Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

10) Wo Geschichten leben


10) Wo die Geschichten leben

Wie konnte das nur passieren, Alena?

„Ich weiß auch nicht", seufzte die Autorin. „Irgendwie ist es eskaliert. Aber wolltest du nicht ein Schlachtfeld? Schau dich doch nur mal um, überall liegen Bücher und mein Bildschirm ist auch hinüber."

Vorsichtig hob Alena eines der auf dem Boden liegenden Büchern auf und strich einen Knick aus dem Einband. Das Buch war gerade einmal drei Tage bei ihnen. So etwas hatte es nicht verdient. Für gewöhnlich behandelten die Leser die Bücher mit Sorgfalt und wenn es doch einer wagte, ein Buch ramponiert zurückzugeben, musste er sich dem strengen Blick der Bibliothekarin verantworten. Diese Leser sahen sie selten ein weiteres Mal. Aber dafür gab es genug Bücherliebhaber, die ihre Schätze pfleglich behandelten. Alena hob ein zweites Werk auf und stellte es zurück auf seinen Platz im Regal der Neuen.

»Ich weiß, wie das passieren konnte«, schalt sich Hugo ein. »Das passiert, wenn man ohne Plan loslegt, dann wird man von seiner Geschichte überrascht, im schlimmsten Fall überrollt und von den Ereignissen mitgerissen. Aber zugegeben, so ein wenig Action und Dramatik hat noch keiner Erzählung geschadet. Es hätte schlimmer kommen können, zum Beispiel hättest du völlig den Faden verlieren und nach dem fünften Kapitel frustriert abbrechen können.«

Ja, da hatte der Alte wohl recht. Es hätte wahrlich schlimmer ausgehen können. Die gefallenen Bücher waren schnell aufgehoben, und bis auf den einen oder anderen Knick unversehrt geblieben. Mit einem feuchten Lappen wischte sie anschließend die getrockneten Blutflecken vom Boden und kehrte die Überreste des verstorbenen Monitors von ihrem Arbeitsplatz und dem Fußboden. Ob Magnus Versicherung für diesen Schaden aufkam, oder er es aus eigener Tasche zahlen würde? Wie auch immer, an diesem Tag würden sie ohne die Online- Ausleihe auskommen müssen. Die Service- Technik war frühestens ab acht Uhr erreichbar und ob man dann gleich einen Ersatz auftreiben konnte, war eine andere Frage. So oder so, stellte Alena Karteikasten und Kugelschreiber für die altmodische Art der Ausleihe bereit. Ihre Kollegin würde Augen machen, wenn sie von den Ereignissen hörte. Jetzt sollte sie sich schnellstens eine Geschichte überlegen, um den zerstörten Bildschirm zu erklären.

Es roch immer noch beißend. Selbst der süßliche Blumenduft konnte die Schärfe nicht überdecken. Sie spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Sie sollte dringend die Fenster öffnen und frische Luft hineinlassen. Immerhin dämmerte es bereits, und bis zur regulären Öffnung der Bibliothek am Morgen blieben ihr noch ein paar Stunden.

»Da sollte dir doch etwas einfallen«, warf Hugo ein.

Vielleicht könntest du es auf Aliens schieben, auf eine Zombieapokalypse, oder auf diesen mysteriösen Schatten, warf die kleine Geschichte selbst ein. Wenn ein Lesender... stand nun einmal ziemlich auf Fantasy und Thrill. Oder eben auf Schlachtfelder, die hatten es ihm auch angetan.

„Mal sehen", überlegte Alena und öffnete eines der großen Flügelfenster hinter der Sachbuchabteilung, bevor sie weiter nach hinten lief, um die anderen Fenster zu öffnen. Dann blieb sie unvermittelt stehen und schaute in den Gang zu ihrer Rechten. Das konnte doch nicht wahr sein! Wo gestern noch alles schön in Reih und Glied an seinem Platz gestanden hatte, lagen jetzt die Bücher auf dem Boden, auf die schlimmste, völlig achtloseste Art und Weise. Als hätte jemand sie mit voller Absicht, blinder Wut und purer Gewalt zu Boden geschleudert. Spannung K – Z stand auf dem Schild zu Beginn der Regalreihe. Alena hatte es selbst dort angebracht. Mit wenigen Schritten war sie bei den auf dem Boden verteilten, aufs schändlichste misshandelten Büchern, bückte sich, hob das erste auf und stellte es behutsam zurück an seinen Platz. Dann das nächste und übernächste. Schließlich blieb ihr Blick an einem dünnen Band hängen. Irgendetwas an diesem Buch war seltsam und bannte ihre Aufmerksamkeit. Alena konnte sich nicht erinnern, es schon jemals gesehen zu haben – bei einem Umfang von mehreren zehntausend Büchern, war das aber auch nicht weiter verwunderlich.

Sie nahm es ihn die Hand und betrachtete den mitternachtsblauen Einband. Die schwarze Silhouette eines Mannes und ein Titel in tiefblauer Schrift ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren. Wenn ein Lesender in einer langen Nacht... las sie mit bebender Stimme. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme. Schlagartig kam es ihr vor, als fiele die Temperatur im Raum um mehrere Grad Celsius. Ihr war mit einem Mal eisig kalt und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Es war, als hätte das Buch selbst sie ihn seinen frostigen Griff genommen, und nicht umgekehrt. Sie hockte da wie zu einem Eisblock erstarrt, unfähig sich zu bewegen oder klar zu denken. Dann fuhr ein Rascheln durch die Regale und ein altvertrautes Poltern schreckte sie aus ihrer Starre. Es kam aus der Regalreihe hinter dieser! Sie kannte dieses Geräusch, sie hatte es schon einmal gehört. Ihr Herz zog sich erneut zusammen. Das Geräusch wiederholte sich, es kam auf sie zu, sie hörte es immer lauter, es kam immer näher. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Sie verharrte noch immer an Ort und Stelle, unfähig sich zu bewegen. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Das Grauen kehrte zurück! Mit klammen Fingern öffnete Alena schließlich die erste Seite, las den ersten Satz und mit einem Keuchen glitt der dünne Band aus ihren Händen zu Boden.

Du lieber Leser schickst dich gerade an, diesen Roman zu lesen. Herzlichen Glückwunsch zu dieser klugen Entscheidung.

Die Worte kamen ihr so vertraut vor. Es waren genau die Worte, die all das erst in Gang gesetzt hatten. Und mit einem Mal spürte sie die Kälte, die von diesem Band ausging. Dieses Buch war der Ursprung alles Bösen. Sie konnte seine Schlechtigkeit spüren. Ihr war schlagartig, als lache sie das Buch selbst aus. Verhöhnte sie. Sie wollte schreien, aber kein Laut entwich ihrer Kehle. Sie wollte rennen, aber ihre Beine versagten ihr den Dienst. Sie verharrte wie erstarrt.

Sie wusste, dieses Mal würde es kein Entkommen geben. Das Buch hatte sie in seinen Fängen. Sie würde ihm nicht entkommen. Dieses Mal nicht. Nicht mehr. Nie.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro