✔️1. Unerklärte Angst? (P.o.V. Fuego)
Die Luft zwischen den beiden Hengsten war zum Schneiden dick. Beide starrten einander direkt in die Augen. Ihre Nüstern weiteten sich immer und immer wieder. Ihre Körper waren angespannt.
Durch sein weißes Fell wirkte der eine wie eine Verkörperung des Guten. Barmherzig. Hilfsbereit. Voller Güte. Sein Gegenüber aber war schwarz wie die Nacht. Bösartig. Kalt. Ohne Gewissen. Das Böse.
„Ich bitte dich: Saphira hat mit Alldem nichts zu tun. Lass von ihr ab und suche dir ein anderes Opfer, das du in den Mauern deiner Burg einbuchten kannst. Nimm von mir aus mich, aber habe doch bitte einmal ein Herz und lass ihr ihre Freiheit.“
„Willst du mir etwa sagen, was ich zu tun habe? Das ist doch wohl ein Witz, mein Lieber. Du möchtest, dass ich sie in Ruhe lasse? Bitte. Versuche doch mich aufzuhalten. Ich dachte eigentlich, du weißt mittlerweile, wer von uns beiden am längeren Hebel sitzt, aber anscheinend lernst du es einfach nicht. Es sei dir eins gesagt. Komm mir auch nur noch einmal in die Quere und du hast ein gewaltiges Problem. Glaube mir: Du wirst immer den Kürzeren ziehen, Fuego. Merk dir das!“
Und damit stand der weiße Hengst wieder allein auf der Lichtung.
Es waren erst wenige Minuten vergangen, seitdem Darana bei mir auf der Lichtung aufgetaucht war. Ich wusste bereits, über was sie mit mir sprechen wollte, bevor sie es überhaupt gesagt hatte. Saphira war 17 Jahre und Cherie würde es in wenigen Wochen auch sein. Das bedeutete, dass sie in naher Zukunft ihre Abschlussprüfungen absolvieren mussten. Doch war Darana der Meinung, dass hier die nötigen Mittel nicht vorhanden waren. Zudem bräuchten sie unmittelbar vor der Prüfung eine intensive Betreuung durch eine erfahrene Mentorin.
„Willst du damit sagen, dass ich nicht das nötige Wissen besitze und sie nicht ansatzweise so gut vorbereiten könnte, wie du?“, hinterfragte ich sie. Ich meine, natürlich wusste Darana mehr als ich. Mehr Erfahrung bedeutet mehr Wissen und sie war nun mal einige Jahre älter als ich.
„Fuego, ich behaupte auf gar keinen Fall, dass dein Wissen nicht von Bedeutung ist. Aber überleg‘ doch mal: Wenn die beiden Fragen haben, kannst du dich immer nur auf eine konzentrieren. Zerteilen kannst du dich nicht. Zudem haben wir Zugang zum Helion, sowie zu seiner Bibliothek. Ich-„
Weiter kam die Stute nicht, denn Fuego unterbrach sie:
„Den Zugang habe ich auch, Darana.“, entgegnete er fast schon trotzig.
„Aber du nutzt ihn nicht.“, setzte sie sogleich dagegen. Damit hatte sie Recht. Ich könnte jederzeit in den Helion, wenn ich wollte, aber das würde ich dennoch nicht tun. Dort hatte ich zu viele schlechte Erinnerungen und diese wollte ich nicht erneut aufwirbeln.
„Fuego, ich will doch einfach nur, dass Saphira und Cherie die bestmöglichen Voraussetzungen haben. Schließlich sollen sie die Prüfung erfolgreich absolvieren. Das liegt doch auch in deiner Interesse, oder nicht?“ Fragend sah sie mich an. Das wollte ich doch auch, aber sie sollten hier bleiben, bei mir. Ich konnte sie nicht fortlassen. Wie sollte ich ihr denn erklären, dass vorallem Saphira dann in großer Gefahr schwebte? Wie brachte ich ihr das bei, ohne, dass es so klang, als ob ich ihr Angebot nicht zu schätzen wüsste?
„Darana verstehe mich bitte nicht falsch, ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen, aber ich kann die beiden nicht mit dir in die Bucht schicken. Es ist nicht wegen dir, Luzifer oder Gwin, keineswegs. Es geht mir darum, dass eure Bucht jeder kennt. Es gibt Niemanden in Nimarya, der nicht weiß, wie man dort hingelangt. Der Helion, sowie die Dämonen. Worauf ich hinaus will ist, dass ich die beiden hier immer unter Beobachtung haben kann. In der Bucht hingegen kann davon nicht die Rede sein. Und du kannst mir nicht erzählen, dass ihr die beiden Mädels nie aus den Augen lasst.“
„Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst. Schließlich hast du Saphira und Cherie aufgezogen. Aber ich kann dir versprechen, den beiden wird nichts zustoßen. In die Bucht gelangt niemand hinein, der nicht schon einmal durch uns hineingebracht wurde. Und wir haben ganz sicher noch nie einen Dämon eingeladen.“
Davon war ich auch nie ausgegangen. Aber was war, wenn ein bestimmter Dämon bereits vor einiger Zeit in der Bucht war? Sie hätten es sicherlich verdrängt und später vergessen. Wäre ich nicht mehr in Saphiras Nähe, würde er vor nichts mehr zurückschrecken. Wobei er das aktuell auch nicht tat, aber ich konnte ihn vorerst aufhalten, sobald er hier auftauchte. Das würde ich nicht mehr können, wenn sie weg wären.
Aber ich konnte Darana ja schlecht erzählen, dass dieser bösartige Dämon mir näher war, als mir lieb ist und ich so einen gewissen Einfluss auf ihn ausüben konnte. Geschweige denn konnte ich ihr sagen, dass er Saphira im Auge hatte, denn sie würde fragen weshalb, aber das wusste ich ja selbst nicht.
Dennoch musste ich mir eingestehen, dass die beiden hier nicht die ausreichende Vorbereitung bekommen konnten. Darana war die bessere Mentorin und die Bucht bot die besseren Voraussetzungen.
„Hör zu: Ich weiß, dass ihr die besseren Möglichkeiten habt, im Gegensatz zu mir. Zudem würde für Beide ein Traum in Erfüllung gehen, wenn sie in den Helion könnten. Und das ist ein Traum, den ich ihnen nicht erfüllen könnte. Ich tue es mit Widerwillen, aber ich schicke sie mit dir mit. Aber ich bitte dich: Beschütze sie. Und gib mir umgehend Bescheid, wenn etwas passieren sollte. Aus irgendeinem Grund scheint es ein gewisser Geisteskranker auf Saphira abgesehen zu haben. Wieso weiß ich auch nicht, aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass er einen Weg in die Bucht findet, wenn er da hinein will.“
Darana schenkte mir ein liebevolles Lächeln. Sie wendete sich mit einem herzhaften ‚Danke‘ von mir ab und verließ die Lichtung. Wenige Sekunden später war sie zwischen den Bäumen verschwunden.
Alles in mir schrie lauthals ‚Nein, tu das nicht‘, aber dennoch tat ich es. Vielleicht, weil ich hoffte, dass er doch von ihr ablassen würde. Ich hoffte, dass er sie in Ruhe ließ und sich jemand Anderen suchte. Aber selbst, wenn er etwas plante, würde ich es nicht erahnen können.
Auf einmal spürte ich, wie die Luft um mich erneut eiskalt wurde. Erneut spannte sich mein gesamter Körper augenblicklich an. Ich musste nicht nachsehen, um zu wissen, wer es war. Denn es gab nur einen, der sich mit blau schimmerndem Nebel ankündigte.
„Wie niedlich. Denkst du wirklich, so ein lächerlicher Schutzbann hält mich auf? Oder stellst du dich mir dann in den Weg, wenn er versagt? Und dürfte ich fragen, seit wann ich ein Geisteskranker bin?“ Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit, als er mir mit jedem Wort immer näher kam und nun direkt neben mir stand. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. Seine eisblauen Augen schienen mir direkt in die Seele zu starren. Sie blitzten. Aber nicht etwa vor Neugierde, sondern vor Wut. Er war wütend und das war nie ein gutes Zeichen. Trotzdem gab ich nicht wie so oft klein bei, sondern verharrte auf meinem Standpunkt.
„Du warst schon immer geisteskrank. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das jeder erkennen würde. Innerlich bist du so schwach und so versuchst du es zu vertuschen. Aber am Ende bist und bleibst du allein.“ Ich fragte mich in diesem Moment kurz, woher ich den Mut nahm, denn ich zitterte vor Angst. Dennoch triefte meine Stimme nur so vor Gehässigkeit. Eine Eigenschaft, die nur er zum Vorschein bringen konnte.
„Seit wann kommst du mir denn auf die Schiene? Falls du versuchst mich zu verletzen, warst du erfolglos, aber falls es dein Ziel war für eine unbestimmte Zeit im Dunkeln zu stehen, hattest du Erfolg.“
Für wenige Sekunden sah ich nichts weiter, außer ein Grinsen auf seinem Gesicht, was immer breiter wurde. Als ich mich dann umsah, brauchte ich nicht lange, um zu erkennen, wo ich war. Er stand etwa einen Meter vor mir. Doch als ich auf ihn losgehen wollte, prallte ich an einer unsichtbaren Wand ab. Das Grinsen breitete sich nun noch weiter auf seinem Gesicht aus.
„Lass mich sofort hier raus. Das kannst du nicht machen. Sie werden nach mir suchen. Es ist nur eine Frage der Zeit.“, rief ich ihm entgegen, doch er wendete sich nur von mir ab und lief langsam den Gang entlang, der sich von mir entfernte.
„Sie wird dich immer fürchten. Saphira wird dir niemals vertrauen!“, schrie ich ihm hinterher.
„Oh, glaube mir Fuego: Das tut sie schon längst.“, erwiderte er nur triumphierend.
Und dann war es dunkel. So dunkel, dass sich nicht einmal mehr mein weißes Fell von meiner Umgebung abzeichnete.
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Was denkt ihr warum dieser Hengst Saphira beobachtet?
29.12.2022
Da ich das ursprüngliche Kapitel 2017 geschrieben hatte, habe ich es nun endlich überarbeitet.
Ich hoffe es gefällt euch.
LG GiroScheckie
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