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(5/6) Der Zauber

Das Kloster beherbergte neben den Nonnen bis zu dreißig Mädchen und junge Frauen zwischen zwölf und zwanzig Jahren, die ihr Novizenjahr absolvierten. Valerio hatte womöglich mit der Zeit jede einzelne einige Male gesehen – aber ganz sicher hatte er nicht alle Stimmen gehört, denn viele der Mädchen befanden sich gerade in der Schweigezeit, und auch danach waren sie zur Stille angehalten und sprachen nicht viel – und wenn überhaupt, dann nur sehr leise. Diese hier erschienen ihm aber fremd. Vielleicht kam er zu dem Schluss, weil er etwas spürte, das in diesen Stimmen lag, in der Art, wie sie flüsterten. Da waren Angst und Unsicherheit. Wer bereits länger im Kloster war, hatte keinen Grund, ängstlich zu sein. So war also klar: Dies mussten die vier Neuankömmlinge sein.

Schon als Kind hatte er ein guten Sinn für die Angst entwickelt, die viele Menschen in sich verbargen - auch die Kinder, die ihn damals verhauten, wenn sie ihn erwischten, hatten Angst vor ihm gehabt, sein Vater ebenfalls, das war ihm immer bewusst gewesen. Aber in den letzten Jahren hatte sich sein Gespür zu einem Talent ausgewachsen.

Er hatte gelernt, dass Menschen, die etwas fürchteten, nicht selten auch anderen Menschen Angst machten. Nicht zuletzt war auch seine eigene Vorsicht und Angst gegenüber dem Vater ein guter Grund für eine Herausbildung feinerer Sinne gewesen, die der eigenen Sicherheit oder der der Mutter dienen konnten. Er war sehr gut darin geworden Emotionen aufzuspüren. Sogar hinter der selbstgefälligen und herrischen Maske der Pförtnerin hatte er schon Angst wahrgenommen, sehr deutlich, um es genau zu sagen. Es war die Angst, übersehen zu werden, ihrer Würde beraubt zu sein. Stattdessen raubte sie anderen die Würde, erniedrigte andere Leute und übte Macht aus, bevor man sie entmachtete. Sie erinnerte ihn an seinen Vater.

„Das Hexenkind. Sie zuerst."

Orazia. Die Pförtnerin war den anderen in den zweiten Raum gefolgt. Instinktiv duckte Valerio sich unter das offene Fenster. Auf keinen Fall durfte er hier entdeckt werden! Sie mischte sich in die Ankunft der Novizinnen ein ... das war nicht ihre Aufgabe. Schon öfters hatte er beobachtet, wie sie ihre Befugnisse überschritt und anderen Nonnen sagte, wann und wie sie etwas zu tun hatten. Und nie hatte er gehört, dass man sich über sie beschwerte, niemand widersprach ihr. Auch hier erwartete er nun keinen Einwand - und war erstaunt, als es doch jemand wagte.

„Orazia, sie ist eine Appiani! Wir können doch nicht ..."

Valerio horchte gespannt. Er erkannte Schwester Maria an ihrer Stimme. Wandte die kluge Nonne sich etwa gegen Orazia? Das konnte interessant werden! Schnell blickte er sich um. Auf dem Gelände vor dem Schwalbentor war niemand zu sehen. Gut, dachte er, ein wenig lauschen konnte er, solange ihn niemand erwischte. Aber dann musste er zur Obstwiese, sonst handelte er sich Ärger ein. Er wusste, er sollte sich hier nicht herumtreiben, aber was er entdeckt hatte, war einfach zu spannend. Seinem Leben fehlte es an Abenteuer.

Im Raum ging die Unterhaltung weiter. „Was können wir nicht, Maria? Na ...? Was? Sprich es aus, mir ins Gesicht!" Die Pförtnerin klang bissig. „Meine Gute, ich entscheide in höchster Verantwortung, wer das Kloster betritt und wer abgewiesen wird. Es obliegt mir allein zu entscheiden, ob jemand bleiben darf. Ich bin bereits mehr als fünfundvierzig Jahre hier, ich kenne die Regeln und habe die Pflicht, sie in unserem Sinn zu vertreten und durchzusetzen. Der Herr selbst ist Zeuge meiner Eignung, belehre mich also nicht."

Valerio hörte, wie sie sich beim Einatmen aufplusterte. Sie war noch nicht fertig.

„Wenn jemand den Frieden dieser Mauern stören möchte, ist es mir vorbehalten, ihn in den Regeln streng zu unterweisen und Bedingungen für sein Bleiben zu stellen." Orazia ließ ihre Worte einen Augenblick wirken. Bevor Maria etwas entgegnen konnte, fuhr sie fort: „Das Mädchen ist eine Gefahr für uns. In anderen Klöstern hätte man sie erst gar nicht aufgenommen. Aber ihre Familie zahlt viel Geld. Wir können das Geld gebrauchen, allein deshalb hat die Äbtissin entschieden, es mit ihr zu versuchen. Ich habe die Aufgabe, jeden Fremden, der durch mein Tor kommt, an seine Pflichten und unsere Gebote zu erinnern. Und zu kontrollieren, dass diese strengstens eingehalten werden – und nichts anderes mache ich hier! Ich bin verantwortlich für sie, bis sie an das Novizenhaus übermittelt ist. Und sie wird keinen weiteren Schritt auf dieses Gelände tun, bevor wir uns nicht zumindest der ... Dinge entledigt haben, die der Grund sind, warum ich für meinen Teil ihr besser nicht den Rücken zukehre. Du solltest ebenfalls vorsichtig sein und sie nicht noch verteidigen. Und die Verantwortung musst du mir schon überlassen. Ich bin hier zuständig für die Sicherheit und meine Erfahrung täuscht mich nicht. Ich denke, wir haben uns verstanden."

Valerio hörte, wie etwas Schweres auf eine Tischplatte geworfen wurde. Dann folgten plumpe Schritte, eine Tür fiel zu. Es war still im Raum. Bis ein erstes Aufschluchzen zu ihm hinaus drang. Dann hörte er ein zweites Mädchen, das zu weinen anfing. Sie schien sehr jung zu sein, auf Valerio wirkte ihre Stimme wie die eines Kindes.

Vorsichtig kam er unter dem Fenster hoch. Auf dem Mauervorsprung und rings um die Rahmen wucherte wilder Wein. Dahinter war er zumindest ein wenig versteckt. Langsam und sehr vorsichtig bewegte er sich, bis er durch die Blätter hindurch einen knappen Blick in den Raum werfen konnte.

Er hatte Recht gehabt: Das zweite weinende Mädchen war klein und schmächtig, sie mochte nicht älter als zehn oder elf sein, ihre geringe Größe verriet es ihm. Er wusste, dass Novizinnen nicht vor dem zwölften Geburtstag aufgenommen wurden. Wenn dieses Mädchen älter als zehn war, dann war sie sehr unterernährt und verkümmert.

Wahrscheinlich kam sie aus der Ebene, von einem der Höfe ... Es gab einige verarmte Höfe dort unten, und der lange Winter hatte es nicht besser gemacht. Es war für arme Familien kaum zu schaffen, eine kleine Mitgift für die Töchter aufzutreiben, insbesondere, wenn die Kinder zahlreich waren und alle ausserdem satt werden und eingekleidet werden mussten. So behielt man nur die Mädchen auf dem Hof, die für die Arbeit besonders taugten und sah zu, dass man zumindest eine der schwächeren im Kloster unterbrachte. So war gewährleistet, dass sie in den nächsten Jahren nicht verhungerten. Es gab in den Klöstern immer einige Plätze, die für arme Mädchen vorgesehen waren, auch wenn jedes Kloster allein wegen des Geldes möglichst viele Mädchen aus wohlhabenden Familien aufnehmen wollte. In vielen Klöstern wurden die für die Armen vorgesehenen Plätze an reiche Mädchen vergeben und die armen unter der Hand abgewiesen, da die Töchter der Reichen mehr Geld einbrachten.

So kamen die Klöster nicht ihrer wohltätigen Aufgabe nach, aber dies wurde zumeist nicht streng kontrolliert. Hier jedoch nahm man die Unterstützung und Entlastung armer Familien noch ernst; dieses ausgehungerte Kätzchen hier konnte sich glücklich schätzen, dass sie nun angekommen war.

Valerio hatte schon gesehen, wie unterernährte Mädchen sich innerhalb von Wochen oder Monaten gut erholt hatten und gesund und kräftig geworden waren. Sie blieben eine Weile von harter Arbeit verschont, insbesondere, wenn sie so jung waren wie dieses hier. Es würde ihr gut gehen, auch wenn sie jetzt weinte. Er war froh für sie. Die andere, von der er ebenfalls nur den Rücken und den Hinterkopf sehen konnte, trug eine weiße Haube und schien also zumindest schon vierzehn Jahre alt zu sein – viel älter nicht, schätze er, da ihre Stimme noch sehr mädchenhaft und beinahe kindlich wirkte, ebenso ihre Bewegungen, während sie sich die Tränen vom Gesicht wischte. Ihre Gesichter sehen konnte er nicht, da beide sich nicht zum Fenster umdrehten.
Vier sollten es sein, hatte Peppina gesagt. Nur diese beiden konnte er sehen; sie waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie ganz sicher nicht darauf achteten, was sich draußen vor dem Fenster tat. Also wagte er mit dem Kopf höher zu kommen und sich ein wenig zur Seite zu lehnen, um über die knorrigen Weinranken hinweg womöglich auch den Rest des Raumes zu erfassen. Das war jedoch vergebliche Mühe, denn er stand hier am ersten Fenster - und es waren aber drei in der Reihe, der Raum ging weit nach links hinaus, er konnte ihn nicht einmal bis zur Hälfte überblicken. Sollte er zum nächsten Fenster hinüber schleichen, um eine bessere Position zu finden? Dort gab es nichts, was ihn verstecken konnte, das Fenster war kahl. Man hätte ihn sofort gesehen. Auch war es geschlossen - ein Blick in einen unbeleuchteten Raum hinein war erfahrungsgemäß nicht sehr ergebnisreich. Und hören, was besprochen wurde, konnte er ebenfalls nicht durchs geschlossene Fenster.

Als er sich ein wenig mehr zur Seite beugte, konnte er da drinnen zur Linken noch knapp das Rückenteil einer Nonnentracht erkennen. Das schien Maria zu sein. Valerio kannte sie, da sie Peppina manchmal eine oder zwei Novizinnen in die Backstube brachte, damit sie dort halfen. Die beiden Mädchen standen unsicher einige Schritte hinter Maria herum. Die Ältere hatte sich wieder gefangen und der jüngeren tröstend die Hand auf die Schulter gelegt.

„Kommt her, Mädchen, beide", hörte er plötzlich Marias Stimme; die Gerufenen traten zu ihr und verschwanden somit aus dieser Seite des Raumes. Nun sah er nur noch Marias Rücken und keines der Mädchen mehr, aber er wollte abwarten, ob es vielleicht doch noch mehr zu hören oder zu sehen geben würde.

„Nun kommt, setzt euch hier hin, zu den anderen beiden." Marias Stimme war ruhig und freundlich. Einen Moment herrschte Stille, nur leise Geräusche waren zu hören, Stuhlbeine rückten über den Boden, etwas Schweres wurde vom Tisch genommen. Ein Mädchen begann nun doch wieder zu weinen, und diesmal lauter als vorher. Es war die Kleine, die so mager aussah und es brach Valerio das Herz. Wie um das Weinen nicht hören zu müssen, begann Maria einen Psalm zu singen. Sie sang gut, aber es klang so erbärmlich vor dem Weinen und Schluchzen, das nicht aufhören wollte! Nach weiteren Sekunden, die endlos schienen, brach Maria ab und sagte: „Hier, nimm das. Leg es weg. Dort hinten hinüber am besten, fort aus ihren Augen."

Valerio duckte sich gerade noch rechtzeitig, als das Mädchen mit der weißen Haube an der Fensterbank erschien und etwas auf den kalten Stein legte. Dann lief sie wieder zu den anderen und verschwand aus seinem Blickfeld. Maria stimmte den nächsten Psalm an und sang:

L' Eterno è il baluardo della mia vita. Di chi avro' paura?" – Der Herr ist meines Lebens Kraft. Vor wem sollte mir grauen?

Während ein zweites Mädchen zu weinen begann und Maria lauter sang, starrte Valerio auf die Fensterbank. Dort lag ein dunkelblonder Zopf. Lang wie sein Unterarm. Er hatte beinahe dieselbe Farbe wie seine eigenen Haare. Er schluckte. Er wusste, dass den Mädchen nach der Ankunft die Haare kurz geschnitten wurden. Und später, wenn sie blieben, wurden sie geschoren. Aber noch nie hatte er sich darüber Gedanken gemacht, ob sie dabei weinen würden. Niemand hatte ihm davon erzählt, so als sei es keine große Sache. Und diese Haare ... Wie lebendig sie aussahen! Valerio studierte Kräuterkunde und Anatomie. Er konnte es nicht anders betrachten, als dass dieser Zopf ... ein Körperteil war. Ein sehr persönliches. Und ein sehr schönes.

Sie mussten noch warm sein ... Ohne nachzudenken streckte er die Finger nach den Haaren aus, als das größere Mädchen plötzlich am Fenster erschien und einen zweiten Zopf neben den ersten legte. Beinahe hätte er einen Fehler gemacht; schnell duckte er sich hinter die Mauer. Ganz vorsichtig legte sie ihn diesmal ab, so als könnte sie dem Zopf weh tun. Von unten her sah er einen Moment lang ihren Blick. Die vorsichtigen Bewegungen ihrer Hände.

Sie wusste, sie würde auch gleich an der Reihe sein. Er spürte eine dumpfe, unbestimmte Angst, die von ihr ausging. Er hatte sich rechtzeitig versteckt, so dass sie ihn auch diesmal nicht sah – und schon war sie wieder fort. Das Singen ging weiter, Maria klang nun hart und weit weg von ihrer gerade noch so warmen und freundlichen Art.

Sie versuchte ihre Emotionen zu zügeln, er hörte es aus ihrem Singen heraus. Je mehr das Mädchen weinte, desto härter wurde Marias Stimme. Dann war der Psalm zuende. Das Mädchen kam wieder zur Fensterbank, schluchzend diesmal, zögernd und langsam und mit ihrem eigenen Zopf. Lang und dunkel war er, diese Haare mussten jahrelang gewachsen sein ... All die Kammstriche ihrer Mutter, die da hindurch gegangen sein mussten! Die streichelnden Hände, die liebevollen Blicke, die auf diesen Haaren gelegen hatten. Was für ein Verlust.

Oh, er fand diesen ... Vorgang erbärmlich! Er war wütend. Aber so waren die Regeln, da konnte man nichts tun. Welcher Gott wollte, dass Mädchen und Frauen die Haare genommen wurden? Für ihn selbst waren seine langen Haare ein Symbol für Freiheit. Er trug seine länger als die anderen jungen Männer in der Stadt. Er konnte höchstens Zeuge sein, jemand, der das Unrecht und die Angst und Traurigkeit dieser Mädchen bezeugte, damit sie nicht ganz allein mit diesem Erlebnis und in dieser schweren Situation waren. Er wollte es für sie mittragen, irgendwie.

Drei Zöpfe lagen bereits, nun fehlte noch das vierte Mädchen. Es klang laut und schwer, als die Schere noch ein weiteres Mal vom Tisch genommen wurde.

Maria begann einen weiteren Psalm zu singen, doch diesmal weinte niemand. Stattdessen webte sich völlig unpassend zu Marias Psalm eine zweite Stimme durch den kräftigen Gesang der Nonne – eine eigene Melodie und eigene Worte formten sich und Valerio war bereits erstarrt und unter dem Bann von Stimme und Worten, bevor er noch realisieren konnte, was jetzt im Raum geschah. Das Mädchen weinte nicht. Sie sang. Sie sang nicht mit Maria, sie sang kein geistliches Lied zum Lob und Preis des Herrn, sie sang für sich selbst - etwas, das wie ein Liebeslied klang. Und sie sang es mit einer Stimme, so schön und pur und magisch, dass der ganze Irrsinn dieser Situation sich plötzlich offenbarte.

Quando andrai a Scarborough Fair

salvia, menta, prezzemolo e timo

Tu porta il segno del mio rimpianto

alla donna che allora io amavo.

Ein eigenartiges Wort fand sich gleich in der ersten Zeile. Er rätselte, was es wohl bedeuten mochte; es klang wie ein Zauber, es musste ein magisches Wort sein. Und es war ein Laut darin, den er nicht hätte aussprechen können, da es ihn in seiner Sprache nicht gab.

Die Melodie erschien ihm wunderschön und leicht und voller Sehnsucht und sie ging ihm mitten durch seine Seele. Sie webte durch die Luft wie ein Schleier, wie ein leichtes Band, das immer auf und ab ging, das stieg und fiel wie in einem wiegenden Tanz. Auch ohne die Worte, die sie in Italienisch und dann aber auch in einer ihm vollkommen fremden Sprache sang, verstand Valerio, dass sie um ihre Liebe sang, um ihr Leben. Nicht die Liebe zu einem göttlichen Wesen war gemeint, sondern die Liebe zu sich selbst - und zu allem, was sie für sich in dieser Welt gewünscht hätte. Es lag unendliche Trauer darin.

Maria hatte noch einige Silben und Töne ihres Psalms gesungen und war verstummt. Jetzt sang nur noch das Mädchen. Sonst war es still im Raum. Sogar die Vögel rings um ihn hatten aufgehört zu singen.

Valerio empfand es beinahe schmerzhaft, dass er sie nicht ansehen konnte - denn er meinte ihre Augen, ihre Seele zu spüren durch ihr Singen und er wollte mehr davon, wollte wissen, ob das, was hier aus seiner Vorstellung erwuchs, auch der Wirklichkeit entsprach. Er hatte ein Bild von ihr und hatte doch keines, aber etwas war mit ihm geschehen. Dieser Mut, diese Kraft und zugleich eine solche Schönheit und Zartheit – so etwas hatte er nicht für möglich gehalten an diesem Ort.

Er lauschte den Worten und suchte in seinem Herzen nach der Zauberformel, die die Zeit anhielt, damit es nie zuende ging. Diese Sprache, die sich da mit seiner mischte, war ihm so vertraut und doch verstand er sie nicht. Er verstand ... das Innere der Worte, wenn auch nicht ihre äußere Entsprechung. Vielleicht so, wie man einen Kuss verstand. Oder eine Hand, die sich in die eigene schmiegte.

Ask him to find me an acre of land,

parsley, sage, rosemary and thyme.

Between the salt water and the sea sand,

for then he'll be a true love of mine.


Ask him to plough it with a sheep's horn,

Parsley, sage, rosemary and thyme,

And sow it all over with one peppercorn,

...ma che sappia che ancora io l' amo.

Bevor der Gesang des Mädchens ganz verwehte, geschahen zwei Dinge gleichzeitig im Raum - und dann noch etwas, das Valerios Welt veränderte.

Die Tür wurde aufgerissen und Orazia platzte herein. Sie schrie: "Was ist hier los? Was singt sie da? Du duldest das, Maria? An dieser heiligen Stätte? Mach, dass sie aufhört, das ist ein Zauber! Sie ist zu allem fähig!"

Das Mädchen, das inzwischen seine weiße Haube wieder aufgesetzt hatte, um die traurigen Stümpfe der restlichen Haare zu bedecken, kam zur Fensterbank herüber und legte den letzten Zopf zu den anderen. Valerio starb dort unter dem Fenster, weil er wusste, dort oben, eine Armlänge über ihm, lag ihr Zopf. Wenn er auch nur ein Hundertstel so schön war wie ihre Seele, dann war dieser Zopf zehntausend Mal sein Leben wert.

Die Pförtnerin schrie, das Mädchen an der Fensterbank erschrak und suchte Schutz bei den anderen am Tisch - und Valerio war allein am Fenster. Langsam, ganz langsam stand er aus seiner hockenden Haltung auf. Und er sah ihn, er erkannte ihn gleich, wie er bei den anderen lag.

Der Zopf war leuchtend rot. Und lang war er und dick. Das war kein Kinderhaar, es war der Zopf einer Frau. Ein solches Rot, solche Haare, glutrot wie die Abendsonne und feurig wie sein Herz in diesem Moment, so etwas hatte er noch niemals gesehen. Und nie berührt. Mit offenem Mund starrte er auf den Zopf, als plötzlich Bewegung in den Raum kam. Orazia hatte einen Stapel Kleidung für die neuen Novizinnen auf den Tisch geworfen und begann nun im Raum hin und her zu laufen und den Mädchen mit scharfer Stimme Anweisungen zu geben.

Bevor die grimmige Pförtnerin sich der Fensterbank näherte, tat er das Unglaubliche: Er griff den roten Zopf, drehte sich um und rannte. Er stopfte ihn in sein Hemd, drückte ihn gegen seine Brust und lief und lief. Er wusste nicht wohin, sein Kopf war völlig leer, er dachte an gar nichts. Er hatte nur das Lied, ihr Lied, ihre Stimme im Kopf. Sein Herz jagte, der Druck in seiner Brust brachte ihn beinahe zum Platzen, die Beine taten, was sie mussten, wie von selbst. Er lief nicht zur Obstwiese hinunter. Er wollte heute niemandem mehr begegnen. Morgen würder er Ärger haben. Er musste allein sein.

Er lief nach Hause, rief seiner Mutter durchs offene Fenster zu, er würde den Abend über draußen bleiben, sie solle ihm sein Essen in die Kammer stellen und nicht auf ihn warten. Dann lief er weiter durch die Gassen und Tunnel der Stadt, bis er an das schmale Tor kam, das zum Monte Subasio hinauf führte. Hinter dem Tor hielt er zum ersten Mal an, keuchend, auf die Knie gestützt, glücklich. Nie im Leben hatte er für möglich gehalten, dass so etwas geschehen würde. Er hatte ein Mädchen gefunden, das genauso war wie er. Er holte alle Luft der Welt in sich hinein und brüllte es hinaus und gegen den Berg. Einmal - und dann noch einmal, aus voller Kraft und mit allem, was in ihm war. Dann lachte er wild, griff sich mit beiden Händen an den Kopf und staunte über sich selbst, kaum fassend, was er gerade getan hatte. Und irgendwie hoffte er, sie hatte seinen Schrei gehört.

Ende Teil 38

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