Sechszehn
Eine zwei Meter hohe Schulmauer umsäumte die Gebäude und an der Ecke stand sogar ein Wachturm.
Ich traute meinen Augen nicht.
Das Ganze sah wirklich eher wie ein Gefängnis aus.
Alle Häuser waren aus roten Backsteinen, ebenso die Mauer. Der Wachturm war grau verputzt worden, was ihn von der Masse abhob.
Er wirkte trist.
Nur das Rot der Gebäude strahlte mit der Sonne um die Wette.
Allerdings wusste ich, dass der Schein trügte und auch die Backsteingebäude in Wahrheit grau und trist waren.
Sie würden mir keine gute Laune schenken können, allein weil ich diesen Ort von Anfang an hassen würde.
Hier musste ich mich ohne Verbündete durchschlagen, für mich und meine Freiheit kämpfen, und mich wieder zu alter Größe hocharbeiten.
Ich hatte in den Grundschuljahren einen Durchschnitt von 1,0.
Den würde ich wieder erreichen können, wieder erreichen müssen.
Für meinen Vater.
Für meine Mutter.
Für Tolim.
Für Saria.
Ich würde es für meine Familie tun, um ihnen zu helfen!
Weil ich sie liebe!
Bloß wie sollte ich das am besten anstellen, an einem Ort, an dem ich mich nicht wohl fühlte?
Allein der Stacheldraht, der noch auf dem Dach des Wachturmes trohnte, wirkte beängstigend.
Misstrauisch schaute ich zu meinem Vater. Hier wollte er mich wirklich lassen?
Mein Unmut meines neuen Wohnortes gegenüber stieg noch weiter an, als wir auf den Schulhof kamen.
Die Wachen am Tor, die zur Beaufsichtigung da waren, hatten es uns ja nicht schon schwer genug gemacht.
Nein, auf dem Schulhof mussten sich auch noch überwiegend Jungs aufhalten, die mir zum einen zeigten, dass Jungs schlimmer waren als Mädchen und deshalb in eine Notenbesserungsanstalt abgeschoben wurden. Natürlich lag es auch an ihrem Benehmen, konnte man es ihnen verübeln?
Zum anderen zeigte es mir, dass das Internat überwiegend für Jungs bestimmt war und der Mädchenanteil relativ gering zu sein schien.
Zum jetzigen Augenblick wusste ich noch nicht, ob mich das stören würde. Schließlich hatte ich nicht vor, lange hier zu bleiben und würde dementsprechend eher wenig von meinen neuen Mitschülern mitbekommen.
Also brauchte es mich eigentlich nicht zu interessieren, ob es nun mehr Jungs oder mehr Mädchen hier gab.
Ich trottete meinem Vater mit Saria auf dem Arm und Tolim an seiner Seite hinterher, während Nika neben mir her lief und die ganze Zeit mir ins Ohr flüsterte, wie süß die Typen doch seien und dass ich so ein Glück hätte und dass ich sie mir doch wenigstens mal anschauen solle.
Ich tat es ihr zuliebe, sah aber nur Dumpfbacken, genau wie bei unserer, oder eher meiner, alten Schule!
Während Nika dennoch weiter flüsterte und sich nicht von meiner schlechten Laune beirren ließ, führte mein Vater uns in eines der Gebäude, die zur Schule gehörten.
Nachdem wir einige Male falsch abgebogen waren und uns erst nach dem Weg erkundigen mussten, Nika schaffte es sogar, die Handynummer von dem dunkelhaarigen Typen zu ergattern, kamen wir endlich am Büro meines neues Rektors an.
Meine beste Freundin nahm mit meinen Geschwistern auf den Wartestühlen Platz, während mein Vater und ich hinein gebeten wurden.
Ein letzter unsicherer Blick meinerseits wanderte zu meiner Freundin, welche mich aber nur aufmunternd anlächelte.
Na gut.
Ich drehte mich entschlossen um und trat ein, bevor sich die Bürotür knarrend hinter mir schloss.
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