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(7/1) Transparenz

Das goldene Licht verschwand und über den Garten legten sich dunkle Schatten. Die Stimmen der Mädchen, Annas Gestalt, Maria, die Caterinas Arm losgelassen hatte, alles wirkte plötzlich seltsam unbelebt und fern, die Farben wurden blass...

Er fühlte, wie er sich loslöste. Ein Sog erfasste ihn, er wurde rückwärts gezogen, weg von der Wärme und dem krautigen Duft des Gartens, von den Stimmen der Mädchen und Schwestern, den Mauern des Klosters und der Stadt. Rings um ihn vibrierte und rauschte es, das Bild der alten Pilgerstadt mit dem dunkel bewachsenen Berg dahinter verschwamm mehr und mehr.

Innerhalb von Sekunden war alles vor seinen Augen verblichen, es war vom Nebel verschluckt, wurde Erinnerung. Was blieb, war ein schmerzender Verlust, eine sehnsüchtige Melodie, etwas Flüchtiges - so alt, so fern, das er nicht wusste, wie er es festhalten konnte....

Benommen öffnete er die Augen. Es war kalt im Raum. Kalt und dunkel. Das Feuer war herunter gebrannt. Nur zwei verkohlte Scheite glommen noch vor sich hin. Die schwachen Flammen, die die rote Glut hier und da hervorbrachte, warfen ein wenig Licht, das aber kaum über die Höhlung der Feuerstelle hinaus kam.

Er war erschüttert, überwältigt. Er saß in seinem Sessel, die Beine lagen immer noch auf dem Hocker. Er fror jetzt entsetzlich, seine Hände und Füße, das Gesicht waren eiskalt. Was war das gerade gewesen? Er erinnerte sich, wie es angefangen hatte... Sie hatten geredet, Valerio hatte zu erzählen begonnen... und dann hatte er gesagt, er wolle, dass er seine Geschichte unmittelbar nachvollziehen könne. Er sollte Beobachter und nahe dabei sein, anstatt wie zuvor nur zuzuhören, wenn Valerio erzählte.

Was dann geschehen war? Er wusste es nicht mehr genau. Valerio hatte etwas über die Berge gesagt. Über den Schnee in Umbrien... "La campagna era ricoperta di gelo... di gelo."  Und dann - dann war er selbst irgendwie in die Geschichte hinein geraten, hatte als stummer Zuschauer dabei gestanden: Valerio unter dem Fenster am Schwalbentor... Wie er den Zopf gestohlen hatte! Maria, diese mutige und kluge Frau, im Gespräch mit Bonifatia Agostina. Er hörte noch das Klicken der Perlen am Rosenkranz der Äbtissin, da war der feine Nachhall der Stimmen zwischen den steinernen Wänden gewesen, der Klang von Valerios Laute, als Maria versehentlich eine Saite berührt hatte.... Wie realistisch alles gewesen war! Und dann Uberta. Das Dach der Novizenschule, das Backhaus und Peppina mit ihrem Teig, die Eimer mit den Beeren, die Wäsche... Er hatte die Waschlauge und den Regen gerochen, den Donner in den dunklen Gängen des Klosters gehört. Und Caterina. Ihr Lied, ihre Traurigkeit. Und dann Valerio. Die beiden miteinander. Ihre Blicke, ihre Gedanken...

Zitternd bewegte er Beine und Füße. Eine Gänsehaut erfasste die kalten Unterarme und ein Schütteln überkam ihn. War er irgendwie hypnotisiert worden? Oder war das, was er gerade erlebt hatte, seine eigene Fantasie über Valerios Geschichte gewesen? Hatte er ihn etwa schlafen lassen und er war tief in seine Träume eingetaucht, hatte eine phantastische Geschichte über seinen Gastgeber gesponnen?

Er erschrak furchtbar, als ihm plötzlich eine wollene Decke ins Gesicht flog. Reflexartig zog er die Beine an, hob die Hände in abwehrender Haltung. Sein Herz raste.

Valerio lachte in der Dämmerung des Raumes. Es klang wie das jugendliche Lachen des jungen Valerio, den er gerade in seinem Traum erlebt hatte, wie er sich über Uberta lustig machte.

Erst jetzt, wo sich seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen begannen, entdeckte Magnus ihn. Valerio war von seinem Sessel aufgestanden, er ging zum Fenster hinüber. Im Vorbeigehen warf er ihm einen amüsierten Blick zu. Diese Bewegungen, die Haltung... die Stimme, wenn er lachte! Er hatte ihn exakt so geträumt, wie er tatsächlich war - und noch immer erschien er ihm vollkommen vertraut, beinahe so, als würden sie einander bereits ewig kennen. Der Traum war in all seinen Details so intensiv gewesen, dass er auf einmal eine seltsame Vertrautheit mit Valerios Eigenheiten, seinem Gesicht, seinem Wesen verspürte.

Die kalten Hände in das warme Deckenknäuel auf seinem Schoß versenkt sagte er nichts; er war noch vollkommen sprachlos und so voll mit Eindrücken! Was sollte er dazu denken oder fühlen? Schon wieder wusste er nicht, wie er ein Erlebnis deuten und erklären sollte, das Valerio für ihn inszeniert hatte. Wenn dieser es denn gewesen sein konnte, der ihm diese Bilder geschickt hatte. Irritiert beobachtete er ihn, wie er die schweren Vorhänge an einem der Fenster beiseite zog. Dann blieb er dort stehen, eine dunkle Silhouette vor dem Mondlicht, das herein strömte. In diesem dunklen Raum und mit dem Mond und dem Fenster hinter sich war er derselbe Valerio wie der, der sich im Dunkel seiner Kammer schnell angezogen hatte, um seine vergessene Laute vom Klostergelände wegzuholen.

"Halte dich warm. Du bist nicht... geschaffen für solche Ausflüge. Du solltest gleich schlafen." Er hatte gesprochen, ohne den Blick vom Nachthimmel abzuwenden.

Magnus protestierte. "Aber ich habe die ganze Zeit geschlafen! Ich habe doch geträumt... ?"

Valerio wandte sich zu ihm um. Er lachte wieder. "Du warst noch niemals so wach wie bei deinem Besuch in Assisi, glaube mir. Wir müssen aufpassen. Dies ist eine gute Möglichkeit, dir unmittelbar zu zeigen, was du erfahren musst. Aber es erschöpft dich. Du bist ein... es wird über deine Kräfte gehen, wenn es zu viel wird. Du solltest jetzt schlafen."

Aber er wollte jetzt nicht schlafen! Er war noch ganz gefangen von den lebendigen Eindrücken. Und er hatte so viele Fragen - vorausgesetzt, Valerio band ihm keinen Bären auf und er hatte ihm tatsächlich etwas gezeigt, das mit ihm und seinem Leben zu tun hatte. Er musste mehr darüber wissen, jetzt sofort. "Also das hier, das war kein... Traum?" Er wusste nicht, wie er über das Erlebte reden, wie er sich ausdrücken sollte.

"Ich verstehe, was du meinst", sagte Valerio zögernd. Er wirkte nachdenklich. Schließlich schüttelte er den Kopf. "Nein, Magnus. Es war nicht dein Traum. Es war meine Geschichte. Meine reale Geschichte, mein Leben. Ein Teil davon, ein Augenblick. Aber wir nutzen dein Bewusstsein, um es dir zu zeigen. Dort, wo es beweglich und kreativ ist, wo es träumt. Wir nutzen die Fähigkeit des Bewusstseins, Emotionen und Bilder zu erzeugen, die tief erlebt und empfunden werden. Von dort aus kann ich dich leicht auf eine Nebenspur führen. Weil deine kontrollierenden und wertenden Instanzen in der Nähe von Träumen nicht die Oberhand haben. Allein würdest du nicht zu meinem Bewusstsein und dessen Inhalten hinüber finden - oder zu anderen, dem Bewusstsein von Uberta, Maria, Bonifatia Agostina, Orazia." Er lächelte. "Oder Anna", ergänzte er und seine Stimme klang warm. "Und... Caterina. Wir alle erzählen dir die vollständige Geschichte; wir sind Folien, die jeweils nur einen Teil des Ganzen abbilden. Unseren persönlichen Teil. Aber die Wahrheit ist vielschichtig und vielseitig. Lege die Folien, die wir sind, übereinander und halte alles zusammen gegen das Licht, und du erhältst Wahrheit und Weisheit."

Die letzten Erläuterungen ignorierte Magnus, sie waren ihm zu viel. Einmal mehr wünschte er sich, Lena wäre jetzt bei ihm. Sicher hätte sie verstanden, was Valerio sagen wollte. "Diese Leute, diese Personen... wer sind sie?"

Valerio wurde ernst. Auch, wenn Magnus sein Gesicht kaum deutlich genug sehen konnte, so hörte er zumindest die Enttäuschung heraus, die in seiner Gegenfrage mitschwang. "Wer sie sind? Fragst du das wirklich?" Während er auf ihn hinunter sah, konnte Magnus sein Zittern kaum unterdrücken. Er fühlte sich plötzlich sehr schwach und furchtbar kalt und müde. Valerio kam einen Schritt näher. "Warst du nicht dabei, bist du ihnen nicht selbst begegnet?" Er schnaufte enttäuscht. "Sie sind, was sie sind. Du hast es doch gesehen."

Magnus fror inzwischen so sehr, dass er nun doch die Decke ausbreitete; die eine Hälfte warf er über seine Beine, die andere Seite zog er bis unter das Kinn. Er hatte Mühe, seine Stimme zu kontrollieren, als er unsicher entgegnete: "Ja, schon. Ich habe es... gesehen, das ist richtig. Aber was? Was habe ich da gesehen, was war das nun genau? Falls du es tatsächlich wissen solltest, ich meine ... das war der Anfang des sechzehnten Jahrhunderts!" Er hatte Mühe, seinen Ton zu mäßigen. "Bitte, wie soll das gehen? Du warst dort - und wirktest exakt so, wie du hier jetzt vor mir stehst. Es war eine historische Zeit! Es ist logisch, dass ich frage, wer genau diese Personen denn nun waren. Und was dich betrifft - wie alt bist du jetzt?"

Valerio verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg.

"Oh komm schon! Nicht das wieder! Sag es mir jetzt endlich, das ist doch kein Geheimnis! An welcher Stelle stimmt hier etwas nicht?"

Einen Moment lang schien Valerio nachzudenken, dann begann er langsam: "Kennst du diese Geheimnisse, die so groß und so ungeheuerlich sind, dass man sie offen auf dem Tisch liegen lassen und der ganzen Welt erzählen kann, und doch geschieht buchstäblich nichts und sie bleiben ein Geheimnis?"

Magnus verzog das Gesicht. "Bitte nicht noch ein Mysterium! Für heute habe ich genug von diesen Rätseln."
Aus der Dämmerung  fixierte ihn das schmale Schattenpaar in dem blassen Gesicht - Valerios unbewegter Blick, der auf einer Antwort beharrte.

Er gab auf. "Also gut", seufzte er, "was ist es, was diese größten Geheimnisse davor schützt, wahrgenommen und weiter gereicht zu werden?"

Valerio kam die zwei Schritte zu ihm herüber und ließ sich zu seinen Füßen auf dem Boden nieder. "Die Begrenztheit des Geistes. Engstirnigkeit." Er lehnte sich an den Hocker, auf den Magnus seine Beine gelegt hatte. "Und Angst", ergänzte er. "Angst ganz besonders. Es gibt nichts, was blinder für die Wahrheit macht als Angst." Er sah zu ihm hinauf, seine Augen blieben schmal und dunkel.

Magnus fühlte diese scharfe Aufmerksamkeit, die Intensität, die er ausstrahlte, wenn er in fremde Gefühlswelten vordrang. Er schluckte.

"Du hast Angst, Magnus Weber."

"Wovor sollte ich denn Angst haben", verteidigte er sich und wich seinem Blick aus.

"Davor, dass dein enges Weltbild zusammenbricht und du ein flexibleres brauchst. Das du aber nicht händeln kannst. Oder anders gesagt: Dass dir deine Sicherheit um die Ohren fliegt, die Kontrolle - an die du glaubst. Weil du sie zu brauchen meinst. Auch dies wieder: Nur ein Glaube, eine Illusion." Er lachte leise. "Was ist real - und was ist Trug?"

Sicher beobachtete Valerio nun, wie sehr er sich bemühte, ihm jetzt nicht ins Gesicht zu sehen. Magnus fühlte sich unwohl. Er beschäftigte sich mit den Fransen der Decke.

Als Valerio weitersprach, war seine Stimme samtene Dunkelheit, die Worte kamen langsam und fest. Er sprach jetzt sehr leise und Magnus musste lauschen, während sein Herz hörbar zu klopfen begann. "In deiner Hosentasche befindet sich ein neues Feuerzeug. Ein kleines Ding, um sich daran fest zu halten. Es dient der Illusion von Kontrolle. Einer umfassenden Kontrolle. Die es so nicht gibt."

Magnus zitterte, seine Muskulatur gehorchte ihm nicht mehr. Die Zähne begannen aufeinander zu schlagen und er musste unter der Decke die Arme an den Körper pressen. Er wäre wütend geworden, wenn ihm jetzt gerade die Kälte nicht so furchtbar zu schaffen gemacht hätte.

Valerio hatte seine Sinne, diese unheimliche Kraft, auf ihn ausgerichtet, er spürte es. Es machte seinen erbärmlichen Zustand, das Frieren und die Erschöpfung nicht besser.

"Warte. Ich bin gleich wieder da." Valerio stand vom Boden auf und verschwand in den hinteren Teil des Raumes.

Magnus sah ihm nach. Was ließ er sich nun einfallen - und wie konnte er von seinem neuen Feuerzeug wissen? Er hörte ihn an dem großen alten Schrank, aber es war so dunkel dort hinten, dass er ihn nicht sehen konnte. Er selbst dürfte doch in dieser dunklen Ecke ebenfalls nichts sehen... Wie konnte er finden, was er dort suchte?

Erschrocken zuckte er zusammen, als Valerio wieder aus den Schatten auftauchte und zum Kamin hinüber ging. Er wählte einige Scheite aus und legte sie über die Glut. Von der Hitze, die das Feuer zu Beginn verbreitet hatte, war das Holz so trocken, dass es sofort zu brennen begann. Als die Flammen die rauen Fasern eroberten, wurde es heller im Raum. Im Licht bemerkte Magnus den kupfernen Tiegel, den Valerio mitgebracht hatte; aus einem dunklen Beutel schüttete er etwas in das Gefäß hinein. Er griff nach der Karaffe, die hinter ihm auf dem kleinen runden Tisch stand und goss Wasser dazu. Dann stellte er den Tiegel in die Flammen und ließ sich wieder auf den Boden nieder.

"Was wird das?"

Valerio schwieg.

Magnus versuchte es anders. "Dieser Tiegel", sagte er und nickte zum Feuer hinüber. "Der ist sehr alt. Antik. Ein Orginal, wenn ich das richtig sehe. Woher hast du ihn?"

Nachdenklich fuhr Valerio sich durch die Haare. "Die Antwort wird dir nicht gefallen", sagte er, umschlang sein aufgestelltes Bein mit den Armen, legte das Kinn aufs Knie und schaute nachdenklich in die Flammen.

Magnus lachte auf. "Gestohlen also? Mein lieber Herr Gesangsverein! Wo liegt denn so etwas offen herum, dass man es mitgehen lassen kann?"

Valerio wandte den Kopf in seine Richtung, ohne ihn anzusehen. Ruhig und gelassen sagte er: "Das hier. Das ist eines."

"Das ist was? Du sprichst in Rätseln."

Valerio lächelte dünn. "Es ist eines der Geheimnisse, die man an jeden Baum nageln kann und die Welt sieht nicht hin. Sie bleiben Geheimnisse, weil sie zu groß sind." Seine Augen wurden weit, als er flüsterte: "Sie rütteln an menschlichen Weltbildern. Sie schüren Angst."

Magnus gefiel das Thema nicht. Außerdem war es zu spät für mysteriöse Rätsel, er war müde. Valerio kannte seine inneren Zweifel so genau, und das behagte ihm absolut nicht. Trotzdem konnte er nicht anders; unsicher sah er zu ihm hinüber. Valerio schloss die Augen und verweigerte ihm den Blick in sein Innerstes, so wie er selbst sich verweigerte. Einen Augenblick begleitete nur das Knacken und Zischen des Feuers die Stille. Schließlich hob er die Lider, wandte den Kopf und sah ihn direkt an. Langsam nickte er. "Gut. Du möchtest also gern, dass du und ich gemeinsam so tun, als seist du ein weiter und offener Geist. Einer, den Mut und aufrichtiges Interesse an den großen Geheimnissen der Welt auszeichnen." Er richtete sich auf und sah Magnus scharf in die Augen, seine Stimme wurde hart. "Dann geh mit der Wahrheit um und mache dir nicht ständig deine eigene, nur weil du es leicht haben willst. Dieser Tiegel gehört mir. Ich stehle nicht. Er war ein Geschenk."

Ende Teil 49

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