8. Hilfe oder Wahrheit?
P.o.V. Silver Proud
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Als ich am Morgen erwachte, war alles wie immer. Die Mondscheinwiese schimmerte in einem herrlichen grün. Ihren Namen trägt sie, weil die sogenannten Mondkräuter, die hier wuchsen, im Mondlicht wunderschön strahlten. Lief man dann nachts über die Wiese auf der Lichtung des kleinen Wäldchens, fühlte es sich an, als schwebe man über sie hinweg. Warum genau man sie Mondscheinwiese und nicht Mondkräuterstrahlwiese oder so ähnlich genannt hatte, wusste ich nicht. Aber ich weiß, dass ich mich hier schon drei Monate verstecke. Und zwar vor Demjenigen, der meine Eltern auf dem Gewissen hatte. Bis jetzt hat er mich noch nicht gefunden, was hoffentlich auch so bleibt. Seit circa einem Monat hatte ich keinerlei Besuch mehr von Allastar bekommen. Er war einer der Wenigen, die wussten, dass ich mich hier aufhielt. Aber er war der Einzige, der mir hin und wieder mal Gesellschaft leistete.
Jedoch waren seit einem Monat meine einzigen Ansprechpartner die Bäume, Blumen, oder aber Vögel und Schmetterlinge. Allerdings konnte ich deren Sprachen nicht sprechen.
Daher wurde mir mit der Zeit auch immer öfter langweilig. Trainieren wollte ich nicht alleine und Aufgaben zu erledigen hatte ich ebenso wenig. Obwohl ich mittlerweile den Wald bis ins kleinste Detail beschreiben konnte, beschloss ich mal wieder einen kleinen Spaziergang zu machen, um etwas Zeit totzuschlagen. Ich lief ganze zwei Stunden durch den Wald. Als ich wieder auf der Lichtung angekommen war, beschloss ich mich etwas auszuruhen. Eigentlich wollte ich nur ein wenig dösen, schlief aber nach kurzer Zeit ein, ohne es zu bemerken. Es war bereits früher Nachmittag, nachdem ich wieder aufgewacht war. Die Sonne stand hoch am Himmel und meine Augen brauchten ein Weilchen, bis sie sich mit dem hellen Licht angefreundet hatten. Schließlich stand ich auf und gähnte erst einmal herzhaft. Heute hatte ich auch noch nichts gegessen. Meinem Magen schien das auch nicht gerade zu gefallen. Mit einem lauten Grummeln gab er mir zu verstehen, dass ich schleunigst etwas essen sollte. Ich lief vorwärts. Jedoch blendete mich die Sonne in diesem Moment so stark, sodass ich einen Ast vor mir übersah und darüber stolperte. Zum Glück behielt ich das Gleichgewicht und leistete dem Boden keine Gesellschaft.
Ein Seufzen verließ meinen Mund. Ich hatte es satt, tagein tagaus hier herumzusitzen und nichts zu tun. Ich wollte wissen, wie es Fuego, Saphira und Cherie ging. Saphira war mir am wichtigsten. Sie ist zwar meine beste Freundin, weiß jedoch nicht, dass ich hier bin. Für sie bin ich seit drei Monaten spurlos verschwunden. Ich würde nur zu gerne wissen, wie es ihr geht. Zumindest wüsste ich liebend gerne, ob es ihr überhaupt gut geht. Ich wollte sie unbedingt wiedersehen. In diesen drei Monaten, die ich schon hier bin, ist in Nimarya bestimmt sehr viel passiert.
Vielleicht hat Saphira auch mehr über ihre Eltern herausgefunden. Wir beide forschten schon seit längerer Zeit an ihrer Herkunft. Es war etwas, was uns verband, denn keiner von uns ist mit Eltern aufgewachsen. Sie wusste nicht, wer sie sind und meine sind nicht mehr am Leben.
Obwohl ich in Gedanken war, hörte ich dennoch ein leises Rascheln, welches auf Besuch hindeuten könnte. Da ich allerdings nicht wusste, wer es war, duckte ich mich hinter einem Busch rechts von mir. Ich lunzte leicht hervor und sah Allastar. Froh darüber ihn zu sehen, sprang ich wie ein junges Fohlen auf ihn zu. Der aber sah nicht so fröhlich aus. „Ist was mit Saphira?“, fragte ich sofort. „Ich wünschte, ich könnte das Gegenteil behaupten.“, antwortete er niedergeschlagen. „Was-… Was ist denn passiert?“ „Fiesta ist passiert.“
Allein als ich den Namen des Dämons vernahm, bekam ich Gänsehaut. „Der Eingang der Bucht hat sich verschlossen. Darana, Sun, Cherie, Saphira und ich haben uns in die Zimmer verteilt und Aphrodite blieb beim Eingang. Saphira und Cherie sind seit circa zwei Wochen bei uns, um die Abschlussprüfung der Kräuterlehre abzulegen. Als wir zu meiner Schwester wollten, prallten wir an einer Barriere ab. Im Endeffekt ist Fiesta aufgetaucht und hat sie mitgenommen. Dann ist Saphira ohnmächtig geworden, ist das allerdings schon seit ungefähr einem Tag. Wir haben keine Ahnung, wie wir ihr helfen können.“, berichtete ihm der Pegasus.
Als ich den Namen Fiesta vernahm, verkrampfte sich mein Körper sofort. Er war der Mörder meiner Eltern. Er zwang mich, alles mit anzusehen. Da ich damals noch sehr jung war, kann ich mich kaum daran erinnern. Aber ich glaube, das ist auch gut so. Als es passierte, konnte ich mich nicht bewegen. Ob Fiesta dafür verantwortlich war, oder ob es meine Angst war, die mich versteifen ließ.
Einerseits hasse ich diesen Dämon und würde ihn liebend gerne umbringen, aber andererseits hab ich panische Angst vor ihm. Allerdings war ich sehr wahrscheinlich sein nächstes Ziel, weshalb ich flüchten musste. Zuerst fand ich Schutz bei Fuego. Doch als Fiesta das herausbekam, musste schnellstens ein neues Versteck her. Allastar brachte mich hierher. Auf die Mondscheinwiese.
Und heute ist der Tag, wo ich diese nach drei Monaten wieder verlasse und endlich in meine Heimat Nimarya zurückkehre. Doch ich kehre nicht einfach so zurück, sondern, weil es meiner besten Freundin schlecht geht.
„Wenn es okay geht, dann würde ich uns jetzt zurückteleportieren.“, meinte Allastar nun. Ob er vorher noch etwas gesagt hatte, hatte ich nicht mitbekommen, da ich in Gedanken war.
„Ja, mach das. Setz‘ mich aber bitte bei der großen Wiese ab. Ich rede mal mit Fuego. Vielleicht weiß er etwas.“, antwortete ich. „Ich bezweifle, dass das hilft, Silver. Darana war auch schon bei ihm und hat nichts rausbekommen.“
„Ich möchte es trotzdem gerne versuchen, Allastar.“, meinte ich nun.
Ich war größtenteils davon überzeugt, dass ich mehr herausbekam, als Darana.
Ich vertraue Fuego und er vertraut hoffentlich auch mir. „Okay, wie du willst. Sei trotzdem vorsichtig. Fiesta hat es offenbar auf Saphira abgesehen. Wahrscheinlich beobachtete er sie auch schon, bevor sie zu uns kam. Das könnte heißen, dass er sich in der Nähe aufhält. Sobald er mitbekommt, dass du wieder in Nimarya bist, hast du hundertprozentig ein Problem.“ Allstar sah besorgt aus. Er wollte lediglich nicht noch mehr Stress mit Fiesta, als er eh schon hatte. Ich auch nicht. „Ist okay. Ich passe auf.“, sagte ich.
Schließlich teleportierte der Pegasus mich vor die große Wiese und flog anschließend zurück in die Bucht.
Als ich Allastar nicht mehr sehen konnte, ging ich den schmalen Weg hoch zur großen Wiese. Ich erblickte Fuego schon von Weitem und rief fröhlich seinen Namen. Er drehte sich etwas verwundert um. Da ich mich freute, ihn endlich wiederzusehen, trabte ich auf ihn zu. „Hey Silver. Willkommen zurück. Wie geht es dir?“, begrüßte er mich nun. „Mir geht es gut, Fuego. Aber Saphira leider nicht.“, antwortete ich. „Ich weis, Silver. Ich habe extra die ganze Nacht damit verbracht, etwas über das herauszufinden, was Saphira passiert ist, aber ich habe nichts gefunden. Gar nichts. Es tut mir so unendlich leid. Ich wünschte ich könnte irgendwie helfen.“
Ich bemerkte, wie mir eine Träne über die Wange kullerte. Ich hatte Angst. Und ich hasse es, Angst zu haben, denn die letzten drei Monate musste ich tagtäglich damit leben. „Okay. Trotzdem… danke.“, sagte ich niedergeschlagen und verabschiedete mich von Fuego.
Gerade, als ich um die Ecke bog, sah ich in meinem Blickwinkel, wie Jemand bei dort auftauchte, wo ich kurz zuvor noch gestanden hatte.
„Du wirst ihr auch nicht helfen können. Selbst, wenn du es dir aus tiefstem Herzen wünschst.“, sagte Fiesta, dessen Erscheinung mich allein schon zusammenzucken ließ. „Was hast du damit zu tun?“, fragte Fuego sogleich. „Mit was denn?“ „Mit dem was Saphira passiert ist. Nachdem du verschwunden bist, ist sie zusammengebrochen und jetzt ohnmächtig.“ „Ach das meinst du. Na, sag das doch gleich. Also ich bin nicht schuld daran, dass ihr das passiert ist. Da irrst du dich gewaltig, solltest du das denken. Der Schuldige ist ganz allein ihr Trainer.“, entgegnete der Dämon rechthaberisch. „Was soll Allastar denn getan haben? Und überhaupt – warum solltest du nicht die Schuld daran tragen? Du hast doch ständig überall deine Hufe im Spiel.“, meinte Fuego. „Sagst du das als Feind? Oder sagst du das als
Mein Bruder, Fuego?“, fragte Fiesta nun.
Warte. Was?! Fiesta ist Fuegos Bruder? Das glaub ich jetzt nicht.
„Sag das verdammt nochmal nicht so laut!“, zischte Fuego. „Hast du etwa Angst, dass Jemand lauscht?“, fragte der schwarze Hengst, wobei er beim Aussprechen von ‘Jemand‘ seine Stimme erhob und verdächtig in meine Richtung blickte. „ Keiner von uns Beiden will, dass dieses kleine Geheimnis an die Öffentlichkeit oder explizit an den Helion gerät, nicht wahr?“ Fuego nickte nur zur Bestätigung. „Na dann… Entschuldige mich kurz. Ich sorge mal eben dafür, dass genau das nicht passiert.“, sagte er und bewegte sich in Richtung meines Verstecks. Mist. Er hat mich entdeckt. Wie blöd bin ich denn auch, dass ich hier stehen bleibe und lausche?
Augenblicklich nahm ich die Beine in die Hufe und rannte. Fiesta nahm sofort meine Verfolgung auf. Ich bog panisch links ab und hoffte dort eine große, freie Fläche vorzufinden, auf der ich etwas an Tempo zulegen und ihn somit abhängen konnte. Doch mein Schicksal meinte es wohl nicht gut mit mir, denn nun befand ich mich in seinem Festungshof. Der einzige Ausweg, den ich noch gehabt hätte, wäre der gewesen, durch den Fiesta jetzt trat. Ängstlich wich ich zurück.
Langsam schritt er auf mich zu.
Er war etwas außer Atem.
Vermutlich schnaubte er aber auch so, aufgrund seiner Wut, die man ihm deutlich ansah.
Ich konnte nur hoffen, dass er mich nicht angreifen würde, denn dann wäre ich definitiv im Nachteil.
In die hintere, linke Ecke gedrängt stand ich einen halben Meter von dem Dämon entfernt. Ich zitterte. Aus Angst.
„Lass mich bitte in Ruhe.“, flehte ich ihn an. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und ließ ihn für einen Moment noch angsteinflößender erscheinen.
„Klingt sehr verlockend, aber im Moment ist mir nicht nach Gnädigkeit. Du hast da außerdem etwas erfahren, was nicht für deine Ohren bestimmt war.“
„I-Ich möchte doch nur–“
„Deine Ruhe vor mir? Keine Sorge die bekommst du noch.
Also folgender Vorschlag: Du vergisst schön, was du da gehört hast und ich lasse dich laufen. Ansonsten… denke ich mir etwas Schönes für dich aus.“, sagte er und war mir währenddessen immer näher gekommen. „Warum sollte ich dem Mörder meiner Eltern einen Gefallen tun?“, entgegnete ich. „Ich habe sie nicht getötet.“, zischte er, „Der Mörder ist ein Schattendämon namens Fiesta. Nur bin ich nicht der einzige, der diesen Namen trägt, mein Lieber.“ „Wer soll es denn dann gewesen sein?“, fragte ich Fiesta vorsichtig. „Ich jedenfalls nicht.“, meinte er.
„Nenn mir einen Grund, warum ich das für mich behalten sollte.“
„Nun, ich nehme an, Saphira ist dir wichtig?“ „Was hat Saphira denn damit zu tun?“, fragte ich verwundert. „Sagen wir es so: Ich weis, wie du ihr helfen kannst.“, sagte er nur. Erneut zierte ein Grinsen sein Gesicht. Ein triumphierendes Grinsen.
Ich will Saphira helfen. Nichts will ich lieber, als das. Aber soll ich deshalb einen Deal mit Jemandem eingehen, der es auf mich abgesehen hat? „Sei in einer halben Stunde wieder hier“, unterbrach er meinen Gedankengang, „und teile mir deine Entscheidung mit. Und übrigens: Ich habe es nicht auf dich abgesehen. So nebenbei bemerkt.“
Damit war er weg. Super. Fiesta kennt also einen Weg, wie man Saphira helfen kann. Ich habe auch durch Zufall herausgefunden, dass Fiesta und Fuego Brüder sind. Aber das Einzige, was ich will, ist es, Saphira zu helfen. Vielleicht hilft mir ein Spaziergang, um eine Entscheidung zu treffen.
Ich muss nachdenken.
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Kapitel 8
Ich muss sagen: Ich bin schon ein bisschen stolz drauf.
Was denkt ihr davon?
Btw meine Häsin feiert heute ihren 6. Geburtstag. Soll ich ihr von jemandem gratulieren?
LG GiroScheckie
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