Kapitel 6
An solchen Tagen grämte er sich nicht, sich für das Leben eines Einsiedlers entschieden zu haben.
Wenn er sich die vernebelten Geister und Seelen betrachtete, die sich hastigen Schrittes an ihm vorbei schoben, so sehnte er sich eigentlich bloß zurück, nach Sils-Maria, nach Genua, in die Berge, in die Natur - Stundenlange Wanderungen tätigen, fern abseits des Virus der sich Kultur schimpfte.
Auch wenn er im Grunde bloß Ekel und auch ein wenig Mitleid verspürte, bei Betrachtung der gefangenen Köpfe, die um ihn herumschwirrten, so mischte sich doch heute eine Emotion darunter, die er lange nicht mehr gespürt, geschweige denn hatte zulassen wollen.
Angst.
Er wusste das Stress sein sententia mortifera war, vor allem bezüglich der Migräne, was auch Mitgrund gewesen war, weshalb er sich irgendwann sowohl gegen das innstädtische Leben, als auch gegen den universitären Dienst entschieden hatte.
Doch heute konnte er sich seinen Urgefühlen nicht entziehen.
Je tiefer er ins Zentrum vordrang, desto seltsamer wurden die Dinge die ihm begegneten.
Abgesehen von dem sonderlich gekleidetem Berlinertum und den schnell rasenden Hippomobilen begegneten ihm allerlei Phänomene, die er absolut nicht einzuordnen wusste.
Da waren zum einen seltsame Bauten, solche hatte er noch nie gesehen.
Ihre Außenfassade wirkte homogen, gläsernd, metallend, auf seinen Lebtag hatte er solche Architektur noch nicht bewundern dürfen, obgleich ihm diese Gesichtslosen Häuser auch missfielen, er präferierte den gotischen Stil.
Künstlerisch, mit der Liebe zum Detail.
Düster und mystisch, angelehnt an die Werte des Altertums, das war es, was in ihm ein Feuer von Faszination auslöste.
Doch konnte er sich aktuell nur bedingt mit dem Mailänder Dom, oder Sagrada Famillia ab lenken, denn im Millisekundetakt prasselten immer wieder neue, schnelle Eindrücke auf ihn ein und inzwischen schwindelte es ihm bereits deutlich.
Neben den sonderlichen Bauten, den beängstigt schnell rasenden Hippomobilen und den Menschen, seltsam gekleidet, seltsame Haare, sonderbarer Gang, stets beide Augen auf die kleine Platte in ihren Händen gerichtet waren es vor allem die Geräusche und die Gerüche, die seine Brodmann-Areale, sowie seinen Hypothalamus mehr als nur strapazierten.
Und wieder wurde ihm übel.
Diese Stadt stank.
Er konnte nicht sagen wonach genau, nur dass es kein Vergleich zu der Verpestung durch die giftigen Öfen darstellte, dessen Geruch ihm auch bereits den Magen umzudrehen pflegte, an wirklich schlechten Tagen.
Doch es war nicht nur seine olfaktorische Wahrnehmung, welche ihn verwirren zu wollen schien, auch was er hörte war sonderlich.
Denn wenn er schaffte einzelne Gesprächsfetzen vorbei eilender Passanten aufzuschnappen - und das war einfacher gesagt, als auch getan, denn diese Stadt war laut und hektisch, sehr laut sogar, wie ein stetiges, unangenehmes Untergrundmurmeln - dann musste er doch feststellen, dass viele von ihnen nicht einmal deutsch sprachen.
Und es war auch sonst keine Sprache, die er einzuordnen wusste.
Ab und an meinte er spanisch eruieren zu können, obgleich er selbst nie in Spanien gewesen war, dafür allerdings oft genug in Italien und Frankreich und konnte daher bei den romanischen Sprache qua Ausschlussverfahren eine Zuordnung vornehmen.
Einmal meinte er russisch gehört zu haben (oder war es doch polnisch?) - und dann... das war... er konnte es nicht sagen, womöglich arabisch oder marokkanisch (obgleich das Eine nur ein Dialekt war, so hatte ihm mal ein Bekannter vermittelt, der eine Zeit lang in Algerien gelebt hatte).
Die Hände tief in den Taschen seines Gehrocks vergraben, bahnte sich Nietzsche seinen Weg durch die Massen, wobei er nicht umhin kam zu bemerken, dass das ein oder andere Individuum ihm einen mehr als kritischen Blick hinterher warf.
Seine Schläfen pulsierten und er wusste, dass es in den wenigsten Fällen ein gutes Zeichen war, doch aktuell sah er sich nicht in der Lage inne zu halten.
Er wusste nicht einmal genau wohin er ging, zu Beginn hatte er noch gehofft möglichst bald einen Anhaltspunkt ausmachen zu können, sich hinreichend zu orientieren und sich anschließend auf kürzestem Wege zum Bahnhof begeben zu können, doch inzwischen rückte dieser Gedanke immer weiter in den Hintergrund.
Auch, wenn er es wahrscheinlich vor niemandem hätte je aus zu sprechen vermögen, so grauste ihm doch allein die Vorstellung von alledem, was ihn dort noch überraschen könnte.
Und für heute hatte er bereits genug böse Überraschungen gehabt.
Und so ging er weiter, der Blick sank immer weiter gen Bordstein und er versuchte sich auf seine Atmung zu besinnen.
Doch auch das funktionierte bloß mäßig.
Es war ihm, als würde man mit Bohrhämmern gegen die Innenseite seines Schädels hämmern, während sein Gedankenkarussell immer mehr Fahrt aufnahm: Er war noch nie in Berlin gewesen.
Freilich nicht, die deutschen Großstädte mied er, Großstädte im Generellen ja.
Doch das, was er Beschreibungen von Bekannten, „Freunden" und anderen Pensiongästen hatte entnehmen können, hatte nichts mit der Stadt gemein, in welcher er sich justament befand.
Beinah etwas scheu hob er den Blick, direkt neben ihm die stark befahrene Straße, ein Hippomobil fuhr dem Vorderen dicht auf und er wunderte sich, dass die Fahrer im Inneren trotz der enorm hohen Geschwindigkeit noch immer Kontrolle über ihr Gefährt behielten.
Und wie koordiniert sie fuhren!
So schnell und so zahlreich, er fürchtete sekündlich um einen Zusammenstoß, doch dieser blieb, ganz zu seiner Verwunderung, aus.
Diese Mobile, viel mehr die Menschen in dessen Inneren, besaßen ^ das Emergenzlevel von Ameisen und er wusste nicht , wie genau er darüber zu denken hatte.
Eins mit seiner Welt, die Menschen die eins wurden im Rausch - Ja, das waren seine Worte gewesen, doch diese Leute wirkten eher absent, da war kein dionysischer Geist in ihnen.
Schließlich erreichte er eine Straßenkreuzung, obgleich sie ihm erst verschwommen erschien, seines schlechten Augenlichtes wegen, blieb er, alsbald er erkannt womit er es genau zu tun hatte, plötzlich ruckartig stehen.
Offensichtlich dermaßen unangekündigt, dass der junge Herr, welcher nur einen halben Meter hinter ihm gelaufen war, nicht rechtzeitig bremsen konnte und gegen ihn stieß.
„Ey! Pass doch auf, man.", knurrte der Fremde, musterte Nietzsche dann einmal abschätzig, während Letzterer durch diese persönliche Ansprache dermaßen aus dem Konzept gebracht wurde, dass es ihm kurz seiner Worte beraubte.
Als Nietzsche nichts erwiderte schnaubte der junge Mann bloß, schüttelte schließlich den Kopf und tat dann einige Schritte bis zum Rand der Kreuzung, ehe er mit der Hand über eine Stange strich.
Danach ließ er die Hand sinken, warf noch einmal einen kurzen Blick über die Schulter zurück, gen Nietzsche, der nur stumm da stand und dem seltsamen Anblick still beiwohnte, ehe er letztendlich den Kopf senkte, sich seinem schmalen Plättchen zuwendete.
Wie jeder von ihnen.
Was hatte es damit auf sich?
Misstrauisch zog der Professor die Brauen zusammen, legte dann nachdenklich die Stirn in Falten, doch viel Zeit darüber zu rätseln blieb ihn nicht, denn mit einem Mal riss ihn ein schriller Ton aus den Gedanken.
Das fürchterlicher Geräusch kam dermaßen plötzlich und in hohen Frequenzen, dass für den Bruchteil einer Sekunde Funken vor seinen Augen aufblitzten und er sich reflexartig die Hände vor die Augen hielt.
Er zitterte.
Sein Schläfen pochten, doch er versuchte sich auf die Atemtechniken zu besinnen, zu denen Malwida mal in einem Brief geraten hatte.
Vorsichtig hob er den Blick, auch wenn das grelle der Licht der Herbstsonne nun noch unerträglicher schien und musste sich doch sehr wundern.
Der junge Mann, der bis soeben noch an der Kreuzung gestanden und gewartet hatte, überquerte nun die Straße.
Erst jetzt bemerkte Nietzsche, dass auch auf der gegenüberliegende Seite eine solche Stange aus dem Bordstein ragte und auch an dieser wartete eine Gruppe Menschen, die sich nun in Bewegung setzte.
Ihm blieb beinah das Herz stehen.
Und die Hippomobile?
Entsetzt warf er den Kopf herum, schaute die Straße zuerst hinauf, dann hinab und musste feststellen, dass sich eine ganze Reihe der Fahrzeuge nährten, während die sonderlichen Gestalten, alle in ihrer Absenz gefangen, bloß unbekümmert über die Straße liefen.
Und noch immer war dieser grausige Piepton zu hören.
Er schluckte, schaute dann erneut gen Straßenende.
Die HIppomobile hatten die Kreuzung beinah erreicht, es würde nicht mehr lange dauern und sie täten Einzelne zu Brei fahren.
Nietzsche stand da wie angewurzelt.
Er hatte von Kutschunglücken gehört, doch er wollte sich nicht vorstellen wie es aussehen musste, wenn metallene Fahrzeuge mit derartigen Geschwindigkeiten auf einen menschlichen Körper trafen.
Das Hippomobil kam näher.... näher... und noch immer strömten die Leute wie die Insekten über die Kreuzung.
Näher... näher... und dann hielt es an.
Und seine Gesellen in der Reihe nach ihm taten es ihm gleich.
Nietzsche stutzte, blickte dann zurück, zu den Leuten, doch niemand schien das innehalten der Fahrzeuge auch nur zur Notiz genommen zu haben.
Mit einem Mal schwellte der Piepton ab, die Menschen stoppten die Kreuzung zu überqueren und die Hippomobile setzten sich erneut in Bewegung.
Der Philologie-Professor atmete einmal tief ein, dann aus, ehe er ein paar mutige Schritte gen Kreuzung machte, dann die Stange berührte (von welcher er keinen Schimmer hatte, welche Funktion ihr genau zukam) und trat dann selbstbewusst auf die Straße.
Im nächsten Moment bereits sprang er zurück, ein lautes Hupen war zu hören und eines der Hippomobile sauste in einem Affenzahn an ihm vorbei.
Genau über die Stelle, an welcher bis soeben noch sein Fuß sich befunden hatte.
„Arschloch!" Konnte Nietzsche den aufgebrachten Fahrer brüllen hören, während er selbst sich, inzwischen am ganzen Leibe schlotternd, bloß verzweifelt an der ominösen Stange festkrallte, da ihm mit einem mal schien, als könnten seine Beine jeden Augenblick unter ihm nachgeben.
Doch er verstand es nicht: Wieso hielten die Hippomobile nicht für ihn an?
Was hatte er falsch gemacht?
Er hatte die Stange berührt und hatte anschließend die Straße betreten, wie der Mann vor ihm.
Heftig atmend und mit wild klopfendem Herzen, wäre doch er es gewesen, der um ein Haar zu Brei verarbeitet worden wäre, ließ sich der Professor auf eine schmale Mauer, nicht unweit der Kreuzung, sinken.
Welcher Logik folgte dieses System?
Und hätte er vielleicht doch Leibniz aufmerksamer lesen sollen?
Noch immer fühlten sich seine peripheren Gliedmaßen schwach an, als würden sie nicht wirklich seinem Körper zugehörig sein und stumm, sowie erschöpft beobachtete er, wie sich erneut einzelne Menschen rund der beiden gegenüberliegenden Stangen sammelten, warteten... bis es erneut piepte, die Stange am Kopfe nicht mehr rot, sondern grün leuchtete, die Hippomobile zum Stillstand kamen, worauf die Leute die Straße zu überqueren begannen.
Als dies abgeschlossen, wechselte das Licht erneut roten Farbe, was zur Folge hatte, dass die Hippomobile wieder anfuhren.
Nietzsche stand auf.
Und lief los.
Er wusste nicht, wohin ihn seine Beine trugen, weder hatte er ein genaues Ziel vor Augen, noch eine Ahnung was die nächst ratsamen Schritte wären.
Und von ziellosen Wanderungen hielt er im Grunde nicht sonderlich viel.
Es war auch so gar nicht seine Art, von Haus aus war er beinah peinlich genau, was womöglich als ganz brauchbarer Nebeneffekt von der Frauengesellschaft während seiner Kinder- und Jugendtage erhalten geblieben war.
Doch in diesem Moment drehte sich alles.
Was hatte er da soeben beobachtet und was hatte es zu bedeuten?
Wie aus dem Nichts flackerte das Bild des hysterischen Blondchens, Doktor Asbecks und der alten, runzligen Dame auf dem Krankenhausflur vor seinem geistigen Auge auf.
Er atmete heftig ein und kurz stach es besorgniserregend in seiner Brust, sowie die Luft wieder aus seinen Lungenflügeln entwich.
2019... erster Weltkrieg... 1914 bis 1918... zweiter Weltkrieg 1939 bis 1945...
„Das kann nicht sein...", nuschelte er, blieb dann ruckartig stehen und hob den Blick, hatte gar nicht gemerkt, wie er die Arme eng um seinen Körper geschlungen hatte, während des Laufens.
Seine blassen Finger verkrampften sich schmerzhaft in dem schweren Stoff seines Gehrockes.
Er zitterte.
„Entschuldigen Sie.", hielt er dann eine vorübergehende Passantin an, welcher ebenfalls auf das Plättchen in ihrer Hand starrte, aus dessem Ende ein Kabel lugte, welches ihren Körper hinauf wanderte, sich ungefähr auf halber Höhe teilte, wovon dann jeweils ein Zweig weiterlief und in den Ohren der jungen Dame endete.
Die Frau schaute auf, musterte ihn kurz misstrauisch, ehe sie sich eines der Kabelenden aus den Ohren zupfte und fragend eine Braue hob.
Nietzsche brachte es für einen kurzen Moment aus dem Konzept, sein Blick verfing sich an dem Endköpfchen des weißen, dünnen Kabels, von wo er zu dem schmalen, länglichen Plättchen wanderte.
„Ja?", räusperte sich die Frau nach kurzem Warten, was den Philologen inständig zusammen zucken ließ.
„Welches Datum schreiben wir?", mochte er wissen, worauf die Frau verwirrt blinzelnd reagierte.
„Ehm, den 14.?"
Es klang eher nach einer Frage, denn nach einer Antwort und Nietzsche kam nicht umhin zu bemerken, wie die junge Frau unbemerkt etwas Abstand zwischen sie beide brachte.
Der Professor nickte, schüttelte dann jedoch gleich darauf den Kopf.
„Das Jahr.", sagte er dann.
„Das Jahr?"
Erneutes Nicken: „Bitte, welches Jahr schreiben wir? Welches Jahr ist das diese?"
Er merket, wie seine Stimme zu beben begann und an der äußeren Periphere seines Blickfeldes bereits gefährliche Lichtpunkte flackerten.
„2019.", nuschelte die Frau, wich dann einen weiteren Schritt zurück, ehe sie den Kopf nach links, dann nach rechts wand.
Sie wirkte hilflos.
„Ich muss die Bahn kriegen.", erklärte sie ihm knapp, ehe sie sich ,ohne auf eine weitere Reaktion seitens Nietzsche zu warten, schließlich zum Gehen wand und kurze Zeit darauf hinter der nächsten Ecke verschwunden war.
Nietzsche stand da wie angewurzelt, sich noch immer selbst umarmend, mit wackligen Beinen, auf dem Gehweg, während hinter ihm die Hippomobile wie zornige Götter das graue Meer hinab donnerten.
„2019...", murmelte er und es war ihm, als wäre diese Zahl ein böser Dämon, dessen Macht stärker wurde, je öfter man ihn beim Namen rief.
„2019..."
2019.
2019.
2019...
Nachdem Nietzsche aus seiner Geisterstarre erwacht war, lief er los.
Er wusste weder wohin er lief, noch wovor er wegrannte, ein paar Mal versuchte er sich durch Zwicken in den Unterarm zu wecken, für den Fall, dass er schlafen sollte, doch das hier schien kein Traum.
Der Lärm, die Gerüche, die Schmerzreize die von seinem Antebrachium ausstrahlten, all das war real, klar und deutlich und hatte nichts mit Traumvorstellungen gemein.
Das hier war keine Imagination, wenn er sich um eines sicher war, dann um den Umstand, dass seine beiden Augen weit geöffnet waren und er selbst ganz bei Bewusstsein.
Nicht den Verstand verlieren...
Er lief weiter.
Ausdauernd war er, stundenlangen Wanderungen und der guten Bergluft verdankte er trainierte Beinmuskulatur und so dauerte es nicht all zu lange, dass er jegliches Zeitgefühl verlor, dabei immer tiefer und tiefer in einen reißenden Strom von Gedanken versank.
Inzwischen hatte er ein weitläufige Parkanlage erreicht, das Treiben der Stadt lag ihm im Rücken und nach einer weiteren halben Stunde zügigen Marsches ließ er sich letztlich auf eine der Bänke, am Wegesrand sinken.
Er war völlig außer Atem, nicht etwa, weil ihn dieser kurze, stramme Marsch angestrengt hätte, viel mehr hatte er tatsächlich den Eindruck mit einem mal schlechter Luft zu bekommen.
Als würde sich seine Kehle zu schnüren und der Sauerstoff auf halbem Wege im Halse stecken bleiben.
Ihm war schwindelig.
2019...
Noch immer geisterte der Dämon durch seinen Kopf, er wendete sich nach links, nach recht, fand sich, Dionysus sei Dank, alleine vor.
„Das kann nicht sein...", murmelte er schließlich, fuhr sich hektisch durch die braunen Haare, ehe er das Gesicht in beiden Händen vergrub.
Für eine ganze Weile saß er so da, zusammengesunken auf einer Bank in mitten des Tiergartens und wenn es nach ihm gegangen wäre, so hätte man ihn auch gerne auf ewig so sitzen lassen können.
„Das ist nicht wahr..."
Er hörte sein eigenes Flüstern, doch es schien ihm, als wäre es nicht er, der da gesprochen hatte.
Er drohte sich selbst zu entgleiten und scharf die Luft einziehend, setzte er sich als dann wieder auf, raufte sich ein weiteres Mal die Haare.
Sein Magen pulsierte und unter der dünnen Haut seiner Schläfen zuckte es gefährlich.
„Ich...", stammelte er, doch weiter kam er nicht, sprang im nächsten Moment bereits auf, verlor allerdings beinah das Gleichgewicht, seines Kreislaufs wegen und erbrach sich schließlich auf die Wiese.
Mit bebender Atmung schnappte er nach Luft, während sein Kopf mit einem Mal schien wie leer gefegt, doch gleichzeitig fuhren seine Gedanken schneller und schneller.
Was ist, wenn er nicht träumte?
Wenn sich niemand einen Scherz erlaubte?
Die ersten beiden Ansätze schienen ihm mit einem Mal furchtbar albern und am ganzen Leibe schlotternd rettete er sich zurück auf die Sitzfläche der Bank, da er kurzzeitig wirklich fürchtete, er könnte womöglich das Bewusstsein verlieren.
Seine peripheren Glieder fühlten sich plötzlich ganz taub an, als würden sie gar nicht wirklich zu ihm gehören und noch immer glaubte er, er würde nicht genügen Luft bekommen und drohte zu ersticken.
„Beruhig dich, ...", murmelte er zu sich selbst, doch es half nicht.
Absolut gar nichts und so vergrub er das Gesicht bloß erneut in den Händen, versuchte sich auf seine Atmung zu konzentrieren.
Durch die Nase ein... innehalten... durch den Mund ausatmen.
Seine Schwester hatte ihm zu dieser Methode geraten und er hatte es als Unfug abgetan, bis er in einem medizinischen Journal ebenfalls darüber gelesen hatte, wie wichtig adäquate Atmung war.
Es dauerte eine Weile, bis er sich selbst davon überzeugt hatte ihm würden binnen der nächsten paar Minuten nicht die Lichter ausgehen, das wäre das Letzte, was er gebrauchen konnte.
Oder...? Immerhin bestand die Möglichkeit, dass er sich beim Wieder-zu-sich-Kommen doch in Turin befand.
Und alles nur ein böser Opium-Traum gewesen war.
Es schüttelte ihn, alleine beim Gedanken daran, was zur Folge hatte, dass er sich bloß noch mehr verkrampfte.
Doch das hier war kein Traum...
Nein, nein... er war bei vollen Sinnen und das brachte folgende Konsequenz mit sich: Das hier passierte wirklich.
2019...
Fassungslos ließ er die Hände sinken, dabei entsetzt den Blick schweifen als würden sich, direkt vor ihm, in mitten der idyllischen Parkanlage, die Tore zu Hölle auftun.
„Unmöglich, das... das kann nicht sein..."
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