(11/1) Machtkämpfe
Colombanos Arme zitterten vor Anstrengung. In geduckter Haltung kniete er vor der Mauer und drückte die beiden Bretter von unten gegen den neu entstandenen Mauersturz. Übereinander gelegt ergaben sie eine Stärke von knapp dreieinhalb Fingern. Das würde reichen, um das Gewicht der Steine über dem erweiterten Loch zu halten.
Valerio hielt die Bretter von innen, während Elizio an den Seiten die Mauersteine bis an die Bretter heran stapelte, so schnell es ihm an Colombanos Armen vorbei möglich war. Anna kniete im Hintergrund und starrte auf die vier Männerhände und Unterarme, die die Bretter fixierten, bis Elizios Steine sie zu stützen begannen. Obwohl sie betete, dass alles gelang und passte, denn dies war nun der entscheidende und gefährlichste Moment, war sie nicht bei der Sache. Mechanisch brabbelte sie die Worte herunter, während sie darüber nachdachte, wie dunkel und blutig Valerios Hände und Arme waren - und wie blass, sauber und unversehrt dagegen Colombanos Haut.
Beinahe war es ihr, als gehörten diese Hände und Arme zu zwei völlig verschiedenen Lebewesen aus unterschiedlichen Welten. Und irgendwie wünschte sie, es wäre anders herum. Wie gerne hätte sie Valerio gesehen, wie sie ihn kannte. An ihm klebte zu viel Blut. Er verliert heute die Reinheit und Unschuld seiner Seele, dachte sie. Auch in dem Fall, dass er niemanden getötet hatte, musste er in den letzten zwei Stunden Grausames gesehen und getan haben. Dinge, die ihn verändern würden. Obwohl die Männer gute Arbeit leisteten und sie nun beinahe am Ziel waren, war Anna auf einmal zum Weinen zumute. Am Ende dieses Tages würden sie viel zu betrauern haben... Das offensichtliche - und dann auch noch so vieles mehr, dessen Gewicht und Bedeutung sich erst später offenbaren würde.
"Jetzt! Loslassen... vorsichtig!" Valerios nackter Bauch erschien im eckigen Rahmen der Öffnung, als er dort drinnen den Oberkörper aufrichtete. Man sah nicht sein Gesicht. Aber was man sah, wirkte, als käme er gerade vom Schlachtfeld zurück. Anna schloss die Augen, beendete ihr Gebet und bekreuzigte sich. Es herrschte Frieden in diesem Teil Italiens, es gab keinen Krieg, dachte sie. Er war zu jung für so viel Blut, Schmerz und Tod.
Colombano schüttelte die verkrampften Arme und Hände aus. Dann warf er sich auf den Boden, um durch die nun größer und stabiler ausgebaute Öffnung zu Valerio hinein zu sehen. "Macht Platz, ich komme zu euch", rief er und machte Anstalten, den Kopf unter dem Brett hindurch zu schieben.
Valerios entschiedenes "Nein" kam unmittelbar, rau und dunkel. Mit ausgestreckten Händen verwehrte er dem Mönch den Zugang. "Lass die Öffnung in Ruhe, sie ist nicht für deine Breite gemacht", erklärte er. "Wir sind schon zu dritt hier drinnen. Die Verletzten und Toten liegen hier überall und es ist eng im Gang."
Der Prior gab nicht auf. "Ich komme hinein, ich helfe euch."
"Nein! Hier liegt alles voll mit Trümmern! Du würdest im Weg sein." Valerio duckte sich hinter dem Rahmen aus Brettern und Mauersteinen und streckte ihnen die Arme entgegen. "Nun weiter! Die Decken und Matten zuerst! Dann die Fackeln und Verbände. Und Vorsicht, stoßt nicht gegen den Rahmen. Er muss halten, bis alle draußen sind!"
"Jetzt reicht es aber", schimpfte der Mönch. "Denkst du, mir macht es etwas aus, da drinnen über ein paar Trümmer hinweg zu laufen?"
Valerio zog die ausgestreckten Arme wieder ein und stützte sich einen Moment lang auf dem Boden hinter der Öffnung ab. Seine Antwort klang scharf. "Du wirst nicht über den Schutt laufen. Nicht, wenn darunter noch Tote und Verletzte liegen, Prior. Niemand klettert jetzt hier herum." Er wies hinter sich. "Wir haben hier drinnen nur den einen freigeräumten Platz vor dem Loch, und der ist an beiden Seiten belegt mit Verletzten und Toten. Wir knien in ihrem Blut. Und wir würden sie jetzt lieber zu euch hinaus reichen, damit den Verletzten geholfen wird. Anstatt uns um falschen Eifer zu kümmern, der nichts bewegt außer Stolz und Eigensinn."
Colombanos Gesicht lief rot an. Wortlos raffte er sich vom Boden hoch. Er klopfte den Dreck von seiner Kutte und griff nach der Leiter, die neben Anna am Boden lag.
"Lass sie liegen. Zuerst alles andere, dann die Leiter."
Langsam wandte Colombano sich zur Öffnung um. Valerio, der ihn beobachtet hatte, fixierte ihn unter dem Rahmen hindurch mit festem Blick. Er schien bewusst in diese Auseinandersetzung zu gehen, offenbar wollte er die Sache ein- für allemal klären.
"Warum das nun wieder?", donnerte der Prior. "Ihr solltet die Leiter jetzt hinein schaffen und sie irgendwo abstellen! Bevor all die anderen Dinge den wenigen Platz dort drinnen gänzlich wegnehmen!" Er war noch nicht fertig - aber als er Valerios Augen und den brennenden Blick in dem verdreckten und blutigen Gesicht sah, schluckte er alles weitere hinunter und legte die Leiter wieder ab. Unschlüssig blickte er sich um. Als Adolfa, Sandrina und Rebecca eine Kette bildeten, um die Dinge aus den Körben zu Valerio hinüber zu reichen, gab der Mönch auf. Er schüttelte den Kopf, wandte sich ab und schlenderte einige Schritte in den Hof hinein.
Mit dem Rücken zur Ruine blieb er stehen. Anna beobachtete ihn. Und so sah sie im selben Moment wie er selbst die Nonnen und Mönche, die durch das Tor in den Hof kamen. Einen Augenblick zögerte Colombano noch, dann setzte er sich eilig in Bewegung. Er hob den Arm und winkte. Er hatte seine neue Aufgabe gefunden.
Während die Frauen beschäftigt waren, erhob Anna sich mühsam aus ihrer knienden Haltung. "Vergesst... das Wasser nicht", ächzte sie und fügte lauter an: "Ihr trinkt jetzt erst einmal, Valerio, hörst du..." Anna hielt mitten im Satz inne, als sie Orazia und Bonifatia Agostina unter den Herannahenden erkannte. Zum ersten Mal ließ sich die Äbtissin am Unglücksort sehen. Die Heilerin straffte den Rücken, atmete durch und klärte ihren müden Kopf.
Da kamen sie also. Mit wichtiger Mine und zur Schau gestellter Betroffenheit führten sie die anderen an, deren Anzahl Anna auf ungefähr fünfzehn schätzte. Die Heilerin machte einen, zwei Schritte auf die Gruppe zu - und während Orazia im Gehen gestikulierend auf Colombanos Bericht reagierte, breitete die Äbtissin schon von weitem die Arme aus, um Anna zu begrüßen und ihr Mitgefühl auszudrücken.
"Oh, welch ein Unglück, welche Prüfung für uns", rief sie der alten Nonne zu, als sie nur noch wenige Schritte entfernt war.
Anna hatte nicht die Kraft etwas Passendes zu erwidern. Nachdem der Impuls zu antworten unmittelbar weggefallen war, schloss sie die Lippen wieder und dachte nur daran, dass sie Durst hatte. Sie hatte längst etwas trinken wollen. Aber in der Aufregung hatte sie es vergessen.
"Meine Gute! Wie geht es dir", zwitscherte Bonifatia. Ihr Ton hatte eine künstliche Höhe angenommen. Und sie erwartete nicht ernsthaft eine Antwort von Anna, denn mit hochgezogenen Augenbrauen auf die Öffnung in der Mauer weisend fuhr sie fort: "!Was geht hier vor? Gibt es doch Hoffnung auf Rettung? Aber der Baumeister sagte doch..."
"Er ist dort drinnen", unterbrach Anna sie tonlos. "Zusammen mit Valerio, meinem Schüler."
"Ah...", äußerte Bonifatia und man sah ihr an, dass sie nachdachte. Ihre Stirn legte sich in Falten. "Ist ein Schüler nicht unbrauchbar für eine solche Aufgabe, Anna? Warum bist du nicht selbst hinein gestiegen? Du hast ihm Jahrzehnte voraus!"
"Zu viele, Bonifatia. Ich bin alt." Anna machte eine Pause, um der Äbtissin Gelegenheit zu geben über ihre plumpen und unüberlegten Worte nachzudenken. "Diese Öffnung hier ist soeben erst fertig geworden", fuhr sie fort. "In den letzten zwei Stunden gab es sie noch nicht. Erst musste jemand hinein und sich einen Eindruck verschaffen, dann erst konnte diese Öffnung gebaut werden."
"Aber der Baumeister und dein Schüler haben doch offenbar einen nutzbaren Weg gefunden... auch ohne... dies hier." Sie zeigte mit spitzem, beringtem Finger auf die Öffnung, in der gerade die Wasserbehälter verschwanden.
Nur Valerios Unterarme und Hände waren zu sehen, während er die Sachen annahm. Aber irgendetwas an seinen bedachten und zügigen Bewegungen verriet Anna, dass er aufmerksam zuhörte.
Konnte diese furchtbare Frau sich denn nicht über die Fortschritte freuen, die sie machten? Musste sie immer alles gleich in Frage stellen und kritisieren? Sie spürte, wie ihr Nacken sich verkrampfte. Ihre Antwort kostete sie alle Beherrschung, die sie erübrigen konnte.
"Ich bin alt, Bonifatia", wiederholte sie. "Und es geht mir heute nicht gut. Das Wetter ist schwül und drückend. Es ist mutig und großherzig von meinem Schüler, dass er dort drinnen sein Leben riskiert, um meine Aufgabe zu erfüllen. Er ist befähigt genug." Die letzten Worte sprach sie mit Nachdruck. "Er hat bei mir gelernt."
Die anderen waren in einigem Abstand zur Mauer stehen geblieben. Als Anna die Augen hob, begegnete sie Camillas strahlendem Blick. Die Musikmeisterin trat aus den Umstehenden hervor und nickte ihr anerkennend zu. In ihren grauen Augen lag ein freudiger Glanz.
Anna entging nicht die Aufmerksamkeit, mit der Camilla ihr verdrecktes Gewand und ihre erdigen Hände betrachtete. Dann schien sie die Konstruktion aus Brettern und Steinen zu erfassen. Die Heilerin sah ihr an, dass sie verstand, was sie hier vorbereiteten - Beim Anblick der blutigen Arme Valerios, die die flachen Körbe mit den Verbänden und die Fackeln entgegen nahmen, zog Camilla besorgt die Brauen zusammen, doch dann wurden ihre Augen weit. Sie hob die Liste, die sie in der Hand hielt, trat einen weiteren Schritt vor und an die Seite der Äbtissin.
"Bonifatia", sprach sie halblaut und neigte vertraulich den Kopf zu der kaltherzigen Frau herüber, als wollte sie ihr etwas mitteilen, das nicht für alle Ohren bestimmt war. "Es scheint, als gäbe es hier nun Tote heraus zu bringen. Und so Gott will, auch Verletzte, die zu retten sind." Anna fing den schnellen Blick auf, den die Musikmeisterin zu ihr herüber schickte. Bevor die Äbtissin diesen bemerken konnte, wandte Camilla sich ihr wieder zu und fuhr fort: "Eure Anwesenheit und Bedeutung für die Gemeinschaft ist wertvoll und unersetzlich... Ich möchte daher vorschlagen, nun vorsichtshalber ein gutes Stück zurück zu treten. Denn wenn Bewegung in diese Steine kommt..." Mit der Hand, die die Liste der Unglücksopfer enthielt, wies sie vor Bonifatias Nase an den Mauern der Ruine empor. "Der Baumeister sagte, diese Steine würden bis in die Hofmitte stürzen."
Die Äbtissin sah Camilla erschrocken an. Ohne ein weiteres Wort an die Heilerin zu richten wich sie von der Mauer zurück. Ihr Gesicht war bleich, als sie sich auf dem Fuß umdrehte, die Arme ausstreckte und auf die Nonnen und Mönche zuging. Geht zurück, geht! Hier ist es gefährlich! Seid den Leuten hier nicht im Weg, sie brauchen gleich Platz."
Margherita und Sylvana", rief Anna zu ihnen herüber, "ihr seid erfahren in der Krankenpflege... bleibt hier in der Nähe! Wenn wir Verletzte haben, kommt ihr unter das Dach da vorne, das Krankenlager ist schon vorbereitet. Ich gebe euch ein Zeichen."
Bonifatia Agostina nickte mit wichtiger Miene. Ihre Stimme schrillte über den Hof, als sie sich an die Gruppe wandte. "Wenn jemand von den Mönchen Heiler ist, soll dieser ebenfalls unter die Überdachung kommen. Wir wissen nicht, wie viele Verletzte es sein werden." Sie sah sich um und entdeckte Colombano. "Prior, Euch möchte ich bitten die Krankensalbung durchführen, sollte dies nötig sein." Ihr Blick schweifte noch einmal über die Nonnen, die aufmerksam zuhörten. "Und ich brauche sechs Schwestern für die Sterbegebete. Petronilla, Adalberta, Agnesa", sie zeigte auf die Nonnen, "und Giordana, Mattea und Tonia. Geht hinüber und wartet unter dem Dach."
Anna und Camilla wechselten einen Blick und Camilla zwinkerte ihr zu. Einen Moment wartete sie noch, bis Bonifatia Agostina sich mit den anderen weit genug entfernt hatte, dann umarmte sie die alte Heilerin und ließ sich knapp berichten, was in ihrer Abwesenheit geschehen war.
Elizio hatte inzwischen auch die Leiter in die Öffnung hinein geschoben. Es schien gerade nicht weiter zu gehen, irgendetwas war offenbar im Weg - Valerio hatte ihm zu verstehen gegeben, er solle anhalten und warten. Sie lauschten. Eine dünne Mädchenstimme wimmerte und schluchzte. Sie klang sehr nahe, gerade so, als befände sich das Mädchen unmittelbar neben der Öffnung.
"Valerio, was ist da drinnen los?" Anna konnte nicht anders, sie musste fragen. "Wen habt ihr da? Wer ist es?"
Valerios Lachen war der ungewöhnlichste Klang, den Anna an diesem Tag zu hören bekam. Nichts passte weniger zu dieser Situation. "Scalea", hörten sie ihn rufen. "Wir haben die kleine Scalea!" Er lachte wieder. Von draußen hörten sie, wie das Mädchen stöhnte und ächzte - dann war sie still und Valerio sagte etwas, was sie nicht verstanden - und dann hörten sie beide lachen.
"Valerio... wir ziehen die Leiter wieder heraus, dann habt ihr mehr Platz..."
"Nein. Lasst sie, wo sie ist. Genau so."
Elizio zuckte die Schultern. Er nahm die Hände von der Leiter und hockte sich dahinter auf den Boden, um abzuwarten, bis es weiter ging.
Eine kurze Weile dauerte es noch, dann hörten sie, wie Valerio zu ihnen hinaus rief: "So... nun zieht die Leiter heraus, langsam und gleichmäßig!"
Elizio wirkte überrascht. Sein Blick, den er zu den beiden Nonnen hinüber warf, schien zu fragen, ob er richtig verstanden hatte. Als Anna ihm bestätigend zunickte, sprang er auf, umfasste die ersten Sprosse mit beiden Händen und hob die Leiter ein gutes Stück an.
Drinnen schrie Scalea auf.
"Nicht! Lasst sie unten! Nicht heben", hörten sie Valerio rufen. "Haltet sie so flach wie möglich über dem Boden. Sie hat Rippenbrüche."
Anna wandte sich zu der Überdachung um. "Margherita!" Hinten beim Krankenlager erschien die Gerufene unter der Kante des Daches. Von weitem leuchteten ihre Wangen rot. Sie wischte sich die aufgekrempelten Unterarme an dem großen Tuch ab, das in ihrem Gürtel steckte. "Was gibt es, Anna...? Braucht ihr mich?"
"Bringt uns den Wagen her", rief die Heilerin zu ihr hinüber und winkte eilig mit der Hand. "Ihr bekommt zu tun!"
Zusammen mit einem Heiler vom Franziskanerkloster wendete die Nonne das Gefährt und schob es unter der Überdachung heraus. Wie gut war es, dass die Wand der einen Seite fehlte, dachte Anna. Das Auf- und Abladen der Verletzten würde anders kaum möglich sein! Sie müssten ansonsten die Tragetücher nehmen... Anna sah zu, wie Margherita und der Mönch den Wagen zur Ruine herüber brachten und half ihnen, das sperrige Gefährt in Position zu stellen.
Elizio hatte inzwischen die Leiter ganz heraus gezogen. Um sie so knapp über dem Boden besser packen zu können, hatte er einen Strick an die erste Sprosse gebunden. Ganz hinten am Ende lag eine dicke Schicht strohgeflochtener Matten längs über den Sprossen - und darauf lag das Mädchen, die kurzen Haare struppig, das Gesicht staubig und verdreckt und Nase, Mund und Kinn blutverschmiert. Sie öffnete ihre halb geschlossenen Augen und lächelte matt, als Anna sich über sie beugte.
"Da bist du ja", sagte Anna und lächelte ebenfalls. Ihr Herz quoll über vor Mitgefühl und Liebe, als sie das unerschütterliche Vertrauen in den Augen des dünnen Mädchens sah. "Nun bist du in Sicherheit", erklärte sie und drückte behutsam die schmale, kalte Hand. "Wir kümmern uns um dich."
Scalea zitterte, ihre Zähne schlugen leise aufeinander. "Ein Engel hat mich gerettet", murmelte sie und ihre Augen glänzten in den tiefen, dunklen Höhlen. "Er ist echt. Auch wenn er im Moment gerade keine Flügel hat. Wenn Engel Leute retten, sind die Flügel im Weg, außer er muss gerade fliegen, hat er gesagt...aber das musste er da drinnen ja nicht. Er hat weiße Engelmedizin. Und er kann singen. Der Mann mit dem Bart kann aber mit Engeln nichts anfangen, darum hat er nicht gesungen. Aber er kann. Wenn er will."
Anna hörte mit offenem Mund zu. Oh ja, er konnte, wenn er wollte! Langsam hob sie den Kopf und sah zur Öffnung hinüber. Valerios Blick streifte ihren, seine Mundwinkel zuckten und sie meinte einen eigentümlichen Glanz in seinen Augen zu sehen, bevor er die Lider senkte und so tat, als prüfte er die Festigkeit der Backsteine, die die Bretter über seinem Kopf stützten.
Als er wieder aufsah, schaute er direkt in ihr Gesicht und lachte breit. "Könnt ihr sie vorsichtig von der Leiter heben, Anna?", rief er. "Packt zwei der Matten an, die unter ihr liegen, dann bewegt ihr sie nicht unnötig."
Er lenkte ab! Dieser verrückte Junge, dachte Anna und bemühte sich nicht ebenfalls zu lachen. Das war ein ernstes Thema! Es war kein geringes Vergehen, sich als Botschafter des Herrn auszugeben! Er hatte einfach keinen Respekt! Anna bemühte sich ernst zu bleiben. Sie strich Scalea über die Stirn. "Wir heben dich jetzt auf den Wagen. Das wird weh tun, aber es dauert nur einen kleinen Moment."
Scalea sah sie mit großen Augen an. Ernst schüttelte sie den Kopf. "Ich hab Engelmedizin bekommen, eben schon wieder. Mir wird nichts weh tun, hat der Engel gesagt. Engel lügen nie und wissen alles."
Anna nickte ernst. Dann sah sie erneut zur Mauer hinüber und durchbohrte Valerio mit ihrem Blick. Ihre vorwurfsvoll aufgerissenen Augen und der leicht schräg geneigte Kopf sollten ihrer empörten, wenn jetzt auch stummen Frage Ausdruck verleihen - und ihm klarmachen: Darüber würde noch gesprochen werden! Streng runzelte sie schließlich die Stirn und schüttelte fassungslos den Kopf.
Valerio tat, als habe er ihr Signal nicht bemerkt, aber sie kannte ihn gut genug. Als er einige Sekunden später das Seil an seinem Ende der Leiter aufknüpfte und plötzlich ein sehr breites Lächeln aus seinem verdreckten Gesicht heraus leuchtete, wusste sie Bescheid. Er war ein wunderbarer Heiler. Aber was die Sache mit der Religion betraf, brauchte er dringend zusätzliche Lektionen.
Ende Teil 85
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