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(11/7) Camilla

Langsam und ohne sich bewusst zu sein, dass er ging, setzte er einen Fuß vor den anderen. Er träumte. Er würde aufwachen, bald. Er würde die Augen öffnen und alles wäre wieder so wie vorher. Peppina würde Brot backen. Uberta würde über die Wäsche und das Wetter schimpfen und ihn zwingen Wasser für sie heran zu schleppen. Er würde im Refektorium für sie singen, während sie aßen... Und Anna... Anna würde im Kräutergarten die Beete auf den Herbst vorbereiten. Zusammen mit den Novizinnen...

Sein Blick ging hinauf zu den Sternen. Er hatte wissen wollen, ob ihre Sommersprossen im Winter verblassten. Erst gestern Nacht hatte er sich ausgemalt, wie er ihr ein Lamm schnitzte und es ihr heimlich zusteckte. Wie er sie zum Lachen bringen wollte, wenn er sie das nächste Mal sah. Das nächste Mal... Womit sollten seine Gedanken sich jetzt beschäftigen, wonach sollte er Ausschau halten, wenn nicht nach ihr?

Die Stimmen der Menschen, ihr Reden und Rufen, ihre schmerzerfüllte Trauer um die Opfer hatte er während seines Abstiegs gehört, die ganze Zeit. Selbst als er die Unterkunft der Novizinnen umrunden musste, um dahinter auf den schmalen Weg zu gelangen, der zur Gabelung führte, waren es ihre Stimmen gewesen, die ihn verfolgt hatten. Sie klangen so laut durch die stille Nacht zu ihm herüber, auch jetzt noch... Vielleicht war es so, weil es Herbst wurde. Die Grillen, die mit ihrem scharfen Zirpen die Sommernächte beherrscht hatten, waren fort.

Plötzlich schwollen die Stimmen an und er begann genauer hin zu hören. Sie mussten unverhofft noch jemanden gefunden haben; jemanden, der noch lebte. Aufregung und Rufen gingen in Jubel, Weinen und Lachen über.

Auf dem Hof vor der Ruine hatte das schockierende Erlebnis Mönche, Nonnen und freiwillige Helfer vereint. Jeder weinte um jeden, jeder trauerte mit allen anderen - und freute sich für jeden, der gerettet war. Es war, als schlüge in ihnen allen nur ein einziges Herz, das alles in sich aufnahm, was dieser Tag ihnen gebracht hatte. Es war ihm zu viel. Zu viel Trauer und Entsetzen, zu viel Gefühl und Leid. Er wusste ja kaum wohin mit sich selbst.

Eigentlich wollte er nach Hause gehen, aber dann überlegte er es sich anders. Er war hier noch nicht fertig. Als er sie hörte, wie sie jubelten, erinnerte er sich daran, dass er geliebt wurde. Es gab Menschen im Hof, denen bewusst war, dass er fehlte. Die ihn lebendig sehen wollten, bevor sie schlafen gingen. Er konnte nicht nach Hause gehen. Jetzt noch nicht. Der Tag hatte für alle mehr als genug Leid gebracht. Also umlief er die Unterkunft und die Schreibstube. Niemand bemerkte ihn, als er aus dem dunklen Schatten des Tores hinaus und in den Hof hinein trat.

Am Brunnen saßen zwei erschöpft wirkende Nonnen. Sie sprachen mit einigen der Helfer - sicher waren auch Angehörige aus der Stadt dabei. Sie trösteten sich gegenseitig. Einige hatten sich ins Gras gelegt und schienen zu schlafen.

Auch in anderen Ecken des Hofes hatten sich Gruppen gebildet. Man saß oder stand beieinander und redete, umarmte einander oder packte mit an bei den Dingen, die weg geschafft werden mussten. Dort hinten bei der Ruine kletterten Männer mit Fackeln auf den Steinen umher und andere standen in der Nähe. Sie beugten sich über Matten, auf denen Tote lagen. Valerio erkannte Colombano, der über den Toten das Weihrauchfässchen schwang. Gemurmelte Gebete drangen an sein Ohr, während sein Blick über das Szenario wanderte. Was er hier sah, war eine Totenwache; sie würden nicht weggehen bis zum Morgen.

Er trat in das Licht eines Feuers, um das einige Menschen saßen.Zügig ging er weiter, er wollte nicht von allen gesehen werden. Jemand, den er nicht kannte, begaffte ihn neugierig, wies mit dem Kopf auf ihn, während er seinen Nachbarn auf ihn aufmerksam machte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Blicke der beiden Männer ihn verfolgten. Es waren immer noch einige Arbeiter unter den späten Helfern, offenbar wollten sie noch nicht nach Hause gehen. Sie tranken das Bier, das die Nonnen in den Hof hinaus gebracht hatten.

Er steuerte das zweite Fass an, das einsam in der Nähe der Überdachung stand, nahm eine Kelle, die unter dem Holzgestell im Gras lag und drehte den Hahn auf. Mehr Leute wurden jetzt aufmerksam und sahen zu ihm herüber, aber niemand sprach ihn an. Dass er keine Tunika trug und sichtbare Verletzungen hatte, war ihm gar nicht bewusst. Alle waren erschöpft, manche ähnlich verdreckt wie er. Aber niemand trug eine Hose, die von den Knien bis an die Säume blutdurchtränkt war, niemand hatte blutige Abschürfungen, die als breite Bahn die volle Länge des Rückens hinab gingen - und niemand hatte so viel Blut auf Bust und Unterarmen, als hätte er gerade ein frisch geschlachtetes Schwein getragen. Dass das Blut nicht seines war, jedenfalls das meiste nicht, wusste niemand. So begannen die Leute zu starren, und schließlich näherte sich ihm einer der Mönche.

"Mein Sohn...", sprach er ihn mit besorgter Miene an, "möchtest du nicht unter das Dach kommen und deine Wunden versorgen lassen?" Er wies zum Lager hinüber, das hell mit Lampen und Fackeln ausgeleuchtet war. "Es sind zwei Heiler da, Annunzio und Bruder Lazzaro. Geh nur."

Er war nicht darauf gefasst angesprochen zu werden. In der Dunkelheit und dem Chaos hatte er noch keinen vertrauten Menschen entdeckt; er überlegte noch, wohin er sich wenden sollte. Darum schüttelte er nur den Kopf und wandte das Gesicht ab. Offenbar erkannte man ihn nicht mehr, hatte vergessen, dass er vor Stunden noch an dem Mauerloch geholfen hatte die Verletzten hinaus zu schaffen. Das Loch und die Leiter waren seine Idee gewesen, aber das war nun nicht mehr wichtig. Camilla, er musste sie finden.
Der Franziskaner meinte es gut; aber bevor Valerio sich bedanken oder ihm eine Frage stellen konnte, wurde sein Magen plötzlich wie von einer eisernen Faust gepackt, er krümmte sich und erbrach in einem Schwall das gerade getrunkene Bier. Der Mönch wich zwei Schritte nach hinten aus.

Sein Magen beruhigte sich wieder, aber der Hof und die Lichter der Feuer und Fackeln drehten sich einen Moment lang vor seinen Augen, so dass er taumelte.

"Oh, Vorsicht", rief der Mönch erschrocken. "Du solltest dich irgendwo hinsetzen!" Er musterte ihn nachdenklich. "Dir scheint es gar nicht gut zu gehen... Komm, ich helfe dir."

Valerio spuckte noch einmal aus. "Nein. Danke... es ist alles in Ordnung", murmelte er.

"Ah, den Eindruck habe ich nicht. Wie nennst du dich, junger Mann?"

"Valerio."

Der Mönch stutzte. Doch bevor er etwas entgegnen konnte, hatte Valerio sich bereits rückwärts gewendet. Er ging hinüber zum Brunnen. Die Leute machten ihm wortlos Platz. Sie starrten ihn jetzt an, als sei er ein seltenes Tier.
Selbst der halbe Eimer voll Wasser, den er am Seil nach oben zog, erschien ihm unendlich schwer. Mit mühsamen Bewegungen seiner verletzten Hände rollte er mehr Seil ab, kniete im Gras nieder und stellte den hölzernen Behälter zwischen seinen Beinen ab. Das Wasser war kalt. Er schöpfte sich mehrere Hände voll ins Gesicht, spülte seinen Mund aus und trank einige Schlucke - nicht zu viel, denn die Folgen, die das überstürzte Trinken eben gehabt hatte, waren ihm eine Lehre gewesen. Alles Weitere würde er so nicht abwaschen können, er brauchte Seife, warmes Wasser und einen Lappen.

Als er vom Boden hoch kam, um den Eimer zu leeren, hielt er in der Bewegung inne. Es war ihm, als habe er seinen Namen gehört. Verwundert hob er das Gesicht, da entdeckte er sie. Unter der Überdachung des Lagers stand Camilla und sah geradewegs zu ihm hinüber. Ganz still stand sie da im Licht der Fackeln. Er spürte, sie hatte ihn erkannt. Als ihre Blicke einander trafen, hielt sie sich die Hand vor den Mund.

Er ließ den Eimer los, er hielt ihn nicht auf, als er über den Brunnenrand hinweg und ins Gras zurück fiel. Er stand da, sie sahen einander an und sein Kopf war auf einmal ganz leer. Erst einen Augenblick später bemerkte er den Ausdruck auf ihrem Gesicht, verstand, was ihre Geste sagte. Sie musste geglaubt haben, er sei tot.

Seine Füße setzten sich von selbst in Bewegung. Während er auf sie zuging, baute sich bei jedem seiner Schritte die Welle höher und höher auf; es tat weh. Es schmerzte. Es zog in seiner Brust und drückte im Hals, dass er dachte, es müsste ihn zersprengen. Es erinnerte ihn an die Momente, wenn er vor seinem Vater gestanden hatte und nicht weinen wollte, um nicht vollständig die Kontrolle über seine Gefühle zu verlieren. Er hatte diese Welle gefürchtet. Nun, wo er ein erstes vertrautes Gesicht sah, brach sie auf ihn nieder und würde ihn fortreißen, wenn er nicht die Zähne zusammen biß und...

Aber er weinte längst. Und Camilla verstand das ohne Worte. Sie berührte nur ganz kurz seine Wange, niemand achtete darauf, dann griff sie mit fester warmer Hand nach seinem Handgelenk, zog ihn unter das Dach und in eine nur schwach erhellte Ecke hinein. Stumm rückte sie ihm einen Hocker zurecht und drückte ihn darauf nieder.

"Valerio." Ihre grauen Augen strahlten. "Mein Lieber, wir dachten schon du wärst..., oh, Anna wird sich freuen, dich zu sehen!"

Er sagte nichts. Er konnte nichts sagen. Er war nur froh, dass jemand mit ihm sprach.

Sie nahm sein Gesicht in beide Hände, drehte es zum Licht und besah die Platzwunde an seinem Wangenknochen. Dann ging ihr Blick zu seinem Oberarm und der Brandwunde hinunter, die auch er nun zum ersten Mal bei Licht zu sehen bekam; sie zog sich vom Handgelenk bis zum Ellenbogen hinauf.

Sie ignorierte seine Tränen auf ihre besondere feine Art. Immer schon brachte sie es fertig ihm zu verstehen zu geben: Ich sehe dich - und ich werde es nicht ansprechen, da darfst du sicher sein.

"Anna sollte sich deine Wunden ansehen." Sie wirkte besorgt, aber das Strahlen wich dabei nicht aus ihren Augen.

"Camilla, ich..."

"Ich hole sie", unterbrach sie ihn. "Du wartest hier! Rühr dich nicht vom Fleck, bis ich wieder da bin... oh, wie Anna sich freuen wird!" Und fort war sie.

Ende Teil 91

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