsche hatte den Eindruck, als würde der nervöse, ja beinah ängstliche Unterton, den das Fräulein anschlug ihm nur noch mehr zusetzten und die Migräne verschlimmern.

In solchen Moment wurde er umso sensibler was das Klima der verschiedenen sozialen Spähren betraf und das machte ihn zusätzlich vulnerable.

Die Tür fiel ins Schloss und Nietzsche blieb alleine in dem Apartment zurück.

Er atmete bebend ein, dann aus, ehe er sich nicht weniger leidend als der junge Werther rücklings auf die Sitzgarnitur sinken ließ.

Auch ohne herzbrechenden Liebeskummer glaubte Nietzsche bei Anfällen dieser Intensität, der Freitod stelle eine ganze beruhigende Aussicht dar, die man, als letzten verzweifelten Kartenzug noch legen und somit All-In gehen konnte.

20 Minuten, vielleicht aber auch 30 dauerte es, da hörte er plötzlich wie ein Schlüssel im Türschloss herum gedreht wurde, gefolgt von hastigen Schritten.

Er hatte sich nicht bewegt, kaum gewagt zu atmen, obgleich dies seinem Anfall nicht wirklich Linderung zu verschaffen versprach, doch jede noch so kleine Rührung drohte ein weiteres Heer von Schmerzen loszuschicken.

Und er wusste nicht, ob er das würde aushalten können.

Wie durch Watte bekam er mit, wie das Fräulein Yamamoto beinah geräuschlos um ihn herum wuselte, zuckte dann instinktiv zusammen, als er ihre Stimme mit einem Mal aus nächster Nähe vernehmen konnte.

„Professor?"

Mit wehleidig zusammengezogenen Brauen hob er den Kopf, schaute dem Mädchen hilflos in die dunklen Augen, welches mitfühlend lächelte.

Auf der einen Seite war es ihm selbstverständlich mehr als unangenehm, auf der anderen Seite wieder wusste er sich kaum zu helfen.

Was blieb ihm anderes übrig?

Seine Krankheit war sein Dämon und gegen die List der Höllenbewohner war der Mensch seit je her machtlos.

„Bitte."

Und damit hielt das Fräulein ihm sowohl ein Glas Wasser, als auch eine kleine, schmale Tablette unter die Nase.

Nietzsche beäugte das Medikament mit einigem Argwohn, immerhin stand er der Heilkunde der synthetischen Chemie von Haus aus eher kritisch gegenüber, auch wenn er in den vergangenen Jahren zu mehr Schmerz- und Schlafmitteln gegriffen hatte, als sein Körper vermutlich auf lange Sicht aushielt.

Seine Schwester, als auch Freunde und Bekannte hatten ihn zeitweise beinah angefleht zumindest das Chloral abzusetzen und er hatte, vor allem Lisbeth zu Liebe, auch tatsächlich mehrere Versuche unternommen, nur um letztlich ohne Rauschmittel nicht mal eine Stunde Schlaf des Nachts zu finden.

„Mit einem Glas Wasser trinken, hat die Apothekerin mir gesagt", erklärte das Fräulein Yamamoto, machte dann eine auffordernde Bewegung, die Nietzsche wohl bedeuten sollte das Präparat endlich zu schlucken.

„Was ist das?", keuchte dieser stattdessen, bemüht sich den Schmerz nicht all zu sehr anmerken zu lassen, obgleich ihm das inzwischen äußerst überflüssig schien.

„Es ist ein Mittel gegen Migräne, es wird Ihnen helfen, vertrauen Sie mir."

Nietzsche seufzte, griff dann nach der Tablette und spülte diese mit etwas Wasser hinunter, ehe er leise seufzte: „Ihnen zu Liebe und weil ich Ihre Bemühungen mehr als schätze, ich danke Ihnen vielmals."

Das Mädchen lächelte zufrieden, kramte dann kurz in einer Tüte, was von einem äußerst unangenehmen Rascheln begleitet wurde, ehe es ein kleines Schächtelchen hervorzog, aus welchem es zwei weitere Pillchen entwand.

Diese waren um einiges kleiner als das Migräne-Mittel und besaßen eine eigentümliche lila Färbung.

„Gegen Erbrechen", erklärte das Fräulein Yamamoto dann, auf Nietzsches kritischen Blick hin, welcher, die Gastfreundlichkeit der Dame nicht ausschlagen wollend, auch diese bereitwillig schluckte.

Blieb nur zu hoffen, dass die Mediziner des Jahres 2019 sich besser auf die Behandlung von Kopfschmerzen verstanden, als die des 19. Jahrhundert es taten.

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