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13. Vergessen

Vergessen (TW: Keine)

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Ich schlug die Augen auf und wollte schreien.

Ich lag in einem fremden Bett, in einem fremden Raum. Als ich neben mich griff, spürte ich keine schlafwarme Haut, keine Finger die sanft meine Hand umfassten. Ich griff ganz einfach in die Luft.

Das Aufsetzen fiel mir schwer, doch ich schaffte es - die Panik, die sich nun wie eine grausame Schlange meine Glieder hinaufbewegte, jederzeit bereit zuzubeißen und mich den Verstand verlieren zu lassen, trieb mich an.

Und erneut ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, dieses Mal gründlicher. Die grell leuchtende Lampe an der Decke kam mir fremd vor, die Bücherregale aus dunklem Holz ebenfalls. Mühsam näherte ich mich dem Schrank, der mir am nächsten stand. Er wirkte kalt und viel zu groß für den Raum - nicht gerade das Möbelstück, für das ich mich entschieden hätte. Ich war schon immer minimalistisch veranlagt gewesen, ich brauchte keinen Protz und nicht viel Platz für Kleidung.

Als ich die Hand ausstreckte, um über die flache Oberfläche zu fahren, zitterten meine Finger. Nichts. Das Gefühl des kühlen Holzes löste keinerlei Erinnerungen aus. Ich rüttelte am Griff der Schranktür und spürte, wie sich die imaginäre Schlange langsam um meine Kehle legte und zudrückte, als ich realisierte, dass sie verschlossen war. Ich hatte niemals mehr eine Tür abgeschlossen, seit ich mich einmal als kleines Kind versehentlich im Badezimmer eingesperrt hatte. Ich erinnerte mich noch deutlich daran, wie ich weinend an der verschlossenen Tür lehnte, während meine Mutter das Türschloss aufbrach.

Ich schüttelte kurz meinen Kopf, um dieses Bild loszuwerden, und erst in diesem Moment fiel mein Blick auf das Foto, das mit zwei Klebestreifen an die Seite des Schranks geklebt war. Eine schwarz-weiß Kopie, darauf eine in die Kamera strahlende dreiköpfige Familie. Der Junge mit dem wilden Lockenkopf hielt einen Teddybären in der Hand und hatte seiner Zahnlücke nach zu urteilen erst vor Kurzem einen seiner vorderen Milchzähne verloren.

Ich blinzelte - einmal, zweimal, dreimal - bis sich meine Augen schließlich von dem zahnlückigen Kind lösten und am Gesicht des Mannes hinter ihm kleben blieben. Für eine Sekunde wusste ich, wer diese Person war. Für einen Wimpernschlag waren mir das kantige Gesicht, der leichte Bartansatz und das kleine Muttermal direkt am Haaransatz unglaublich vertraut. Ein warmes Gefühl kroch in mein Herz, brachte meine Mundwinkel dazu sich zu einem Lächeln zu verziehen. Ich meinte fast, ihn riechen zu können - den Geruch nach Kaffee und Zigaretten und Wald.

Doch genauso schnell, wie der Moment gekommen war, war er wieder vorbei. Die Erinnerung rann mir durch die Finger wie warmer Sand und ließ mich mit leeren Händen zurück. Ein verzweifelter Schluchzer löste sich aus meiner Kehle, leise, kaum zu hören und in der Stille doch unüberhörbar.

Ruckartig drehte ich mich um, weg vom Foto, weg von den fremden Menschen und ihren fremden Lächeln. Mit zwei hektischen Schritten war ich bei der Tür, drückte die Klinke herunter. Sie öffnete sich nicht. Ich rüttelte am Türknauf, nun völlig in Panik. Schloss ich Türen ab? Lag irgendwo im Schrank der Schlüssel? Ich wusste es nicht mehr.

Mein Atem beschleunigte sich rasant und ich stemmte die Hände in die Hüften, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sollte ich schreien? Um Hilfe rufen? Weinen? Ich wusste nur, dass ich mehr Luft brauchte, um nicht zu ersticken.

Abermals durchquerte ich das kleine Zimmer, um das Fenster zu öffnen. Ebenfalls verschlossen. Ich presste meine Hand gegen die kalte Scheibe und sah hinaus, versuchte die Panik hinunterzuschlucken und etwas Vertrautes in dem bunten Gewimmel unter mir zu finden. Doch auch der bunt leuchtende Supermarkt auf der anderen Straßenseite kam mir völlig unbekannt vor, genauso wie all die weißen Reihenhäuser, die nebeneinander dastanden wie gehorsame Soldaten.

Ich entschied mich fürs Schreien. Meine Stimme klang viel schwächer als ich erwartet hatte, als ich um Hilfe rief, viel leiser und kratziger als sie sollte.

Als keine Antwort kam warf ich noch einen verzweifelten Blick aus dem Fenster, und erst jetzt fiel mir auf, wie faltig die Hand war, die noch immer auf der Scheibe ruhte. Altersflecken zogen sich hoch bis zu meinem Arm, die Adern traten deutlich hervor und die Haut wirkte dünn und reißbar wie Papier.

Erschrocken fragte ich mich, wie alt ich überhaupt war. Wie konnte es sein, dass ich mich an nichts erinnerte, wenn ich offensichtlich bereits ein ganzes Leben gelebt hatte? Es kam mir vor wie Betrug, wie gestohlene Zeit.

Ich blieb noch einen Moment lang am Fenster stehen, drehte ungläubig meine Hand im Licht und versuchte ruhig zu atmen, bis ich plötzlich Schritte näherkommen hörte. Erst leise, dann immer lauter, bis das Geräusch plötzlich nicht mehr von den Wänden widerhallte und verstummte, durch ein Klimpern ersetzt wurde. Die Tür, an der ich eben noch so verzweifelt gezogen hatte, wurde aufgeschlossen. Gebannt beobachtete ich, wie sie sich mit einem leisen Knirschen öffnete und ein junger Mann in das Zimmer trat.

Ich musterte sein Gesicht, die spitze Nase und das wilde Lockennest auf seinem Kopf. Irgendein Teil in mir atmete erleichtert auf, als ich in seine Augen sah, und wäre ihm am liebsten sofort in die Arme gefallen. Dieses dringende Bedürfnis verwirrte mich nur noch mehr.

„Wer bist du?" Wieder klang meine Stimme schwach und leise, passend zu meinen runzeligen Händen und meinem schmerzenden Rücken. Ich begriff nicht, wieso die blauen Augen des Fremden so traurig funkelten, als er lächelte.

„Setz dich erst mal wieder hin, es ist nicht gut für deinen Blutdruck, wenn du dich aufregst und dabei auch noch im Zimmer herumtigerst."

Er griff sanft nach meinem Arm und führte mich zurück zum Bett. Seine Finger zitterten nicht, und auf seiner Haut war kein einziger Altersfleck zu sehen.

Als wir beide saßen sah mir der Junge ins Gesicht, noch immer mit diesem merkwürdigen Funkeln in den Augen, das nun ein bitteres Gefühl in meinem Magen hinterließ. Ich erwiderte seinen Blick und wurde mit jeder Sekunde verwirrter. Irgendetwas in diesen Augen kam mir bekannt vor, und irgendetwas an diesem schiefen Lächeln sorgte dafür, dass die Schlange endlich ihren Würgegriff um meinen Hals löste und die Panik abebbte. In seiner Gegenwart fühlte ich mich sicher - ich wusste bloß nicht, warum.

Schließlich wurde das Schweigen zu erdrückend und ich öffnete den Mund, um die Stille endlich zu brechen, als sich der Junge im selben Moment ruckartig nach vorne beugte. Ich fand mich in einer engen Umarmung wider, der Lockenkopf mit den himmelblauen Augen drückte mich an sich wie ein Rettungsschwimmer einen Ertrinkenden - wobei ich nicht wusste, wer von uns der Retter und wer der Gerettete war. Dann rückte er genauso abrupt wieder ab, ohne jedoch seine Hände von meinen Schultern zu nehmen.

„Wir kriegen das schon hin, Mama. Mach dir keine Sorgen, wir schaffen das alles hier schon."

Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen war es, als hätte jemand eine Kerze angezündet. Ein kleiner Teil meines Lebens war plötzlich hell erleuchtet, während der Rest noch immer in völliger Dunkelheit lag. Meine Augen huschten zum Foto am Schrank, dann zurück zu dem Jungen vor mir.

„Du bist mein Sohn."

Eine Feststellung, keine Frage. Er nickte und zog mich erneut in eine Umarmung. Ich atmete seinen Geruch ein, klammerte mich verzweifelt an der soeben gewonnenen Erinnerung fest und merkte doch bereits wieder, wie sie verschwamm, mit jedem Atemzug den ich nahm an Schärfe verlor wie ein verwackelter Film.

Als ich nun sprach, war meine Stimme nur ein Hauchen, voller Scham.

„Ich habe vergessen, wer du bist. Und wer dein Vater ist."

Ich dachte an den Mann mit dem kantigen Gesicht. An die Art, wie er nach dem Aufwachen stets als erstes nach meiner Hand gegriffen und seine schlafwarmen Finger mit meinen verschränkt hatte. Wie er mich nach einem langen Arbeitstag voller gefällter Bäume geküsst hatte, mit seinen von der Kälte rissigen Lippen.

Er hatte ein Muttermal, doch ich wusste bereits nicht mehr, wo es gewesen war. Auf der Wange? Am Kinn?

„Ist schon in Ordnung, Mama", flüsterte der Junge neben meinem Ohr, ohne die Umarmung zu lösen. „Ich weiß, dass du niemals vergessen wirst, dass du mich liebst. Selbst an den Tagen, an denen du mich nicht wiedererkennst. Und das ist mehr als genug."

Meine Wangen waren nass. Nun zitterte ich vor Schluchzern, nicht aufgrund meiner Alterserkrankungen.

„Ich will dich nicht wieder vergessen."

Seine Hand streichelte über meinen Rücken und seine Umarmung hielt mich warm, obwohl mich eine innere Kälte gleichzeitig zu zerfressen drohte. „Ich weiß. Aber es ist okay, Mama. Es ist okay."

Ich hörte an seiner Stimme, dass er ebenfalls weinte. Und dann erlosch die Kerze. Ich wusste nicht mehr, wieso ich auf dem Bett saß und von diesem Jungen im Arm gehalten wurde. Ich wusste nicht mehr, wieso mir seine braunen Locken so bekannt vorkamen, und dass die Farbe seiner Augen blau wie der Himmel war.

Doch eine Sache wusste ich noch ganz genau: Bei ihm war ich sicher. Solange er hier war, musste ich keine Angst haben. Und es war okay.

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