Welpe & Geburtstag
Am nächsten Morgen erwachte Harry aus einem tiefen Schlaf und hörte leise Stimmen vor seinem Zimmer. Bevor er ganz realisieren konnte, was los war, wurde die Tür vorsichtig geöffnet, und Remus und Severus traten gemeinsam ein. Zu Harrys Überraschung begannen sie, ein Geburtstagslied für ihn zu singen – eine Mischung aus sanften und etwas schiefen Tönen, wobei Severus' tiefe Stimme einen ungewohnten, aber liebevollen Klang hatte. Harry blinzelte, ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er sich aufsetzte. Er war zutiefst gerührt, denn dies war der erste Geburtstag in seinem Leben, an dem jemand so etwas für ihn tat.
»Danke ... für das Lied«, sagte er leise, seine Stimme leicht brüchig. Dann musste er lachen, denn der Gedanke, Severus singen zu hören, war irgendwie seltsam, aber auch sehr liebenswert. Severus hob eine Augenbraue, aber es schimmerte ein Lächeln in seinen Augen.
»Es ist dein besonderer Tag. Wir wollten, dass er so beginnt, wie er sollte – mit ein wenig Musik, auch wenn meine Gesangskünste zu wünschen übrig lassen.« Remus grinste und legte eine Hand auf Harrys Schulter.
»Happy Birthday, Kleiner. Komm, zieh dich an, wir haben draußen im Garten das Frühstück vorbereitet.« Harry nickte begeistert, sprang aus dem Bett und zog sich schnell an. Er war neugierig, was die beiden für ihn vorbereitet hatten. Sobald er fertig war, eilte er nach unten und trat hinaus in den Garten – und blieb staunend stehen. Der Garten war in ein festliches Bild verwandelt worden. Bunte Ballons schwebten um den Gartentisch, der mit einer reichhaltigen Auswahl an Speisen gedeckt war – frische Croissants, Obst, Säfte, warme Schokolade und eine Vielzahl von süßen Leckereien. Auf dem Tisch lagen auch Geschenke, sorgfältig eingepackt und mit bunten Schleifen verziert. Es war überwältigend, und Harry fühlte sich in diesem Moment so glücklich wie noch nie.
»Alles Gute zum Geburtstag, Harry«, sagte Remus mit einem warmen Lächeln, während Severus ihm ebenfalls zuzwinkerte. Harry konnte seine Freude kaum fassen. Er trat näher an den Tisch und betrachtete die Geschenke. Remus und Severus reichten ihm ihres zuerst. Mit aufgeregten Fingern öffnete Harry das Papier und fand eine komplette, hochwertige Quidditchausrüstung darunter, glänzend und neu, bereit für zukünftige Spiele. Zusätzlich fand er noch ein paar Bücher und eine Auswahl seiner Lieblingssüßigkeiten.
»Ich ... ich kann das kaum glauben«, flüsterte Harry, seine Augen glänzten vor Freude. Er sprang auf und umarmte beide fest. »Danke, danke! Das ist das Beste, was ich je bekommen habe!« Severus lächelte selten so offen, aber an diesem Tag konnte er es nicht verbergen.
»Wir wussten, wie viel dir Quidditch bedeutet. Und die Bücher ... na ja, ich dachte, sie könnten dir auch gefallen.« Remus lachte leicht.
»Wir wollten, dass du einen Tag hast, an dem du dich nur freuen kannst, Harry. Du hast es verdient.«
»D-Das ist toll. Tausend Dank!«, hauchte Harry. Nachdem er die Geschenke von Remus und Severus ausgepackt hatte, entdeckte er noch andere Päckchen auf dem Tisch. Eines davon war von Hagrid. Es war ein großes, unhandliches Paket, und als Harry es öffnete, fand er, selbstgebackene Felsenkekse, zusammen mit einer handgeschnitzten Figur eines Hippogreifs.
»Hagrid«, murmelte Harry, das Lächeln auf seinem Gesicht wurde noch breiter. »Er ist wirklich großartig.« Das nächste Geschenk war von Dumbledore, verpackt in schlichtem Pergament mit einer eleganten Schleife. Harry öffnete es vorsichtig und fand einen alten, aber wunderschön gearbeiteten Kompass, der statt nach Norden auf das Ziel wies, das man sich am meisten wünschte. Eine kurze Notiz lag dabei: »Möge er dir immer den Weg zu dem zeigen, was du am meisten suchst.«
»Das ist unglaublich«, sagte Harry, während er den Kompass bewunderte. Schließlich entdeckte er ein weiteres, kleineres Paket, das ihn überraschte – es war von Lucius Malfoy. Harry zögerte einen Moment, bevor er es öffnete. Darin fand er eine elegante, ledergebundene Ausgabe des Buches »Alte und Vergessene Zaubersprüche«, ein Werk, das in der magischen Welt als selten und wertvoll galt. Daneben lag ein kleines, silbernes Medaillon, das den Wappen der Familie Potter trug. Eine kurze Nachricht war dabei: »Für denjenigen, der den Mut besitzt, der Dunkelheit zu trotzen. Mögen das Wissen und die Geschichte deiner Familie dir immer zur Seite stehen.« Harry war sprachlos. Er wusste nicht genau, wie er sich fühlen sollte, aber das Geschenk von Lucius war eindeutig durchdacht und bedeutungsvoll. Severus bemerkte Harrys Zögern und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Lucius ist ein komplizierter Mensch«, sagte er leise. »Aber dieses Geschenk zeigt, dass er dich respektiert und vielleicht auch anerkennt, wer du wirklich bist.« Harry nickte langsam, während er das Medaillon betrachtete.
»Ich glaube ... ich verstehe das jetzt ein wenig besser.«
»Ja, das ist wirklich ein tolles Geschenk. Nun komm, wir sollten essen«, sagte Remus sacht, während Harry das Medaillon vorsichtig wieder zu dem alten Buch legte. Während sie dann zusammen beim Frühstück saßen, ließ er seinen Blick über den festlich gedeckten Tisch schweifen und konnte nicht anders, als über sein Glück nachzudenken. Er hatte eine Familie gefunden, die ihn wirklich liebte, und Freunde, die immer für ihn da waren. Der heutige Tag, sein Geburtstag, war mehr als nur ein Fest – es war das Symbol eines neuen Lebens, das er sich vor einem Jahr nicht hätte vorstellen können. Irgendwann klopfte es an der Tür, und die Unterhaltung am Tisch verstummte. Severus und Remus tauschten einen schnellen, wissenden Blick, bevor Remus mit einem leichten Lächeln zu Harry sprach: »Warum gehst du nicht zur Tür, Harry?« Der Junge nickte, neugierig, wer zu dieser frühen Stunde an der Tür sein könnte. Als er dieses öffnete, stand da Bill, ein breites Grinsen im Gesicht.
»Alles Gute zum Geburtstag, Harry!«, sagte er herzlich und umarmte ihn leicht. »Ich wollte dir gratulieren, bevor du heute Nachmittag von allen in Beschlag genommen wirst.« Harry lächelte breit und ließ Bill herein.
»Danke, Bill. Es ist toll, dich zu sehen.« Der junge Mann trat ins Haus und sah sich um.
»Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte er und reichte Harry ein kleines, sorgfältig geschnitztes Segelboot aus Holz. Es war wunderschön gearbeitet, mit feinen Details, die es fast lebendig wirken ließen. Harry betrachtete es mit leuchtenden Augen.
»Das ist wirklich schön, danke!« Doch Bill zwinkerte ihm verschwörerisch zu und meinte kryptisch: »Es ist viel mehr als nur ein Spielzeug, das wirst du noch sehen.« Harry sah ihn überrascht an, aber bevor er fragen konnte, was Bill damit meinte, wandte sich Remus an ihn.
»Harry, warum ziehst du dich nicht schnell um und packst ein Handtuch ein?« Der Junge blinzelte verwirrt.
»Ein Handtuch? Wofür?« Remus schmunzelte und meinte nur: »Du wirst schon sehen. Geh jetzt, wir warten hier auf dich.« Obwohl er immer noch nicht verstand, was los war, eilte Harry die Treppe hinauf, um sich umzuziehen. Während er sich beeilte, ein frisches T-Shirt und Shorts anzuziehen, konnte er seine Neugier kaum zurückhalten. Was hatten sie wohl vor? Unten warteten Bill, Severus und Remus geduldig, während sie sich leise unterhielten. Es war offensichtlich, dass sie etwas Besonderes geplant hatten, etwas, das Harry überraschen sollte. Als dieser schließlich mit einem Handtuch unter dem Arm wieder nach unten kam, waren alle Blicke auf ihn gerichtet.
»Bereit für das nächste Abenteuer?«, fragte Bill mit einem Augenzwinkern. Harry nickte, seine Aufregung wuchs mit jeder Sekunde.
»Ich bin bereit«, antwortete er, obwohl er immer noch keine Ahnung hatte, was ihn erwartete. Severus lächelte leicht.
»Dann lass uns keine Zeit verlieren.« Gemeinsam verließen sie das Haus, und Harrys Herz klopfte vor Spannung. Kaum hatten sie sich an den Händen gefasst, apparierte Severus die kleine Gruppe ans Meer, genau dorthin, wo Harry und Bill schon einmal gewesen waren. Als sie auftauchten, blinzelte Harry überrascht in die strahlende Sonne und sah sich um. Der einsame Strand, den er beim ersten Mal so atemberaubend gefunden hatte, war nun noch schöner. Ein eleganter Pavillon war am Ufer aufgebaut, und darunter stand eine gemütliche Sitzgruppe, die perfekt zum Entspannen einlud. Ein leichter Wind strich über den Strand, ließ die Wellen sanft plätschern und die Segel des Pavillons leise flattern. Es war eine Szene wie aus einem Traum. Als sie alle zusammen am Pavillon angekommen waren, der einsam an dem ruhigen Strand stand, war Harry sprachlos. Der Anblick war atemberaubend: Die Sonne strahlte vom klaren Himmel, und ein leichter Wind wehte über den Strand, während die Wellen sanft ans Ufer plätscherten.
»D-das ist unglaublich«, sagte Harry leise, während er sich umblickte. »Hast du das alles vorbereitet, Bill?« Bill lächelte zufrieden.
»Ja, aber das ist noch nicht alles«, antwortete er und trat einen Schritt näher zu Harry. »Gib mir mal das Segelboot.« Verwirrt reichte Harry ihm das kleine, geschnitzte Boot, das er eben noch als ein simples, aber hübsches Geschenk betrachtet hatte. Bill ging damit zum Wasser und setzte es behutsam auf die sanften Wellen. Sofort begann sich das Boot zu verändern – es wuchs und formte sich in ein richtiges, kleines Segelboot, perfekt für zwei Personen, mit weißen Segeln, die im Wind flatterten. Harrys Augen weiteten sich vor Staunen, als das Boot vor ihm Gestalt annahm.
»Das ist ... wow! Können wir damit wirklich fahren?«, fragte er aufgeregt. Severus trat neben ihn und nickte mit einem leichten Schmunzeln.
»Ja, das können wir. Und ich denke, du und Remus sollten die Ehre haben, als Erste aufs Wasser zu gehen.« Remus, der bisher nur lächelnd zugesehen hatte, trat vor und legte eine Hand auf Harrys Schulter.
»Tatsächlich kann ich ein bisschen segeln«, erklärte er mit einem Grinsen. »Es wird also nicht ganz planlos.« Severus fügte hinzu: »Ich muss zugeben, dass ich weniger seefest bin, daher überlasse ich das lieber euch beiden.« Harry drehte sich mit strahlenden Augen zu Bill um.
»Kommst du auch mit?« Bill schüttelte den Kopf, aber er lächelte.
»Ich komme bei der zweiten Runde mit. Jetzt sollten du und Remus zuerst die Gelegenheit haben, das Meer zu erkunden.« Harry konnte seine Aufregung kaum verbergen.
»Das ist so cool! Danke, Bill!« Gemeinsam gingen Harry und Remus zum Boot hinüber, und Remus half Harry hinein, bevor er selbst elegant einstieg. Die Segel fingen den Wind, und das Boot setzte sich langsam in Bewegung, gleitend über das glitzernde Wasser. Harry fühlte eine Mischung aus Aufregung und Ruhe, als sie sich vom Ufer entfernten. Während sie hinaus auf das offene Meer segelten, fühlte Harry die Freiheit des Augenblicks und die tiefe Verbindung zu Remus, der ihm die Grundlagen des Segelns erklärte und ihm die Handgriffe zeigte. Das Boot schnitt durch die Wellen, und Harry fühlte den Wind in seinen Haaren, während er die Küste immer weiter hinter sich ließ.
Vom Strand aus beobachteten Severus und Bill das kleine Boot, das immer weiter hinausfuhr. Severus, der sich in der sanften Brise entspannte, sah zufrieden aus, während er den Anblick von Harry und Remus genoss, die gemeinsam etwas so Einfaches und doch so Magisches erlebten.
»Das war eine wunderbare Idee, Bill«, sagte Severus leise, ohne den Blick vom Boot zu nehmen. Bill lächelte und nickte.
»Harry hat es verdient, etwas so Schönes zu erleben. Und es freut mich, dass er so glücklich ist.« Severus sah zu Bill und legte ihm dankbar eine Hand auf die Schulter.
»Er wird diesen Tag nie vergessen.« Severus und Bill setzten sich unter den schattigen Pavillon, während das Boot, in dem Harry und Remus saßen, immer weiter in die Ferne glitt. Die sanfte Brise und das gleichmäßige Rauschen der Wellen schufen eine beruhigende Atmosphäre, doch beide Männer hatten tiefergehende Gedanken, die sie beschäftigten. Nachdem sie eine Weile schweigend dem Boot zugesehen hatten, fragte Bill schließlich zögernd: »Hat Harry ... hat er mit euch gesprochen?« Severus nickte langsam, ohne den Blick vom Wasser abzuwenden.
»Ja, er hat es uns erzählt.« Bill schwieg einen Moment, als er die Bedeutung dieser Worte verarbeitete.
»Wie geht ihr damit um?« Severus atmete tief ein, bevor er antwortete.
»Wir versuchen, ihm positive Erinnerungen zu schaffen, damit er die schrecklichen Dinge, die er erlebt hat, hinter sich lassen kann. Er braucht das jetzt, mehr als alles andere.« Bill nickte verständnisvoll.
»Das ist wichtig, aber ... ich denke, Harry braucht auch professionelle Hilfe. Er kann das nicht allein verarbeiten, egal wie stark er ist.« Severus seufzte leise, wissend, dass Bill recht hatte.
»Das weiß ich. Remus und ich sind uns einig, dass er einen Mentalheiler braucht. Aber es geht weiter – ich möchte die Dursleys für das, was sie ihm angetan haben, vor das Zaubergamot zerren. Sie sollen für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Doch gleichzeitig möchte ich Harry eine Aussage ersparen. Ich will ihn nicht zwingen, diese schrecklichen Erinnerungen vor einem Gericht wieder aufleben zu lassen.« Bill dachte einen Moment nach und antwortete dann leise:
»Es wäre genau das Richtige. Diese Leute müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Aber ich verstehe deine Bedenken. Harry hat schon genug durchgemacht, und ihn noch einmal durch diesen Schmerz zu schicken ... das wäre schwer zu ertragen.« Severus nickte langsam, sein Blick immer noch auf das Meer gerichtet, wo das kleine Boot in der Ferne zu sehen war. Severus nickte nachdenklich. Während des Gesprächs konnte er in Bills Worten und in der Art, wie er über Harry sprach, spüren, dass dessen Gefühle für den Jungen mehr waren als bloße Freundschaft oder Verbundenheit. Da war eine tiefe Sorge, fast eine Zärtlichkeit in Bills Stimme, die über das hinausging, was man bei einer normalen Freundschaft erwarten würde. Severus bemerkte dies, entschied sich aber, das Thema nicht anzusprechen. Er wusste, dass Bill ein guter Mensch war, und so lange Harry glücklich war und sich sicher fühlte, war das für ihn das Wichtigste. Stattdessen legte er eine Hand auf Bills Schulter und sagte mit ernster Stimme: »Was du für Harry tust, bedeutet ihm sehr viel. Danke, dass du an seiner Seite bist.« Bill lächelte leicht, dankbar für die Worte und erwiderte den Blick.
»Ich will nur, dass er glücklich ist. Dass er weiß, dass er nicht mehr allein ist.« Severus nickte. Irgendwann kam Harry strahlend und mit funkelnden Augen ans Ufer gerannt, noch bevor das Boot richtig zum Stillstand gekommen war.
»Bill, jetzt bist du dran!«, rief er aufgeregt, bevor er sich es versah, hatte Harry ihn schon an der Hand gepackt und zog ihn förmlich in Richtung Boot.
»Ich komme ja schon, ich komme!«, lachte der junge Mann, während er von Harry zum Wasser gezogen wurde. Als sie zusammen auf das Boot kletterten und sich die Segel erneut im Wind blähten, fragte Harry neugierig: »Kannst du denn überhaupt segeln?« Bill schüttelte den Kopf mit einem schelmischen Lächeln, auch wenn er die Wahrheit wusste.
»Äh, nein, das kann ich nicht. Aber du hast doch gerade erst eine Fahrt mit Remus hinter dir. Du kannst es mir beibringen, oder?« Harrys Augen leuchteten vor Begeisterung.
»Klar, ich werde es dir zeigen! Es ist gar nicht so schwer, wenn man weiß, wie es geht.« Während das Boot sich wieder sanft vom Ufer entfernte, wuchs Harrys Selbstvertrauen, und er begann, Bill alles zu erklären, was Remus ihm beigebracht hatte, während sie gemeinsam über das Wasser glitten. Unterdessen hatten sich Remus und Severus wieder unter dem schattigen Pavillon niedergelassen, wo sie den Blick aufs Meer richteten. Remus war immer noch etwas aufgekratzt von der Erfahrung, das Segeln mit Harry hatte ihm offensichtlich großen Spaß gemacht.
»Das war großartig«, sagte Remus strahlend. »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Spaß hatte.« Severus lächelte warm und freute sich für seinen Partner.
»Es hat gut getan, dich so unbeschwert zu sehen. Harry hatte auch eine Menge Freude daran.« Nach einer Weile, als die beiden Männer in der Stille saßen und dem leichten Rauschen des Meeres lauschten, entschied sich Severus, das Gespräch, das er zuvor mit Bill geführt hatte, zur Sprache zu bringen.
»Ich habe vorhin mit Bill gesprochen«, begann er, während er Remus ansah. Dieser wurde aufmerksam, seine aufgekratzte Stimmung wich einer ruhigen Ernsthaftigkeit.
»Und? Was hat er gesagt?« Severus zögerte einen Moment, bevor er fortfuhr.
»Er sorgt sich sehr um Harry. Es ist offensichtlich, dass er mehr für ihn empfindet als nur Freundschaft. Ich denke ... ich denke, Bill liebt Harry.« Remus runzelte die Stirn, sichtlich verwirrt.
»Lieben? So wie ... so wie wir uns lieben, oder was meinst du?« Severus nickte langsam.
»Ja, genau das meine ich. Es ist nicht nur eine einfache Verbundenheit. Bill fühlt sich zu Harry hingezogen, und ich glaube, es ist etwas sehr Tiefes. Harry ist noch jung und versteht wahrscheinlich nicht ganz, was er selbst empfindet, aber ich habe das Gefühl, dass es auf Gegenseitigkeit beruht.« Remus schüttelte leicht den Kopf, während er diese neuen Informationen verarbeitete.
»Das ist ... schwer zu begreifen. Ich meine, Harry ist erst zwölf, aber wenn du das so sagst...«, Severus nahm einen tiefen Atemzug.
»Es geht noch weiter. Ich habe den Verdacht, dass die beiden ein Seelenband teilen.« Remus hob überrascht eine Augenbraue.
»Ein Seelenband? D-das ist etwas sehr Seltenes, nicht wahr? Ich erinnere mich nur vage daran, dass wir das in der Schule mal kurz behandelt haben.« Severus nickte.
»Es ist sehr selten und sehr alt. Ein Seelenband ist eine tiefe, magische Verbindung zwischen zwei Menschen. Es bedeutet, dass sie auf eine Weise miteinander verbunden sind, die über das hinausgeht, was man normalerweise als Liebe kennt. Es ist fast, als wären sie dazu bestimmt, in irgendeiner Form zusammen zu sein, ob als Freunde, Liebende oder etwas anderes. Sie teilen eine Art von Schicksal.« Remus ließ seinen Blick über das Wasser schweifen, wo das Boot mit Harry und Bill langsam in die Ferne trieb.
»Wenn das so ist, d-dann ist es so. Wir können und sollten nichts dagegen tun. Aber wir sollten ihnen Zeit lassen. Harry ist noch so jung, und auch Bill muss sich darüber klar werden, was das alles bedeutet.« Severus stimmte leise zu.
»Ja, sie brauchen Zeit. Aber was auch immer passiert, wir werden da sein, um sie zu unterstützen und zu schützen.« Remus nickte, seine Augen immer noch auf das Boot gerichtet.
»Genau das werden wir tun.« Sie saßen noch eine Weile schweigend da, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft, doch beide wussten, dass sie gerade einen wichtigen Entschluss gefasst hatten – Harry und Bill die Zeit und den Raum zu geben, den sie brauchten, um herauszufinden, was das Seelenband für sie bedeutete.
Auf dem Boot segelte Harry begeistert über die Wellen, seine Augen funkelten vor Freude, während er das kleine Segelboot sicher steuerte. Bill, der ihm gegenüber saß, beobachtete ihn mit einem warmen Lächeln. Er konnte nicht anders, als sich von Harrys Enthusiasmus anstecken zu lassen. Trotzdem spürte Bill, dass es etwas gab, das Harry noch beschäftigte, und entschied sich, vorsichtig nachzufragen.
»Wie geht es dir eigentlich, Harry?«, fragte er leise, als sie eine ruhigere Stelle auf dem Wasser erreichten. Harry sah zu ihm hinüber, das Lächeln auf seinen Lippen verblasste ein wenig.
»Es geht mir besser, glaube ich«, begann er, während er den Blick über das Wasser schweifen ließ. »Seit ich Remus und Severus von allem erzählt habe, fühle ich mich irgendwie erleichtert. Aber...«, Bill wartete geduldig, bis Harry weitersprach.
»Aber was?«, fragte er schließlich sanft.
»Seit zwei Nächten habe ich Alpträume«, gab Harry zu, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. » ... sie sind ziemlich schlimm.« Bill runzelte besorgt die Stirn.
»Hast du Remus oder Severus davon erzählt?« Harry schüttelte den Kopf.
»Nein, sie machen sich ohnehin schon genug Sorgen um mich. Ich will sie nicht noch mehr belasten.« Bill verstand Harrys Gedanken, aber er konnte die Sorgen, die sich in seinem eigenen Herzen aufbauten, nicht ignorieren.
»Ich verstehe, warum du das denkst«, sagte er nachdenklich, »aber du musst auch verstehen, dass sie dir nur helfen wollen. Und sie können dir nur helfen, wenn sie wissen, was los ist.« Harry sah ihn an, Unsicherheit und ein Hauch von Angst in seinen Augen.
»A-Aber ich will nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen machen. Es ist doch schon schwer genug für sie.« Bill nickte langsam.
»Ja, das stimmt. Aber manchmal ist es besser, die Sorgen zu teilen, anstatt sie allein zu tragen. Sie würden alles für dich tun. Wenn die Alpträume schlimmer werden oder dich zu sehr belasten, versprichst du mir, dass du mit ihnen darüber sprichst?« Harry zögerte, doch schließlich nickte er.
»Ich verspreche es«, Bill lächelte sanft und legte eine Hand auf Harrys Schulter.
»Gut. Es ist wichtig, dass du weißt, dass du nicht allein bist, egal was passiert.« Harry nickte erneut, und ein kleineres, aber ehrliches Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück.
»Danke.«
»Immer doch, Harry«, erwiderte Bill, während er ihm einen leichten Druck auf die Schulter gab. »Und jetzt, zeig mir noch ein paar Tricks, die du gelernt hast. Ich will ja nicht untergehen, wenn ich das nächste Mal segeln gehe.« Harry lachte leise und widmete sich wieder dem Steuern des Bootes, während Bill ihn weiterhin aufmerksam beobachtete.
Am frühen Nachmittag kehrten Harry, Bill, Severus und Remus erschöpft, aber glücklich zum Cottage zurück. Die Stunden am Meer hatten ihnen allen gutgetan, besonders Harry, der mit einem breiten Lächeln auf den Lippen ins Haus trat. Doch kaum hatten sie das Cottage betreten, war die Erschöpfung, die sich langsam über den Tag hinweg angesammelt hatte, bei Harry spürbar. Er ließ sich auf das weiche Sofa fallen und schlief fast sofort ein, noch bevor er seine Schuhe ausgezogen hatte. Severus und Remus beobachteten ihn einen Moment lang, wie er dort lag, die leichten Atemzüge und das friedliche Gesicht zeugten davon, wie sehr er den Tag genossen hatte. Remus setzte sich leise auf den Rand des Sofas, während Severus eine Decke holte und sie behutsam über Harrys schlafenden Körper legte.
»Meinst du, wir muten ihm zu viel zu?«, fragte Remus leise, während er Harrys Haare sanft aus dem Gesicht strich. »Er hat so viel durchgemacht, und j-jetzt versuchen wir, ihm alles auf einmal zu geben.« Severus setzte sich neben Remus und sah Harry eine Weile schweigend an, bevor er antwortete.
»Er muss erst lernen, mit all dieser Aufmerksamkeit und Liebe umzugehen. Das ist für ihn etwas völlig Neues, und es ist kein Wunder, dass es ihn erschöpft. Aber das ist auch Teil seines Heilungsprozesses. Er muss sehen, dass es in Ordnung ist, geliebt zu werden, und dass es in Ordnung ist, manchmal müde zu sein.« Remus nickte, wenn auch zögernd.
»Ich weiß, du hast recht. Es ist nur ... ich mache mir Sorgen, dass wir ihn überfordern könnten.«
»Wir müssen ihm die Zeit geben, die er braucht«, sagte Severus ruhig, »aber wir dürfen ihn auch nicht in Watte packen. Er muss lernen, dass es Menschen gibt, die ihn lieben und für ihn da sind, auch wenn es anfangs überwältigend ist.« Remus seufzte und lehnte sich zurück.
»Ja, du hast recht. Ich mache mir nur manchmal Sorgen, dass er es nicht schafft, all das zu verarbeiten.«
»Er wird es schaffen«, sagte Severus bestimmt. »Und wir werden ihm auf diesem Weg beistehen.«
Nach einer Stunde beschlossen sie, Harry vorsichtig zu wecken. Remus kniete sich neben das Sofa und strich ihm sanft über die Wange.
»Harry, wach auf. Es ist Zeit, sich für die Party umzuziehen.« Der Junge öffnete langsam die Augen und blinzelte verschlafen.
»Ich bin eingeschlafen?« Remus lächelte sanft.
»Ja, du warst erschöpft. Aber das ist in Ordnung. Fühlst du dich besser?« Harry nickte und setzte sich auf.
»Ja, danke.« Severus reichte ihm eine Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen.
»Wir müssen uns umziehen und uns auf den Weg zum Fuchsbau machen. Die Weasleys erwarten uns.« Harry lächelte, wenn auch noch ein wenig müde. Bald darauf waren sie alle angekleidet und bereit, den restlichen Abend mit der Weasley-Familie zu verbringen. Als sie zum Fuchsbau apparieren, war der Himmel bereits in warme Farben getaucht, die Dämmerung setzte ein, und der Tag neigte sich dem Ende zu. Doch als Harry das Weasley-Grundstück betrat, hielt er kurz inne und ließ den Anblick auf sich wirken. Der Garten war in ein funkelndes Lichtermeer verwandelt, voller schwebender Lampions und bunter Ballons, die sanft in der abendlichen Brise schwankten. Es war, als wäre ein magisches Fest in die Welt gebracht worden, nur für ihn. Kaum hatten sie das Grundstück betreten, kamen Ron und Hermine auf ihn zu gerannt. Hermine erreichte ihn zuerst, und bevor Harry etwas sagen konnte, zog sie ihn in eine feste Umarmung.
»Alles Gute zum Geburtstag, Harry!«, flüsterte sie, ihre Augen glitzerten vor Tränen. Harry lächelte und drückte sie sanft zurück.
»Danke, Hermine. Es ist so schön, dass du hier bist.« Ron, der etwas zurückhaltender war, trat näher und grinste breit.
»Herzlichen Glückwunsch, Kumpel. Der Abend gehört dir.« Noch bevor Harry richtig antworten konnte, tauchten auch die restlichen Weasleys auf. Molly und Arthur kamen mit offenen Armen auf ihn zu, gefolgt von Percy, Ginny und den Zwillingen, die alle lautstark gratulierten. Es war ein überwältigendes Gefühl, in dieser Welle von Zuneigung und Freude willkommen geheißen zu werden.
»Alles Gute, Harry!«, rief Fred, während George ihm einen freundschaftlichen Schlag auf den Rücken gab. »Heute feiern wir dich so richtig!« Harry spürte eine warme Welle der Dankbarkeit durch sich hindurchfließen. Er sah sich um und bemerkte Bill, der etwas abseits stand und ihm zuzwinkerte, als ihre Blicke sich trafen. Harry zwinkerte zurück und fühlte sich in diesem Moment unbeschreiblich glücklich. Die Feier begann mit der Übergabe der Geschenke. Hermine schenkte ihm ein wunderschön gebundenes Buch über seltene magische Kreaturen, das sie extra in der Winkelgasse für ihn gefunden hatte.
»Ich dachte, du könntest es nützlich finden, besonders nach unserem letzten Schuljahr«, sagte sie mit einem schelmischen Lächeln. Ron überreichte ihm einen brandneuen Satz Schachfiguren aus einem edlen, dunklen Holz, das beim Berühren eine angenehme Wärme ausstrahlte.
»Jetzt kannst du vielleicht endlich gewinnen«, meinte Ron grinsend, während Harry lachte. Ginny hatte ihm ein handgemaltes Bild von Hogwarts geschenkt, das sie in ihrer Freizeit angefertigt hatte. Es war detailliert und farbenfroh, ein wahres Meisterwerk.
»Ich dachte, du könntest es in deinem Zimmer aufhängen«, sagte sie schüchtern, während Harry das Bild bewunderte. Fred und George, in ihrer typischen Art, hatten ein Paket mit ihren neuesten Scherzartikeln für Harry zusammengestellt.
»Nur für dich, Harry. Aber vorsichtig sein!«, rief Fred, während George zustimmend nickte. Molly und Arthur überreichten ihm ein weiches, handgestricktes Pullover-Set, ähnlich dem, das er in den vergangenen Jahren zu Weihnachten erhalten hatte, aber in seiner Lieblingsfarbe und mit seinem Initialen darauf.
»Wir wollen, dass du immer weißt, dass du hier bei uns zu Hause bist«, sagte Molly mit einem liebevollen Lächeln. Sogar Percy, der oft etwas distanziert wirkte, hatte sich die Mühe gemacht, ein antikes Zauberbuch über fortgeschrittene Zaubertränke aufzutreiben, von dem er wusste, dass es Harry interessieren würde.
»Vielleicht kannst du es mit Professor Snape besprechen«, sagte er förmlich, aber freundlich. Nachdem die Geschenke ausgepackt waren, begann die Feier richtig. Der lange Tisch im Garten war gedeckt mit allerlei köstlichen Speisen, die Molly mit viel Liebe zubereitet hatte. Doch das Highlight war die Geburtstagstorte – eine mehrstöckige, üppig verzierte Torte, die in allen Farben des Regenbogens leuchtete und mit magischen Kerzen bestückt war, die sich selbst entzündeten und funkelten, sobald Harry näher trat. Er konnte sein Glück kaum fassen, als alle »Happy Birthday« sangen und ihn anlächelten. Als er die Kerzen ausblies, wünschte er sich insgeheim, dass dieses Gefühl der Verbundenheit und Liebe nie enden würde. Der Rest des Abends war ein Wirbelwind aus Lachen, Spielen und Gesprächen, und Harry fühlte sich, als wäre er tatsächlich in einer richtigen Familie angekommen. Es war der perfekte Abschluss eines Tages, der ihm zeigte, wie viel Liebe und Unterstützung er in seinem Leben hatte – etwas, das er sich früher nie hätte vorstellen können.
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