Kapitel 9.
- USA, Colorado, Vorort; 21:12 Uhr -
Langsam steht er auf und sieht mich dabei die ganze Zeit an. Er stellt sich genau vor mich und lächelt leicht.
"Du erinnerst dich also?", fragt er mich hoffnungsvoll. Ich nicke leicht.
Sein Lächeln wird breiter und schließlich grinst er mich überglücklich an.
Plötzlich nimmt er mich in die Arme, ich schlinge meine Arme um seinen Oberkörper und vergrabe mein Gesicht lächelnd an seiner Schulter.
"Du ahnst ja gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe!", haucht er mir sanft ins Ohr. Ich seufze bloß.
Alles ist perfekt, ich bin bei ihm und er ist bei mir.
Doch plötzlich beginnt die Erde zu beben, zuerst ganz leicht, doch dann immer stärker.
Eine Vase fällt klirrend zu Boden und zerbricht, der provisorische Wickeltisch fällt um.
Ich drücke mich fest an Jack und er hebt mich hoch.
"Was-", fange ich an, bevor er mich unterbricht. "Wir müssen hier raus!", schreit er.
Es ist inzwischen so laut, dass ich ihn kaum verstehe.
Ein Stück der Decke fällt hinunter, es landet knapp neben dem Bett.
Schnell hebt er Clara hoch, die inzwischen angefangen hat, zu weinen.
Er rennt aus dem Zimmer, lässt mich wieder runter und sieht sich um.
Die gesamte Treppe ist eingestürzt, sie versperrt den Ausgang.
Dichte Staubwolken wirbeln durch die Luft. Der Gestank nach verrottetem ist furchtbar.
Ich huste und glaube, mich übergeben zu müssen. Doch zum Glück kommt nichts. Das wäre jetzt auch ziemlich ungünstig.
Von einem Moment auf den anderen hört das Beben auf.
Der Boden zittert nicht mehr, ich dafür aber um so mehr.
Langsam dreht sich Jack zu mir um.
"Alles gut", murmelt er leise. Dann nimmt er mich sanft in die Arme.
Auch er zittert leicht.
Als ich mich halbwegs beruhigt habe, frage ich ihn leise: "Wie sollen wir hier raus kommen?"
Er schweigt erst, doch nach einer Weile murmelt er leise: "Ich weiß nicht"
Ich seufze traurig auf, eigentlich wollte ich ja doch noch irgendwann nach Hause. Aber anderer seits will ich auch bei ihm bleiben.
Nach einiger Zeit löst er sich von mir, allerdings nur ganz langsam und vorsichtig.
"Lass uns mal schauen, ob wir nicht doch einen Weg nach draußen finden", murmelt er leise.
Ich nicke langsam und sehe mich um.
Inzwischen haben sich die Staubwolken wieder gelegt und die Sicht auf ein riesiges Chaos freigegeben.
Trümmerteile liegen auf dem teilweise eingebrochenen Boden, Wände sind voller Risse, Putz und Staub bedecken jede noch so kleine Fläche.
Ich schaue an mir herunter, auch ich bin voller Dreck. Schnee schüttel ich mich uns sehe zu Jack und seiner kleinen Schwester. Sie hat einen Schnuller im Mund und er sieht mich an. Seine Augen scheinen warm zu leuchten. Unwillkürlich muss ich lächeln, und das, obwohl jeglicher Weg nach draußen von Trümmern versperrt ist.
Er lächelt zurück.
Doch dann dreht er sich um und seufzt. "Nach oben kommen wir nicht, Türen und Fenster sind versperrt", murmelt er leise, "Lass uns in den Keller gehen, vielleicht..."
Doch er redet nicht weiter sondern dreht sich zu mir um.
"Komm", haucht er kaum hörbar und nimmt meine Hand. Dann gehen wir gemeinsam durch die Decken und Wandstücke, die auf dem Boden liegen zu einer kleinen Tür. Sie besteht aus dunklem Holz, eventuell Fichte.
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