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Kapitel 4


Als Nietzsche aufwachte, hatte er das Gefühl Stunden geschlafen und dabei trotzdem keine Erholungen gefunden zu haben.

Obgleich es ihn leicht schwindelte, als er sich von der Matratze des Krankenbettes hochstemmte und vorsichtig, sowie bedacht, beide Füße langsam gen Boden schob, dachte er nicht einen Moment daran noch länger in diesem sonderbaren Krankenhaus zu verweilen, umgeben von dieser eigenartigen Ärzteschaft.

Wie sollte man da auch genesen?

Mit misstrauischem Blick und äußerst behutsam zog er sich die graue Klammer vom Finger, die durch ein dickes, graues Kabel mit der, inzwischen, Dionysus sei Dank, nicht mehr schrill piepsenden Gerätschaft neben seinem Bett verbunden war.

Er seufzte stumm auf, sowie er erkannte, dass die Klammer tatsächlich nichts weiter, als eine Klammer war und er sie einfach abziehen konnte.

Ein größeres Problem dafür...

Sein Blick wanderte zu der hauchdünnen Nadel, welche an dem Katheter hing und in seiner Königsvene steckte.

Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, fragte sich kurz, ob sein Vorhaben tatsächlich weise wäre, wobei er wusste, dass es keine Alternative gab.

Wer wusste schon, wie lange ihn diese Verrückten noch angekettet sehen wollten?

Es musste sein.

Vorsorglich steckte er sich den Zipfel seiner Bettdecke zwischen die Zähne, legte dann Daumen und Zeigefinger der Hand, des freien Armes, um den Körper des Katheters, atmete dann ein letztes Mal tief ein und.... - Mit einem Ruck zog er die Nadel aus seinem Ellbogen.

Ein spitzer, gemeiner Schmerz, der, würde man ihn illustrieren ein boshaftes Lächeln mit spitzen Zähnen zeigen täte, zog sich mit einem Mal seinen ganzen Arm empor, einmal den gesamten Nervus radialis entlang, bis in die Schulter, von wo er langsam zu verebben schien.

Nietzsche bemühte sich, nicht laut zu wimmern, stattdessen bloß möglichst leise in seine Decke zu keuchen, verbiss sich dabei derartig in das Laken, dass nach wenigen Sekunden bereits seine Kiefermuskeln zu schmerzen begannen.

Nach einigen Minuten schwächte der Schmerzreiz ab und beinah angeekelt schob Nietzsche den Katheter, samt blutiger Nadel, von der Matratze, auf welcher nun kleine rote Flecken das Unternehmen zu verraten drohten.

Noch immer heftig atmend, obgleich er sich langsam beruhigte, auch wenn ihm dafür jetzt noch mehr schwindelte, als es zuvor ohnehin bereits der Fall gewesen war, wagte der Altphilologe einen Blick auf seine Armbeuge.

Ein dünner Blutstrahl rann aus dem schmalen, feinen Schnitt oberhalb der Media cubiti und Media basilica.

Nietzsche zog einmal scharf die Luft ein, wendete dann den Blick zur Seite und tupfte seinen Arm provisorisch etwas mit der Bettdecke ab, ohne dabei hinzusehen.

Er war bestimmt nicht zartbesaitet, aber inzwischen war ihm dermaßen schwummrig, da musste man es nicht noch zusätzlich ausreizen und auch wenn er damals, im deutsch-französischen Krieg als Krankenpfleger amtiert hatte, so war die Beschädigung der eigene Maschine doch immer noch etwas anderes.

Und nun war es ja nicht so, als wäre sein Soma allgemein nicht schon vorbelastet genug.

Nachdem er glaubte nun zumindest nicht direkt nach dem Aufstehen zur Seite weg zu kippen, schob er sich langsam von dem hohen Bettgestell, erschauderte kurz, als er unter seinen Füßen den glattpolierten Boden spüren konnte, ehe er vorsichtig auf stand.

Soweit, so gut.

Obgleich er den Eindruck hatte seine Vision wäre noch verschwommener und eingeschränkter, als sie es ohnehin schon war, tätigte er ein paar wacklige Schritte.

Auch das klappte.

Nietzsche seufzte leise auf, ehe er den trüben Blick einmal durch den blau bepinselten Raum schweifen ließ, bis er schließlich an sich selbst hinunter sah.

Was auch immer er da anhatte, ein unförmiges weißes Stück Stoff, mit feiner, blauer Musterung.

Äußerst bequem war es nicht, wenn auch weit geschnitten, so war das Material hart und kratzig, kein Vergleich zu den Sachen, die er sonst trug.

Auch wenn er nicht über das kräftigste Einkommen verfügen mochte, so hatte er doch Zeit seines Lebens etwas drauf gesetzt gut gekleidet zu sein.

Zugegeben, die letzten Jahre hatte er das vielleicht manchmal weniger ernst genommen - was lange nicht heißen sollte, dass sein Habitus ludrig geworden war - lediglich hatte die akribische Ausleben seiner Eitelkeit dahingehend etwas abgenommen.

Das machte die Einsamkeit mit einem, wenn man nicht regelmäßig unter Menschen kam, dann sah er auch keinen Sinn und Zweck darin sich dementsprechend zu Recht zu machen.

Wie sollte man auch ohne Gesellschaft gesellschaftsfähig bleiben?

Für das Einsiedlerleben zahlte man seinen Preis.

Einen flüchtigen Blick bloß, schenkte der Altphilologe seinem eigenen Spiegelbild.

Abgesehen von diesem blau-weißen Stück Stoff, das man ihm übergestülpt hatte und welches bestimmt kein Schmeichler war, wirkte er äußerst blass, das konnte er selbst auf diese Entfernung von knapp zwei Metern erkennen.

Einen Friseur hatte er auch schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, fiel ihm mit einem Mal auf, ehe er sich nachdenklich durch die dichten, für seinen Geschmack etwas zu langen, braunen Haare fuhr, diese schließlich nach hinten strich.

Als würde es einen Unterschied machen, kam ihm der frustrierende Gedanke, er sah ja ohnehin kaum etwas.

Dann schaute er auf und überlegte anschließend kurz: Hatte das fürchterliche Blondchen nicht etwas erzählt gehabt, von wegen, seine Sachen befänden sich in einem Schrank?

Kurz ließ er suchend den Blick schweifen, als er mit diesem an dem einzigen Schrank, den dieser minimalistisch eingerichtete Raum zu bieten hatte, hängen blieb.

„Vermutlich dieser.", brummte er zu sich selbst, ehe er sich vorsichtig seinen Weg in Richtung der gegenüberliegenden Wand bahnte, denn noch immer schien sein Kreislauf nicht ganz so zu wollen, wie er.

Nicht, dass es ihn wunderte, oder es gar ungewöhnlich war.

Bei schweren Anfällen hatte er bereits bis zu drei Tagen kaum Nahrung zu sich nehmen können und es hatte sich nicht unbedingt gut auf seinen Blutzuckerspiegel ausgewirkt.

Ganz davon abgesehen, dass auch seine Bauchspeicheldrüse von dem jahrelangen, zähen Krankheitskampf inzwischen etwas in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein schien und bei der Produktion von Glukagon, bei all dem Erbrechen, offenbar nur noch schwerlich hinterherkam.

Die regelmäßige Einnahme von Chloralhydrat tat ihr übriges und dennoch konnte er sich nicht erinnern, wann ihm zuletzt so unwohl zu Mute gewesen war.

Beinah etwas nervös zog Nietzsche die Schranktüren auf, seufzte dann allerdings erleichtert auf, als er an dem Haken an der Stange tatsächlich seine Kleidung erkannte.

Nichts besonderes, ein Gehrock aus dickem, schweren Stoff, darunter trug für gewöhnlich einen dunkelbraunen Janker, dunkle Hosen, dazu häufig eine Halsbinde, meist in einem dunklen, satten Rotton, oder aber schwarz - Je nach Laune entschied er mal so, oder so.

An dem Morgen, an welchem er die Pension verlassen hatte, direkt nach dem Frühstück und gen des Piazzos gegangen war, hatte er sich für eine Schwarze entschieden gehabt.

Einfach so, ohne bestimmten Grund.

Ihm war an diesem frühen Morgen einfach nach Schwarz gewesen und kurz fragte er sich, ob der Rotton ihm nicht im allgemeinen besser stand.

Über seinen eigenen Gedankengang verärgert schnaubte er einmal, wobei sein Schnauzer leicht flatterte, ehe er den Kopf schüttelt, was das schummrige Gefühl in seinem Schädelinneren bloß verstärkte.

Plötzlich schien es ihm äußerst albern sich über Dinge wie die Farbe seiner Halsbinde Gedanken zu machen, immerhin hatte er aktuell ja bei weitem Anderes, worum er sich zu sorgen hatte.

Es dauerte nicht lange, da hatte Nietzsche bereits diesen kratzigen, harten Fetzen Stoff vom Leibe gestreift und tatsächlich fühlte er sich gleich wieder mehr Mensch, jetzt, wo er seine gewohnte Alltagskleidung trug.

Sich noch ein letztes Mal im Spiegel musternd, um sicherzustellen, dass auch alles lag und fiel, wie es sollte und nicht an manchen Stellen unschöne Falten warf, wagte er schließlich einen letzten Blick zurück auf das Krankenzimmer.

Und was für ein seltsames Krankenzimmer es war.

So eines hatte er noch nie gesehen.

Kopfschüttelnd griff er zur Türklinke, zog dann vorsichtig die schwere Tür in seine Richtung und streckte dann den Kopf auf den Flur, wich allerdings beinah fluchtartig zurück, kniff dann im nächsten Moment reflexartig die Augen zusammen.

Auf seiner Netzhaut brannte es, in seinem Kopf hämmerte es und um ein Haar hätte er die Tür zugeknallt, doch im letzten Moment besann er sich eines besseren.

Für den Bruchteil einer Sekunde war er vollkommen geblendet und wäre er nicht belesener Atheist, so hätte er vermutlich noch geglaubt so eben die Pforte zum Himmel geöffnet zu haben.

Doch bei genauerem Hinsehen (sobald es sich seine Pupillen zumindest etwas auf den intensiven Lichtstrahl hatten einstellen können) erkannte er, dass es keine Engel waren, die auf dem Gang hinter der Türe umher huschten, sondern viel mehr Krankenpfleger und auch den ein oder anderen Patienten erblickte er.

Kurz wurde ihm es beinah übel, so unerträglich stark und grell war das Licht.

Strahlung von solcher Intensität hatte er noch nie erlebt, nicht einmal im Sommer in Sils Maria und an langen Sommertagen konnte sich die Luft in den Schweizer Bergen tatsächlich sehr erhitzen und nur ein Spaziergang am Wasser versprach den ein oder anderen kühlen Windzug.

Aber so etwas...

Mit zusammengebissenen Zähnen, denn der Schmerz den es in seinem Schädelinneren erzeugt war kaum auszuhalten, startete er schließlich einen neuen Versuch, trat dann vorsichtig auf den Flur hinaus, wich im nächsten Augenblick zwei vorbei eilenden Schwestern aus.

Sowie sich seine Vision an das grelle, schmerzende Licht gewöhnt hatte, ließ er suchend den Blick schweifen.

Er befand sich auf einem langen Gang, die Wände in einem äußerst hässlichen, blassen Gelbton gestrichen, in welche Türen eingelassen waren, die auf dahinterliegende Zimmer deuteten, Zimmer wie seines.

Die Freiräume zwischen den hölzernen, schweren, breiten Türen waren mit Sitzgelegenheiten bestückt, kleine Bänkchen, daneben niedrige Tischchen stehen, auf welchen er verstreut Zeitschriften liegen sah.

Vorsichtshalber warf er einen prüfenden Blick, erst die eine Seite des Ganges hinunter, dann die andere, um sicher zugehen, dass auch nicht das hysterische Blondchen, oder die kleine Schwarze, oder noch schlimmer, dieser sonderliche Herr Asbeck mit einem Mal um die Ecke bogen, doch die Luft schien rein.

Über seinem Kopf surrten die Lichtquellen eigenartig, doch er versuchte dies soweit es ging zu ignorieren, nickte dann der Dame, welche mit Krücken bewaffnet, auf einer der Bänkchen saß kurz zu, bemerkte aber, sowie er probehalber nach einer der Zeitschriften griff, dass der irritierte Blick des Weibchens nach wie vor auf ihm lag.

Hatten die Menschen in Berlin denn alle keine Manieren?

Der deutschen Kultur sagte man doch für gewöhnlich solch ein sittliches Verhalten nach...

Er war kein Freund der übertriebenen Mäßigung, bei Weitem nicht, aber einen ordentlichen Umgang schätzte er dennoch sehr und dem Berliner würde offenbar eine Einführung in den Knigge nicht schaden.

Mit spitzen Fingern hob er eine der Zeitungen hoch, blätterte durch diese hindurch, hatte eigentlich gehofft dem Inhalt etwas Wichtiges oder Aussagekräftiges entnehmen zu können, doch stattdessen lenkte es seine Aufmerksamkeit auf etwas ganz Anderes...

Die Bilder... sie waren... farbig.

Nicht nur farbig, sondern grell bunt leuchtend.

Entweder war es das Werk überdurchschnittlich begnadeter Künstler, oder...

„Es sind farbige Fotografien...", murmelte er halblaut, konnte den Blick einfach nicht von einer (im übrigen für seinen Geschmack viel zu leicht bekleideter) Dame nehmen, die mit hell-leuchtend-weißen Zähnen zu ihm auf lächelte und dabei ein kleines, viereckiges Irgendwas präsentierte, dabei überaus stolz wirkte.

Was war bloß dieses Ding in ihrer Hand?

Automatisch huschte sein Blick über die Überschrift, doch auch diese brachte wenig Klärung: „Gesund und fit mit der neuen Medi-App!"

Medi-App... an diesem Wort blieb er hängen.

Was um alles in der Welt war das Ominöses schon wieder?

App... App... doch dieses Mal wollte ihm nichts einfallen, wovon er diesen nichtssagenden Begriff sich hätte ableiten können und darauf über sein Wesen und seine Bedeutung hätte etwas in Erfahrung bringen können.

Er las weiter: „Jetzt schnell und einfach die neue Medi-App herunterladen (erhältlich für Android und IOs) und über das Smartphone ganz einfach die eigene Gesundheit im Auge behalten, für einen monatlichen Betrag von..."

Die Stirn in Falten gelegt ließ er die Zeitung sinken, musterte dann ein letztes Mal die sehr aufreizend gekleidete Dame mit dem viereckigen „Teil" in der Hand, ehe er das buntbedruckte Werk wieder auf den Tisch fallen ließ.

„Bunte Fotografien...", murmelte er erneut, konnte es immer noch nicht ganz glauben.

Er merkte kaum, wie sich die Dame auf der Bank plötzlich regte, neugierig den faltigen Hals lang machte und ihn dann prüfend beäugte, ehe sie mit kratziger Stimme zu sprechen begann: „Und seit der Wende hat sogar jeder Deutsche einen Farbfernseher."

Sie gluckste einmal vergnügt, ehe sie den Blick wieder nach vorne, zur gegenüber liegenden Wand richtete, ehe sie in verträumter Tonlage anmerkte: „Ich werde den Tag nie vergessen, als ich Unsere kleine Farm das erste Mal in Farbe gesehen habe..."

Nietzsche schlug einmal überrascht mit den Augen auf, betrachtete sich die eingefallene Gestalt der alten Dame dann genau.

Sie musste schon sehr alt sein, ihr Gesicht war faltig und eingesunken, genau so wie der Rest ihrer Haut, die struppigen Haare waren komplett erweist, doch die hellen blauen Augen schienen noch immer wach und aufmerksam.

Da war noch Seele, noch Tiefe hinter den Irden, trotz der gezählten Jahre.

„Fernsehre?" , wiederholte er dann, worauf die Frau nachdenklich nickte.

„Den Ersten haben wir bekommen, da war ich bereits auf der Handelsschule. Davor hat man sich ja eine solche Gerätschaft gar nicht leisten können. Mein Vater war im Krieg gefallen und meine Mutter musste Tagelöhnen gehen, um zumindest uns Kindern etwas zu essen kaufen zu können und dann die Sachen für die Schule. Das waren schon schlimme Zeiten, nachdem Deutschland den Krieg verloren hatte..."

Nietzsche spitzte die Ohren, machte dann einen schüchternen Schritt auf die alte Dame zu, welche ihn nur aus eingesunkenen Augen betrachtete, sich mit den gefalteten Händen vorne auf ihren Krücken abstützte.

„Verloren?", wiederholte er dann und zog verärgert die Brauen zusammen, „Deutschland hat den Krieg doch nicht verloren. Unter preußischer Führung blühte der deutsche Bund zum Kaiserreich auf, dagegen hatte Napoleon keine Chance.", gab er energisch zu verstehen, doch die Dame schüttelte lediglich den Kopf, gab sich gänzlich unbeeindruckt: „Ach, junger Mann, wer redet denn noch von Napoleon?", sie seufzte, hob dann allerdings erneut zum Sprechen an, noch bevor Nietzsche etwas darauf erwidern konnte: „Hitler hatte diesen Krieg nicht gewinnen können, die Alliierten waren Deutschland einfach überlegen gewesen..."

„Hitler?", wiederholte er irritiert.

Wer oder was war ein „Hitler"?

„Natürlich.", bestätigte die Dame, nickte dann und musterte ihn erneut eindringlich, „Aber das war vor ihrer Zeit, junger Mann. Da kann ihre Generation nur froh sein, dass sie das nicht erleben musste... ganz schlimm."

Anstatt zu antworten schwieg Nietzsche, erinnerte sich dann plötzlich daran, was sowohl Doktor Asbeck, als auch das kleine Blondchen zu ihm gemeint hatten.

Dass sie sich im Jahre 2019 befänden...

Kurz überlegte er.

„Mit Verlaub, wenn Sie mir die Frage erlauben: Wann hat es sich zugetragen?"

Die Dame blinzelte ihm kurz irritiert entgegen und Nietzsche kam nicht umhin zu bemerken, dass er ungeduldig wurde, ließ sich jedoch nichts weiter anmerken.

„Hitler, der Krieg...", half er der alten Rosine dann auf die Sprünge und tatsächlich schien er damit anzudocken.

„Ach junger Mann, ... Hitler kam an die Macht, das weiß ich noch genau, das war 33. Und der zweite Weltkrieg der begann am ersten September 39 und fand sein Ende genau am zweiten September 1945. Sechs unendliche Jahre ging das Leiden."

Nietzsche stutzte.

Hatte er sich verhört?

Oder... moment,... der zweite Weltkrieg?!

„Verzeihen Sie, wenn Sie von einem zweiten Weltkrieg sprechen, dann gab es doch mit Sicherheit auch einen Ersten?"

Nun, das war nur eine logische Schlussfolgerung und auch wenn er, was sein philosophisches Engagement betraf, fern abseits der Logik gewandelt war, so brachte er diese simple Herleitung auch noch zu Stande.

„Natürlich, ach was geben sie denn den jungen Menschen hier?", brummte die Dame, schüttelte dann verständnislos den Kopf, ehe sie unbeirrt fortfuhr: „Der erste Weltkrieg war ein Furchtbarer, mein Großvater hatte ihn gekämpft, das war 1914 bis 18."

Erneut hob sie den Blick, schaute Nietzsche dann genau in die Augen, doch dieser fühlte sich wie betäubt und es war bestimmt nicht der letzte Rest des Metaboliten Tavors' welcher noch durch seinen Blutkreislauf wanderte.

„1914 bis 1918...", wiederholte er kaum hörbar, blinzelte dann einmal, als käme er zur Besinnung und nickte der Dame dann flüchtig zu.

„Bitte entschuldigen sie mich, Dankeschön."

Und mit diesen Worten machte er kehrt, lief dann den Gang in die entgegengesetzte Richtung hinunter, weg von der alten Frau und ihren seltsamen Geschichten.

Er merket, wie sein Herz begann schneller zu schlagen und wie der Schwindel zurück kehrte, doch er mahnte sich zur Ruhe.

Womöglich war er irrtümlich in einer Nervenheilanstalt gelandet, wo er die letzten Jahre doch ohnehin als Halb-Irrenhäusler durch die Landschaft gestreift war.

Abrupt hielt er inne und warf einen verzweifelten Blick in einen Spiegel, der an der gegenüberliegenden Flurwand angebracht worden war.

Für den Bruchteil eines Augenblickes musterte er sich selbst, als sähe er sich zum ersten Mal.

Die braunen Haare, die warmen-braunen Augen, blasse Haut. Er sah müde aus.

Konnte es denn vielleicht die Möglichkeit sein...

„Bin ich ein Irrer?", hauchte er ungläubig, schüttelte dann den Kopf.

Nein nicht doch, immerhin befanden sich doch all seine Sinne zusammen und er selbst sich bei noch klarem Verstand.

Andererseits wäre das auch wieder etwas, was wohl jeder Irre von sich selbst behaupten täte.

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