Kapitel 3
Tenshi
Hana ist eine wundervolle Person. Ich habe mir eine Freundin gewünscht, sie hat mir den Tag versüßt durch ihre Erzählung. Salzwasser berührt meine Lippen. Nein, weitere Tränen. "Bitte Tasukete, lass mich allein." "Natürlich Chisana Tenshi." Ich höre, wie sie die Tür schließt. Meine Gedanken kreisen um die Erzählungen. Langsam fasse ich einen Entschluss: Ich muss wieder nach draußen in den Garten, oder wenigstens müssen die Vorhänge geöffnet werden. Ich habe schon zu lange die Sonne nicht mehr gesehen. Eigentlich seid fünf Jahren, so lange war ich auch nicht mehr draußen. "Doktor Ishi wartet draußen, er möchte nach euch sehen." Tasuketes Stimme ruft mich aus meinen Gedanken. "In Ordnung, lass ihn herein." Der Arzt verbeugt sich, bevor er sich mir nähert. Seine Untersuchung ist so unangenehm wie so oft. Schließlich gibt er seine Empfehlungen: "Ihr seid weiterhin auf dem Weg der Besserung, Hoheit. Tasukete, die Prinzessin muss nun gut essen: Fisch oder Fleisch, Reis, Tsukemono, Tofu, Hirse, Süßkartoffeln und Obst. Dazu kein Sake, nur Tee, keine Wasabi, nur Sojasauce. Dennoch solltet ihr die Medizin weiterhin nehmen." Tasukete hat aufmerksam zugehört, sie wird sich später darum kümmern. "Doktor", beginne ich, "werde ich auch nach draußen dürfen, ich möchte die Sonne wiedersehen, den Wind spüren und die Blumen im Garten riechen." "Wir werden sehen, Prinzessin, ob euer Zustand dies zulässt." Die Antwort kein Ja, aber auch kein Nein, ich darf also hoffen. "Danke, Doktor." Der Arzt verneigt sich und verlässt den Raum. Tasukete sagt: "Ich werde mich um euer Abendessen kümmern. Ruht euch bis dahin aus. Soll ich auch euren Eltern von der Untersuchung berichten?" "Ja bitte, sie können dann mit Doktor Ishi weiteres besprechen." Die alte Frau lächelt sanft und verlässt den Raum.
Hana
Das Abendessen toppt meine hohen Erwartungen noch: Fleisch, Süßkartoffeln, Meeresfrüchte und sogar Wein! Ein älterer, kleiner Mann in strengen schwarzen Gewändern sitzt ebenfalls an der Tafel. König Kingu stellt ihn mir als Doktor Ishi, den Hofarzt, vor. Er behandelt auch die Kronprinzessin. "Prinzessin Hana, ist mir eine Ehre, sie endlich kennen lernen zu dürfen. Mir wurde schon viel von eurer Schönheit berichtet." Der Arzt verneigt sich und fährt fort: "Ich habe hervorragende Neuigkeiten: Prinzessin Tenshi wird vermutlich bald das Bett zum ersten Mal seit fünf Jahren verlassen dürfen." Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe: Freude und viele Komplimente in Richtung des Doktors. Hoffnungsvolle Gespräche werden nun begonnen. Meine Gedanken wandern zu Tenshi: Isst sie jetzt auch zu Abend, aber Alleine? Oder hat sie schon zu schlafen, wie ein kleines Kind? Eins weiß ich aber mit ziemlicher Sicherheit: Sie ist glücklich über die Diagnose von Doktor Ishi. Es scheint, als wäre es ihr größter Wunsch, die Sonne wieder zu sehen. Das Abendessen endet, ich täusche Müdigkeit vor und ziehe mich in mein Zimmer zurück, aber schlafen kann und will ich nicht. Also gehe ich in den Garten. An einem kleinen Teich finde ich eine Bank. Die Sterne sind unglaublich klar am Himmel, ich finde Orion, den großen Bären und den Nordstern. Der Mond spiegelt sich in der Oberfläche des Sees, die von einem Windhauch gekräuselt wird.
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