ich glaube, ich beginne zu verstehen, was liebe tatsächlich bedeutet.

nicht die »ich will mit dir kinder kriegen« liebe oder die, in der man den beziehungsstatus ändert und kitschige pärchenbilder hochlädt, sondern die, die einem im mark erschüttert und verändert.

die liebe, bei der das gegenüber so wertvoll ist, dass man es schafft, sich nach und nach zu öffnen, dinge zulässt, die man vorher lange unter verschluss gehalten hat.

liebe, bei der es nur darauf ankommt, dass man einander hat, sodass der rest vollkommen in den hintergrund rutscht.

vor ein paar jahren noch war ich der ansicht, dass eine partnerschaft wohl das höchste gut ist und man erst glücklich werden kann, wenn man sein perfektes “gegenstück“ gefunden hat.

je älter ich wurde, desto mehr rückte das in den hintergrund und wann immer ich eine (klägliche) beziehung eingegangen bin, merkte ich, wie sie mir nicht das geben konnte, wonach ich mich wirklich sehnte.

wann immer ich in den armen meines damaligen freundes lag, hatte ich binnen weniger sekunden das bedürfnis, zu flüchten - nähe ließ mich auf eine unerklärliche weise erschaudern, jede berührung brannte unangenehm auf meiner haut.

doch jetzt gerade passiert etwas zwischen einem menschen und mir, was sich nicht in worte fassen lässt und mich einfach nur glücklich macht.

an seiner seite fühle ich mich beschützt und kann mir sicher sein, dass immerhin für ein paar stunden meine sorgen unwichtig sind, meine geheimnisse gut aufbewahrt.

und das ist das, was ich brauche - völlig ungelabelt, mit einer fast beängstigenden offenheit und einzig der zusage, einander wichtig zu sein.

seit monaten schon genieße ich es, single zu sein und nun bekomme ich noch einmal mehr die bestätigung, dass mir eine partnerschaft - zumindest in diesem augenblick, unwichtig ist.

stattdessen ist viel wichtiger die zuneigung für diesen menschen, die aus tiefstem herzen rührt und mich einfach nur strahlen lässt.

ich weiß zwar nicht, wie lange das andauern wird, aber ich hab keine angst vor einem möglichen fall, denn ich weiß, dass er trotzdem da sein wird, um meine hand zu halten.

»egal was geschieht, wir kriegen das dann schon irgendwie wieder hin« lautete unser versprechen. es lässt mich zur ruhe finden und gibt mir den frieden, den langjährige falsche freundesbeziehungen, enttäuschungen und zu hohe erwartungen einst genommen haben.

und wieder einmal wird mir klar, dass es sich lohnt, den glauben in andere nicht aufzugeben und sich nicht der einsamkeit hinzugeben, sondern nach jeder bruchlandung wieder aufzustehen, auf der suche nach einem menschen, der genau das gleiche fühlt.