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(13/8) Sphären


Als er die schwere Tür unter der Treppe öffnete, fuhr ihm der Wind ins Gesicht und blies in einem Zug alle Kerzen aus. Unter den nackten Füßen waren ihm die hölzernen Planken des terrassenartigen Anlegestegs vertraut; er kannte ihn von seiner Flucht aus Valerios Haus. Den Leuchter würde er später wieder mit hinein nehmen, er stellte ihn neben der Tür ab. Dann wandte er sich nach rechts, denn von dort kam der Feuerschein.

Wo er vor Tagen nur eine Gruppe dichter Zypressen vermutet hatte, entdeckte er nun einen schmalen Durchgang. Die Zweige dufteten schwer und harzig, als sie seine Arme streiften. Einige Schritte mehr, und er war hindurch und stand am Rand der wild gewachsenen kleinen Wiese. Der Wind schien aus allen Richtungen zu kommen, er zerrte an den Wipfeln der Bäume. Laub wirbelte umher.

Dort hinten war er. Still und unbeweglich saß er vor dem Feuer, dessen Flammen sich bis auf den Boden nieder duckten. Unschlüssig blieb Magnus stehen. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, zu ihm hinaus zu kommen. Warum saß er da, mitten in der Nacht und bei diesem stürmischen Wetter? Er wirkte wie eine Statue, wie ein Buddha in einem verwilderten Garten.

Noch konnte er unbemerkt wieder ins Haus gehen. Einen Moment lang dachte er ernsthaft darüber nach. Dann fühlte er, wie sich unter seine Neugierde so etwas wie Sorge mischte. Er wollte zumindest hinüber gehen und ihn ansprechen. Ja, das würde er tun! Er würde ihn fragen, ob es okay war, dass er ihm einen Augenblick Gesellschaft leistete. Und wenn Valerio lieber allein sein wollte, konnte er es ihm ja sagen.

Das Gras war rau und feucht, es hatte geregnet. Der Wind rauschte, die Bäume wogten. Das Feuer zuckte in alle Richtungen. Es würde Sturm geben ... Als er sich näherte, regte Valerio sich noch immer nicht. Müsste er ihn nicht längst bemerken?

Vielleicht war es die gespannte, aufrechte Haltung, in der er saß; sie ließ ihn glauben, er sei wach und ansprechbar. Was er jedoch sah, als er hinter seinem Rücken hervor trat, erschreckte ihn. Valerio wirkte tatsächlich vollkommen regungslos. Er schien nicht einmal zu atmen! Die Beine in einem halb aufgelösten Schneidersitz, die Hände auf den Oberschenkeln abgelegt, konnte man beinahe glauben, er meditierte. Er kannte sich nicht aus mit solchen Dingen, aber eines wusste er: Was er in seinem Gesicht sah, hatte nichts mit innerer Einkehr und Entspannung zu tun.

Er wirkte tatsächlich nicht ansprechbar, darum versuchte er es gar nicht erst. Unsicher trat er von einem kalten Fuß auf den anderen. Der Wind riss ihm die Körperwärme aus der dünnen Kleidung, er begann zu frieren. Valerio war vollkommen nackt. Wie lange er hier wohl schon so saß - in diesem Zustand?

Denn ein Zustand war es, den er hier sah! Der weite Blick war starr und leblos über das Feuer hinweg gerichtet. Er erkannte es, als er sich zu ihm hinunter beugte und sich gezielt in sein Blickfeld schob: Valerio sah nicht ins Feuer, noch nahm er seine Umgebung wahr. Als würde er einen Punkt am nachtschwarzen Horizont fixieren, starrte er in die Ferne; jenseits des Feuers gab es aber nichts zu sehen als dichtes, welkes Brombeergestrüpp, ein Stück verwilderten Kanal und alte Bäume.

Er blinzelte nicht, obwohl die immer heftiger werdenden Böen ihm die langen Haare kreuz und quer durch das Gesicht fegten. Arme und Hände rührten sich ebenfalls nicht; er reagierte auch nicht, als der Wind ihm einen Zweig mit einem welken Blatt daran gegen die Brust warf und dieser in seinen nackten Schoß hinunter fiel.

Ob ihm kalt war? Magnus wusste nicht, was er tun sollte. Er sah in Valerios Gesicht, dessen Konturen der zuckende Feuerschein gespenstisch hervor hob, suchte nach irgendeinem Lebenszeichen, einem Hinweis, wie er das hier einordnen sollte. Mit seinen Tätowierungen und den feurigen Reflexen auf dem Gesicht sah er aus wie ein Gott einer fremdartigen, archaischen Welt.

"Valerio ... Hörst du mich?"

Nichts. Er reagierte nicht.

"Ich hatte dich vom Fenster aus gesehen, und da dachte ich ... Valerio?"

Noch immer antwortete er nicht. Magnus wagte nicht, ihn noch einmal anzusprechen. Nach weiteren Überlegungen, die zu nichts führten, streckte er vorsichtig eine Hand aus und berührte seine Schulter, den Rücken. Er fühlte sich nicht kalt an; dennoch sah er sich in seiner Hilflosigkeit nach den herab gefallenen Ästen um, die überall im Gras lagen. Zwei oder drei warf er in die Flammen. Er musste zumindest das Feuer, das sich im Wind schnell verzehrte, in Gang halten.

Die Flammen loderten auf und machten sich über die neue Nahrung her. Er ließ sich neben Valerio nieder, rückte nahe an ihn heran. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Wenn er nicht reagierte und er ihn nicht dazu bewegen konnte, ins Haus zu kommen, dann würde er hier mit ihm sitzen, bis sein Zustand sich von selbst veränderte.

Es zeigte sich nicht gleich. Nicht im ersten Moment, als sein Blick sich mit dem Feuer zu beschäftigen begann. Es war vielmehr eine schleichende Veränderung, eine Wandlung, von der er später gar nicht sagen konnte, worin sie eigentlich bestanden hatte ... Sie war so subtil und im wahren Sinn des Wortes so transparent, dass es brauchte, bis er ihrer gewahr wurde. Und als es geschah, erschreckte es ihn zu Tode.

Mit der oberen Hälfte des Feuers war etwas nicht in Ordnung. Oder besser gesagt, da war etwas in der Luft, direkt in und über den züngelnden Flammen. Etwas, das dort nicht hin gehörte. Und eigentlich konnte er gar nicht wirklich sagen, ob da etwas war. Und ob es etwas Reales war. Denn was er sah, konnte man am ehesten eine Spukerscheinung nennen. Über oder in den Flammen - er wusste nicht, wie er es nennen sollte - zeigte sich eine Art Bild. Nur schemenhaft und transparent war es, wie ein Film, den man auf einer durchsichtigen Leinwand abspielte, so dass der Hintergrund durchschien... Aber es trug eine Präsenz und Wahrheit in sich, die so spürbar war, dass sich die Haare an seinen Unterarmen aufstellten.

Zunächst war ihm gar nicht aufgefallen, dass der obere Bereich der Flammen irgendwie überschattet wirkte. Als hätte sich ein dunkler Schleier über einen Teil des Feuers gebreitet, erschien dieser unscharf und düster umwölkt, je höher man schaute. Weil aber der eigenartige Schatten oberhalb des Feuers in die Dunkelheit der Umgebung überging, blieb das Phänomen für ihn zunächst unsichtbar.

Erst als sich in diesem trüben Schatten, dort, wo die Spitzen der Flammen hinein loderten, eine Art Bild zeigte und dieses sich zu bewegen begann, fing es seinen Blick ein und erregte seine Aufmerksamkeit. Eigenartig war, dass das bewegte Bild immer dann, wenn er hinsah, zu verschwinden drohte. Wenn er aber seinen Blick wieder träumend zurück ins Feuer richtete, um alles und doch nichts zu sehen, dann manifestierte es sich wieder, wurde stärker und deutlicher.

Er musste also darunter hinweg sehen, um dann am oberen Rand seines Blickfeldes überhaupt klarere Umrisse erkennen zu können. Und das tat er nun mit einem Gefühl unbeschreiblichen Entsetzens.

Was sich ihm zeigte, war ein Teil des Bootes aus seinem Traum. Da hatte er selbst über dem Heck geschwebt. Exakt diese Perspektive nahm er auch jetzt wieder ein, nur dass er diesmal wusste: In Wirklichkeit saß er am Feuer und auf dem Fußboden. Durch das Feuer hindurch und halb in die Dunkelheit hinein, die über den Flammen stand, sah er die kraftlose Frau. Wie in seinem Traum saß sie auch jetzt gegen die Bank gelehnt, die schemenhaft durch ihren transparenten Körper hindurch sichtbar war. Allein die Tatsache, dass Valerio starr und still neben ihm saß und dass er ihn weder allein lassen noch selbst ohne ihn sein wollte, hinderte ihn daran, aufzuspringen und ins Haus zurück zu laufen.

Die Frau hob den Kopf. Er sah in tiefe Augenhöhlen, die sich wie dunkle Löcher in der Blässe des Gesichts abzeichneten. Konnte sie ... ihn sehen? Sie schien dem Tod näher als dem Leben. Sie starrte, starrte auf ihn oder durch ihn hindurch, während ihn der Schreck vollkommen bewegungsunfähig machte. Dann schloss sie die Augen wieder und wandte sich ab.

Erschrocken sprang er auf. Er hatte keine Ahnung, wie man so schnell auf die Füße kommen konnte, es geschah einfach. Sein Herz raste so sehr, es hämmerte so laut, dass es Valerio aus seiner Trance reißen musste, aber er saß weiterhin unbeweglich und starrte .... über die Flammen hinaus.

Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Er wusste plötzlich, was Valerio sah. Das war sein Traum, sein Alptraum von der Pestinsel! Entsetzt wich er zurück, taumelte einen, zwei Schritte rückwärts .... und bemerkte den Schatten, der sich hinter Valerio im Gras abzeichnete. Es war ein Tuch, eine Decke oder etwas Ähnliches. Er nahm sich zusammen, beruhigte seinen hektischen Atem und wagte den Schritt hinüber. Er hob es auf. Es war tatsächlich ein Stück feiner Stoff, eine Art Decke - Oder nein, es war ... ein Mantel. Im Halbdunkel und bei dem Wind, der sich darin verfing, fiel es ihm schwer festzustellen, wo oben und unten war, oder ob das Ding Ärmel hatte. Keine Ärmel, stellte er schließlich fest.

Jeden Blick auf das Feuer vermeidend breitete er ihn aus und legte ihn Valerio um die Schultern. Der Mantel war lang und weit, er umhüllte ihn und Magnus konnte ihn vor seiner Brust zuziehen. Wenn der Wind ihn nicht davon wehte .... Vollkommen unerwartet nahm Valerio langsam beide Arme unter dem Mantel hervor. Ohne den Blick aus der Ferne zurück zu nehmen hob er die Hände, griff über seine Schultern hinweg nach hinten und zog etwas über seinen Kopf, das sich als eine weite Kapuze erkennen ließ.

Die langsamen Bewegungen, mit denen er es tat, wirkten gespenstisch. Wie im Schlaf nahm er die Arme wieder herunter, und sie verschwanden unter dem Mantel. Als er die Augen schloss, rann eine Träne rüber sein Gesicht und blieb schimmernd am Kinn stehen. Sein Geist schien in weiten Fernen unterwegs zu sein.

Wie er da unter dem Mantel saß! Die gesamte Szenerie war so seltsam ... Plötzlich begriff er. Valerio war nicht hier. Er begleitete seine Gefährtin, seine Freundin, die Spenderin, die ihn mit ihrem Blut am Leben gehalten hatte, auf ihrem letzten Weg. Von der Pestinsel kam man nicht zurück.

Sein irrsinniger Traum war Realität. Und irgendwie war er da mit hinein geraten. In dem Boot hatte es zwei Männer gegeben und eine Sterbende. Zwei Männer - den einen, der ruderte, und den anderen, ihren Ehemann. Den reichen Spieler, der seine Frau, die ihm gleichgültig war, auf die Pestinsel brachte, um sie dort sterben zu lassen. Und einen weiteren Begleiter gab es in diesem Boot, einen Geist, der unsichtbar mitfuhr, damit sie nicht ganz allein war: einen Zeitreisenden, eingehüllt in einen dunklen Kapuzenmantel. Sie hatte ihn ernährt, ihn am Leben gehalten. Er schuldete es ihr.

Erschüttert sank er neben ihm auf seinen Platz zurück. Damit hatte er nicht gerechnet.

Er wollte hier bleiben. Da sein, wenn er zurück kam, warten - wie ein Leuchtturm am Rand der Unendlichkeit. So wie Valerio es zuletzt für ihn getan hatte.

Vertraust du mir, hörte er seine Stimme im Wind, der durch die Bäume fuhr.

"Ja", flüsterte er und nickte. "Und du kannst mir vertrauen."

Er war ... sein Freund. Er würde hier auf ihn warten. Er wagte einen neuen, wacheren und mutigeren Blick ins Feuer, suchte beherzt und mit dem Wissen um den tieferen Sinn nach dem sichtbaren Echo der Vergangenheit. Und fürchtete es nicht mehr so sehr, denn er wusste: Valerio war dort.

Ende Teil 114

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