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(16/5) Wahrheit

Vincenzo winkte ab. "Erspart mir das Unwesentliche!" Ungeduldig wedelte er mit der Hand in der Luft herum. "Ihr seid also unterwegs nach Rom gewesen, zu diesem... Freund. Dann habt Ihr südlich von Narni den Weg durch die Schlucht genommen?"

Valerio nickte.

"Ich höre Euch nicht."

"Ja. Den unbenannten Weg im Süden. Der oberhalb der Schlucht an der Quelle vorbei und dann in die Wälder hinab und weiter nach Testaccio führt."

"Wann war das? Welche Tageszeit?"

"Die Sonne stand tief..." Er zuckte mit den Schultern. "Später Nachmittag vielleicht. Kurz vor Abend. Ich weiß es nicht genau. In den tiefer gelegenen Wäldern wird es früh dunkel."

"Und Ihr wart aus dem Wald bereits heraus, als Ihr auf die Leute und den Kaufmann traft?"

"Nein. Von dort, wo ich der Familie begegnete, war es bestimmt noch eine gute Stunde Fußmarsch bis zum südlichen Rand, wo der Wald endet. Sie lagerten am Wegrand, ich fand sie zuerst."

"Und weiter?" Der Kardinal richtete sich in seinem Stuhl auf. Er wirkte jetzt sehr aufmerksam.

"Ich half ihnen ein Zeltdach am Wagen zu befestigen. Sie hatten sich entschieden, erst am nächsten Morgen weiter zu fahren und die Nacht im Wald zu verbringen. Sie luden mich ein, mich ihnen anzuschließen, als Mauro de Lorca und der Junge über den Weg heran kamen."

Vincenzo Grassi stemmte sich an der Tischkante hoch und hob sich aus seinem Stuhl. Die Hände auf dem Rücken verschränkt begann er in der Kammer auf und ab zu gehen. "Und sie blieben ebenfalls, schlossen sich euch an... aus eigenen Stücken? Oder habt Ihr sie überredet?"

Er musste vorsichtig sein. Die Fragen zielten auf irgendetwas ab, aber der Sinn war nicht zu erkennen. So blieb nichts zu tun als strikt bei der Wahrheit zu bleiben, denn diese war zumindest schlüssig. Aber wenn es falsch war, ein fataler Fehler? Oder es bewahrte ihn vor dem Schlimmsten, wer wusste das schon. Er musste die Katze im Sack kaufen. Später würde sich heraus stellen, welche Folgen seine Aussage hatte.

"Also! Was ist nun? Den Kaufmann und den Jungen, habt Ihr sie zum Bleiben überredet?"

Aus dem Augenwinkel beobachtete Valerio, wie der Kardinal hinter seinem Rücken verschwand. Für einen Moment schloss er die Augen; er bündelte seine Sinne, richtete sie hinter sich, tastete die Energie des Inquisitors ab, während Vincenzo die wenigen Schritte bis zur Tür lief, sich umwandte und zurück kam. Da war ... Müdigkeit. Und darunter, wie unter einer grauen Decke, ein starker, persönlich motivierter Drang, ein scharfes Interesse, das den Kardinal wach hielt. Es war mitten in der Nacht ... sicher war er müde um diese Zeit. Aber es konnte genauso gut auch die Wache im Gang hinter der Tür sein, die er in diesem Moment erfasste ... Er brach den Kontakt wieder ab, bevor er zu viel Energie verlor. Sofort kroch Wut in ihm hoch. Dunkle, blutige Wut. Eifersüchtig kauerte das Tier vor ihm, bereit zum Sprung. Er gebrauchte dessen Gaben, ohne ihm den entsprechenden Tribut zu zollen. Innerlich wandte er sich ab, entzog sich dem starren Blick der Bestie. Er durfte nicht aufgeben, sich seine Kräfte zurück zu erobern.

"Nein", erklärte er, als er Vincenzo nahen hörte. "Warum sollte ich Fremde zum Bleiben überreden? Sie blieben, weil ihre Pferde rasten mussten. Und wahrscheinlich auch, weil es sicher war, sich auf dieser Strecke einer Gruppe anzuschließen, die harmlos wirkte." Er konnte einen leisen Zynismus nicht unterdrücken, als er anfügte: "Vertrauenswürdige Leute finden sich nicht oft ... in dieser Gegend." Er ignorierte das protestierende Schnaufen in seinem Rücken und fuhr fort: "Unsere Gemeinschaft bestand aus zwei Frauen und zwei Männern. Es gab guten Grund, uns mehr zu vertrauen als den Wegelagerern, die in diesen Wäldern ziehende Kaufleute und wehrloses Volk abfangen. Mit den beiden waren wir sechs. Das schafft Sicherheit."

Die Hände weiter auf dem Rücken haltend schritt der Kardinal in sein Sichtfeld hinein, dann wandte er sich plötzlich zu ihm um. Der Schein der zuckenden Fackel tanzte mit den Schatten auf seinem Gesicht. "Ihr spracht mit Mauro de Lorca?"

"Ja, ein wenig. Wir sammelten auf der anderen Seite des Weges und auf der Böschung Feuerholz. Wir mussten uns beeilen, denn die Dämmerung brach an. Da war nicht viel Zeit für Gespräche..."

Vincenzos ungeduldige Hand forderte ihn auf, den Inhalt des Gesprochenen zu berichten.

"Wir tauschten uns über unser Reiseziel und unsere Herkunft aus, sprachen dann einige Worte über Perugia und Rom. Mauro erwähnte Orte in der Gegend, an denen er gute Geschäfte gemacht hatte."

"Ihr habt ihn nach seinen Geschäften gefragt?"

"Nein. Er erzählte es von selbst. Ich fragte ihn nicht."

"Und der Junge? Hab ihr auch mit ihm gesprochen?"

"Ein wenig. Mauro stellte mir Floriano als den Neffen seines Freundes vor und ich fragte den Jungen, wie ihm das Reisen gefiel. Er war zurückhaltend und sprach kaum. Er sagte nur, es gefiele ihm gut."

Der Kardinal trat an seinen Stuhl heran, langte über die Lehne hinweg nach seinem Wein. Er trank einen Schluck und setzte das Glas wieder ab. Aus zusammen gekniffenen Augen sah er zu Valerio hinüber. "Ihr ... habt ein Wildschwein erlegt."

"Ja."

"Und das war ...Eure Idee?"

Valerio unterdrückte ein Lächeln. "Es war, was ich mir für den Abend vorgenommen hatte, bevor ich der Familie begegnete, ja. Es war meine Idee."

"Der Bogen. Er ist englische Machart. Woher habt Ihr ihn?"

Die Frage konnte Vorbote weiterer Schwierigkeiten sein. Die Kirche hatte ein misstrauisches Auge auf alles Fremde.  Die Qualität englischer Bögen war in ganz Europa ebenso bekannt wie gefürchtet. Man bewunderte solche Waffen, aber man wollte sie nicht in seiner Nähe haben. Er musste vorsichtig sein. "Ich hatte ihn im letzten Jahr einem Fremden abgekauft. Der ihn wiederum von jemand anders hatte; so sagte er jedenfalls. Der Mann wollte ihn loswerden, er konnte damit nichts anfangen."

"Ihr traft ein Ferkel in der Dämmerung. Ihr schießt gut. Woher habt Ihr Euer Geschick mit dem Bogen?"

Valerio lachte. "Bin ich jetzt angeklagt wegen Besitz von ... Talent? Ich habe das Bogenschießen früh gelernt. Der Vater eines Freundes war Jäger. Er hatte Freude daran, seine Fähigkeiten an uns weiter zu geben."

Ein Blick in Vincenzos Gesicht zeigte ihm, dass dieser seinen Worten nicht traute. Er fürchtete Waffen, die sich auf ihn richten könnten. Der Ton, in dem der Kardinal gesagt hatte, er bekäme seinen Bogen nicht zurück, lag ihm noch im Ohr.

Um die Sorge des Kirchenmannes zu beruhigen, erklärte er: "Ich war fünfzehn, als er mein Talent entdeckte. Kaum kräftig genug, um einen Bogen vernünftig zu spannen. Eure Eminenz ... wann habt ihr Eure Liebe zur Religion entdeckt? Ich vermute, Ihr wart ebenfalls noch ein Junge? Und als Ihr Eure Leidenschaft bemerktet: Habt Ihr nicht freudig die Lehren Eures ersten Mentors angenommen? Seht, so ging es auch mir! Ich kenne die Wälder seit meiner Kindheit, ich liebe die Natur und bin gerne für mich allein. Mich selbst versorgen zu können, zu wissen, wie man mit einer lautlosen Jagdwaffe umgeht, war für den Jungen, der ich war, eine verlockende Vorstellung." Er lachte. "Ich zog nicht mit meinem Bogen durch die Wälder in der Absicht, Euch von Eurer Burgzinne herunter zu schießen - Falls Ihr solche Befürchtungen hegt! Ich wollte mir in der Schlucht einen Hasen schießen und ihn über dem Feuer braten. Ich ziehe ein solches Mahl in Gottes Natur und unter freiem Himmel jedem Gasthausbesuch vor."

Er fing den misstrauischen Blick des Kardinals auf. "Und nein, ich habe nichts zu verbergen", schob er nach. "Ich versteckte mich nicht in den Wäldern oder hegte irgendwelche bösen Absichten, sondern ich durchwanderte die Schlucht, weil es von Perugia aus der kürzeste Weg nach Rom ist."

Vincenzo Grassi ignorierte diese Korrektur seines Verdachts. "Nun, für das Schwein zahlt Ihr, das war Wilderei. Die ich Euch nachsehe, da Ihr nicht von hier seid. Aber der Junge, der Euch zusammen mit dem Kaufmann auf der Jagd begleitete,  wurde verletzt, als er die Böschung hinunter fiel, sagtet Ihr. Ein Unglück nanntet Ihr es. Ist das wahr?"

"Ja. Es geschah genauso, wie ich es beschrieb. Niemand hat ihn gestoßen, weder der Kaufmann, noch ich selbst - und seine Verletzungen waren alles andere als harmlos, sie waren ernsthaft und schwer. Und sie führten irgendwann in der Nacht zu seinem Tod. Wie es zu erwarten war."

"Ihr seid zu jung, um erfahren genug in solchen Dingen zu sein. Was wisst Ihr davon, was man bei solchen Verletzungen zu erwarten hat? Sagt mir jetzt nicht, der Vater eines anderen Freundes habe Euch medizinische Kenntnisse vermittelt, seit ihr ein Knabe von zehn Jahren wart, und Ihr hättet Talent dazu."

"Man hört einiges, Hochwürden, wenn man hinhört. Viele beobachten etwas, machen ihre Erfahrungen und reden darüber. Und wer sich dafür interessiert, wie ein Hase oder ein Reh von innen aussehen, während er jagen lernt, der erfährt ganz nebenher auch, wann eine Verletzung tödlich ist." Er sah zu dem Kardinal auf, der vor ihm stehen geblieben war. "Die Bauchdecke war offen, Hochwürden. Es war ein Loch darin. In der Schlucht wird Holz geschlagen, ein gespitzter Baumstumpf hatte ihn erwischt. Das konnte man nicht einfach richten und heilen."

Mit einer Geste seiner Hand forderte der Kardinal ihn auf fortzufahren. Er konzentrierte sich, er durfte jetzt nichts falsch machen. "Es ... war Nacht", erklärte er, "und wir waren mehr als zwei Stunden vom nächsten Ort entfernt, in dem es vielleicht einen fähigen Medicus gegeben hätte. Aber auch dieser hätte nicht den Dreck aus dem Jungen heraus bekommen; er hätte ihm den Bauch vernäht und alles hätte seinen Lauf genommen. Da Floriano aber in der Nacht bereits starb, wäre fraglich gewesen, ob er auch nur den Transport bis zur nächsten Stadt überstanden hätte. Und bedenkt, Eminenz, niemand von uns ist ein Arzt. Die Familie war ratlos, und der Kaufmann und ich ebenfalls. Wir konnten nichts für den Jungen tun als ihn zu verbinden, ihn ruhen zu lassen und ihm Wasser zu geben. Essen wollte er nichts."

Das ernsthafte Nicken des Inquisitors ließ ihn erleichtert aufatmen. Über seine eigentliche Existenz durfte man hier nichts erfahren; man sollte ihn für einen jungen Burschen halten, der gerade sein Musikstudium beendet hatte.

"Nehmen wir einmal probeweise an, Ihr sagt die Wahrheit in all diesen Dingen. Dann habt Ihr also tief und fest geschlafen, als der Junge starb? Und es dann am Morgen bemerkt?" Vincenzo setzte sich schwerfällig in seinen Stuhl zurück und legte die Handflächen auf den Tisch. "Sprecht."

Der Punkt war erreicht. Was sollte er nun sagen? Es blieb nur die Wahl zwischen der Bestätigung dessen, was der Kardinal gerade anbot ... und dem, was sich tatsächlich begeben hatte. Zumindest, soweit es den Kaufmann betraf.

"Wir alle haben geschlafen."

"Bis zum Morgen?"

"Nein. Das heißt ... die Familie schon. Sie schliefen hinter dem Wagen, liegend konnte ich darunter hindurch sehen. Aber ich selbst wurde von einem Geräusch und Stimmen wach."

"Mauro de Lorca?"

"Ja. Ich hörte seine Stimme einige Meter entfernt. Dort, wo der Junge lag. Als ich mich leise aufsetzte, konnte ich hören, wie er ihn zwang, ihm das Geld heraus zu geben."

"Welches Geld?"

Der Kardinal wusste genau, welches Geld gemeint war. "Das Geld, das der Junge aus seinem Lohn zusammen gespart hatte. Mauro wollte es haben."

"Und es seinem Freund bringen? Dem Onkel des Jungen?"

"Das weiß ich nicht", antwortete Valerio aufrichtig. "Ich weiß nur, dass er ihn nötigte und dass der Junge sich wehrte; man konnte an den Geräuschen hören, dass eine Art Handgemenge stattfand und dass Floriano Schmerzen hatte und sich gegen den Kaufmann zu wehren versuchte."

"Und da habt Ihr Euch eingemischt, vermute ich?"

Ja, ich habe ..."

"Warum?", fiel ihm der Kardinal ins Wort. "War es nicht klar, dass der Kaufmann sich verpflichtet fühlen würde, das Geld für den Jungen an dessen Familie zu überbringen ... Wenn es doch danach aussah, dass er sowieso nicht überleben würde?"

"Valerio schüttelte energisch den Kopf. "Nicht so, Hochwürden. Ich ging davon aus, dass es sich um einen Raub handelte, den der Junge gar nicht bemerken sollte. Dass er trotz seines Zustandes aufwachte, als Mauro sich an seiner Tasche zu schaffen machte, war sicher so nicht geplant. Der Kaufmann ... hätte vorgeben können, nach ihm sehen zu wollen, und sich dann unverrichteter Dinge wieder entfernen können. So wäre es niemandem aufgefallen. Wenn er tatsächlich aufrichtige Absichten hatte, was das Geld betraf, hätte er gut bis zum Morgen abwarten können. Man würde sehen, wie es Floriano ging - oder feststellen, dass er über Nacht tatsächlich gestorben war. Mauro hätte das Geld nach dem Tod des Jungen offiziell an sich nehmen können, niemand hätte das verdächtig gefunden. Da er in der Nacht aber sogar Gewalt anwendete, um es zu bekommen, vermutete ich, er wollte nicht, dass überhaupt bekannt wurde, dass der Junge seinen gesparten Lohn bei sich trug. So handelt man, wenn man vermeiden möchte, dass überhaupt über Geld gesprochen wird, das vorhanden ist. Wenn man nicht möchte, dass irgendjemand davon Kenntnis hat, dass da ein Beutel voller Taler den Besitzer wechselt."

"Ein Beutel voller Taler", wiederholte der Kardial nachdenklich. Sein eisiger Blick fixierte ihn über den Tisch hinweg. "Woher wusstet Ihr, dass es ein Beutel voll war?"

"Weil ich ihn Mauro aus der Hand rang. Er hatte das Geld bereits, als ich Floriano zur Hilfe kam."

"Ihr habt dem Kaufmann das Geld also abgenommen. Und dann? Was geschah weiter?"

"Mauro stritt flüsternd mit mir. Er sagte, er wollte nichts Böses, er wolle es nur dem Onkel des Jungen bringen. Er sagte, Floriano würde doch sowieso die Nacht nicht überleben."

Vincenzo Grassi zog die Augenbrauen hoch, was seine Stirn in tiefe Falten legte. "Er hatte Recht, oder meint Ihr nicht?"

"Ja, aber..."

"Bei Euch fand sich der Beutel letztendlich nicht, Mauro de Lorca hatte ihn. Er selbst sagt aus, Ihr wart es, der ihn stehlen wollte. Und er sei derjenige gewesen, der ihn Euch gerade noch rechtzeitig abgenommen hat. Was sagt Ihr dazu?"

"Das ist nicht wahr. Ich erwischte ihn, als er dem Jungen das Geld wegnehmen wollte und nahm es ihm aus der Hand. Dann gab es einen Wortwechsel zwischen uns, in dem er seine guten Absichten betonte."

"Wie kam der Beutel dann aber letztlich in seine Hände?"

"Ich gab ihm das Geld zurück, da ich wusste, ich selbst hatte keinerlei Recht, es an mich zu nehmen und zu verwahren. Ich beruhigte Floriano und erklärte ihm, es sei das Beste, jemand, der seinen Onkel gut kannte, würde das Geld für ihn aufbewahren, bis ... es ihm besser gehen würde."

Der Kardinal schien auf einmal wacher, er setzte sich aus seiner zurück gelehnten Haltung auf. "Ihr habt dem Jungen tatsächlich gesagt, es würde ihm bald besser gehen? Während Euch aber klar war, dass er sterben würde?"

"Hochwürden ... er war fünfzehn Jahre alt und er hatte Schmerzen. Und Angst! Sollten wir ihm sagen, er würde die Nacht nicht überleben, und uns wieder schlafen legen? Mauro war es, der im Beisein des Jungen so geredet hatte, ihn schien nur der Geldbeutel zu interessieren. Ich habe versucht, es einigermaßen abzuschwächen, um ihm zumindest Hoffnung zu geben. Ihn zu beruhigen. Ich hoffte, er würde einfach wieder ... einschlafen. Und hätte es hinter sich."

"Und dann ist er also gestorben. Von allein." In der Art, wie der Inquisitor sprach, schwang eine kaum überhörbare Ironie mit.

Valerio nickte. "Ja", sagte er fest. "Von allein. An seiner Bauchverletzung und der Beinwunde. Irgendwann zwischen Nacht und Morgen."

Er hatte ihm geholfen. Er hatte ihn in der Nacht nicht allein liegen gelassen, ohne Mutter, ohne Vater, ohne irgendeinen Menschen, der seine Hand hielt. Floriano war es nach Mauros Angriff schlechter gegangen, die Bauchwunde sah nicht gut aus, und er verlor ständig Blut aus dem Oberschenkel. Er hatte es ihm nur leichter gemacht, er konnte es beschleunigen. Aber Mauro hatte ihr leises Gespräch gehört. Auch die einschläfernden Worte, die er über Florianos Stirn gemurmelt hatte. Der Kaufmann musste gesehen haben, wie er später, als alle wieder zu schlafen schienen, zu dem Jungen hinüber schlich, ihn in seine Arme nahm und ihm zeigte, wie man seine Flügel ausbreitete und flog. Wie man losließ. Er musste es gesehen haben - und er hatte ihn gefürchtet, ihn für einen Dämon gehalten, für einen, der magische Kräfte besaß und Menschen mit Blicken, Berührungen, Worten tötete. Das war ... Magie. Darauf stand der Tod. Diese einfältige, ängstliche Welt! Sie tat sich so furchtbar leicht mit Hass und Gewalt. Und so schwer mit Liebe und Gnade. Wenn man ihm das nun vorwerfen wollte, würde er brennen.

Der Kardinal erhob sich seufzend aus seinem Stuhl. Nachdenklich und ernst sah er auf ihn herab. "Gut, mein Sohn", sagte er schließlich und nickte. "Ich weiß nicht, wie oft Ihr hier nun gelogen habt. Es ist nicht festzustellen." Die Lippen verzogen sich zu einer Art Schmunzeln. "Vielleicht ist das aber gar nicht wesentlich; in der Hauptsache scheint Ihr wahr gesprochen zu haben."

"Ich habe geschworen. Auf die Bibel. Ich habe nicht gelogen."

"Ah, ja ... das ist wahr.  Ihr habt geschworen." Vincenzo lächelte schmal. Sein Gewand raschelte, als er sich zu ihm hinab beugte. An seinem Ohr sprach er leise: "Aber wer wird das bezeugen? Es hat ja niemand gesehen. Niemand außer mir."

Er mochte die erzwungene Nähe nicht. Er spürte, wie sein Herz klopfte. Mit gesenktem Blick wartete er ab, was nun geschehen würde. Der Inquisitor richtete sich wieder auf. Seine nächsten Worte erschienen ihm noch leiser als eben, sie waren beinahe geflüstert. "Ihr fürchtet meine Macht. Ich bin ganz entzückt von Euch. Ich liebe Eurer flatterndes Herz, diesen reinen, unschuldigen Blick aus Euren Augen, wenn Ihr Dinge sagt, von denen man nicht weiß, ob sie Wahrheit oder Lüge sind." Mit lauter Stimme schloss er: "Was soll ich sagen. Der Kaufmann hat sich hier und da korrigiert, er wusste vieles nicht mehr so genau, dabei war es doch keinen ganzen Tag her. Er widerrief manches ... während Ihr doch eine Menge Details berichten konntet, die zueinander passten. Dinge, die zwar nebensächlich waren, die sich aber doch in alles so geschmeidig einfügten, dass ich Euch, sollte etwas davon Lüge sein, allein für Euer Geschick bereits mit dem Leben belohnen müsste." Er lachte laut auf. "Ein Scherz. vergesst das wieder."

Er richtete sein Gewand und schritt die wenigen Meter bis zur Tür hinüber. In seinem Rücken hörte Valerio, wie sich draußen die Wachen mit ihren Waffen regten, als die Angeln knarrten. "Bringt Ihn in die freie Kammer, er soll ein anständiges Nachtmahl haben. Und ein Bett. Für morgen früh brauche ich zwei Pferde und Begleitung."

Er wandte sich in den kleinen Raum zurück. "Ich bin zufrieden mit Euer Aussage. Sie erscheint mir weitaus glaubwürdiger als die des Kaufmanns. Meine Wachen bringen Euch jetzt in einen komfortableren Raum. Es wird ein Schloss an der Tür geben, denkt Euch nichts dabei. Es sind Vorschriften einzuhalten in diesen Mauern, sie dienen meiner persönlichen Sicherheit, da Ihr Euch außerhalb des Kerkers unter meinem Dach aufhaltet." Seine Stimme klang nun beinahe warm, versöhnlich. "Ihr seid so gut wie frei, habt Geduld. Erholt Euch bis morgen. Wir reiten bei Tagesanbruch."

Dann verschwand er nach draußen, und zwei Wachen betraten den Raum, um Valerios Fesseln zu lösen.

Ende Teil 148

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