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(16/3) Januskopf

Er hob das Gesicht, bemühte sich seine Hände zu erkennen. Allein dass er dabei den Kopf in den Nacken legen musste, verstärkte den Zug an seinen Armen noch mehr. In den Händen, den Fingern hatte er buchstäblich kein Gefühl. Der Zustand seiner Hände machte ihm große Sorgen. Was er im Schein der Fackeln sah, gefiel ihm gar nicht. Die Finger ragten geschwollen und völlig unbeweglich über die eisernen Ringe hinweg, die Handrücken waren straff nach oben gewölbt, die Farbe der Haut ein undefinierbares Grau. Selbst im gelben Feuerschein sah es ungesund aus. Er zögerte nicht. Ein letzter Blick zur offenen Tür hinüber, noch war der Kardinal nicht zurück...

Mit einem Ruck zog er eines der steif gewordenen Knie hoch und bis an den Körper heran, setzte den Fuß vor sich auf der schmalen Kante auf. Einen Moment lang hielt er die Luft an, sammelte sich - und hängte sich mit ganzem Gewicht in die Eisen hinein, in der Hoffnung, dass das gespannte Gewebe jetzt nicht aufplatzte. Mit Hilfe des angezogenen Beines stemmte er sich hoch, zog das andere nach. Blut lief an seinem Unterarm herab, tropfte ihm auf Wange und Schulter, aber er fühlte nichts. Jetzt kniete er auf der schmalen Fläche, immerhin! Die obere Begrenzung  der Nische genügte nicht, um darin aufrecht zu stehen; aber er konnte seinen Händen nun mehr Raum in den Fesseln geben, sie oberhalb der Eisen etwas weiter hinaus schieben. Kreisend begann er die blutigen Handgelenke zu lockern. Das linke klebte an der Innenseite des Rings fest... Er löste es vorsichtig, um nicht zu viel Haut abzureißen.

Die Nische war in ungefähr eineinhalb Metern Höhe in die Felswand gehauen worden. Seine Schultern und der Kopf warfen jetzt, wo er sich halbwegs aufgerichtet hatte, Schatten auf Hände und Fesseln, ganz gleich, wie sehr er sich bemühte sich aus dem Weg zu halten. So konnte er nicht viel erkennen. Er musste die Eisen los werden, aber weder war der Schließmechanismus in dem von der Zugluft unruhigen Fackelschein ausmachen, noch war es möglich, eine Hand zur anderen zu bringen, um ihn wenigstens abzutasten. Der Abstand zwischen den beiden Ringen ließ es nicht zu, auch kam das Gefühl noch immer nicht in die Finger zurück. Sie waren zu nichts zu gebrauchen. Und da die Ringe hinter ihm in die Wand eingelassen waren, war es nötig, sich zur Wand hin zu verdrehen. Um überhaupt einen Blick darauf werfen geschweige sie greifen zu können, musste man... Er versuchte es aus allen möglichen Richtungen und fand doch keine Lösung, ohne sich zugleich selbst im Weg zu sein.

Ein helles Pfeifen durchschnitt die Luft; wie ein Peitschenhieb traf der Schlag des dünnen Stocks auf seine linke Fußsohle. Den scharfen Schmerz, der ihm durch den Körper jagte,  spürte er bis unter die Schädeldecke.

"Was soll das werden? Dass du beichten darfst, heißt nicht, dass du dir jede Freiheit nehmen kannst."

Valerio krümmte sich in der Nische zusammen und verbiss sich den Laut, der sich in seiner Kehle staute; zitternd saugte er die Luft zwischen den Zähnen ein. Es tat entsetzlich weh. Der helle Schmerz hielt sich unerträglich lange im Körper, sein nagelspitzes Echo ging durch sämtliche Nerven, bevor es endlich an Schärfe verlor. Aber nach dem Schmerz kam die Wut des Tieres. Rot kochte sie in ihm hoch - und brachte Heilung. Sein Blut pulsierte in ihm, rauschte in seinen  Ohren, eine unbändige Kraft sammelte sich in seiner Brust und schoss durch die Arme in die Hände hinauf. Er öffnete die Finger, spreizte die Handflächen... gut so! Es war gut. Er brauchte seine Hände. Sie waren sein Leben, sie waren Heilung und Musik. Sie hatten Caterina berührt. Tränen traten ihm in die Augen. Nur diesen einen Moment würde er zulassen, nur diesen, für seine Hände. Niemand konnte sie besser heilen als die Bestie es vermochte.  Aber dann... dann musste es aufhören, er musste sich beherrschen, solange das gelingen konnte.

Er erkannte den Wächter an der Stimme wieder. Die Frage an der Treppe. Ob er lieber auf seinen Füßen hinunter gehen oder fliegen wollte. Offenbar hegte der Wachmann eine Leidenschaft für freien Fall jeder Art... bei Gefangenen, nicht bei sich selbst. Mit der Stockspitze strich er über die nackten Fußsohlen, als wortlos drohende Antwort auf seinen tödlichen Blick, mit dem er den Wächter von oben herab ansah. Sollte er doch die Tränen sehen! Oh, er hätte seine Hände samt den Eisen aus der Wand reißen, ihn packen und ihm die Kehle durchbeißen können. Danach hätte ihm die Welt gehört. Welches Glück hatte dieser Mann, dass er seine Menschlichkeit nicht ausgerechnet am dreckigen Hals eines Wächters verlieren wollte. Sein Blut war ein solches Opfer nicht wert.

"Bleib da. Rühr dich nicht von der Stelle", knurrte der Wächter und griff nach einer Leiter, die neben den hölzernen Klappen an der Wand lehnte. Während er sich bemühte, ihn von den Eisen los zu machen, hielt ein anderer Valerio seinen Speer an die Seite. Die Tür stand noch immer offen, Er sah es, als er einen schnellen Blick über die Schulter warf. Beide mussten sich so leise genähert haben, dass er sie eben gar nicht bemerkt hatte... Er musste aufmerksamer sein! Und nachdenken, bevor er handelte! Den Schlag auf den Fuß hätte er sich sparen können. Aber dafür hatten ihm Schmerz und Wut einen Teil seiner schärferen Instinkte zurück gebracht - und dazu auch einen Teil seiner Regenerationsfähigkeit, knapp vorbei an den Fängen des Tieres. Als er seinen Puls in den Handflächen und unter den Fingernägeln zu spüren begann, atmete er erleichtert auf. Es war ein Balanceakt, wieder hinüber zu finden zu seinem alten, stabilen Zustand, ohne dabei zugleich auch die Bestie zu wecken. Sie lag unmittelbar auf dem Weg; noch waren ihre Augen geschlossen, aber ihr Hunger regte sich bereits. Er war jetzt sehr verführbar; und es würde jede Konzentration und allen Willen kosten, schadlos daran vorbei zu kommen.

Endlich lösten sich die Eisen, die schweren Ringe schepperten leer gegen die Wand. Er ließ das Zuviel an Energie aus seinem Körper heraus fließen, versuchte die Gewalterfahrung los zu werden, sie von seiner Seele zu löschen. Damit das, was als nächstes kommen mochte, nicht daran anknüpfte und ihn überkippen ließ. Er traute dem Inquisitor keinen Meter weit. Immer noch auf den Knien in der Nische hockend betastete er vorsichtig seine geschundenen Handgelenke. Plötzlich musste er an Mauro denken, wie er ihm seine gezeigt hatte, am Tisch...

Bevor man ihm die Leiter an die Kante stellen konnte, ließ er sich selbst von dem steinernen Absatz auf den Boden herunter.  Als er sich dabei auf die Unterarme stützte, um seine Hände zu schonen, sah er, dass die Durchblutung bereits zurück kehrte. Die Farbe der Haut hatte sich von totem Grau zu einem rosigen Ton gewandelt und die Platzwunde heilte; Finger und Handrücken waren nicht mehr so sehr geschwollen und auch das Gefühl kehrte zurück.

Erleichterung durchströmte ihn und ließ ihn entspannen. Das war gut. Es hielt das Tier in Schach, wenn er Hoffnung und Frieden verspürte. Es ernährte sich von Wut und Hass, es wuchs mit jeder negativen Regung, jedem Impuls zu Rache und Vergeltung. Und Aufgeben lag nicht in seiner Natur, es war zäh und klebrig und heftete sich an sein Innerstes, wenn es konnte. Es war jetzt abgrundböse, es war in Rage, denn er enthielt ihm seine Seele vor, verweigerte ihm jede Nahrung. Der Kampf war hart und vielleicht würde er ihn diesmal nicht gewinnen können, er war nicht präpariert... Aber jetzt gerade ging es ihm gut genug! Weder tobte eine unkontrollierte Wut in ihm, noch strebte er nach Vergeltung. Er konzentrierte sich auf alles, was er liebte und was ihn mit der Welt verband.

Langsam begann auch der Wein zu wirken, sein Körper, seine Sinne erinnerten sich an ihre Kräfte. Die Phasen des Wegfallens würden nun zumindest eine Zeit lang seltener und schwächer... solange er irgendwie an mehr Wein kam. Es musste gelingen, wenn er nicht rückwärts in den Abgrund zurück stürzen wollte! Jetzt nahm er es als ein gutes Zeichen, dass die Selbstheilung funktionierte, ohne dass er dafür zu teuer bei dem Tier bezahlen musste. Gerade diese hatte er der Bestie damals in hartem Kampf abgerungen. Sie hatte ihn spüren lassen, wie es war, wenn sie ihre Klauen in ihn hinein schlug, ihn zu Tode verletzte, ihn ausbluten ließ; die Selbstheilungskräfte waren das wenige Gute, das das Tier zu vergeben hatte. 

Er hatte es unbedingt haben wollen, wenn er auch die Bestie weit hinter sich lassen wollte - und am Ende, nach langem Kampf, war es ihm letztlich gelungen: diese Fähigkeit wurde zu seiner wertvollsten Kraft.

Es überzog seinen Schild mit magischem Silber, es adelte ihn. Womöglich war er der einzige, der jemals in die Fänge des Tieres geraten war, ihm seine besten Kräfte abgerungen, es überlebt und damit nicht mit seiner Seele bezahlt hatte. Die größte der Gaben, die zugleich auch die zwiespältigste und schwerste war, nun noch einmal zurück gewonnen zu haben - die Heilung und damit das ewige Leben - ließ ihn berührt und demütig stehen, als er sich seines Sieges voll bewusst wurde. Aber es war nur auf Zeit. Der Kampf war nicht ein-für allemal gewonnen, noch nicht. Er musste sich etwas einfallen lassen.

Das Kleiderbündel, das man ihm in den Arm drückte, enthielt alles, was er getragen hatte. Nur die Stiefel und sein Messer fehlten. Und auch die kleine Tasche an seinem Gürtel hatte man geleert, aber das war nicht wesentlich. Er genoss das Pochen in seinen Händen, ebenso in der linken Fußsohle, er spürte, wie es strömte. Man ließ ihm keine Zeit seine Hände in besserem Licht zu untersuchen, aber so schenkte man ihnen selbst zumindest ebenfalls keine Aufmerksamkeit. Die rasante Heilung war verdächtig. Das Schlimmste, was ihm jetzt passieren konnte, war, dass man Unmenschliches an ihm entdeckte. Und es war gut, wenn man nun nicht auch noch anfing über seine Tätowierung nachzudenken! Die kleine auf der Brust ließ sich leicht erklären, der Drache würde mehr Schwierigkeiten bringen. Die Kirche verfolgte, was fremdartig war... Schnell warf er sich seine helle Tunika mit den weiten Ärmeln über, stieg in die Hose und beeilte sich die Bänder zu schließen - bis man seine Arme hinter den Rücken wand und ihn an der Schulter packte.

"Bringt ihn hier herüber."

Vincenzo Grassi. Er stand in der Tür. In der Hand eine schwere Bibel. Es sollte also tatsächlich sein... Aber wo waren der Wein, die Hostie?

"Bindet ihm den linken Arm an diesen Stuhl hier." Der Kardinal zeigte auf einen schweren Eichenstuhl, der in der Nähe des kleinen Tisches stand. "Und die Füße. Macht sie hier unten fest, an den Stuhlbeinen."

Wann hatte man den zweiten Stuhl herein gebracht? Erst jetzt dämmerte ihm, wie wenig er von dem Geschehen im Raum mitbekommen hatte, während er mit seinen Händen beschäftigt gewesen war. Das durfte nicht noch einmal passieren! Er musste seine Augen stets rückwärts richten. Sehen, hören, spüren, was sich hinter ihm tat. Es war dieser graue Halbzustand, der ihn plötzlich und immer wieder wie taub und blind und mit schwerfällig umnebelten Gedanken stehen lassen konnte und ihn dann aber wieder haltlos mitriss - hinein in den Rausch bis zur Explosion geschärfter Sinne oder Gelüste... Das würde bald vorbei sein, zumindest in dieser unkontrollierbaren Form. Es musste. Die Herausforderung, die der Stock des Wächters ihm gebracht hatte, war gemeistert. Und genau so würde er auch durch alles andere hindurch gehen und sich nicht mehr provozieren lassen.

Die Tür fiel ins Schloss. Erstaunt bemerkte er, dass beide Wächter gegangen waren. Er war allein mit dem Inquisitor. Aber so hatte er es sich gedacht. Innerlich schmunzelte er. Angelo. Der Inquisitor wollte dem Engel in ihm begegnen. Ohne Zeugen. Ganz wie er es voraus gesehen hatte.

"Habt Ihr Durst?"

Er schüttelte den Kopf.

Der Kardinal musste sein Zögern bemerkt haben. "Ihr seid sehr vorsichtig. Ihr traut mir nicht.... Lasst mich Euch helfen."

Valerio sah fragend auf. Vincenzo Grassi hielt seinen Blick, als er sich zur Seite hinüber beugte und einen tönernen Becher ergriff, der sich neben seinem Armlehnstuhl auf einem Beitisch befand. Er stellte ihn auf den Tisch. Dann nahm er einen Krug und wies darauf. "Wasser", sagte er, "reines Wasser aus meiner Quelle, sonst nichts", und goss den Becher voll. Er hielt ihn hoch. "Seht her." Er setzte das Gefäß an die Lippen und trank daraus. Sein Blick war ernst, als er Valerio den Becher hinüber schob. "Ich habe Euch beim Essen beobachtet. Ihr habt das Wasser nicht angerührt." Er lächelte zynisch. "Oder besser gesagt, Ihr habt anderes damit angefangen. Was Eurem Durst sicher nicht abgeholfen hat. Aber was mich nicht tötet, könnt Ihr getrost trinken, mein Sohn. Nur keine Angst. Es ist rein."

Valerio setzte sich auf. Einen Moment zögerte er, fixierte den Becher; dann griff er mit der Rechten, die man ihm frei gelassen hatte, danach, drehte ihn so, dass er von der selben Seite trinken konnte wie der Kardinal... und stürzte den Inhalt hinunter.

"Noch mehr. Ihr müsst sehr durstig sein."

Er nahm das Wasser dankbar an. Er musste Kompromisse machen. Stolz hatte hier jetzt keinen Raum. Er saß mit dem Inquisitor von Narni am Tisch, um sein Leben zu retten und nach Hause zu kommen, nicht, um sein Ego mit einem machthungrigen Mann zu messen. Aber diese Geste mit dem Wasser... dass er es vor ihm probiert hatte... ließ ihn nachdenklich werden.

Wer war dieser Mann in der Kardinalsrobe, der ihm heute Mittag zur Begrüßung den Ring ins Gesicht gestoßen und sich an seinem Blut ergötzt hatte - ohne ihn zu kennen oder auch nur das Geringste über ihn zu wissen? Wer war er, als er Mauro die Möglichkeit der Folter, zusammen mit einem Beutel voller Taler, in den Kopf redete und ihn, einen Fremden, dafür in den Kerker steckte, als Mauro sich für das Geld entschied?

Und hier saßen sie nun miteinander! Er hätte ihm beinahe die Hände zerstört. Er hatte ihn niederschlagen und an die Wand ketten lassen. Wollte er ihm hier nun seine zwei Seiten zeigen - die unerbittliche und die entgegen kommende - um sich vor ihm als vollkommen und allmächtig zu profilieren? Zeigte er sich so allen Gefangenen, gehörte das zu seinem generellen Habitus... Oder bezweckte er etwas Spezielles damit und es galt ihm persönlich? Vielleicht meinte er in ihm einen Gegner gefunden zu haben. Jemanden, der ihn interessierte, weil er dessen persönliche Waffen auf dem Tisch sehen wollte. Um heraus zu finden, ob es Ruhm und Befriedigung einbringen konnte ihn heraus zu fordern. Oder vielleicht faszinierte ihn auch nur das, was er selbst niemals besitzen würde.

Der Inquisitor streckte die Hand aus, legte sie auf die Bibel. Er schob sie zu ihm hinüber. "Und jetzt schwöre, Angelo Gatto", sagte er. "Schwöre, dass du die Wahrheit sagen wirst. Zu jeder meiner Fragen."

Ende Teil 146


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