Teil 34
Mir graut es ebenfalls vor Phil und Franco.
Was werden Sie sagen?
Normalerweise gehen wir durch dick und dünn, aber ich komme mir vor, als hätte ich das Vertrauen zwischen uns gebrochen.
Ich versuche mich nicht allzu verrückt zu machen, aber da es mir die wichtigsten Menschen in meinem Leben sind, kann ich diese Gedanken nicht ganz abschütteln.
Frederik Seehauser ist für heute der Stationsarzt und kommt vorbei um nach mir zu sehen:
"Na Alex, wie siehts aus? Wie fühlst du dich?" er stellt sich ans Bettende und stützt sich dort mit seinen Händen ab.
"Ich weis nicht genau, aber ich denke ganz in Ordnung. Mir tut nur alles weh, als wäre ich gestern einen Marathon gelaufen..."
Er sieht aus, als wolle er mich durchleuchten um herauszufinden, ob ich die Wahrheit sage.
"Alex, ich möchte das du ehrlich bist! Wir möchten dir helfen und ehrlich gesagt, will dich keiner mehr unter solchen Umständen in Empfang nehmen. Markus war wirklich geschockt und dem Rest ist es auch nicht wirklich einfach von der Hand gegangen!" bittet er mich eigentlich schon eindringlich.
"Ich bin ehrlich Frederik! Körperlich bin ich momentan etwas erschöpft, aber sonst geht es wirklich recht gut" gebe ich einfach nur ehrliche Worte von mir.
"Okay. Sobald sich was verändert, gib bitte Bescheid, okay? Egal in welcher Hinsicht!" ich mag den mitleidigen Blick überhaupt nicht, aber in gewisser Hinsicht war ich selbst Schuld, somit muss ich nun da durch!
"Ja mach ich, versprochen!"
"Gut, ich seh nachher nochmal nach dir, jetzt ruh dich einfach noch aus!" er verabschiedet sich und verschwindet durch die Türe.
Zeit zum verschnaufen habe ich allerdings nicht!
Es klopft erneut an der Türe und Phil schiebt sich durch diese hindurch.
Er bleibt kurz an der Tür stehen und sieht mich mit einem Blick an, der tausend Emotionen enthält.
Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter und ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals.
Da steht er, mein bester Freund und "Bruder" und weis ebenso wenig was er sagen soll.
"Phil.... Ich... es.." ich weis nicht wie ich anfangen soll.
"Nein, Alex" er läuft auf mich zu und bleibt kurz vor mir stehen "komm her!"
Er zieht mich in eine aufrechte Position und umarmt mich einfach.
Mir laufen die Tränen ohne Halt die Wangen hinunter.
Er streicht mir den Rücken rauf und runter und sagt nur:
"Lass es raus, es ist okay!"
Ich kann nicht mehr aufhören zu heulen und Phil hält mich einfach nur im Arm und gibt mir ein Stück weit Geborgenheit, was ich so sehr brauche!
"Danke Phil!"
"Nein, nicht dafür! Ich wünschte du hättest es schon früher in Anspruch genommen!" er lässt mich immer noch nicht los.
Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt habe, löse ich mich von ihm, um mir mit meinen Händen durch mein Gesicht zu wischen.
"Ich weis nicht warum, aber ich konnte es einfach nicht sagen. Ich hab mich gefühlt, als hätte ich sie..." ich senke meinen Kopf.
Phil legt beide Hände auf meine Schultern:
"Ich kann es einfach nicht fassen, das du drei Jahre lang alleine mit diesem Schmerz gekämpft hast!" seine Augen füllen sich ebenfalls mit Tränen.
Als wäre es nicht schon schlimm genug, kommt jetzt auch Franco hinzu und seine Augen füllen sich ebenfalls mit Tränen, als er mich anschaut.
"Alex du bist so ein Idiot!" er packt mich ebenfalls in seine Arme und ich muss wieder heulen.
So schlimm dieser Moment auch zu sein scheint, so zeigt es auch unseren unerbittlichen Zusammenhalt, den ich fast auf die Kippe gezwungen habe.
Drei verheulte Männer, die auf einem Krankenhausbett sitzen und eigentlich gar keine Worte brauchen um zu verzeihen oder um Verzeihung zu bitten.
Nach dem ganzen geheule bin ich fix und fertig, aber es tut auch gut, da ich weiß, das ich nicht mehr alleine dastehe.
"Alex, tu uns bitte einfach nur ein Gefallen: Rede in Zukunft mit uns!! Wir sind für dich da, egal wie schlimm oder aussichtslos die Lage auch erscheint! Wenn Wir nicht füreinander da sind, wer dann?!" Franco sieht mich eindringlich an.
"Ja, ich werde mir wirklich Mühe geben!" ich muss momentan wieder gegen diese erbarmungslose Müdigkeit ankämpfen.
"Jack war ja auch schon da, hat Frederick gesagt. Jetzt fängst du mit ihm erst an, alles aufzuarbeiten und wenn es dir danach ist, erzählst du uns was genau passiert ist. Aber erst eins nach dem anderen, es eilt nichts!" das sind die letzten Worte, die ich von Phil noch höre, da mich der Schlaf in seinen tiefen Bann zieht und ich keinerlei Macht mehr habe, dagegen anzukämpfen.
Franco P.o.v.
Da liegt er nun vor uns und wird wieder in den Bann des Schlafes gezogen.
"Das tut verdammt weh ihn so zu sehen!" starre ich Alex unentwegt an.
"Das kannst du laut sagen!" antwortet Phil.
"Hast du schon mit Frederick geredet? Der hat doch heute, glaube ich, Dienst oder?"
forsche ich bei Phil nach.
"Nur kurz, zwischen Tür und Angel. Seine Vitalparameter sind soweit in Ordnung, aber die psychische Belastung hat ihn natürlich Körperlich geschwächt. Wenn er sich bis morgen stabil hält, kann er nach Hause. Jack holt ihn morgen wohl ab und beurteilt dann die Notwendige Medikamentation, ausserdem hat er die nächsten zwei Wochen täglich eine Sitzung mit ihm!"
"Okay gut! Dann lassen wir ihn sich erholen!" ich stehe auf und gehe mit Phil zusammen Richtung Ärztezimmer.
"Frederick! Meldest du dich bitte, wenn was mit Alex ist?"
"Natürlich, mach ich! Macht euch keinen Kopf! Wir wachen mit Adleraugen über ihn" gibt er mir sein Wort und wir machten uns auf den Weg zum Auto.
"Wann hast du Dienst heute? Habs gerade gar nicht auf dem Schirm" will Phil von mir wissen.
"Pfffff, ich glaub Nachtdienst mit Markus. Du?" ich bin mir wirklich nicht sicher.
"Auch Nacht. Wie wärs mit ungesunden Glücklichmacher?" grinst Phil mich an.
"Mägges?" will ich grinsend wissen.
"Jo!"
"Bin dabei!" somit fahren wir einmal zum Kalorien auftanken.
Als wir zwischendurch zuhause sind, meldet sich Oli und will wissen, wie es bei Alex aussieht. Ich kläre ihn soweit wie möglich auf.
Phil und ich dösen auf den Sofas rum, bis wir uns auf den Weg zur Arbeit machen müssen:
"Phiiiil, wir müssen los!" gähnend stehe ich im Flur und würde am liebsten die Treppen hochlaufen und mich in mein Bett schmeißen.
"Hmmmmmm, meine Kalorien wollen aber nicht das sie abgebaut werden und ich muss hier liegen bleiben um sie zu unterstützen!" quengelt er auf dem Sofa rum.
"Hahaha, jetzt komm schon! Ich will nicht Schuld sein wenn uns nachher ein weiterer Notarzt fehlt" fordere ich ihn auf endlich aufzustehen.
Nachdem er sich doch noch dazu durchringen kann aufzustehen, trinken wir noch einen schnellen Kaffee und machen uns zusammen auf den Weg zur Wache.
Beim umziehen gähnen wir um die Wette und hoffen noch vor Dienstbeginn, auf baldigen Feierabend.
Im Aufenthaltsraum sitzen schon Phils Fahrer Florian und Markus. Desweiteren Yannick und Jacky.
Nachdem die Anderen vier schon nach 6 Minuten ausrücken mussten, haben Markus und ich noch Schonfrist.
"Franco, wie geht's Alex?" Markus sieht ziemlich besorgt aus.
"Wir waren heute bei ihm. Soweit recht gut. Klar, er ist körperlich total fertig und ist bei unserem Besuch einfach eingeschlafen, aber er macht schon einen besseren Eindruck. Sein Psychologe war auch schon da und er hat in den nächsten zwei Wochen Dauersitzung." erkläre ich ihm.
Er starrt auf die Tischplatte:
"Es tat mir gestern schon weh ihn so zu sehen! Vor allem als er so blass und ruhiggestellt im RTW vor mir lag...."
Kopfschüttelnd fährt er sich mit den Händen durchs Gesicht und kurz darauf haben wir schon keine Zeit mehr zu überlegen, da uns ein Verkehrsunfall gemeldet wird.
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