Teil 35
Thalia
Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffne, erhellen blendende Lichtkegel den Raum.
Ich platziere die Jacky Flasche neben mich auf der Seite, da ich mich an ihr festgeklammert hatte und rappel mich auf.
Da ich nichts besseres zu tun habe und mich etwas ablenken will, räume ich zuerst die Einzelteile des Tisches in eine Ecke.
Danach drehe ich mit aller Kraft die Matratze um und bin einigermaßen zufrieden, dass die Rückseite zwar vom Boden beschmutzt, aber nicht als Schuhabtreter benutzt worden ist.
Hin und wieder treten die beklemmenden Gefühle bezüglich Marc auf, da mein Herz es einfach nicht wahrhaben will.
Hier kann ich jedenfalls nicht ewig bleiben, da die Erinnerungen mich sonst auffressen werden.
Vorübergehend muss ich jedoch damit klarkommen, da ich nicht weiß, wohin ich sonst soll.
Nachdem mich mein Magengrummeln lautstark über eine benötigte Essenszufuhr informiert, begebe ich mich auf den Weg nach draußen, um irgendwo etwas Essbares aufzutreiben.
Als ich gerade um die Ecke biege, laufe ich ungebremst in drei Jungs hinein.
"Mann ey, pass...", der anscheinend Älteste hält mitten im Satz inne und sieht mich ungläubig an.
Einer der Anderen kneift die Augen zusammen und will von dem Rest wissen:
"Seh ich jetzt richtig oder bin ich bescheuert?"
"Was ist, braucht ihr ein Passfoto oder was?", ich boxe mich letztendlich durch die gaffenden Idioten durch, schlendere Richtung Supermarkt und versuche dort nochmals mein Glück.
Der Typ an der Kasse ist mir gänzlich unbekannt, doch ich störe mich nicht daran und laufe auf eine der Regalreihen zu.
An einem Pack Schokohörnchen bleib ich hängen und stopfe es mir unter meinen Pullover.
"Hey, kann man dir helfen?", ein Angestellter kommt um die Ecke geschossen und mustert mich fragend.
Flüchtig verneine ich die Frage und laufe auf den Ausgang zu.
"Hey, bleib stehen!", schreit er mir hinterher, aber ich zögere keine Sekunde und renne aus dem Laden.
Die fünf Kalorienbomben vernichte ich direkt auf dem Weg zu dem Versteck und fühle mich gleich um einiges besser, da mein Magen endlich Ruhe gibt.
Mein Weg führt mich wieder zurück ins Versteck und was ich da sehe, lässt mir den Atem stocken.
Die drei Typen von vorhin sitzen auf der Matratze und halten meine Jacky Flasche in der Hand.
Wütend gehe ich auf die drei zu und entreiße ihnen die Flasche:
"Was soll das werden wenn's fertig ist?"
"Hoooo, ganz ruhig! Das sollten wir eher dich fragen!", ich bekomme einen herausfordernden Blick zugeworfen.
"Verpisst euch hier!! Ihr habt hier nichts verloren!"
"Wieso, zahlst du hier etwas Miete?" belustigt beäugt mich der Älteste der drei Typen.
Schnaubend setze ich mich in die gegenüberliegende Ecke und lasse diese Typen nicht aus dem Auge.
"Was hast du hier verloren? Und vor allem würde mich interessieren, wo Marc steckt!", fliegen mir die Fragen um den Kopf und versetzen mir auch sofort einen Stich ins Herz.
Mit leicht zitternder Stimme will ich wissen, ob sie Marc kennen.
"Würden wir sonst nach ihm fragen?"
Wahrscheinlich nicht!
"Woher kennt ihr ihn?", ich muss mir erst sicher sein, ob sie Freund oder Feind sind.
Da Marc mir aber nie irgendetwas von Freunden erzählt hatte, ziehe ich eher letzteres in Erwägung.
"Er schuldet uns noch was und es wird langsam Zeit diese Schuld zu begleichen!", die finsteren Blicke bohren sich tief in mein Inneres und ich beschließe, so schnell wie möglich von hier wegzukommen.
Irgendwie habe ich bei der Sache überhaupt kein gutes Gefühl.
"Ich gehe ihn holen!", ich versuche einen gefestigten Gesichtsausdruck aufzulegen und rappel mich vom Boden auf.
Er ist tot!
Du kannst ihn nicht holen, nie mehr!
Meine Gedanken treiben mir die Tränen in die Augen, doch ich versuche mein Gesicht von den drei Typen abzuwenden, damit sie den Schmerz darin nicht sehen können.
"Wenn du in einer halben Stunde nicht da bist, werden wir dich suchen. Glaub mir, wir werden dich auch finden, egal wo du dich versteckst!", mit dieser Drohung im Nacken, greife ich nach dem Alkohol und kratze schnellstmöglich die Kurve.
Mein Gefühl sagt mir, dass ich mir unbedingt ein gutes Versteck suchen sollte, denn die Jungs scheinen nicht zum spaßen aufgelegt zu sein.
Phil
Phil: "Franco, ich habe schon allen auf Station bescheid gesagt! Sie sorgen dafür dass Alex nicht auf die Idee kommt Thalia zu besuchen!"
Während des Telefonieren renne ich hektisch in die Notaufnahme, da dort mein Typ verlangt wird.
Franco: "Habt ihr schon alles abgesucht? Ich hab schon Jack informiert. Der kommt früher als geplant, um Alex abzuholen und versucht, ihn ohne Umwege aus dem Krankenhaus zu schleusen. Ich weis ja nicht, ob es richtig ist, ihm das zu verschweigen! Früher oder später wird er es eh rausbekommen!"
Phil: "Vielleicht finden wir sie schnell wieder und dann kehren wir das unter den Teppich! Franco, ich muss. Bis später!"
Irgendwann nachts ist den Schwestern aufgefallen, dass Thalia verschwunden ist.
Alle Ecken und Winkel des Krankenhauses wurden abgesucht, doch von Thalia ist keine Spur zu finden.
Verdammt, wenn Alex das rausbekommt....
Ich will mir gar nicht vorstellen, was das wieder für ein Spektakel wird.
Vielleicht finden Stephan und Paul sie rechtzeitig und Alex bekommt nichts mit....
Nachdem ich die vier Patienten abgearbeitet habe und mich an die Anmeldung begeben will, läuft mir Jack über den Weg.
Auch wenn er versucht sich nichts anmerken zu lassen, merke ich das er ziemlich nervös ist.
"Hey Jack!"
"Oh, hey Phil!", Alex' Psychologe bleibt kurz stehen und schenkt mir ein halbherziges lächeln:
"Ich werde ihn mit zu mir ins Hotel nehmen. Wenn es etwas Neues von dem Mädchen gibt, melde dich bitte!"
Ich reibe mir mit meinen Händen durch mein Gesicht und nicke Jack zu:
"Bring uns einfach nur unseren Alex zurück!"
"Ich werde mein Bestmögliches geben, Phil. Versprochen. Wir hören voneinander!" mit diesen Worten flitzt Jack auch schon den Gang entlang, zu den Aufzügen.
Am liebsten würde ich die beiden begleiten und meinem Kumpel zur Seite stehen, denn ich weiß, dass die nächsten Tage nur allzu hart werden.
Allerdings ist Jack ausgesprochen gut in dem, was er tut und wir müssen ihm einfach vertrauen.
"Phil, du musst in Schockraum zwei, RTW rollt an!" Schwester Gisela reist mich aus meinen Gedanken und deutet mir mit ihrem Finger den genannten Weg.
Ich atme tief durch und nicke ihr kurz zu, ehe ich mich dorthin begebe.
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