Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

(15/5) Puls

Langsam stand Valerio von seinem Stuhl auf. Er starrte auf die Leiche, die die Träger einige Schritte vor dem Tisch ablegten. Wenn nicht die zwei großen Wunden am Oberschenkel und Bauch gewesen wären, er hätte dem Kardinal unterstellt, dass man hier einen anderen Toten für den Jungen ausgab. Nase und Kiefer waren zertrümmert, so dass man das Gesicht nicht mehr erkennen konnte; aber als er genauer hinsah, bemerkte er: Das große, bohnenförmige Muttermal am Hals war noch da. Auch die etwas abstehenden Ohren verrieten ihn - und vor allem der markant nach innen gerichtete Schneidezahn, der zwischen den offenen Lippen zu sehen war, belegte deutlich: Es war Floriano.

Er war sich sicher, er erkannte ihn wieder. Er fühlte, wie sein Mund trocken wurde. Eine Wut kochte in ihm hoch, die er nicht zügeln konnte. "Was ... ist das?" Ihm wurde übel, als er Florianos Gesicht aus der Nähe sah. Mit wenigen Schritten war er bei der Trage und kniete vor dem Jungen nieder. Er berührte die wachsfarbigen Wangen, die starren Hände.

An der dunkel gefleckten Kleidung fielen ihm sofort die Schlitze im Stoff auf. Bevor ihn die Wachen daran hindern konnten, packte er die Tunika mit beiden Händen und riss sie auf. Entsetzt starrte er auf die Rippen und den Bauch, auf die tiefen und breiten Einstiche. Fünf, sechs, sieben zählte er. Niemand sagte etwas.

Er kam vom Boden hoch. "Was ... Was habt Ihr mit ihm angestellt?" Die Drohung in seiner Stimme ließ die Wachen aufmerksam werden; sie umstellten die Trage, richteten ihre Speere auf ihn.

Der Kardinal erhob sich gemächlich. Er strich seine Robe glatt und trat gemessenen Schrittes näher. So nahe, dass er mit den Schuhspitzen gegen das Kopfende der Trage stieß. Eine Geste seiner Hand, und die Wachen senkten ihre Speere und traten zurück. Vincenzo Grassi machte ein Gesicht, das an vorgeblicher Ahnungslosigkeit nicht zu überbieten war. "Was meint Ihr? Ist etwas nicht in Ordnung mit der Leiche?"

Valerio hatte Mühe seine Stimme zu finden. "Das ist nicht ... Jemand hat ihn ... Das waren nicht seine Verletzungen!" Er zeigte auf Bauch und Rippen des Jungen, auf den Kopf, das Gesicht.

Vincenzo Grassi lief einige Schritte an der Trage entlang, intensiv begutachtete er den Körper des Toten. "Was redet Ihr da. Man sieht doch, dass es seine sind." Er wandte sich zu seinen Wachen um und lachte. "Wessen Verletzungen sollten es denn sonst sein? Meine vielleicht? Oder die des Heiligen Sebastian?" Von dreien der Anwesenden kam ein gequältes Lachen zurück. Als die anderen nicht mitlachten, verstummten sie wieder.

"Ihr wisst genau, was ich meine", rief Valerio. "Er hatte diese Verletzungen nicht! Es gab nur zwei... da waren keine weiteren Wunden!"

"Nun - wenigstens gesteht Ihr diese beiden ein. Ich denke ..."

"Ich gestehe gar nichts ein. Ich sage nur, ich kenne die Wunden, an denen er gestorben ist! Und ich habe ihn nach seinem Tod gesehen."

"Es war klar", entgegnete Vincenzo Grassi, während er seine Augen weiter auf die Wunden des Jungen gerichtet hielt, "dass Ihr Eure Tat in ihrem ganzen abscheulichen Ausmaß verleugnen würdet. Wer tut das nicht, wenn er so überraschend gefasst wird." Er hob den Kopf und sah Valerio ins Gesicht. "Wenn man den armen Jungen so sieht ... da könnte man sogar als Täter beinahe wünschen, man hätte zwei-dreimal weniger zugestochen. Aber dann sagt mir doch ... welches waren denn Eurer Meinung nach die Verletzungen, die Ihr ihm zugefügt habt und die zu seinem Tod führten? Und wer, glaubt Ihr, würde einem Toten all diese anderen Wunden noch nachträglich zufügen - und vor allem: Warum sollte er das tun? Überlegt, was Ihr sagt. Ihr habt nur einen Versuch. Überzeugt mich."

Als Valerio Mauro einen fragenden Blick zuwarf, wich der Kaufmann aus. Er zuckte leise die Schultern und sah auf seinen halb leeren Teller nieder.

Dass er nicht einmal aufstand, um sich selbst zu überzeugen, dass hier etwas faul war, machte Valerio stutzig. "Mauro... Komm her und sieh dir das an", forderte er den Kaufmann auf. "Sag dem Kardinal, was geschehen ist und welcher Art die Verletzungen waren, die Floriano hatte, bevor du mit dem Priester über sein Begräbnis sprachst. Mir wird er nicht glauben." Die Hand gegen den Schreiber ausgestreckt sagte er: "Du schreibst jetzt nichts. Warte."

"Ihr führt hier nicht das Wort", wies der Inquisitor ihn scharf zurecht. "Ihr setzt Euch auf Euren Platz zurück, oder ich lasse Euch aus diesem Raum entfernen und Ihr erhaltet gar keine Gelegenheit mehr, Euch zur Sache zu äußern. Bis Ihr allein befragt werdet." Die letzten Worte sprach er mit Nachdruck: "Unter härteren Bedingungen. Und in Fesseln."

"Ihr könnt mich nicht verhören, solange es keinen Kläger gibt."

Er durfte sich nicht so gehen lassen. Er musste seine Wut unter Kontrolle bringen. Sein fataler Zustand machte sich bemerkbar! Nicht einmal Weintrauben servierte man hier - dabei war es Herbst! Valerio verlor die Nerven. Es war der Anblick des Jungen, den er nicht vertrug, aber auch diese unglaubliche Rohheit, mit der man den Leichnam zugerichtet hatte, um ihm eine Falle zu stellen! Gerade jetzt, wo die Situation sich zuspitzte, durfte er keinen Fehler machen... Er hatte dem Kardinal dessen Schwäche aufgezeigt, hatte seine Kirche und seinen Stand beleidigt. Nun musste er jedes Fingerspitzengefühl anwenden, um die Sache zu ihren Gunsten voran zu bringen... Und Mauro rührte sich nicht! Er zeigte beim Anblick des geschundenen Körpers des Jungen nicht die geringste Regung!

Die Umstände waren komplizierter und verwickelter als er gedacht hatte. Aber auch der Kardinal schien sich nun zügig positionieren zu wollen. "Kaufmann", erhob er die Stimme, als er sich zum Tisch umwandte. "Sprecht beim Anblick dieses armen Jungen: Seid Ihr nun Kläger für ihn? Beantragt Ihr die Verfolgung dieser furchtbaren Tat, damit ihm wenigstens im Tod Recht und Genugtuung zuteil werden können? Ihr seid der Freund des Angehörigen - des einzigen, der sich um ihn gekümmert hat! Wollen wir ihm seinen jungen Neffen nun so, wie er hier liegt, zur Bestattung bringen - und ihm sagen, wir hätten den Täter bei uns gehabt, ihn aber nicht seiner Strafe zugeführt?" Er trat nahe an den Tisch heran, legte Mauro die beringte Hand auf die Schulter. "Kommt, Kaufmann", sagte er in sanftem Ton. "Helft mir, den Mörder zu verurteilen, wie es die Pflicht eines jeden guten Christenmenschen ist."

"Einen Mord richtet Ihr nicht, Hochwürden." Er musste sich einmischen. Er konnte die Situation nicht aus dem Ruder laufen lassen. "Mit Verlaub, Morde fallen nicht in Eure Zuständigkeit", erklärte er und bemühte sich diesmal um Höflichkeit und einen einigermaßen gemäßigten Ton - auch wenn ihm das Herz bis zum Hals schlug. "Und dass dieser Junge hier überhaupt ermordet wurde, ist noch nicht bewiesen. Keine Tat, kein Täter."

"Nun, das versuche ich heraus zu finden. Wenn Ihr mich fragt, ich finde, dieser Leichnam schreit nach einem Verbrechen." Der Inquisitor winkte den Wachen abzuwarten. "Lasst mich machen, hier ist keine Gefahr! Hier gibt es nur erhitzte Gemüter und einige Verwirrung aufgrund von Schuldgefühlen und Angst vor gerechter Strafe, das wird sich aber gleich legen. Es ist belastend für uns arme Sünder, wenn wir die höchsten Gebote brechen. Die Seele wehrt sich gegen solche Dinge. Wenn der so fehlgeleitete Mensch schließlich als solcher erkannt und seiner gerechten Strafe zugeführt wird, ist er oft einsichtig, ja geradezu erleichtert, dass es vorbei ist und er seine Seele reinwaschen kann. Wir werden der Wahrheit auf den Grund gehen..."

"Erlaubt, dass ich Euch helfe", wagte Valerio sich weiter vor. "Ihr seht diese Stiche hier?" Er beugte sich zur Trage hinab und zog die Reste der Tunika beiseite. "Seht... Sie stammen von einem Messer. Nach der Breite der Einstiche zu urteilen dürfte es lang sein." Er zeigte die geschätzte Länge zwischen seinen ausgestreckten Händen. "Ein solches Messer muss Organe verletzt haben", fuhr er fort. "Aber die Schnitte haben kaum geblutet. Sie wurden nachträglich hinzu gefügt, ebenso wie die Schläge aufs Gesicht... mit einem Stein oder einem eisernen Gegenstand. Der Junge war längst tot, als ihm diese Verletzungen zugefügt wurden. Nur ein Körper mit einem pumpenden Herzen blutet stark! Der Brustkorb und das Gesicht müssten blutüberströmt sein... Aber seht genau hin, das wenige Blut, das hier, da und dort austrat, ist nur..."

Es traf ihn vollkommen überraschend. Wie eine Welle, gespickt mit messerscharfen Glasscherben, durchzog der Schmerz seinen Körper. Lichtblitze zuckten vor seinen Augen, für einige Sekunden war er vollkommen blind. Sein Zwerchfell arbeitete nicht mehr, es verkrampfte sich, er konnte nicht mehr atmen... Wie er dort bei der Leiche kniete, wäre er beinahe vornüber gefallen, wenn er sich nicht geistesgegenwärtig auf dem Boden abgestützt hätte. Der Durst, die Gier. Ein unbändiger, animalischer Freiheitsdrang kroch ihm wie loderndes Feuer durch alle Sinne.

Es begann viel früher als er erwartet hatte. Reflexartig stieß er sich vom steinernen Boden ab, unterdrückte jeden Schmerzenslaut und richtete sich mühsam auf. Gerade noch wandte er sich vom Inquisitor ab, da übergab er sich schon. Glücklicherweise war sein Magen beinahe leer. Er wäre gleich wieder auf die Knie gefallen, blind und gekrümmt vor Schmerzen, wenn er nicht in eine der Wachen hinein getaumelt wäre. Der Mann hielt ihn mit einem Arm angewidert von sich weg und ließ ihn wieder los, richtete den Speer auf ihn.

Mit vor dem Körper verschränkten Armen versuchte Valerio den Geruch alten Blutes, der von der Trage zu ihm hinauf drang, aus seinem Bewusstsein zu verbannen. Er brauchte eine endlose Reihe dumpfer Herzschläge, bis er die Augen ganz öffnen und wieder freier atmen konnte. Er war so verführt, so... Sogar sein eigener Puls löste eine bestialische Mordlust in ihm aus. Ein Lächeln zog durch sein Gesicht. Innerlich weinte er - aber er lächelte. Er begrüßte die ewige Nacht, die in Sichtweite vor ihm stand.

Anspannung lag im Gesicht des Inquisitors, er schien jedoch die Veränderung, die in Valerio vor ging, nicht bemerkt zu haben. Auf seinen Einwand ging er nicht ein.

"Es spricht nun nur noch der Zeuge allein - und Ihr ausschließlich dann, wenn Ihr gefragt werdet", richtete der Kardinal seine Worte an Valerio, "oder Ihr verlasst den Raum und erlebt Euer eigenes Verhör in Ketten." Er zeigte auf den nassen Fleck auf den steinernen Fliesen. "Es ist selten, dass einem Mörder seine eigene Tat derart auf den Magen schlägt. Ihr habt meinen Boden beschmutzt. Setzt Euch wieder - Und schweigt endlich! Ich wiederhole mich nicht."

Valerio war diese Anordnung für den Augenblick Recht; er war nicht in der Lage vernünftig zu denken oder zu sprechen, geschweige denn zu handeln, solange er in der Nähe der blutbefleckten Kleidung des Jungen stand. Wie lange hatte er diese Torturen nicht mehr erlitten! Er hatte Angst. In dieser furchtbaren Hölle würde es keine Gesellschaft geben. Noch war es nicht zu spät... Noch konnte er den grausamen Prozess aufhalten!

Er wollte nicht in den Höllenschlund hinab, nicht noch einmal... Er hatte keine Ahnung, wie er aus diesem Abgrund wieder aufsteigen sollte. Beim letzten Mal hatte Luciano ihm beigestanden. Aber Luciano war tot. Er brauchte Wein... Jetzt. Bevor er sich an die Dunkelheit verlor und nicht mehr zu retten war.

Ende Teil 138

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro