Welpe, Bill & das Ende II
Die Geräusche des Kampfes hallten durch die Korridore von Hogwarts. Schreie, Explosionen und das Zischen von Flüchen erfüllten die Luft, und das Schloss selbst schien unter der Wucht der Auseinandersetzung zu erzittern. Es war ein chaotischer, erbarmungsloser Kampf, ein verzweifelter Versuch, dem Dunklen Lord ein letztes Mal entgegenzutreten. Harry stand in einem verlassenen Gang, das Licht seiner Lumos-Spitze warf gespenstische Schatten an die Wände. Seine Hände zitterten, und sein Herz hämmerte in seiner Brust. Er konnte die Worte Dumbledores noch in seinem Kopf hören – »Harry ist der letzte Horkrux.« Diese Wahrheit hatte sich in ihm festgesetzt, hatte alles um ihn herum erstarren lassen. Er musste sterben. Es gab keinen anderen Weg. Dumbledore war im Frühjahr an den Folgen des Fluchs gestorben und hatte Harry eine Erinnerung hinterlassen, die er erst jetzt und hier finden sollte – zur richtigen Zeit. Harry sah auf. Vor ihm standen Ron und Hermine, ihre Gesichter gezeichnet von Trauer und Entschlossenheit. Sie wussten Bescheid. Harry hatte es ihnen gesagt, hatte ihnen alles offenbart, und jetzt stand er hier und wusste, dass er sich von ihnen verabschieden musste. Ron kämpfte mit den Tränen, sein Gesicht zu einer Maske aus Schmerz verzogen. Hermine schniefte und versuchte, die Fassung zu wahren.
»Du musst nicht gehen, Harry«, sagte Ron heiser. »W-wir finden einen anderen Weg.«
»Es gibt keinen anderen Weg«, antwortete Harry, seine Stimme war rau, doch in seinen Augen lag ein entschlossener Glanz. »Das weißt du, Ron. Es war immer so.« Hermine trat einen Schritt vor, ihre Hand lag leicht zitternd auf Harrys Arm.
»W-wir verschaffen dir so viel Zeit wie möglich«, sagte sie leise, ihre Augen glänzten vor unausgesprochenen Gefühlen. Harry nickte, er hatte keine Worte mehr. Dann, als er einen weiteren Schritt zurücktreten wollte, hörte er Schritte. Schnelle, schwere Schritte, die den Korridor entlang hallten, und dann tauchte Bill auf. Seine Augen suchten verzweifelt Harrys Gesicht, als er auf sie zugestürmt kam.
»Was ist los? W-was habt ihr vor?«, keuchte er, außer Atem. Hermine blickte zu Ron, dann zu Harry und sah schließlich Bill an.
»Wir helfen den anderen«, sagte sie fest, ihre Stimme bebte nur leicht. »Harry und du ... ihr müsst reden.« Bill sah sie verwirrt an, doch dann erfasste ihn eine plötzliche Erkenntnis. Seine Augen weiteten sich vor Schock und ungläubigem Entsetzen.
»Was? N-nein, das kannst du nicht ernst meinen...« Seine Stimme war ein Flüstern, als die Wahrheit in sein Bewusstsein sickerte. Harry schluckte schwer und trat auf Bill zu, seine Augen unendlich traurig.
»Bill«, begann er, doch er wusste nicht, wie er es sagen sollte. Wie konnte er ihm die Worte sagen, die ihm das Herz brechen würden? Ron packte Hermines Hand, und die beiden zogen sich wortlos zurück, ließen die beiden alleine, um ihnen den Raum für das zu geben, was jetzt folgen musste.
»Harry...« Bills Stimme brach. »Sag mir nicht, dass du ... dass du sterben musst. Die ganze Prophezeiung ist doch Blödsinn.« Seine Hände zuckten, als wollten sie Harry an sich ziehen, ihn festhalten, ihn nicht mehr loslassen.
»I-ich bin der letzte Horkrux«, brachte Harry schließlich hervor. »Dumbledore hat es mir quasi gesagt. Es ist ... in mir. Ein Teil von Voldemorts Seele. Ich muss ... ich muss sterben, damit er verwundbar wird.«
»Nein!« Bill schrie es förmlich heraus. »Das kann nicht wahr sein! Es muss einen anderen Weg geben. Wir können ... es gibt immer einen anderen Weg!«
»Es gibt keinen anderen Weg«, wiederholte Harry, seine Stimme ruhiger, als er sich fühlte. »Ich habe darüber nachgedacht. Ich habe es analysiert, mit Dumbledores Worten im Kopf. Es gibt keinen anderen Weg. I-ich muss das tun.« Bill schüttelte den Kopf, seine Augen waren weit und voller Verzweiflung.
»Das ist doch Wahnsinn! Du bist doch noch ein halbes Kind! Du bist ... du bist mein ... du bist mein Alles, Harry. Ich kann dich nicht verlieren!« Seine Stimme brach am Ende, und seine Hände griffen nach Harrys Schultern, als wollte er ihn zurückhalten, ihn daran hindern, das Unausweichliche zu tun.
»Ich will dich auch nicht verlieren«, flüsterte Harry. »Aber ... du weißt, dass ich das tun muss. Wenn ich es nicht tue, werden so viele mehr sterben. Voldemort wird nicht aufhören. Niemals.«
»Dann lass mich mit dir gehen!« Bills Worte waren ein verzweifeltes Flehen, seine Augen durchbohrten Harrys Seele. »Lass mich bei dir sein, Harry! Ich sterbe lieber an deiner Seite, als ohne dich weiterzuleben.«
»Nein!« Harry schüttelte heftig den Kopf, spürte die Welle der Panik in sich aufsteigen. »Du musst leben, Bill. Für uns beide. D-du hast eine Zukunft. Ich habe immer eine Chance gehabt, weil ich dich hatte. Aber j-jetzt musst du weitermachen. Ohne mich.« Bill ließ die Hände sinken, sein Gesicht war gequält, als würden Harrys Worte ihn mit messerscharfer Präzision zerschneiden.
»Das kannst du nicht verlangen«, flüsterte er. »Das ist zu viel... das ist einfach zu viel....« Harry trat einen Schritt näher, legte seine Hände auf Bills Wangen und zwang ihn, ihn anzusehen.
»Ich weiß«, sagte er, und Tränen traten in seine Augen. »Ich weiß, dass es grausam ist. Aber, es ist das Einzige, was ich tun kann. Ich liebe dich, Bill. So sehr. Du musst wissen, dass ich das für dich tue ... für dich und für all die anderen. Ich gehe, damit ihr leben könnt. Damit ihr eine Welt habt, in der ihr frei seid.« Bills Lippen bebten, und er packte Harrys Hände, drückte sie an sich.
»I-ich kann nicht...«, stammelte er, seine Stimme versagte ihm. »D-du darfst das nicht tun. Bitte.«
»Es gibt nichts, was ich lieber tun würde, als bei dir zu bleiben«, sagte Harry mit einer sanften Stimme. »Aber ich kann nicht. Wenn ich das nicht tue, dann war alles umsonst. Dann war der Tod meiner Eltern umsonst. D-dann war auch unser Leben umsonst.« Bill brach unter den Worten zusammen, sein Körper bebte, als die Realität ihn überwältigte.
»Ich liebe dich«, sagte er, seine Stimme war kaum ein Flüstern. »Ich liebe dich so sehr, Harry. Ich weiß nicht, wie ich ohne dich weiterleben soll.« Harry zog ihn in eine Umarmung, drückte ihn fest an sich, als wollte er ihn nie wieder loslassen.
»Du wirst es schaffen«, sagte er. »Weil du stark bist. Du bist stärker, als du glaubst. Und du wirst leben. Für uns beide.« Sie standen so da, eine Ewigkeit lang, inmitten des tosenden Schlachtfeldes, das Hogwarts geworden war. Bill klammerte sich an Harry, seine Tränen benetzten Harrys Schulter, während Harry versuchte, ihm all die Liebe zu geben, die er in diesem Moment empfand. Es war ein Abschied, und beide wussten es.
»Lass mich wenigstens bei dir bleiben, bis...«, begann Bill erneut, doch Harry löste sich langsam aus der Umarmung und schüttelte den Kopf.
»Das kann ich nicht zulassen«, sagte er mit fester Stimme. »Ich muss das alleine tun. Wenn du bei mir bleibst, d-dann könnte ich es nicht tun. Weil ich dich zu sehr liebe.« Bill atmete schwer, sein Herz schien zu zerspringen. Doch er sah die Entschlossenheit in Harrys Augen, die Gewissheit.
»D-du wirst immer ein Teil von mir sein«, sagte er schließlich, seine Stimme heiser vor unterdrückter Verzweiflung. »Ich werde dich nie vergessen, Harry.« Harry lächelte schwach, Tränen liefen über sein Gesicht.
»Vergiss mich nicht«, sagte er. »Aber leb weiter. Für uns.« Bill nickte, auch wenn jeder Muskel in seinem Körper schrie, Harry nicht gehen zu lassen. Er wusste, dass er ihn nicht aufhalten konnte.
»Ich liebe dich«, sagte er, das letzte Mal, bevor er Harrys Gesicht in seine Hände nahm und ihn innig küsste, ein Kuss, der alles ausdrückte, was sie einander niemals hatten sagen können. Harry erwiderte den Kuss, spürte, wie all seine Angst, all seine Zweifel für einen Moment schwanden. Dann löste er sich, blickte Bill noch einmal tief in die Augen und drehte sich um. Mit jedem Schritt, den er von Bill wegging, fühlte es sich an, als würde ein Stück von ihm selbst zurückbleiben. Bill blieb stehen, sah ihm nach, sein Körper bebte vor Schmerz und Wut, doch er wusste, dass er Harry nicht folgen konnte. Er wusste, dass Harrys Entscheidung die schwerste war, die jemand jemals treffen musste. Und er wusste, dass er ihn gehen lassen musste.
»Harry...«, flüsterte er in die Nacht, als die Dunkelheit Harry verschlang. »Ich liebe dich.«
Als Harry langsam die große Treppe hinabschritt, fühlte er, wie sein Herz bei jedem Schritt schwerer wurde. Unten, am Fuß der Treppe, standen Remus und Severus. Ihre Gesichter waren bleich, von Schmerz und Sorge gezeichnet. Sie hatten offensichtlich auf ihn gewartet und schienen zu spüren, was er vorhatte oder wussten es von Hermine und Ron, aber dies war nun egal. Harrys Atem stockte, als sich seine und Severus' Blicke trafen. Der übliche strenge Ausdruck in Severus' Augen war verschwunden und durch etwas ersetzt worden, das Harry nie zuvor so klar gesehen hatte – blanke, rohe Angst. Remus stand neben ihm, seine Schultern hingen erschöpft, und seine Hände waren zu Fäusten geballt, als würde er sich an der letzten Kontrolle über seine Gefühle festklammern.
»Harry«, begann Severus, seine Stimme klang rau, und er schien zu kämpfen, um die Fassung zu wahren. »Sag mir nicht, dass du...«
»Ich muss es tun, Papa«, unterbrach ihn Harry, seine Stimme war fest, auch wenn er spürte, wie seine eigene Entschlossenheit langsam ins Wanken geriet. »Ihr wisst, dass es keinen anderen Weg gibt.« Remus machte einen Schritt nach vorne, seine Augen waren glasig vor unterdrückten Tränen.
»Das kann nicht wahr sein«, flüsterte er, als ob er versuchte, die Realität von sich wegzuschieben. »Es... es muss einen anderen Weg geben, Harry. W-wir können etwas tun, um...«
»Es gibt keinen anderen Weg, Dad«, sagte Harry und seine Stimme brach ein wenig, als er Remus' flehenden Ausdruck sah. »Ich muss gehen. S-sonst war alles umsonst. Alles, was wir alle durchgemacht haben.« Severus schloss die Augen und senkte den Kopf. Harry konnte sehen, wie sein Vater gegen die Verzweiflung ankämpfte.
»Es... ist nicht fair«, sagte Severus leise, seine Stimme bebend vor Wut und Schmerz. »Warum musst ausgerechnet du...?«
»Weil es immer so sein sollte«, erwiderte Harry. »I-ich habe keine Wahl, Papa.« Severus öffnete die Augen wieder und trat einen Schritt näher, seine Hände zitterten, als er sie auf Harrys Schultern legte.
»Du bist mein Sohn«, sagte er, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Und ich sollte dich beschützen können. Aber ... ich kann es nicht. Das zerreißt mich.«
»Du hast mich schon so oft beschützt«, sagte Harry, seine Stimme bebte nun ebenfalls, während er die Tränen, die in seinen Augen brannten, zurückzuhalten versuchte.
»Ihr beide habt mir alles gegeben, was ich nie hatte. Ihr habt mir gezeigt, was es bedeutet, eine Familie zu haben. U-und ich tue das auch für euch. Damit ihr in einer Welt leben könnt, in der ihr sicher seid.«
»Harry, bitte«, begann Remus erneut, und er trat nun auch vor, legte seine Hände auf Harrys andere Schulter.
»W-wir können nicht...«
»Ihr müsst«, unterbrach ihn Harry sanft, blickte erst zu Remus und dann zu Severus. »Ihr müsst das aushalten. Für mich. Ihr habt mich aufgezogen, habt mich gelehrt, stark zu sein. Und jetzt müsst ihr stark sein. Ohne mich.«
»Wir lieben dich«, sagte Remus, und nun liefen die Tränen ungehindert über sein Gesicht. »Du bist unser Sohn, Harry. Unser Ein und Alles. W-wir lassen dich nicht einfach...«
»Ich weiß«, antwortete Harry, und nun brachen auch bei ihm die Tränen hervor. »Ich weiß, dass ihr mich liebt. Und genau deswegen müsst ihr mich gehen lassen.« Severus zog ihn in eine Umarmung, fest und verzweifelt, als wolle er ihn an sich binden, ihn vor der schrecklichen Welt da draußen beschützen.
»I-ich bin so stolz auf dich«, flüsterte er, seine Stimme rau. »So verdammt stolz. Aber i-ich wünschte, ich könnte es dir abnehmen.«
»Das kannst du nicht«, antwortete Harry erstickend, während er Severus fest umarmte. »Und das ist in Ordnung. W-weil ich weiß, dass ihr beide an mich glaubt.« Remus trat nun auch dazu, legte seine Arme um die beiden, seine Tränen auf Harrys Haar tropfend.
»Wir lassen dich nicht alleine gehen«, sagte er brüchig. »In unseren Herzen werden wir bei dir sein.«
»Ich weiß«, erwiderte Harry, sein Herz schmerzte bei ihren Worten. »Und das gibt mir Kraft.« Sie hielten sich eine Weile, ein letzter, inniger Moment der Verbundenheit, bevor sich Harry schließlich aus der Umarmung löste. Er sah in die Augen seiner Väter, diese beiden Männer, die ihm mehr Liebe gegeben hatten, als er je für möglich gehalten hatte.
»Lebt weiter«, sagte er schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Lebt für mich. Und... erinnert euch daran, dass ich euch immer geliebt habe.« Severus nickte langsam, seine Augen voller Tränen, die er nicht mehr zurückhalten konnte.
»Du wirst immer bei uns sein, Harry«, sagte er, seine Stimme zitternd. »In allem, was wir tun.« Remus legte eine Hand an Harrys Wange, strich sanft über seine Haut.
»Mach's gut, mein Sohn«, sagte er, seine Stimme vor Trauer gebrochen. Harry nickte und trat einen Schritt zurück.
»Passt aufeinander auf«, sagte er noch, bevor er sich umdrehte und den Korridor entlangging. Sein Herz fühlte sich an, als würde es zerspringen, doch er wusste, dass er jetzt nicht zurückblicken konnte. Denn wenn er es täte, würde er nicht mehr in der Lage sein, zu gehen.
--------------------------
Harry stolperte durch die halbzerstörte Große Halle, seine Schritte waren schwer und seine Gedanken benebelt von allem, was geschehen war. Die Luft war erfüllt von dem Geruch von Rauch und verbranntem Stein, und die Schreie und das Klirren der Schlacht hallten noch immer in seinen Ohren wider, obwohl es längst vorbei war. Die Überreste des Kampfes lagen überall verstreut – zerstörte Tische, umgestürzte Stühle, und die Erschöpfung war den Menschen, die sich darin befanden, ins Gesicht geschrieben. Es war vorbei. Voldemort war tot. Doch bevor er die Realität dessen richtig begreifen konnte, wurde er unvermittelt von Hermine in die Arme gezogen. Ihre Umarmung war fest und zitternd zugleich, als wolle sie sich davon überzeugen, dass er wirklich lebendig war.
»Harry!«, schluchzte sie, ihre Tränen tränkten sein Hemd, als sie ihr Gesicht in seiner Brust vergrub. »Du lebst... du hast es wirklich geschafft.«
»Es... es ist vorbei, Mine«, murmelte Harry, während er seine Arme um sie legte und versuchte, die Erleichterung zu begreifen. Aber da war etwas anderes, das ihn beschäftigte – die Ungewissheit.
»Wo sind Bill und meine Väter?«, fragte er plötzlich und löste sich sanft aus Hermines Umarmung, seine Augen suchten panisch den Raum ab. Ron, der in der Nähe stand, trat näher und legte Harry beruhigend eine Hand auf die Schulter.
»Keine Sorge. Sie sind auf der Krankenstation. Remus und Severus mussten Bill schocken... er war völlig außer sich, als Hagrid dich in den Hof getragen hat. Er wollte losrennen, hat sich nicht mehr unter Kontrolle gehabt. Sie haben ihn auf die Krankenstation gebracht, aber er ist nicht verletzt. Es geht ihm gut.«
»Was?«, fragte Harry, seine Augen weiteten sich vor Schock. »Sie haben ihn... schocken müssen?« Ron nickte, seine Augen waren müde und voller Mitgefühl.
»Ja, er ist in Ordnung. Aber du solltest besser zu ihm gehen.« Harry spürte, wie sein Herz schneller schlug. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und eilte aus der Großen Halle. Seine Beine fühlten sich schwer an, als er die Treppen zum Krankenflügel hinaufrannte, und sein Atem ging schnell. Die Gedanken an Bill wirbelten in seinem Kopf herum. Er konnte sich nicht vorstellen, was dieser durchgemacht haben musste, als er sah, wie Hagrid ihn vermeintlich tot in den Hof getragen hatte. Und jetzt musste er einfach bei ihm sein. Als er die letzte Treppenstufe erreichte, kam er abrupt zum Stehen. Vor ihm, an einem Fenster, das den zerstörten Innenhof überblickte, standen Remus und Severus. Ihre Gesichter waren blass, ihre Augen weit vor Schock und Erschöpfung. Sie hatten offenbar alles mit angesehen.
»Harry...«, flüsterte Remus, als er ihn sah. Er machte einen Schritt nach vorne, und Harry konnte in seinen Augen die Erleichterung und das überwältigende Gefühl der Dankbarkeit erkennen. »Du lebst.« Severus trat ebenfalls näher, seine Augen waren voller unausgesprochener Gefühle, die Harry schon seit langer Zeit verstanden hatte.
»Wir dachten...«, begann Severus leise, seine Stimme brach beinahe, bevor er Harry an sich zog. Dieser nickte, seine Kehle war wie zugeschnürt, als er versuchte, die richtigen Worte zu finden.
»E-es ist vorbei«, sagte er schließlich, und obwohl er es ausgesprochen hatte, fühlte es sich noch immer nicht real an. Sacht löste er sich von seinem Vater.
»Ich muss zu Bill.« Remus und Severus sahen sich kurz an, dann traten sie beide zur Seite, gaben ihm wortlos den Weg frei. Sie wussten, dass er schnell zu Bill musste, und obwohl sie ihn am liebsten festhalten und nie wieder loslassen wollten, verstanden sie.
»Geh zu ihm«, sagte Remus sanft. »Wir werden hier sein.«
»Danke«, murmelte Harry, ehe er weiterlief. Die letzten Stufen zur Krankenstation kamen ihm wie eine Ewigkeit vor, aber schließlich erreichte er die Tür. Er öffnete sie und stolperte hinein. Das Chaos in dem Raum war erschreckend. Überall lagen Trümmer, zerbrochene Betten und verstreute Medizinflaschen. Es war, als hätte der Kampf auch hier seine Spuren hinterlassen. Doch mitten in diesem Durcheinander, in einem der wenigen intakten Betten, lag Bill. Allein. Harrys Herz machte einen Sprung, als er Bill dort liegen sah. Er schien zu schlafen, seine Augen waren geschlossen, und sein Gesicht war blass. Ohne zu zögern, stürzte Harry zu ihm und fiel beinahe auf die Knie neben dem Bett.
»Bill«, flüsterte er, während er seine Hand nahm und sie festhielt. »Bill, ich bin hier.« Er beugte sich über ihn und drückte seine Lippen sanft auf Bills Stirn.
»Wach auf, bitte«, flüsterte er und küsste ihn dann zärtlich auf die Lippen. Bill regte sich leicht, seine Lider flackerten, und dann öffneten sich seine Augen langsam. Er blinzelte, als müsste er sich vergewissern, dass er wirklich wach war.
»Harry?«, murmelte er verwirrt, seine Stimme war rau und brüchig. »Ich... ich muss träumen.«
»Nein«, flüsterte Harry, seine Hand umklammerte Bills, als würde er ihn nie wieder loslassen wollen. »Es ist kein Traum, Bill. Ich lebe.« Bill starrte ihn ungläubig an, seine Augen weiteten sich vor Schock und Erleichterung.
»D-du bist...«, begann er, doch seine Stimme versagte ihm, und Tränen sammelten sich in seinen Augen. »Oh Merlin, Harry.« Harry nickte, seine eigenen Tränen liefen ungehindert über seine Wangen.
»Ja, ich bin hier. Ich bin zurück.« Bill erhob sich langsam, seine Bewegungen waren schwerfällig und von Erschöpfung gezeichnet. Doch dann zog er Harry in eine feste Umarmung.
»Ich dachte, du wärst...«, brachte er hervor, seine Stimme zitterte vor unterdrückten Emotionen. »Ich dachte, du wärst tot. Als ich dich in Hagrids Armen sah... ich...«
»Ich weiß«, flüsterte Harry, seine Stimme war brüchig vor Gefühlen. »Aber ich bin nicht tot. Es ist vorbei. Voldemort ist tot.« Bill drückte ihn noch fester an sich, als könne er es immer noch nicht ganz begreifen.
»Ich dachte, ich hätte dich verloren«, murmelte er gegen Harrys Hals. »Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren.« Harry legte eine Hand in Bills Nacken, strich sanft durch sein Haar und drückte ihn näher an sich.
»Nie«, flüsterte er. »Du wirst mich nie verlieren.« Bill löste sich langsam aus der Umarmung, seine Augen suchten Harrys Gesicht, als wolle er sicherstellen, dass es wirklich real war.
»Ich kann nicht glauben, dass du lebst«, sagte er schließlich, seine Stimme war brüchig, aber in seinen Augen lag eine tiefe, unermessliche Liebe. »I-ich liebe dich so sehr, Harry.«
»Ich liebe dich auch«, antwortete Harry, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Und ich werde dich nie mehr verlassen.« Sie sahen sich für einen langen Moment an, ihre Hände immer noch fest ineinander verschränkt. Dann lehnte sich Bill vor und küsste Harry, ein langer, inniger Kuss, der all die Gefühle ausdrückte, die Worte nicht fassen konnten. Harry erwiderte den Kuss, fühlte, wie all die Anspannung, all der Schmerz und die Angst der letzten Stunden und Tage von ihm abfielen. Als sie sich schließlich voneinander lösten, lehnte Harry seine Stirn gegen Bills.
»Wir haben es geschafft«, flüsterte er. »Wir haben es wirklich geschafft.« Bill nickte, seine Augen glitzerten vor Tränen, doch ein schwaches Lächeln zog sich über seine Lippen.
»Ja, das haben wir. Zusammen.« Harry legte seinen Kopf auf Bills Brust und schloss für einen Moment die Augen. Es war ein Moment der Ruhe nach all dem Chaos, ein Moment, in dem sie beide einfach nur sein konnten – zusammen, in Sicherheit, in der Gewissheit, dass sie einander nie wieder verlieren würden.
»Ich dachte wirklich, du wärst ein Geist«, murmelte Bill leise. »Dass ich das nur träume.«
»Ich bin hier«, antwortete Harry, seine Stimme war sanft und voller Zuneigung. »Und ich werde nie mehr gehen.« Sie blieben so für eine Weile, inmitten der stillen Krankenstation, umgeben von den Überresten des Kampfes, aber in diesem Moment existierte nur die Liebe, die sie füreinander empfanden. Am Ende rettete Harry das, was Voldemort nie verstanden hatte – Liebe. Die Liebe seiner Eltern, die Liebe von Remus und Severus, die Liebe von Sirius, die Liebe seiner Freunde und die Liebe von Bill. Und eines wusste Harry all diese Liebe würde er nie wieder aus seinem Herzen lassen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro